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Frage Nr. 36016 von 01.12.2022

Wenn ich mit meinem Partner schlafe, ist mir aufgefallen das er immer seine Augen geschlossen hat. Ich beziehe das auf mich,dass er an jemanden anders denken muss um auf sein Höhepunkt zu kommen. Den er blickt mich nicht einmal an. Könnte das ein Zeichen sein,dass er mich nicht Attraktiv findet?

Unsere Antwort

Ich vermute jetzt mal, dass du eine Frau bist. Es kann verschiedene Gründe haben, wieso dein Partner seine Augen schließt beim Sex. Ich teile mal ein paar meiner Gedanken dazu:

1) Die Augen zu schließen kann beim Spüren helfen, also beim Wahrnehmen des eigenen Körpers und des eigenen Erlebens. Das ist für die sexuelle Erregung und den sexuellen Genuss eigentlich sehr förderlich. Wenn wir Menschen etwas richtig genießen wollen, dann schließen wir oft automatisch die Augen. Sei es unter der warmen Dusche, oder wenn wir ein Stück leckere Schokolade essen. Vielleicht kennst du das von dir auch?

2) Menschen unterscheiden sich darin, was sie erregt. Für manche ist es wichtig, sich auf das eigene Erleben konzentrieren zu können und eher bei sich zu sein. Für andere ist die Verbindung mit dem*der Partner*in sehr erregend und sie suchen daher zum Beispiel viel Blickkontakt. Natürlich ist es oft auch eine Mischung von mehreren Erregungsquellen. 

3) Die Augen zu schließen, kann auch darauf hindeuten, dass man gerade Fantasien nutzt, um die sexuelle Erregung weiter zu steigern. Deine Befürchtung ist ja, dass er an jemand anderen denkt. Das ist möglich. Hierbei muss es sich nicht um eine reale Person handeln. Viele Menschen erfinden in ihren Fantasien Personen, um ihrer Erregung zu steigern. Das bedeutet meist nicht, dass sie ihre tatsächlichen Partner*innen nicht attraktiv finden. Es gibt auch andere Arten von Fantasien und Bildern, die gar keine spezifische Person beinhalten. Sexuelle Fantasien sind eine Erregungsquelle und können somit die Sexualität bereichern. Wenn sie allerdings zu viel Raum einnehmen, weil sie die zentrale Erregungsquelle sind für eine Person, kann das die Paarsexualität auch beeinträchtigen. Zu sehr in Fantasien abzudriften, kann die sexuelle Verbindung zueinander stören. Manche Fantasie-Inhalte können zudem die emotionale Begegnung und liebevolle Verbindung beim Sex erschweren. Oft geht das mit einer bestimmten Art, sich zu erregen, einher, die viel mit Druck und Muskelspannung zu tun hat. Wir haben einen ausführlichen Text zu sexuellen Fantasien geschrieben, den ich dir sehr empfehle.

4) Wie verhält sich dein Partner denn, wenn ihr gerade nicht Sex habt? Schaut er dann auch weg von dir? Oder wendet es sich gern dir zu, sucht deine Nähe und berührt dich gern? Wenn ja, findet er dich auf jeden Fall attraktiv.

5) Wie attraktiv findest du dich selbst? Es ist völlig verständlich, dass du dir Bestätigung von deinem Partner wünschst, aber es ist auch sehr wichtig, deine Selbstsicherheit und Eigenständigkeit zu stärken. Du kannst etwas dafür tun, dich selbst attraktiver zu finden.

6) Ich möchte dich ermutigen, deine Partner darauf anzusprechen. Such das Gespräch mit ihm und nimm dabei eine neugierige Haltung ein. Mach ihm also keine Vorwürfe, sondern sprich von dir: deine Beobachtung, deine Gefühle und Sorgen. Dann versuch, wirklich zuzuhören und zu verstehen, wenn er dir erklärt, was beim ihm passiert. Gemeinsam könnt ihr herausfinden, wie ihr mehr Begegnung und Verbindung beim Sex erleben könnt. Erzählt einander, was euch erregt, und probiert auch neue Dinge aus. Vielleicht probierst du mal, wie es ist, die Augen zu schließen und er probiert, wie es ist, die Augen offenzulassen. Experimentiert beim Sex mit Berührungen, Abläufen, Worten, und allem, was euch sonst noch einfällt. Neues zu erkunden, kann eure Sexualität nur bereichern.

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