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Frage Nr. 35955 von 22.11.2022

Hallo,

Ich männlich, 20 Jahre, Schwul habe eine Frage zum Thema Analsex..

Ich bin bis dato noch „Jungfrau“ (was an sich ja nicht schlimm ist) und mache mir etwas Sorgen um mein Sexualleben. Ich hatte bereits 3 Partner mit denen ich probiert habe Analverkehr zu haben, bei diesen war ich immer der passive Teil (bottom). Diese 3 sexualkontakte lagen in einem Zeitraum von 3 Jahren, allgemein bin ich ein Mensch der lange braucht um sich zu überwinden Menschen kennenzulernenlernen weswegen zwischen diesen Sexualkontakten einige Monate liegen.

Jetzt zu meinem Anliegen: leider ist es bei keinem meiner Versuche des Analverkehres dazu gekommen, dass es zum „Höhepunkt“ gekommen ist, meistens habe ich es nur ein Paar Minuten bis wir abbrechen mussten, weil ich zu starke Schmerzen hatte und total verkrampft war. Ich habe den Personen mit denen ich Verkehr hatte immer total vertraut und mit ihnen über meine Situation gesprochen ich habe probiert so entspannt wie möglich auf die Sache zuzugehen, war bei den letzten Versuchen jedoch einfach nur noch ängstlich weil ich Angst davor hatte, dass es wieder nicht klappt.

Long story short: ich habe aufgehört es zu probieren aus Angst heraus.

Auch wenn ich probiert habe mich im Analbereich selbst zu befriedigen habe ich gemerkt wie unangenehm mir das ist.

Ich würde daher jetzt einfach gerne probieren ob es mir vielleicht doch besser als Aktiver Part gefällt; nur habe ich jetzt aufgrund meiner gescheiterten Anläufe Riesen Angst davor!

Ich habe vor kurzer Zeit einen Mann kennengelernt mit dem ich ein paar Dates hatte leider ist es bevor wir „zur Sache“ gekommen sind auseinander gegangen und ich konnte mich nicht ausprobieren als aktiver Part. Jedoch ist immer wenn er bei mir war oder ich bei ihm Panik in mir ausgebrochen.

Ich hatte Angst dass wir gleich Sex haben könnten ich hatte Angst weil ich noch nie der Aktive Part war, ich hatte Angst das es wieder nicht klappt so wie als ich passiv Analsex hatte. Und in diesen Momenten habe ich Probleme bekommen einen Erektion zu bekommen (weil ich mich zu sehr verkrampfe und an mir zweifle)

Ich habe einfach Angst dass ich es auch als Aktiver Part nicht schaffe Analverkehr zu haben, ich habe sogar Angst dass ich Asexuell sein könnte.. aber ich will doch gerne Sex haben, ich befriedige mich doch auch gern selber (an meinem Penis) mich turnen die Männer die ich treffe auch an aber sobald es dann zur Sache gehen soll stehe ich mir selbst so im Weg dass ich sogar Angst habe mich auszuprobieren…

ich möchte eine gute und Funktionierende Beziehung finden und eine Körperliche Beziehung gehört für mich auch dazu ich kann mir auch heut vorstellen Sex zu haben..

Auch mache ich mir selbst Druck weil ich mit 20 Jahren noch kaum Sexuelle Erfahrungen gesammelt habe.

Nur würd ich gern wissen was ich gegen meine Angst, meine Zweifel und Unsicherheiten tun kann… wie kann ich damit umgehen? Wie schaffe ich es mich selbst nicht so unter Druck zu setzten? Ich habe einfach das Gefühl, dass alle anderen Menschen die ich kenne schon so viel weiter sind als ich, und ich es irgendwie nicht schaffe die Kurve zu kriegen..

Ich möchte mich ausprobieren um herauszufinden ob ich den Aktiven Part im Analsex besser finde aber mache mir dann so viele Gedanken darüber wie schlecht es bis jetzt immer lief wenn ich sexuelle Erfahrungen gesammelt habe.

Vielleicht haben sie ja einen Tipp wie ich mich verhalten könnte..

Danke für ihre Antwort und danke dass sie diesen Text gelesen haben.

Unsere Antwort

Ich würde dir gern eine ganz andere Perspektive auf deine Situation anbieten. Du scheinst bei dir sehr viele Defizite zu sehen. Ich sehe ganz viele Fähigkeiten. Denn alles, was du beschreibst, ist normal.

Viele Menschen gehen davon aus, dass man Sex einfach so können muss. Das stimmt nicht. Sex ist gelernt und lernbar. Stell dir mal vor, wie es ist, Tanzen zu lernen. Da würdest du doch vermutlich auch nicht von dir erwarten, einfach alles sofort zu können. Es ist normal, einander dabei auf die Füße zu treten. Und genauso ist das auch beim sexuellen Lernen. Bitte lies mal unseren Text Wie funktioniert sexuelles Lernen? Du kannst und weißt bereits ganz viel. Du bist sehr reflektiert und hast schon genau verstanden, dass Angst deinem sexuellen Genuss momentan im Weg steht. Du hast auch verstanden, dass Angst zu Verkrampfung, Anspannung und Schmerz führt.

