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Frage Nr. 40563 von 11.12.2025

Hallo

Ich frage mich, wie ich mein Selbstbewusstsein verbessern kann. Ich habe euren Text zu Selbstsicherheit beim Dating gelesen, aber es ist nicht (nur) das Dating, was mich unsicher macht: Ich fühle mich als Mensch minderwertig, anders, uncool, nicht anziehend/ schön/ spannend etc.
Das hat wohl (auch) mit Gewalt in der Kindheit und Mobbing in der Jugend zu tun. Ich mache eine Therapie.
Ich war nie verliebt/ in einer Beziehung oder hatte konsensuellen Sex. Ich glaube ich stehe auf Frauen/ nichtbinäre Menschen, was queer/ lesbisch wäre (bin w, 27). Aber wie komme ich von dem Punkt dazu, jemanden kennenzulernen, (sexuelle) Kontakte und Erfahrungen mit Liebe zu machen?

Eine zweite Frage: Ich sehe einige Fragen hier, in denen (vermutlich männliche) Personen ganz Vieles verdrehen, sich als Opfer einer Gesellschaft sehen, die es auf Männer abgesehen hat und diese diskriminiert.
Das trifft mich gerade, weil ich als die Schwierige dargestellt werde, weil ich mich von Menschen in meiner Familie abgrenze, die mir verschiedene Formen der Gewalt zugefügt haben. Dieser Mann sieht sich als Opfer, fordert von mir mehr Toleranz und hat das Gefühl, es ginge um Liebesentzug, dabei geht es mir darum, mich und meine Psyche zu schützen.
Es macht mich oft sprachlos, gerade bei den sehr deutlichen antifeministischen Entwicklungen und der immer noch massiven männlichen Gewalt gegen Frauen. Ich weiss weder in meinem
privaten Kontext noch in dem weiteren Kontext wie ich dem entgegnen soll. Schlussendlich macht es einen Teil von mir auch wütend: patriarchale Privilegien und Macht geniessen, ohne sie zu sehen (weil selbstverständlich), Gewalt ausüben und Kinder ausbeuten, nur um sich dann gekränkt als Opfer darzustellen?

Und ja, ich bin mir bewusst, dass auch Männer Gewalt erleben (meist durch Männer) und auch Männer leiden unter patriarchalen/ hegemonialen Männlichkeitsidealen, aber das widerspricht nicht dem, dass Männer für ihre Taten verantwortlich sind.

Unsere Antwort

Es ist total verständlich, dass dich diese Themen aufwühlen. Gut, dass du eine Therapie machst, um Unterstützung zu bekommen! Hast du diese Themen dort auch schonmal angesprochen?

Du scheinst es in der Vergangenheit nicht leicht gehabt zu haben. Da ist es ganz logisch, dass das Spuren in deinem Selbstwertgefühl hinterlassen hat. Lies dazu bitte diesen Text. Mit seinder Hilfe kannst du dem auf den Grund gehen.

Um dein Selbstwertgefühl zu stärken, ist es wichtig, Mitgefühl zu entwickeln – mit dir selbst und mit dem Mädchen, das du einmal warst. Nimm dich und deine Geschichte ernst und versuche, dich selbst besser zu verstehen. Begegne dir und deinen Gefühlen mit Freundlichkeit und sag dir bewusst: „So bin ich, und dafür gibt es gute Gründe. Von hier aus darf ich mich weiterentwickeln.“ Ich empfehle dir dazu diese Tipps Wie mach ich mich interessant, attraktiv, sexy und liebenswert?

Ich bitte dich auch, diesen Text über das Autonome Nervensystem zu lesen und die Texte, auf die er dich verlinkt. Denn ob du gut mit dir umgehst und wie du die Welt und andere siehst, hängt sehr davon ab, welche Nerven bei dir gerade besonders aktiv sind. Das kannst du auch lernen, zu beeinflussen. Dazu interessiert dich vielleicht auch dieser Text.

Kennst du schon unsere anderen Texte im Kapitel Tipps fürs Dating und Verführen? Dort findest du einige Tipps, wie du jemanden kennenlernen und ansprechen kannst. Besonders empfehle ich dir die Texte Wie finde ich passende Partner*innen?Wie spreche ich jemanden an? und Wie lerne ich andere schwule, lesbische oder queere Menschen kennen?.

Und jetzt zum zweiten Teil deiner Nachricht: Ich kann sehr gut verstehen, wie frustrierend es für dich ist, zu lesen, wie Männer sich selbst in einer Opferrolle wahrnehmen. Der Fragesteller, auf den du dich vermutlich beziehst, schreibt sehr emotional und provokant. Das löst natürlich auch beim Lesen starke Emotionen aus. Nimm das nicht persönlich. Er schreibt aus seiner eigenen Frustration heraus und spricht nicht dich persönlich an. 

Was die Menschen in deiner Umgebung betrifft, ist es richtig und gut, dass du dich abgrenzt um dich selbst zu schützen. Auch dann, wenn dein Gegenüber das nicht nachvollziehen kann und mit Vorwürfen reagiert. 

Du musst nicht immer die richtigen Worte haben oder allem entgegnen können. Denn nicht immer sind andere Menschen wirklich an einem konstruktiven Gespräch interessiert. Manchmal wirst du Leute finden, die bereit sind ihre eigenen Ideen und Meinungen auch zu hinterfragen. Aber andere Menschen sind dazu nicht bereit. Dann musst du ein solches Gespräch auch nicht führen. Und dann hilft es, innerlich zu wissen: "Ich sehe, was hier passiert, und darf mich schützen."

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