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Trennung: Was schadet den Kindern?

In einem Trennungsprozess liegt die Verantwortung für das Wohl des Kindes 100% bei dir. Bleib nicht dem Kind zuliebe in einer Beziehung. Rede Klartext mit ihm. Traue ihm die Trennung zu. Lass es im Kampf mit dem Ex nicht in der Mitte leiden. Bleib unbestechlich, wenn es sich auf die Seite des*der Ex stellt.

Wann erzähl ichs meinem Kind?

Angenommen, du weisst noch nicht, ob du dich wirklich trennen wirst. Vielleicht möchtest du dein Kind schonen und erst dann vor vollendete Tatsachen stellen, wenn es tatsächlich zur Trennung kommt. Darin liegt ein Problem: Kinder bekommen Spannungen mit. Sie leiden unter versteckten Konfliken oft mehr als unter offenen. Denn sie haben die Angewohnheit, sich insgeheim die Schuld dafür zu geben. Wenn dein Kind weiss, dass den Spannungen konkrete Probleme zwischen euch zugrunde liegen, meint es nicht so sehr, dass es schuld ist. Also empfehlen wir, dass du dein Kind wissen lässt, warum ihr eine schwierige Zeit miteinander habt.

Wie lang sollen das Kind das mitkriegen?

Ganz klar ist: Wenn Kinder lang mitkriegen, dass es bei den Eltern nicht gut läuft, stresst sie das ungemein. Die Angst vor der Trennung der Eltern ist schlimm. Vielleicht hilft dir dieses Wissen, schneller einen schwierigen Entscheid zu fällen. Denk an den Spruch: "Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende". Deine Verantwortung liegt darin, die Trennung so zu gestalten, dass dein Kind nicht unter einer längeren unklaren und sehr konfliktbeladenen Situation leiden.

Wir empfehlen dir dazu auch unser Kapitel über Trennung.

Dem Kinde zuliebe zusammenbleiben?

Für Kinder ist die Trennung der Eltern in der Regel schlimm, das ist schon so. Vielleicht hat dein Kind eine ganz klare, lautstarke Meinung – "Bitte, bitte bleibt zusammen!" Aber es wäre ein grosser Fehler, da klein bei zu geben: Benütze nicht das "Kindeswohl" als Entscheidungsgrundlage. Denn damit würdest du dem Kind sozusagen die Verantwortung dafür geben, dass ihr zusammenbleibt. Dein Kind möchte, dass es dir möglichst gut geht. Wenn du dich für es aufopferst, macht ihm das ein schlechtes Gewissen.

Die Verantwortung für deine Paarbeziehung – und damit auch die Trennung, liegt ganz bei dir. Wir schreiben hier absichtlich "bei dir". Denn dein*e Partner*in sieht das vielleicht anders. Du musst also selbst entscheiden, ob die Paarbeziehung es wert ist, zusammen zu bleiben.

Was tun bei Vorwürfen?

Angenommen, du hast dich getrennt. Vielleicht war es sogar so, dass dein*e Ex die Trennung nicht wollte. Dein Kind macht dir Vorwürfe. Sieh das so: Diese Vorwürfe würde es auch machen, wenn du dich nicht getrennt hättest, sondern ihm zuliebe mit deinem Partner*deiner Partnerin zusammengeblieben wärest. Denn dann würde wie gesagt die Verantwortung für die Beziehung auf dem Kind lasten. Und es würde mitkriegen, dass du es nicht gut in der Beziehung hast und nicht glücklich bist.

Ich hab ein schlechtes Gewissen

Es ist normal, wenn du deinem Kind gegenüber ein schlechtes Gewissen hast, weil du es nicht geschafft hat, die Ehe zu retten, oder weil du deine Partnerin*deinen Partner gar verlassen hat. Wann auch immer du einen Entscheid für dich fällst, ist es wahrscheinlich, dass du ein schlechtes Gewissen anderen gegenüber hast. Du kannst lernen, mit dem schlechten Gewissen zu leben. Du kannst lernen, ihm nicht auszuweichen und sich nicht von ihm tyrannisieren lassen. Vielleicht hilft dir diese Tatsache: Du kannst aber für andere nur auf eine gute Art dasein, wenn du für dich gut dasein kannst. Selbstfürsorge ist die Grundlage für die Fürsorge gegenüber anderen. Denk an den Film, den sie im Flugzeug vor dem Abfliegen zeigen, wenn die Sauerstoffmasken herunterfallen: Die erwachsene Person soll die Maske erst selbst anziehen, bevor sie dem Kind dabei helfen kann.

Wie mach ichs meinem Kind nach der Trennung leichter?

So sehr dein Kind anfänglich leiden wird: Kinder können lernen, mit einer Trennungssituation umzugehen. Dabei ist es unglaublich wichtig, dass du mit deinem Ex*deiner Ex ein möglichst gutes Erziehungsteam bildest. Es ist gut möglich, dass ihr sogar jetzt zum ersten Mal ein gutes Team bildet. Wenn ihr an einem Strick zieht, ist das für dein Kind sehr entlastend – und dann schnell auch mal bereichernd, denn es kann von zwei Elternhäusern profitieren.

Was, wenn der*die Ex nicht mitmacht?

