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Beschneidung meines Sohnes – richtig oder falsch?

Eine Beschneidung ist nur manchmal aus medizinischen Gründen nötig. Was tun, wenn dein*e Partner*in sie aus religiösen oder kulturellen Gründen möchte – und du nicht?

Medizinische Gründe für Beschneidung

Lilli setzt sich für die Rechte der Kinder ein. Darum finden wir, dass man mit der Beschneidungs-Entscheidung warten soll, bis ein Junge urteilsfähig ist. Es gibt hierzulande keine hygienischen Gründe für die Beschneidung. Es kann medizinische Gründe geben, wenn der Junge Probleme mit der Vorhaut hat, bei der Ärzte eindeutig finden, dass nur eine Beschneidung hilft.

Bitte lies dazu diesen Text über die Beschneidung.

Kulturelle und religöse Gründe für Beschneidung

Es gibt Religionen und Kulturen, für die die frühe Beschneidung von Jungen wichtig ist. Das Verbot dieser Beschneidung wäre für sie eine Einschränkung der Religionsfreiheit, die durch die Verfassung garantiert ist. Und es würde auch ihren Glaubensregeln widersprechen, wenn die Beschneidung erst später durchgeführt wird. Sie berufen sich dabei auf eine 2000 Jahre alte Tradition. Hier spielt das Gefühl der Zugehörigkeit eine wichtige Rolle: Ein unbeschnittener Junge könnte sich in einer jüdischen oder muslimischen Gemeinschaft als Aussenseiter fühlen – ebenso wie eine Familie, die sich gegen eine frühe Beschneidung ihres Jungen entscheidet.

Was sind die Folgen für die Sexualität?

Studien keine nennenswerten Unterschiede im sexuellen Erleben oder in der sexuellen Funktionalität zwischen beschnittenen und nicht beschnittenen Männern. Bitte lies dazu diesen Text.

Ist Beschneidung gesetzlich erlaubt?

Während die Beschneidung von Mädchen in vielen europäischen Ländern verboten ist, bleibt die Beschneidung von Jungen weitgehend erlaubt. Nur Schweden hat eine gesetzliche Regelung: «Nach dem Gesetz dürfen Beschneidungen nur von Ärzten und unter Betäubung vorgenommen werden, bei Jungen unter zwei Monaten auch von dazu von der schwedischen Gesundheitsbehörde speziell legitimierten Personen» (TAZ, 12.7.2012)

Mein*e Partner*in will, dass unser Kind beschnitten wird

Angenommen, in der Familie deiner Partnerin*deines Partners sind alle Männer beschnitten. Er*sie will nun, dass es euer Baby auch wird. Es gehört zu seiner*ihrer Kultur. Die Beschneidung ist ein sichtbares Zeichen der Zugehörigkeit zu dieser Kultur. Dein Partner*deine Partnerin findet, dass dein Sohn könnte sich später aus der Kultur ausgeschlossen fühlen könnte, wenn ihr auf die Beschneidung verzichtet hättet. Du findest, dass das gegen die Kinderrechte verstösst, und dass man einen schmerzhaften Eingriff ohne medizinischen Grund und ohne dass er "nein" sagen kann macht. Du steckst in einem Dilemma. Es ist hier sehr schwierig, eine Entscheidung zu treffen, die für alle richtig ist.

Wie komme ich zu einer Entscheidung?

Deine Entscheidung wird ein Kompromiss sein müssen: Du möchtest, dass er körperlich unversehrt ist. Du möchtest nicht, dass sich dein*e Partner*in und/oder die restliche Familie und Gemeinde gegen dich stellt, und dass sie ihn als Aussenseiter ansehen. Die Liebe zu deinem Sohn und sein Wohl, deine eigenen Bedürfnisse, die Bedürfnisse deines Partners*deiner Partnerin und die Forderung von Kultur und Religion stehen miteinander in Konflikt.

Egal zu was du dich entscheidest: Du wirst nicht allen Argumenten und Standpunkten gleichzeitig gerecht werden können. Wir empfehlen dir, dass du dich beraten lässt. Du kannst dich zum Beispiel an eine Beratungsstelle zur sexuellen Gesundheit wenden. Wenn du mit Hilfe von Fachpersonen verschiedenen Aspekte miteinander verglichen und bewertet hast, wirst du deinem Sohn später klarer sagen können, warum du welche Entscheidung getroffen hast. Und er wird merken, dass du dabei sein Wohl im Auge hattest.

Falls Beschneidung: Nur durch einen Arzt!

Wir würden immer für eine Beschneidung unter medizinisch einwandfreien Bedingungen plädieren. Wichtig ist, dass euer Sohn keine unnötigen Schmerzen erleidet und ihr euch für eine medizinisch sichere und schonende Methode entscheidet. Bei Beschneidungen ist die Komplikationsrate bei bis zu 35%. Das können Blutungen, Entzündungen, Infektionen und weitere Probleme sein. Daher: Setz dich unbedingt dafür ein, dass ein qualifizierter Arzt sie durchführt. Du kannst dich bei der Suche nach einem Arzt auch an eine Beratungsstelle zur sexuellen Gesundheit wenden.

Lies dazu bitte diesen Text, in dem wir genauer auf die Operation eingehen.

Wo finde ich mehr Info?

Im Internet findest du sehr viele informative Beiträge zu dieser komplizierten Debatte. Als Beispiele zum Weiterdenken empfehlen wir dir Beiträge in «Blätter» und «Sozialinfo».