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Frage Nr. 40437 von 23.11.2025

zu Frage 40393:
Liebes Lilli-Team,
Vielen Dank für den Tip mit Nottwil! Meine Hausärztrin wird mich dort anmelden.
Ja, mit IAD meine ich Inkontinenz-assoziierte Dermatitis.
Könntet ihr Hilfsseiten machen mit:
- Intimpflege bei starker Inkontinenz (wie kann man selber Intimpflege machen, vor allem bei der Mens; was passiert bei der Intimpflege durch eine Pflegefachperson)
- Gewalt durch Pflegefachpersonen (wie kann man jemand potentiell gefährliches erkennen? Wie kann man sich bei der Pflege vor Gewalt schützen bzw. sich dagegen wehren? Wie unterscheidet man absichtliche Gewalt und "versehentliche", zB. weil jemand gestresst oder überfordert ist und deshalb sehr grob oder aggressiv?)
Eine Frage von mir ist noch: wie kann ich meinen Körper geniessen und trotzdem Intimpflege durch jemand anderes aushalten? Wenn ich meinen Intimbereich verwöhne wird er doch empfindlicher - wird dann Intimpflege nicht noch unangenehmer?
Ihr seid wirklich prima!!! Vielen Dank für eure vielen Antworten und Hilfsseiten!
(Weiblich, 41 Jahre)

Unsere Antwort

Wir nehmen deine Vorschläge für weitere Infotexte gerne entgegen und schauen, was wir davon umsetzen können. Vielen Dank dafür. Wir freuen uns sehr über solche Rückmeldungen von Leser*innen. Das hilft uns, zu verstehen, wo Menschen bisher noch keine Hilfe finden.

Es freut mich ausserdem zu lesen, dass dir unser Tipp geholfen hat.

Neben Inkontinenzmaterial und Intimpflege bei Inkontinenz empfehlen wir eine ärztliche Beurteilung, um die Situation möglicherweise verbessern zu können. Im Kapitel Körperpflege findest du bereits einige Informationen zum Beispiel auch im Infotext Intimpflege: Wie pflege ich meine Vulva und Vagina?.

Vielleicht sind für dich auch die Infotexte im Kapitel Schluss mit Gewalt hilfreich, zum Beispiel Was zählt als sexuelle Übergriffe und sexuelle Gewalt?, Unterstützung und Beratung bei Gewalt, das Kapitel Wie schütze ich mich vor sexueller Gewalt? oder auch das Kapitel Verarbeitung von Trauma und Gewalt

Es ist häufig schwierig, zwischen absichtlicher und vorsätzlicher Gewalt zu unterscheiden. Das ist eine Aufgabe von Juristen im Rahmen der Rechtssprechung. Wichtig für dich ist: Unabhängig davon, weshalb Gewalt passiert, darfst du dich jederzeit äussern. Du darfst immer sagen, wenn dir etwas weh tut, auch bei der Körperpflege. Allenfalls benötigt die Körperpflege bei dir mehr Zeit und der Bedarf kann dementsprechend angepasst werden. Oder es lässt sich bestenfalls durch eine Rückmeldung an die Leitung bewirken, dass die Pflegefachkräfte mehr Zeit bekommen für die Körperpflege bei dir oder die Planung kann zum Wohle aller optimiert werden. Das geht nicht immer, aber einen Versuch ist es wert.

Ich vermute aus deiner letzten Antwort, dass du dein Gefühl im Körper wie abschaltest, wenn du gepflegt wirst. Das ist eine Fähigkeit, die du einsetzen kannst. Du ziehst das Bewusstsein aus diesen Körperstellen heraus. Du kannst auch das umgekehrte lernen. Wenn dich das näher interesiert, schreib uns gern wieder.

Wie es gelingt, den eigenen Körper zu geniessen auch wenn er, wie in deinem Fall, bei der Körperpflege Schmerzen verursacht, lässt sich schwer allgemein beantworten. Das ist für jede Person ein anderer Prozess. Du könntest als ersten Schritt unseren Text Wie gewinne ich meinen Körper und meine Sexualität zurück? lesen und mal schauen, was du mit den beschriebenen Tipps anfangen kannst. Hier kann sich auch eine psychotherapeutische Begleitung lohnen. Wenn Schmerzen weiterhin bleiben, auch nachdem die Inkontinenz verbessert wurde und die Haut und Schleimhäute in einem gesunden Zustand sind, gibt es falls notwendig spezielle schmerzmedizinische Therapien. Da können dich deine behandelnden Ärzt*innen beraten.

Wenn du dich verwöhnst, darfst du gut auf dich und deinen Körper hören. Damit du beim Verwöhnen ein angenehmes Gefühl und Erlebnis hast. Du spürst dich dann besser. Dieses gute Gespür für dich kann dir auch bei der Körperpflege helfen, dich gezielter mitzuteilen. Manchmal hilft dies auch, um zu sagen, wo es weh tut und wo vielleicht auch nicht. Du lernst so noch deutlicher zwischen angenehmen Berührungen und unangenehmen Berührungen zu unterscheiden. Das ist eine Unterscheidung, an der unser Nervensystem und unser Gehirn massgeblich beteiligt sind. An den Sinneszellen der Haut ändert sich grundsätzlich nichts. Es kann also gut sein, dass die Intimpflege nicht unangenehmer wird, sondern so bleibt und hoffentlich im Verlauf weniger schmerzhaft wird. Wenn du dir bereits vorstellen kannst, dass dein Intimbereich und Körper auch lustvolle Erfahrungen geniessen können, neben den aktuell vorhanden Schmerzen bei der Körperpflege, ist das ein wichtiger Schritt.

Als Hintergrundwissen empfehle ich dir, dich mit dem Schmerzgedächtnis vertraut zu machen:

Wie entsteht ein Schmerzgedächtnis?

Bild zweier Nervenzellen mit Zoom auf die Synapse, welche zwischen den Nervenzellen liegt.

Nehmen wir an, du erlebst in einer Region viele Schmerzen. Dann interpretiert dein Gehirn nicht mehr offen, was da kommt. Sondern es neigt dazu, es als schmerzhaft zu interpretieren. Das nennt man Schmerzgedächtnis.

Unser Gehirn nimmt normalerweise alles mal ganz offen auf, was wir an Nervenstimulationen erfahren. Es bewertet es dann, und du erlebst es in der Folge in einer ganz bestimmten Qualität (zum Beispiel als angenehm oder unangenehm). Das ganze passiert in Bruchteilen von Sekunden. Wenn du nun in einer Region viele Schmerzen erlebt hast, ist dieser Ablauf verkürzt: Alle Nervenstimulationen in dieser Region werden vom Gehirn nicht neu bewertet, sondern ganz automatisch der Kategorie "Schmerz" zugewiesen. Das kannst du aber auch wieder umlernen durch viele Wiederholungen von angenehmen oder neutralen Empfindungen.

Bild von einer Frau, einer Nervenzelle und einem Gehirn. Überschrift: Kommunikation zwischen Genitalien und Gehirn Text: In den Genitalien gibt es sehr viele Nerven, deren Endigungen (die Rezeptoren) auf viele unterschiedliche Reize reagieren. Manche reagieren auf Reibung und Streicheln, andere auf Druck, auf Bewegung, auf Anspannung bestimmter Muskeln, auf Schmerz und so weiter. Wenn eine Nervenendigung stimuliert wird, sendet sie eine Nachricht (einen Impuls) an das Gehirn.

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