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Frage Nr. 40143 von 08.09.2025

Hallo, ich habe eine Frage zum Thema Vertrauen in der Psychotherapie (Traumatherapie). Ist es normal, dass man nach zwei Jahren Therapie immer noch in die Situation des Misstrauen gegenüber des Therapeuten kommt?
Manche Sitzungen laufen richtig gut und ich provitiere davon. In anderen Sitzungen mache ich dann wieder komplett dicht, rede nicht und bin völlig unproduktiv.
Mein Therapeut meint, ich zeige dieses Verhalten aus Angst - ein Anteil möchte mich damit schützen. Für mich fühlt es sich eher so an, als könnte ich ihm nicht vertrauen - das er mich nicht ernst nimmt, das er mir nicht richtig helfen kann oder das er mich nur als Geldgeber (ich bezahle die Therapie selbst) sieht.
Ich ärgere mich sehr über mein Verhalten (mein Dichtmachen), weil ich mittlerweile auch merke, wie ich von guten Sitzungen provitiere.
Ich mag dieses Auf und Ab in der Therapie nicht. VG (m, 39)

Unsere Antwort

Du merkst wie du von den Sitzungen profitierst. Gleichzeitig hast du misstrauische Gefühle und Gedanken zu deiner Therapie. Es gibt also mindestens zwei unterschiedliche Meinungen in dir.

Für deine misstrauische Seite, könntest du dir folgende Fragen stellen: Kennst du dieses Misstrauen schon lange? Wurde dein Vertrauen im Rahmen deiner traumatischen Erfahrungen verletzt? Sind das deine üblichen Gefühle und Gedanken, wenn du eine Person neu kennenlernst? Oder auch, wenn dir jemand nahe kommt? Machst du nur in der Therapie dicht? Oder kennst du das auch aus anderen Situationen? Falls JA, in welchen Stimmungen oder Situationen machst du dicht? Hast du Handwerkszeug, um dich aus der inneren Starre zu lösen?

Genauso wichtig sind folgende Fragen: Was hat er gesagt oder getan, dass dein Misstrauen wachruft? Wie kommst du darauf, dass er dich nicht ernst nimmt? Gab es konkrete Situationen, in denen du das Gefühl hattest, dass dein Therapeut dir nicht ‚richtig‘ helfen kann? Auf was musst du verzichten, bzw. wieviel Kraft musst du aufwenden, um die Therapie selbst bezahlen zu können? Möglicherweise ist der Einsatz dafür sehr (zu) hoch?

Die erste Fragengruppe spricht deine Erfahrungen und dein Innenleben an. Du hast Gewalttat(en) überlebt. Dazu musstest du Bewältigungsstrategien anwenden. Eine Bewältigungsstrategie ist auch das Dichtmachen. Nichts mehr sagen! Möglichst nichts fühlen! Nichts mehr zeigen, aber innen denken! Sich ganz auf sich selbst zurückziehen! Solche Verhalten helfen beim Überleben. Jetzt geht es in der Therapie wieder um die Traumatisierung. Möglicherweise zeigst du jetzt das gleiche Verhalten. Mit deinem Therapeuten zusammen könntest du lernen, dass das Dichtmachen bei Traumatisierungen hilft. Für die gewaltfreien Beziehungen ist  es aber eher störend.

Die zweite Fragegruppe solltest du auch bedenken. Wenn du Kritik an deinem Therapeuten hast, solltest du das mit ihm besprechen. Auch wenn die finanzielle Last zu gross ist, solltest du es mindestens besprechen. Seine Antworten auf dein Misstrauen ihm gegenüber könnten sehr überzeugend sein. Dann könntest du richtig fühlen, dass du ihm vertrauen kannst. Ergebnis könnte auch sein, dass dir dein Profit von jeder Sitzung bewusster wird. Vielleicht hilft auch, wenn Ihr Ziele formuliert und regelmässig überprüft, ob und wie du sie mit seiner Unterstützung erreicht hast.

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