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Frage Nr. 32962 von 30.05.2021

Hallo.

Ich habe ein Problem in meiner Beziehung und versuche mal, die Rahmenbedingungen übersichtlich zusammenzufassen:
- wir sind seit 8 Jahren zusammen
- waren vorher schon sehr gut befreundet
- ich kann mir nicht vorstellen, mich mit jem. anderen besser zu verstehen
- wir wohnen seit 3 Jahren zusammen
Der Hauptteil ist sehr lang geworden und ich möchte euch bitten, den zu kürzen

Da er unter Depressionen litt , gab es viele Hürden, bei denen ich ihm immer zur Seite stand.
Die Depression hat unsere Beziehung z.T. aber sehr belastet und es haben sich Kleinigkeiten angestaut, die ich nicht aussprechen konnte, weil ich nicht wollte, dass es ihm schlechter ging. Vor einem halben Jahr hat es dann ganz schön zwischen uns gekracht und endlich, endlich konnte ich alles sagen, das zwischen uns stand und mich wütend gemacht hat. Wir haben diesen Konflikt ausgetragen und uns im Anschluss vertragen und beschlossen, an unserer Beziehung zu arbeiten, was wunderbar!!! funktioniert hat, es ist toll, wir nehmen Rücksicht aufeinander, er teilt viel mehr mit mir bzgl der Depression und wir haben einfach Spaß zusammen. Kurz: wir sind glücklich.

Es ist so, dass mich die Zeit, in der es mit der Depr. wirklich schlimm war, enorm belastet hat. (...)

Ich habe es soweit gut verarbeitet (und auch nciht alles allein durchgemacht, hatte jemanden zum reden).

Manchmal im Alltag kommt es vor, dass er etwas später aufsteht, dann merke ich richtig, wie ich leicht "Panik" oder sowas bekomme, weil ich daran denke "Oh gott was ist wenn er nicht aufstehen kann". Obwohl ich weiß, dass er das kann. Er kann das jetzt wieder. Aber dieses Gefühl... mir wird schwindelig und schlecht gleichzeitig.
Oder wenn er mir mal nicht sagt, wohin er telefoniert, denke ich wieder gleich, dass er etwas vor mir geheim hält. Versteht mich nicht falsch, er muss mir nicht alles sagen. Ich werde dann nur manchmal in die Situation hineinversetzt. Und an manchen Tagen bin ich dann richtig enttäuscht und innerlich auch ein bisschen wütend, weil ich denke, dass es wieder so wird, dass er mir nichts mehr sagt und sich nur verkriecht.
Ich habe schon vorsichtig versucht, es anzusprechen, und er hat mir gesagt, dass alles ok ist und er mich liebt und ich doch auch Bescheid weiß und er doch auch mal Dinge für sich machen kann oder so, und dass er meine dann häufigen Nachfragen, ob alles klar sei o.Ä, etwas nervig findet. Und dann wiederum fühle ich mich schlecht, weil ich ja nicht nervig sein will. Es hat mich damals nur alles so fertig gemacht, in manchen Augenblicken bekomme ich dann einfach Panik und dann reagiere ich irgendwie über.
Könnt ihr mir helfen? Ich möchte keine Therapie machen (bin überzeugt davon, es so zu schaffen) und will auch nicht ständig mit meinem Freund mit meinen Sorgen, die ja mit seiner damaligen Situation zu tun haben, besprechen. Es ist toll, dass es ihm so viel besser geht.

Wie könnte ich mcih im Alltag daran erinnern, dass alles okay ist und diese Panik schneller loswerden? Atmenübungen helfen mir nur begrenzt, die Angst ist dann einfach zu stark...

