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Frage Nr. 37921 von 29.02.2024

Liebe Lilli

Danke für euren Beitrag zum Thema Flashbacks! Ich bin selber davon betroffen und werde auch von Flashbacks heimgesucht. Ich habe durch eine unprofessionelle Therapie leider die Erfahrung gemacht, dass ich mit dem Traumatischen allein gelassen wurde und in einen dysreguliereten Zustand geblieben bin. Ich bin zwar heute in einer professionellen Psychotherapie, jedoch habe ich bei jedem Flashback die Angst, nicht mehr aus diesem Zustand herauszukommen. Ich hätte zu diesem Thema noch eine offene Frage: Ich gerate häufiger in dysregulierte Zustände, bei denen ich das Gefühl habe eine nicht zu bewätigende Last liegt auf mir. Ich fühle mich dann häufig depressiv. Ich habe dann starke Kopfschmerzen und bin dann häufig für zwei Tage sehr müde. Ich habe aber häufig kein differenziertes Gefühl, sondern eher ein Gefühl von einer Belastung. Ich habe jedoch keine oder sehr wenige Flashback mit Bildern. Ich werde eher von Panikattacken oder anderen Gefühle heimgesucht. Teilweise auch von Zuständen. Ich habe aber das Gefühl, dass mit mir etwas nicht stimmt, da ich nicht von Bildern überwältigt werde. Damals suggerierte mir die Therapeutin, dass mein Leiden nicht sehr schlimm sei, da sie Menschen behandelt, welche nicht mehr normal leben können. Ich habe vermutlich daraus die Überzeugung entwickelt, dass mit meinem Leiden und mir etwas nicht stimmt. Nun zu meiner Frage, ist es normal, wenn man nur von Gefühlen oder der Belastung überflutet wird und keine Flashbacks mit Bildern hat?
Ich bedanke mich für eure Antwort!

Unsere Antwort

In unserem Text hast du gelesen, dass Flashbacks als Körperempfindungen und Gefühlen auftreten und auch von Bildern begleitet sein können. Und wir betonen, dass Flashbacks keine psychische Störung sind. Sie sind eine Reaktion auf überwältigende Erfahrungen, die «hot» verarbeitet wurden. Im Flashback gibt es keine geordnete, chronologisch richtige Erinnerung. Flashbacks fühlen sich so bedrohlich an, weil deine Erinnerungen nicht sagt: «Du weisst ja wie dein Vater dich sehr verhauen hat, als du fünf Jahre alt warst!» Im Flashback ist nur der Schrecken von damals da. Dein Körper zeigt Stress-Symptome (Herzrasen, Atemnot, erhöhte Muskelspannung, kalter Schweiss). Deine Gefühle (Angst, Panik etc.) sagen, dass du in akuter Gefahr bist. Beides schützt. Denn es bereitet dich auf Flucht oder Kampf vor. Wenn die Erinnerung einen Menschen völlig überwältigt, kann der Körper auch erstarren oder die ganze Person wird ohnmächtig. Im Wesentlichen ist ein Flashback also die bruchstückhafte Wiederholung des überlebten Schreckens und zeigt sich als Körper-Empfindung und als Gefühl. Bilder tauchen längst nicht jedes Mal auf. Sie sind meist bruchstückhaft und zusammenhanglos.

Flashbacks haben also oft keine Bilder. Dein Leiden wird durch Bilder auch nicht glaubhafter oder wirklicher (normaler). Nimm deine Flashbacks wie sie sind. Sie möchten nämlich gern ernst genommen werden und Teil deiner Biografie sein. Bis jetzt hören sie von dir: «Ich nehme euch erst ernst, wenn ihr in der richtigen Form auftretet.»

Lies doch in unserem Flashback-Text nochmals die Abschnitte «Wie kriege ich Flashbacks unter Kontrolle?» und «Wie räume ich mit hot memories auf?». Du hast ja professionelle psychotherapeutische Begleitung. Du kannst dort sicher üben, den Flashbacks aus dem Schrecken zu führen und sie zu einem Teil deiner Vergangenheit zu machen.

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