Angenommen, das mit dem Team klappt nicht. Gut möglich, dass der Partner*Partnerin aus deiner Sicht unmöglich mit dem Kind umgeht. Was tun? Wir empfehlen eine Haltung, die die Buddhisten "radikale Akzeptanz" nennen: Akzeptiere das, was ist (oder probiere es zumindest so gut wie möglich). Denn du kannst deine*n Ex nicht ändern. Du kannst auch nicht ändern, was sie*er macht. Du kannst dafür sorgen, dass es deinem Kind, wenn es bei dir ist, möglichst gut geht.

Vielleicht hilft dir dabei das Wissen, dass Kinder mit ganz unterschiedlichen Erziehlungsstilen umgehen können. So unmöglich dein*e Ex ist, wahrscheinlich ist das Kindswohl nicht gefährdet. Mehr dazu liest du in diesem Text.

Mein*e Ex macht mich schlecht

Bei Konflikten zwischen den Eltern kommen Kinder unweigerlich in einen Loyalitätskonflikt. Kinder denken grundsätzlich mal, dass Eltern gut sind. Nun kriegen sie mit, dass die Eltern schlecht übereinander reden. Wenn man Papi zuhört, ist Mami schlecht, und wenn man Mami zuhört, ist Papi schlecht. Das kreiert eine grosse Verwirrung im Kopf des Kindes: Was gilt jetzt? Hat Mami recht? Hat Papi recht? Je jünger das Kind, desto weniger traut es sich da eine eigene Meinung zu. Es muss sich auf die Seite des einen oder der anderen stellen. Oder es steckt in der Mitte – hin und hergerissen. Das ist unglaublich stressig.

Mein Kind schlägt sich auf die Seite des*der Ex

Möglicherweise hörst du von deinem Sohn oder deiner Tochter "Papi/Mami hat recht! Du bist wirklich viel zu streng!" Dein Kind sagt dir, es möchte beim anderen Elternteil leben, bei dir sei das nicht auszuhalten und so weiter. Kein Zweifel, das tut weh. Trotzdem: Lass dich nicht in dieses Spiel verwickeln. Nur weil dein*e Ex dich schlecht macht, bist du noch lang nicht schlecht. Sinke nicht auf sein*ihr Niveau herab. Wir raten, dass du dich nicht verteidigst oder rechtfertigst, und dass du nicht dein*e Ex probierst, schlecht zu machen. Damit machst dus nur noch schlimmer, denn das Kind fühlt sich dann selbst in seiner Loyalität gegenüber deinem*r Ex angegriffen. Du gehst also indirekt auf das Kind los. Es ist auch nicht gut, wenn du, um das Kind für dich zu gewinnen, deinem Erziehungsstil nicht mehr treu bist. Das wäre ziemlich manipulativ.

Für das Kind ist es am besten, wenn es merkt, dass du unbestechlich bist. So schwer es ist: Wir raten dir, dass du verstehst und akzeptierst, dass dein Kind jetzt offenbar so denken muss. Sage dem Kind, dass du das akzeptierst, auch wenn du es anders siehst. Sage ihm, dass du für es da bist und dass du es liebst. Zeige deine Haltung in deinen Handlungen. Lasse ihm den Raum, selbst zu neuen Erkenntnissen zu kommen. Es wird dir möglicherweise später sehr dafür danken.

Mein Kind spielt uns gegeneinander aus

Möglicherweise macht dein Kind zum Beispiel dein*e Ex schlecht. "Papi hat mich nicht spielen lassen!" oder ähnliches heisst es zum Beispiel. Kinder probieren das eben: die Eltern gegeneinander ausspielen, um irgend etwas zu erreichen. Das lädt dich vielleicht ein, dem Kind gegenüber zu sagen und zu zeigen, dass du viel besser als Papi bist. Du verwöhnst es möglicherweise extra, damit Papi schlechter dasteht. Wenn du das tust, belohnst du dein Kind für sein manipulatives Verhalten. Das willst du wahrscheinlich nicht. Auch wenn du vielleicht selbst findest, dass Papi unnötig streng ist, denke an die radikale Akzeptanz. Du könntest deinem Kind sagen, dass sein Erziehungsstil eben ein anderer ist, und dass es unterschiedliche Erziehungsstile gibt.

Mein Kind macht mir ein schlechtes Gewissen

A propos Manipulieren: Sehr gut möglich, dass dein Kind dir auch schlechtes Gewissen machen möchte. Es gehört zur Entwicklung von sozialer Kompetenz, das Manipulieren im eigenen Interesse zu lernen. Dem musst du als Mutter standhalten können. Zeig, dass du seine Gefühle und Gedanken ernstnimmst: "Es tut mir sehr leid, dass es dir schlecht geht, weil wir uns getrennt haben. Ich kann verstehen wenn du traurig und wütend auf mich bist." Das gibt normalerweise schon eine Beruhigung. Nochmal: Wir empfehlen, dass du dich nicht rechtfertigst. Sieh das so: Wenn das Kind hört, was du alles für Konflikte und Schwierigkeiten durchgemacht hast oder durchmachst, belastet es das noch mehr.

Was tun bei Gewalt?

Wenn dein Kind bei deinem*deiner Ex Schaden an seiner körperlichen oder sexuellen Integrität, ist es dringend nötig, dass du dich an eine Beratungsstelle wendest.