Manchmal habe ich Angst, dass ich nie ein glückliches/ „normales“ Leben haben werde.
Es ist sehr vieles besser geworden, ich habe Unterstützung und arbeite sehr an mir, gehe aus meiner Komfortzone raus, probiere neue Dinge aus, lerne Menschen kennen. Mein Leben ist sehr viel bunter und offener geworden.
Und dennoch lastet das Alte manchmal unendlich schwer auf mir. Es macht mich sehr traurig, zurückzudenken.
bitte kürzen:
[...]
Jetzt bin ich 27, war nie in einer Beziehung, versuche meine Identität zu finden, meine sexuelle Orientierung usw.
— Was kann ich tun, damit es besser wird?
Damit ich mein Leben leben kann? Ich bin in Therapie, aber bin so schnell dysreguliert/ verliere meine Sprache/ dissoziiere, wenn über das Thema gesprochen wird.
— Ich mache SB und obwohl ich weiss, es ist normal, schäme ich mich. Fast jedes Mal wird es aber am Ende eine Art Reinszenierung von erlebter Gewalt mit dem Gefühl, es nicht anders verdient zu haben. Ich weiss nicht, wie das anders werden kann?
— Ist es „normal“ seine Erinnerungen/ seine Realität immer wieder zu hinterfragen? Insbesondere wenn die Familie in einer rosa Welt lebt und dort „alles im Reinen“ scheint, während bei mir nur ein Scherbenhaufen übrig ist? Wie kann ich mich festigen und mir selbst mehr glauben, weniger diesen quälenden Selbstzweifeln ausgesetzt sein?
danke
Unsere Antwort
Du hast dir schon sehr früh psychotherapeutische Hilfe geholt. Das ist ungewöhnlich und deutet darauf hin, dass du Ressourcen hast. Du scheinst auch zu wissen, was du brauchst. Am besten bringst du deine Wünsche und Bedürfnisse in deiner Psychotherapie zur Sprache. Dort ist der Lernplatz für die Regulation von Gefühlen, für den Umgang mit Dissoziationen und das Finden von Wörtern, wenn die Erinnerungen (über)mächtig werden. Du hast ja schon Verbesserungen erlebt. Auch das spricht dafür, dass du Ressourcen hast. Kann es sein, dass du noch etwas Geduld mit dir selbst lernen könntest? Du hast extrem viel Lebenserfahrung für dein Alter. Die muss in dir ja irgendwohin. Dafür brauchst du Platz und Zeit. Du schämst dich für deine sexuelle Erregung. Das ist verständlich. Schliesslich hast du mit sexueller Erregung Gewalt erlebt und bist tief beschämt worden. Du schreibst, dass du in deinem familiären Umfeld, in einer Kultur von Gewalt gelebt hast. Du musstest also mit überwältigenden Gefühlen umgehen lernen. Wahrscheinlich hat dir damals niemand beim Regulieren der starken Gefühle geholfen. Also musst du das jetzt selbst lernen. Gib dir dafür die notwendige Zeit. Von deinen Eltern hast du kein Verständnis bekommen. Sie bestehen bis heute auf einer rosafarbenen Welt, die nicht deine ist. Du musst also auch das Verständnis für dich und deine Bedürfnisse selbst lernen. Ebenso wirst du lernen, dich selbst zu beachten und wertzuschätzen. Nimm dich ernst! Dein Körper mit all seinen Gefühlen und Gedanken gibt dir Hinweise auf deine Identität und deine sexuelle Orientierung. Hör diesen Hinweisen zu und verleugne dich nicht. Nimm dein Leben in die Hand. Dann ist die Chance gross, dass du Glück erlebst und stolz auf dich bist. Auf jeden Fall solltest du deine Psychotherapie für deine Entwicklung nutzen.
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