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Frage Nr. 34876 von 19.04.2022

Hi liebes Lilli Team,
danke erstmal für eure Arbeit hier, ich denke damit macht ihr sehr viele Menschen glücklich und selbstbewusster.

Zu meiner Frage:
Um es kurz und knackig zu formulieren, Ich (20) bin seit ca. 5 Jahren mit meinem Freund (21) zusammen und finde ihn in letzter Zeit zunehmend unattraktiv. Zum einen, weil er sich ziemlich gehen lässt (15 kg zugenommen, rasiert sich nicht mehr) zum anderen gibt es auch hygienische Gründe (riecht untenrum häufig nach Urin und Fisch, riecht unter den Achseln häufig unangenehm).

Die hygienischen Sachen habe ich direkt angesprochen, da ich das einfach eklig finde und es mir die Lust an körperlicher Nähe nimmt. Er kriegt es nicht immer in den Griff, aber er arbeitet dran. Die anderen Dinge weiß ich nicht, ob ich sie ansprechen soll. Bin ich da zu oberflächlich? Wenn ihm es besser gefällt sich nicht zu rasieren, ist das ja sein gutes Recht.

Ein anderer Grund dafür, dass ich ihn nicht mehr so attraktiv finde, könnte sein, dass ich lange Zeit eine Angststörung aufgrund von schlechten sexuellem Erfahrungen hatte. Ich bin mit ihm durch diese Zeit gegangen und habe teilweise aus pflichtgefühlen mit ihm Sex gehabt. Wenn wir jetzt Sex haben, sind diese Erinnerungen zumindest kurzzeitig immer präsent.

Was kann ich tun um das zu ändern? Das hat ja nichts mit ihm zu tun.

Sollte ich ihn darauf ansprechen, dass ich ihn unattraktiver finde? Ich merke mit der Zeit nämlich immer mehr, dass ich mich viel mehr nach anderen Seiten umschaue. Dass das Bedürfnis immer größer wird mal mit anderen Leuten zu schlafen. Denkt ihr das hat was damit zu tun?
Vielen Dank im Voraus! :)

Unsere Antwort

Es freut mich, dass du unsere Arbeit gut findest.

Deine Frage ist schwierig, weil sie vielschichtig ist. Ich sehe da drei Themen: 1) deine Erfahrungen in der Vergangenheit 2) dein Umgang mit deinem Freund 3) dein Alter. Ich gehe sie der Reihe nach durch.

1) Ich vermute, dass du während der schlechten sexuellen Erfahrungen körperlich in einem Zustand der Anspannung oder Erstarrung und Passivität warst. Ich kann mir gut vorstellen, dass du mit deinem Freund in einem ähnlichen Zustand warst, als du aus Pflichtgefühlen mit ihm Sex hattest. Und die Frage ist, in welchem körperlichen Zustand bist du jetzt, wenn du mit ihm Sex hast? Bist du aktiv? Bewegst du dich? Nimmst du das Szepter in die Hand? Unser Gehirn erinnert sich besser an schlimme Erlebnisse, wenn wir den Körper in einen ähnlichen Zustand versetzen wie damals. Ich würde dir also empfehlen, dass du dir genau überlegst, was du mit deinem Körper machst beim Sex. Und dann lies diesen Text über Bewegung beim Sex. Von dort wirst du auf Texte mit Übungstipps verlinkt.

2) Wenn du deinem Freund etwas verschweigst und vormachst, nimmst du ihm die Möglichkeit, zu entscheiden, wie er mit dir als echter Person umgehen möchte. Ich empfehle dir daher Ehrlichkeit. Du kannst Dinge auf eine verletzende Weise sagen, du kannst sie auch auf eine positive Weise sagen. Also statt ihm zu sagen, dass es dir nicht gefällt, dass er sich nicht rasiert, kannst du ihm sagen, dass es dir sehr gefällt, wenn er sich rasiert. Vielleicht rasiert er sich ja gern für dich, wenn er weiss, dass das für dich wichtig ist.

3) In deinem Alter ist die Neugier auf andere, neue Beziehungen absolut nachvollziehbar. Du bist ja gerade dabei, die Welt zu entdecken - um so mehr, wenn du aus einer Angstphase auftauchst. Du bist jetzt seit fünf Jahren mit deinem Freund zusammen, das ist eine sehr lange Zeit. Das heisst: Das Bedürfnis, mit anderen Leuten zu schlafen, könnte damit zusammenhängen. Viele Menschen erleben Phasen, wo sie sich nicht sicher sind ob oder wie sie eine Beziehung weiterführen möchten. Ich empfehle dir dazu diesen Text zum Thema Schlussmachen - ja oder nein?

 

 

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