Was du beschreibst, ist eine völlig normale sexuelle Lerngeschichte. Du hattest keine „gescheiterten Anläufe“, sondern einfach Lernerfahrungen. Du hast dabei unter anderem gemerkt, dass dir der aufnehmende Part beim Analsex vielleicht nicht so gefällt. Das erscheint mir logisch, denn, wenn ich dich richtig verstehe, stimulierst du bei der Selbstbefriedigung eher deinen Penis. Das heißt, du hast deinen Penis schon gut als sexuelle Erregungsquelle entdeckt. Das ist übrigens auch eine sexuelle Fähigkeit! Deinen Anus scheinst du bisher hingegen nicht als erregbare Zone erlebt zu haben – warum sollte dir das anale Aufnehmen dann also auf einmal Spaß machen? Es kann sein, dass du noch lernst, das Aufnehmen erregend zu finden. Es braucht oft Zeit, bis wir etwas Neues als angenehm empfinden. Probier es doch bei der Selbstbefriedigung einfach noch ein paar Mal aus, mit Neugier und ohne Druck. Alles kann, nichts muss. Achte dabei unbedingt auf die Tipps in unserem Text Wie bereite ich mich auf den Analsex vor? Denn es gibt einige praktische Dinge, die es beim Analsex zu beachten gibt, und zwar egal, wie erfahren man damit schon ist.

Dein Impuls, allein zu üben, ist also schon vollkommen richtig. Ich empfehle dir, auf jeden Fall auch den eindringenden Part allein zu üben. Das gibt dir mehr Erfahrung und dadurch mehr Selbstvertrauen und Sicherheit in den Situationen mit anderen. Es ist ein Trugschluss, dass du nur Erfahrungen sammelst, wenn du Sex mit anderen hast. Erfahrungen mit dir selbst sind genauso wertvoll und wichtig. Ich empfehle dir unsere Tipps, wie du das Eindringen üben kannst.

Du hast generell sehr hohe und viele Erwartungen an dich. Zum einen musst du überhaupt keinen Analverkehr mögen, nur weil du schwul bist. Es gibt noch so viele andere sexuelle Praktiken, wie etwa Handjobs, Blowjobs, Sex Toys, und so weiter. Es gibt nicht die eine „richtige“ Art, Sex zu haben. Finde also heraus, was dir Lust und Genuss verschafft. Zum anderen machst du dir sehr viel Druck bezüglich deines Erfahrungsschatzes, obwohl du noch so jung bist. Mit 20 haben viele Menschen nur wenig sexuelle Erfahrungen mit anderen gesammelt. Es ist also wirklich nicht der Fall, dass alle „schon so viel weiter“ sind.

Ich bin auch sehr verwundert, dass du dich als „Jungfrau“ bezeichnest. Du hattest schon sexuelle Begegnungen mit 3 Partnern und sogar Analverkehr mit diesen Partnern. Das klingt für mich alles andere als jungfräulich. Und auch alles andere als asexuell. Menschen, die sich als asexuell identifizieren, meinen damit, dass sie kein oder kaum Interesse an sexuellen Handlungen haben. Das trifft auf dich ja in keiner Weise zu. Du bist an Sex interessiert, du beschäftigst dich damit, und du hast Lust darauf. 

Sex ist ein lebenslanger Lernprozess und du bist da genauso auf der Reise wie alle anderen. Weder guter Sex noch eine gute Beziehung „funktionieren“ einfach so. Das muss man lernen, indem man angenehme und unangenehme Erfahrungen macht und sich nach und nach neue Fähigkeiten aneignet.

Nun noch einmal konkreter zu deinem Umgang mit der Angst: Angst ist ein Gefühl wie jedes andere. Es flammt auf und geht auch wieder weg. Angst zuzulassen ist viel hilfreicher, als dagegen anzukämpfen. Das heißt aber nicht, dass du deine Angst festhalten sollst. Nimm sie einfach wahr und hab Mitgefühl mit dir – Angst ist total logisch, wenn du in einer neuen Situation bist. Angst vor etwas Neuem ist normal. Denn das ist verunsichernd. Die Angst gehört dazu. Vermeiden und unterdrücken macht sie nur schlimmer und größer. Erlaub der Angst also da zu sein, ohne sie überzubewerten. Es gibt Dinge, die dir dabei helfen. Bewegung und Atmung zum Beispiel. Lies bitte mal unsere Texte Wie beruhige ich mich selbst? und Bauchatmen belebt und beruhigt. Dort lernst du mehr darüber, was du in Angstsituationen konkret tun kannst.

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