Seit wir uns wieder so gut verstehen, also vertragen haben und es sich so gut gehalten hat, habe ich auch wieder höhere Erwartungen an seine Launen und an sein Verhalten. D.h wenn er mal meckert oder sich etwas lauter über etwas aufregt, find ich das total doof. Ich mag es nicht, wenn man sich laut über etwas aufregt und dann bin ich auch innerlich wütend. Weil sich über etwas aufzuregen für mich irgendwie nicht attraktiv ist. Reagiere ich hier über? Es kommt selten vor, dass er mies drauf ist. Und vielleicht erinnert es mich auch nur zu sehr an damals, als er wegen Kleinigkeiten an die Decke gegangen ist. Ich weiß es nicht. Ist nicht jeder mal (so alle 3 Wochen?!) genervt und regt sich auf? Bevor ich zB meine Periode bekomme, rege ich mich auch manchmal ein wenig auf, zwar nicht laut, aber ich bin gereizt. Manche Menschen behalten es halt nicht für sich, sondern brüllen mal los ("Boah, was soll die Scheiße!!!!") Sollte ich mir sagen, dass so ein Verhalten für mich nicht geht? Ich muss sagen, dass ich sowieso im Moment wegen Corona selbst nicht immer soo gut drauf bin und mir dann vllt. auch vieles etwas zu sehr zu Herzen nehme. Ich habe auch Hobbys, aber die sind auch meistens am Computer. MeIn Freund hat schon gesagt, dass er das nicht mir gegenüber böse meint, wenn er sich mal aufregt. Und es kommt ja wirklich nicht so oft vor und er ist jetzt auch nicht "cholerisch" oder so was, ich weiß nur nicht, wie ich damit umgehen soll.

Könnt ihr mir helfen?
Die Hauptfrage ist: Wie kann ich für mich persönlich am besten mit all dem umgehen? Ich liebe meinen Freund und ich will doch eigentlich gar nicht wütend sein oder Angst haben. Manchmal überkommt es mich einfach und durch Corona habe ich auch kaum sportliche Ventile, mit denen ich das abbauen könnte.

Unsere Antwort

Deine Frage wirft bei mir viele Fragen auf. Ich möchte sie dir stellen und fände es schön, wenn du mir darauf, unter Angabe dieser Fragenummer, antworten könntest.

Du schreibst, dass du deinem Freund alles gesagt hast, was sich aufgestaut hat. Du schreibst, dass ihr beschlossen habt, an der Beziehung zu arbeiten. Das klingt super. Aber was du danach schreibst, klingt anders. Du hast sehr krasse (schlimme!) Dinge beschrieben (die ich herausgekürzt habe), die er und seine Eltern mit dir gemacht haben. Diese Dinge belasten dich immer noch - und zwar so, dass dich das ziemlich beeinträchtigt und die Beziehung überschattet. Weiss das dein Freund? Es würde mich interessieren, was du vor einem halben Jahr mit ihm besprochen hast. Und was du für dich behältst. Die Dinge, die du uns geschrieben hast - hast du die auch deinem Freund mitgeteilt?

Das bringt mich zur nächsten Frage: Was heisst das für dich, an der Beziehung arbeiten? Was machst du, und mit welchem Ziel? Wie arbeitet ihr an der Beziehung? Gehört für dich da auch Offenheit und Ehrlichkeit dazu?

Und dann: Findest du, dass eine Depression eine Person aus der Verantwortung für ihr Verhalten entzieht? Wie weit darf eine Person für dich gehen, wenn sie eine Depression hat? Wie viel meinst du, dass du tolerieren müsstest? Wie viele Prozent Verantwortung trägt eine depressive Person für ihr Verhalten?

Und schliesslich: Wie ernst nimmst du dich? Wie ernst nimmst du deine Grenzen? Wieviel Mitgefühl hast du dir selbst gegenüber? Du möchtest deinen Freund nicht belasten - zu welchem Preis? Du möchtest keine Therapie machen und sagst dir, dass alles okay ist, auch wenn es das überhaupt nicht ist - warum? Warum gelingt es dir nicht, bessere Selbstpflege zu machen? Du merkst, dass du z.B. Sport und Bewegung brauchst. Was hält dich davon ab, das zu tun, was du brauchst?

Ja, du siehst, ich habe Fragezeichen über Fragezeichen in meinem Kopf... Es würde mich freuen, wenn du nochmal schreiben würdest.

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