Hallo lilli Team,
ich habe in letzter Zeit mehrere Fragen von (jungen) Frauen gelesen, die fragen, wie man einen Jungen/Mann so bläst, dass dieser einen Samenerguss hat. z.B. 39867, 40199, 39908 oder 40224.
Irgendwie fühlt sich das für mich als Mann so an, als würden diese Mädchen/Frauen das nicht machen, weil sie scharf drauf sind und das aus eigenem Genuss unbedingt wollen, sondern es klingt, als wären Männer, die zum Samenerguss geleckt werden, nur ein Haken auf einer Checkliste, um sich vor Freundinnen damit zu brüsten.
Natürlich schließt das eine das andere nicht aus und ich habe schon von vielen Frauen in Foren gelesen, dass sie den Oralsex sehr genießen, den Geruch und den Geschmack des Penis und die Optik, aber etwas verunsichern tun mich solche Fragen schon. Schließlich fürchtet man sich als Mann auch vor Ablehnung und möchte, gerade bei so einem intimen Körperteil, begehrt werden und nicht eine beliebig austauschbare Nummer auf einer Liste sein, mit der angegeben wird, dass man sie zum Samenerguss gebracht hat. Das ist sehr herabwürdigend. Es geht nicht um den Mann und seinen Körper und den Genuss der Frau, sondern um eine Aufwertung des eigenen Egos.
"In meiner Erfahrung ist es gar nicht so schwer, Jungs mit dem Mund zum Samenerguss zu bringen."
Das klingt schon fast pragmatisch, mechanisch und nicht so, als ginge es solchen Frauen um den eigenen Genuss und die große Lust und Erregung, den Mann zu schmecken, zu riechen, zu fühlen und seinen Körper schön zu finden.
Ich störe mich auch schon lange an dem Wort "Blowjob", weil das ja auch schon suggeriert, es wäre für Frauen kein Genuss, sondern Arbeit. Das ist schon sehr respektlos und kränkend für den männlichen Körper. Aber okay, unsere Gesellschaft ist sowieso bedacht darauf, den männlichen Körper und Oralsex an ihm so scheiße darzustellen wie es nur geht. Guckt einfach mal, wie oft das Blasen im TV für die Frau schön, lustvoll, genussvoll und erregend dargestellt wird (mir ist spontan keine einzige Szene im Kopf) und wie oft es als Zumutung, Erniedrigung und ekelhaft dargestellt wird. Keine Ahnung, ob man Frauen die Lust darauf madig machen will?
Unsere Antwort
Was du beschreibst, ist eine wichtige Beobachtung. Viele junge Menschen sind unsicher, wenn es um Sexualität geht, und orientieren sich stark an dem, was sie glauben, was von ihnen erwartet wird. Dass Fragen nach wie mache ich es richtig oder Cunnilingus: Wie lecke ich eine Frau? dann eher technisch klingen, kann irritieren – das verstehe ich gut. Wenn ich dich richtig verstehe, verunsichert dich weniger der Oralsex selbst, sondern die Art, wie darüber gesprochen wird. Stimmt das?
Du schreibst, es fühle sich so an, als würden manche junge Frauen Oralsex „für eine Checkliste“ machen. Dahinter steht häufig die Annahme, Oralsex sei vor allem eine Fähigkeit, die man erfüllen müsse. Diese Haltung kann Druck erzeugen – auf beiden Seiten. Dem könntest du weiter auf die Spur gehen: Führt dich dieser Gedanke eher zu dem Thema gesellschaftlicher Rollen? Oder hat es eher mit der Befürchtung zu tun, selbst nicht begehrt zu werden? Viele Menschen – egal welchen Geschlechts – erleben Sexualität zunächst als etwas, das sie „performen“ müssen. Du könntest dich fragen: Welche Art von Sexualität möchtest du erleben, die sich weniger technisch und mehr nach etwas anfühlt was beide gleichermaßen genießen. Vielleicht interessiert dich dazu dieser Text.
Du erwähnst auch die Angst vor Ablehnung, vor allem bezogen auf ein so intimes Körperteil wie den Penis. Diese Sorge kennen sehr viele von uns Männern. Manche setzen den Penis unbewusst mit dem eigenen Wert gleich, obwohl wir als Person viel mehr sind als ein Körperteil. Wir sind auch viel mehr als unser Körper. Mich würde interessieren: Gibt es Situationen, in denen du deinen Körper als begehrt oder schön erlebt hast? Was davon könntest du wieder stärker wahrnehmen? In diesem Text kannst du erfahren, wie du dich noch besser fühlen kannst in deinem Körper.
Deine Beobachtung über Medien ist ebenfalls wertvoll. Du hast ein Missverhältnis entdeckt: Oralsex an männlichen Personen wird oft als Zumutung oder etwas Unangenehmes gezeigt, während weibliche Lust – zum Beispiel wenn eine Person mit Vulva geleckt wird – viel seltener sichtbar ist. Das hat wenig mit unserem echten Leben zu tun, beeinflusst aber, wie Menschen ihr eigenes Begehren wahrnehmen. Wie ist es bei dir? Hast du das Gefühl, sie prägen deine Sicht?
Schau einmal, ob du mit diesen Gedanken etwas anfangen kannst. Wenn du magst, kannst du uns gern wieder schreiben. Gib dann bitte die Nummer dieser Frage an.
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