Hallo Lilli,
Vorneweg: Diese Frage ist SEHR lang. Tut mir leid für die Umstände. Außerdem enthält sie einige persönliche Informationen. Könnt ihr sie bitte etwas kürzen, bevor ihr die Antwort veröffentlicht? Danke.
Ich hatte euch Frage Frage Nr. 39874 von 12.06.2025 (und Frage Nr. 39827) gestellt. Herzlichen Dank für eure Antwort!
Ihr habt mir ein paar Rückfragen gestellt. Die gehe ich mal der Reihe nach durch.
[...]
Tut mir leid, dass ich bei all dem Text jetzt bisher gar keine konkrete Frage gestellt habe. Wenn ich es so formulieren sollte: WIe werde ich meine Lebensmüdigkeit los? Die hält mich nämlich davon ab, _irgendwas_ zu tun.
Viele Grüße, und danke für eure Hilfe.
Unsere Antwort
Wir konnten nicht selektiv herauskürzen, weil wir nicht wussten, was für dich zu persönlich ist. Deswegen haben wir den Hauptteil der Frage rausgekürzt. Falls du uns nochmal schreibst, kannst du angeben, welche Abschnitte oder Sätze wir genau rauskürzen sollen.
Vielen Dank für die ausführliche und fundierte Antwort auf unsere Fragen. Ich finde, du machst dir die richtigen Gedanken. Ich glaube, in dir steckt ein Feuer, das zurückgehalten wurde, und das du jetzt selbst zurückhältst. Es ist aber auch deine Lebensenergie. Ich denke, der Teufelskreis ist echt, und ich denke, du brauchst fachliche Begleitung, um da rauszukommen. Ich stelle mir da zum Beispiel etwas verhaltenstherapeutisches vor: Es geht darum, Sachen zu machen, zu merken, dass das geht, dich zu spüren, zu lernen, mit den Gefühlen umzugehen, die dabei auftreten, Erfolgserlebnisse zu haben.
Ich merke aber auch, dass du offenbar gute soziale Kontakte hast. Könnte es allenfalls auch gehen, dass du mit Freunden verabredest, dass ihr bestimmte Sachen macht? Gelingt es allenfalls, dich besser zu motivieren, wenn andere beteiligt sind?
Wenn ich dein Geschriebenes so durchlese, dann frage ich mich aber auch, wie sehr du dir erlaubst, zu leben. Ich spreche insbesondere über den Teil von dir, der nicht leben will. Du schreibst ja, dass die Mantren deiner Mutter fest in deinem Gehirn sitzen. Du scheinst sehr loyal zu sein. Diese Loyalität hat wahrscheinlich eine sehr lange Geschichte. Genauso wie der erwachsene Mann spricht hier auch ein Junge, der Strategien entwickelt hat, im Elternhaus klarzukommen. Dein Eigenes hatte hier möglicherweise keinen fruchtbaren Boden. Unangenehme Emotionen wurden nicht getröstet, sondern geschürt. Da lernt man, abzuspalten und sich zurück zu nehmen. Ich spreche manchmal vom Drama der Zurückhaltung. Ich glaube, Depression kann einen gut zurückhalten.
Es ist sicher hilfreich für dich, wenn du dich interessierst an diesem Anteil in dir, der nicht leben möchte, und wenn du dich ihm zuwendest und seine Not verstehst. Ich glaube nicht, dass dieser Anteil schon begreift, dass du ein erwachsener Mann bist. Das kannst du ihm aber beibringen. Es gibt Therapieformen (bestimmte traumatherapeutische Therapien, Egostates-Therapie) wo man das gezielt macht und übt. Neben der Psychotherapie finde ich den Besuch in der psychiatrischen Praxis wegen allfälliger Medikation auch sehr wichtig. Bleib da bitte dran. Solange du einigermassen durch den Tag kommst, finde ich einen stationären Aufenthalt auch nicht nötig. Zumal es ja darum geht, dass du lernst, mehr im Leben zu stehen. Ein stationären Aufenthalt ist aus meiner Sicht nur dann sinnvoll, wenn man da wirklich gezielt drauf eingeht.
Dass ich dir eine Therapie empfehle, heisst nicht, dass du uns nicht mehr schreiben sollst. Wenn dir der Austausch hilft, dann schreib uns bitte weiter. Zudem würde ich dich gerne auf das Kapitel Wie komme ich mit mir und anderen besser klar? verlinken. Ausserdem empfehle ich dir die folgenden Texte:
- Womit tun mir meine Eltern nicht gut?
- Wie hab ich mich an mein Elternhaus angepasst?
- Wie löse ich mich von meiner Kindheit?
Schau mal, ob dich das weiterbringt. Und wie gesagt, du kannst uns gerne wieder schreiben.
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