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Frage Nr. 36206 von 16.01.2023

Hallo Lilli,

vor 15 Jahren versuchte ich das erste Mal Sex zu haben. Es tat so weh, dass wir es dann ließen. Im Nachhinein denke ich, es waren nur meine Muskeln verspannt, weil es kein Vorspiel gab und ich dem Mann nicht richtig vertraute, weil er sagte er müsse mich erst ausprobieren und erst nach dem Sex könne er sagen ob er eine Beziehung wolle. (Die Beziehung kam dann natürlich nicht zustande).

Ich ging natürlich zum Arzt und man sagte mir, ich habe ein rigides Hymen. Ich wurde ins Krankenhaus überwiesen, wo man mir sagte, es würde unter Vollnarkose das Hymen nur eingritzt. Als ich aufwachte, sagte man mir, man habe es rundherum herausgeschnitten und mit Laser kauterisiert.
Ich hatte furchtbare Schmerzen, und jeder sagte nur, das könne nicht sein. Die Schmerzen gingen Monate, und irgendwann waren sie weg. Aber seitdem kann ich keinen Sex mehr haben, die Narbe tut so sehr weh. Ich war bei verschiedenen Ärzten, und man kann nichts mehr machen. Diverse Cremes brachten keine Linderung.
Was kann ich tun um Sex haben zu können? Unter Schmerzen kann ich einen Finger einführen. Wenn ich innerlich die Vagina abtaste tut nichts weh. Es tut wirklich nur direkt um den Vaginaleingang weh, vllt so 0,5-1cm innerhalb. Da tut jeder Punkt höllisch weh, tiefer drin nicht.

Ich frage mich immer wieder, ob ich wirklich ein rigides Hymen hatte oder es wie gesagt damals nur die Verspannung war. Und warum es mit Laser operiert wurde, wo meine jetzige Ärztin sagte, das hat vllt die Nerven geschädigt weil der Laser ins Gewebe eindringt. Und ob ohne die OP alles gut geworden wäre mit einem lieben Mann...

Bin dankbar für alle Tipps!

Unsere Antwort

Danke für deine Frage –  da hast du ein paar happige Erfahrungen machen müssen an und mit deiner Vulva. Das braucht natürlich einiges an Verarbeitung. Und du scheinst mir sehr motiviert zu sein, die Sache in die Hand zu nehmen, die Beziehung zu deiner Vagina anzuschauen und Wege zu finden, wie du lernen kannst, mit deiner Vagina einen Penis aufnehmen zu können. Und das ist möglich. Es braucht wahrscheinlich ein wenig Geduld und am besten eine Begleitung durch eine Sexualtherapeutin. Eine gute Methode ist Sexocorporel-Sexualtherapiemethode. Vielleicht findest du in deiner Wohnortnähe ein*e geeignete Therapeut*in. 

Wahrscheinlich war es damals eine Kombination von einem rigiden Hymen und einer Verspannung. Denn die sexuelle Situation mit 15jährig, die du beschreibst, war für dich ja nicht gerade ideal, um dich entspannt auf diesen ersten Geschlechtsverkehrversuch einzulassen. Da ist es eine natürliche Schutz-Reaktion deiner Vagina, dass sie mit ihren Muskeln in eine höhere Anspannung ging, sobald es so stark zu schmerzen begann und du dich auch nicht wohl fühltest mit diesem Mann. 

Sowohl das Hymen wie auch die Scheidenverschlussmuskeln befinden sich etwa 1.5-2cm innerhalb des Scheideneingang. Ist der Schmerz denn bei dir oberflächlich, also mehr an der Scheidenschleimhaut bzw. dort wo das Hymen war? Oder ist es eher wie ein verspannter Ring, der schmerzt, wenn du einen Finger einführst? Hast du schon mal probiert, mit dem Finger in der Vagina die Scheidenverschlussmuskeln anzuspannen und dann wieder loszulassen? Verstärkt das den Schmerz? So könntest du noch besser herausfinden, ob es mehr die hohe Muskelspannung ist oder mehr die Entzündung und Schmerzreaktion an der Scheiden-Schleimhaut. 

Grundsätzlich geht es darum, dass du mit deiner Vagina in eine gute innere Verbindung kommst und herausfindest, was sie braucht, um sich entspannen zu können und sich genügend weit zu machen, dass du mit der Vagina etwas aufnehmen kannst. Beginne zum Beispiel mit einer Atemübung in den Unterbauch. Lerne deine Beckenbodenmuskeln kennen und spiele mit ihnen. Geh mit deinem Becken in Bewegung, übe die Beckenschaukel. All diese Übungen helfen dir, eine stärkere Verbindung zu deinem Genitale aufzubauen und dich dort immer mehr zuhause zu fühlen. Bewegung hilft gegen Verspannung, und mit der Atmung kannst du den genitalen Innenraum weiten. Mit der Zeit kannst du bei diesen Übungen sexuelle Erregung dazu nehmen, indem du dich zum Beispiel ein wenig an der Klitoris stimulierst und dann wieder eine der Übungen machst. Wenn du sexuell erregt bist, wirst die Vagina feucht und es flutscht besser, wenn du einen Finger (oder einen Penis) aufnehmen willst, als wenn du es ohne sexuelle Erregung versuchst. Und natürlich macht es dann auch mehr Spass.

Du kannst auch mit Dilatatoren üben, zum Beispiel mit den Vagiwell-Stiften. Das sind flexible Dehnungsstifte aus Silicon in 6 aufsteigenden Grössen, von etwa kleiner-Finger-gross bis knapp Penis-gross. Beginne mit dem Kleinsten. Du kannst ihn langsam aufnehmen, vielleicht zuerst nur die Spitze, und lasse ihn ein wenig dort liegen, bis sich die Vagina entspannt. Atme hin, bewege dein Becken ein wenig und versuche dich zu entspannen. Sobald es sich genügend angenehm anfühlt, kannst du probieren, den Vagiwell-Stift noch ein wenig weiter aufzunehmen. Mach wieder eine Pause und gewöhne dich an ihn. Übe über eine genug lange Zeit mit dem kleinen Stift, bis du dich wirklich wohl fühlst, und probiere erst dann die nächste Grösse. Überfordere dich nicht und geh in kleinen Schritten vor. Du kannst dich dafür auch von einer Beckenboden-Physiotherapeutin begleiten lassen. 

Du brauchst also etwas Geduld mit regelmässigem Üben, und dann ist es in den meisten Fällen möglich, dass du mit deiner Vagina angenehmen Geschlechtsverkehr lernen kannst. 

 

 

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