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Frage Nr. 33048 von 12.06.2021

Hallo,
ich habe mir Gedanken darüber gemacht, wie Sex und Liebe zusammenhängen oder nicht. Auf eurer Seite habe ich den Artikel gelesen, wer wen erregt beim Sex. Das passt auch zu meinem Gefühl, dass eigentlich Sex immer etwas sehr selbstbezogenes ist, obwohl man mit einer anderen Person ganz intensiv und eng zusammen ist. Liebe scheint mir dagegen etwas zu sein, das viel mehr auf die andere Person, ihre Gefühle und Bedürfnisse bezogen ist. Es ist also eher das Gegenteil von Sex. Kann es sein, dass deshalb Sex zwischen Menschen, die sich wirklich lieben, nicht funktioniert? Denn jemanden den man liebt benutzt man doch nicht so egoistisch für die Befriedigung der eigenen Lust?
Vielen Dank für Eure Arbeit!

Unsere Antwort

Ich glaube, du schliesst von dir auf andere Menschen. Kann das sein? Lies mal, wie es sich für dich anhört, wenn ich deine Frage umschreibe: "Das passt auch zu meinem Gefühl, dass eigentlich Sex bei mir immer etwas sehr selbstbezogenes ist, obwohl ich mit einer anderen Person ganz intensiv und eng zusammen bin. Liebe scheint mir dagegen etwas zu sein, das viel mehr auf die andere Person, ihre Gefühle und Bedürfnisse bezogen ist. Ich erlebe es also eher als das Gegenteil von Sex. Kann es sein, dass deshalb Sex nicht funktioniert, wenn ich jemanden liebe? Denn jemanden den ich liebe, benutze ich doch nicht so egoistisch für die Befriedigung meiner eigenen Lust?"

Der Grund, warum ich das umgeschrieben habe: Es gibt sehr, sehr viele Menschen, bei denen funktioniert Sex sehr gut, wenn sie jemanden lieben, und sie können Sex und Liebe sehr gut verbinden. Sie erleben Sex nicht als etwas Selbstbezogenes, Egoistisches, sondern als etwas Intimes, in dem sie sehr starke Verbundenheit mit der anderen Person spüren und sehr gut auf die andere Person eingehen können.

Und trotzdem bist du kein Einzelfall: Für die Verbindung aus sexueller Erregung und Intimität/Liebe braucht es gewisse Voraussetzungen. Die wichtigste ist eine Technik der sexuellen Erregung, in der eine lockere, entspannte, positive Haltung gegenüber der anderen Person möglich ist. Angenommen, deine Technik geht mit viel Muskelspannung einher, und du erlebst Sex als etwas eher "Hartes", wo wenig positive Emotionalität Platz hat. Dann passen Sex und Liebe überhaupt nicht zusammen.

Das hängt mit deinem vegetativen Nervensystem zusammen: Körperanspannung assoziieren dein Kopf und dein Organismus mit Gefahr. Das startet eine ganze Kette an Reaktionen. Unter anderem siehst du dann dein Gegenüber eher als Feind, und Liebesgefühle haben überhaupt keinen Platz. Lockere Bewegung hingegen beruhigen deinen Kopf und deinen Organismus, das schmeckt nach Sicherheit und nach "Easy, uns gehts gut miteinander". Jetzt haben soziale Gefühle wie Liebe Platz.

Das ist ein wichtiger Grund, warum wir auf unserer Website so oft davon schreiben, wie gut Bewegung beim Sex ist: Wenn du lernen möchtest, Liebe und sexuelle Erregung unter einen Hut zu bringen, empfehle ich dir, dass du deine Erregungstechnik erweiterst und mehr Bewegung reinbringst. Lies bitte diesen Text für Frauen oder diesen Text für Männer.

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