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Frage Nr. 40510 von 05.12.2025

Liebes Team,

ich w/28 schreib Euch, weil ich keine Ahnung habe, an wen ich mich wenden soll. Vor zwei Jahren kam ich in eine sehr toxische wie auch narzisstische Beziehung. Diese ging auch zum Glück noch 2023 zu Ende. Leider hat er mich zu sexuellen Handlungen überzeugt, die ich eigentlich nicht tun wollte. Darunter ihm einen zu blasen ohne Kondom (er ist nicht gekommen). Sex hatten wir nur mit Kondom. Am Anfang der Beziehung konnte ich ihn von einem HIV Heimtest überzeugen, den wir zusammen gemacht haben, dieser war negativ.
Leider habe ich doch große Angst vor STI‘s und vor allem HIV. Ich habe nach einem halben Jahr (nach Ende der Beziehung) bei Remi mir ein Testkit bestellt. Alles war negativ auch inklusive HIV. Mein Arbeitgeber hat mir etwas später auch einen kostenlosen HCV wie HIV Test ermöglicht, die auch beide negativ waren (richtig mit abgenommenen Blut). Leider habe ich immer wieder Angst, dass da etwas vertauscht wurde und ich doch nicht negativ bin. Klingt total absurd, aber es liegt auch glaube ich daran, dass ich so schlecht behandelt wurde in der Beziehung und dies sehr lange aufarbeiten musste bzw. aufgearbeitet habe.
Könnt ihr mir einfach eine reelle Einschätzung geben?

Unsere Antwort

Bezüglich HIV besteht bereits Gewissheit. Du hast genug Tests gemacht, damit du klar sagen kannst, du hast kein HIV. Du erkennst bereits selbst, dass deine Angst in deinen Worten "absurd" ist.

Missbräuchliche Beziehungen gehen mit einer hohen Ambivalenz einher. Es ist eine schwierige Situation, weil du mitgemacht hast. Viele haben noch lange Zeit mit Schuldgefühlen zu tun, nachdem sie sich aus einer solchen Beziehung gelöst haben.

Du hattest gute Gründe, weshalb du bei der Beziehung mitgemacht hast. Nimm das auch ernst. Wir haben häufig ganz unterschiedliche Bedürfnisse. Auch widersprüchliche Bedürfnisse gehören dazu. Da will ein Teil von dir unbedingt in der Beziehung bleiben und der andere Teil möchte sich lösen. Vielleicht willst du die Beziehung, um dich sicher zu fühlen oder ihr es gut miteinander habt, du willst in die Beziehung investieren oder hast Angst vorm Alleinsein... Da hast du Sachen gemacht, die du eigentlich nicht machen wolltest. Es ist wichtig, dass du da ein Verständnis für dich hast. Ich rede von Selbstmitgefühl. Es geht um ein Ja zu dir und deinen Entscheidungen der Vergangenheit. Ja, du hast mitgemacht und du hattest deine Gründe und heute weißt du vieles besser. Du brauchst Mitgefühl für die Tatsache, dass du dich auf eine Art benommen hast wo du dich hinterher fragst: wie konnte ich nur?

Es ist toll, dass du dich gelöst hast. Ich hoffe, dass das eine Lernerfahrung für dich ist, die dir zeigt wie komplex Bedürfnisse in Beziehungen und rund um Sex sind. Solche Bedürfnisse widersprechen sich häufig und im Nachhinein sind wir sowieso schlauer.

Du bist schon gut weitergekommen. Was wir häufig beobachten bei Menschen, die sich aus einer missbräuchlichen Beziehung lösen, ist ein Wunsch nach Strafe dafür, dass sie da mitgemacht haben. Denn sie haben mitgemacht, obwohl sie eigentlich nicht wollten. Ich weiss nicht, ob ich da bei dir richtig liege.

Wie kommt das, was ich schreibe, bei dir an? Du kannst uns einfach wieder schreiben. Gib dann bitte die Nummer dieser Frage an.

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