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Schmerzen in der Vagina beim GV: Du steuerst das Tempo

Wenn es in deiner Vagina beim Geschlechtsverkehr weh tut, halte die Schmerzen nicht aus. Es gibt verschiedene Wege, Schmerzen zu vermeiden. Hier beschreiben wir, wie du dafür Bewegung und Langsamkeit nutzen kannst. Dadurch wirst du zur aktiven Aufnehmerin.

Wieso ist «durch den Schmerz gehen» keine gute Idee?

Schmerzen können dir den Spass am Sex nehmen – und damit sinkt auch die Lust auf Sex. Wenn du Schmerzen hast, spannt sich dein Körper ganz automatisch an, und das ist beim Geschlechtsverkehr keine gute Idee, denn Anspannung kann zu noch mehr Schmerzen führen, das kannst du in diesem Text nachlesen. Wenn du Angst vor Schmerzen hast, spannst du dich auch mehr an – schon bevor die Schmerzen tatsächlich da sind –, denn wir spannen uns an, wenn wir Angst haben. Gerade wenn du schon länger mit Schmerzen beim GV kämpfst, kann es sein, dass dein Gehirn alle Reize in der Vagina als Schmerz interpretiert, ohne genauer zu prüfen, was das eigentlich für Reize sind. Das Gehirn stützt sich also nicht mehr auf die Wahrnehmung, sondern auf seine Erinnerung.

Wie komm ich da wieder raus?

Der erste Tipp ist: Sorge dafür, dass du beim Sex nichts machst, was wehtut. Es geht jetzt darum, dass du einen Schnitt machst und in eine neue Bahn gehst, wo du aus der Angst-Schmerz-Anspannung-Noch-mehr-Schmerz-Spirale rauskommst. Dein Gehirn braucht Reize, die es als neutral oder angenehm interpretieren kann. Es kann sein, dass es schon hilft, wenn du eine sexuelle Handlung langsamer machst. Oder vielleicht gibt es bestimmte Positionen, die nicht wehtun. Ausserdem ist es wichtig, dass du erforschst, wo an deinem Geschlecht Berührungen nicht wehtun und welche Art von Stimulation eher angenehm ist. Es kann manchmal sein, dass sich schon eine kleine Veränderung ganz anders anfühlt.

Wieso hab ich Schmerzen?

In diesem Text geht es darum, was du beim Sex tun kannst, um Schmerzen aktiv zu umgehen und stattdessen neutrale und angenehme Erfahrungen zu sammeln. Wenn du rausfinden möchtest, welche Ursachen die Schmerzen haben können, lies bitte unseren Text über Ursachen.

Du bestimmst, wo’s langgeht

Denk nicht an „Eindringen oder Penetrieren“. Deine Vagina nimmt den Penis oder Dildo oder den Finger aktiv auf. Du bewegst dein Becken hin und holst dir den Penis oder Dildo rein. Verabrede mit deiner*m Partner*in, dass du bestimmst. Das Tempo, die Stellung, den Winkel, die Bewegungen. Sprecht auch darüber, was sich wie anfühlt. Noch mehr Tipps zum Reden über Sex findest du in diesem Text.

Langsamkeit gewinnt

Mach langsam. In der Langsamkeit kannst du viel besser erkunden, welche Winkel sich wie anfühlen. Wenn es in der Langsamkeit nicht weh tut, kannst du mit schnelleren Bewegungen experimentieren. Geh dem nach, was sich angenehm oder spannend anfühlt.

Warum ist Bewegen gut?

Wenn du dein Becken mehr bewegst, muss die andere Person weniger tun. Du kannst durch dein bewegtes Becken einen Penis, einen Finger oder einen Dildo greifen. Eigentlich kann der Penis, der Finger oder der Dildo völlig stillhalten. Und du lässt ihn durch deine Beckenbewegungen abwechselnd rein und wieder raus. Bitte deine*n Partner*in also mal, den Penis, den Finger oder das Objekt stillzuhalten. Und schau, was du hinkriegst. Wenn du selbst dein Becken bewegst, kannst du auch die Geschwindigkeit bestimmen.

Deine Vagina spürt

Gewöhne dich daran, mit deiner Vagina hinzuspüren, wie sich der Penis, Finger oder Dildo in ihr drin bewegt. Du kannst steuern, wo der Penis, Finger oder Dildo in deiner Vagina ist, indem du dein Becken bewegst. Du kannst es kreisen, kippen, in einer 8 bewegen... Auch dein*e Partner*in kann den Penis, Finger oder Dildo langsam bewegen und du kannst mitteilen, was du spürst.

Das Ziel ist Genuss: nicht der Orgasmus

Auch wenn du oder dein*e Partner*in es schneller und kräftiger braucht, um zum Orgasmus zu kommen, nehmt euch erstmal ein anderes Ziel vor: Genuss. So als würde sich eine Katze Streicheleinheiten abholen, holt sich deine Vagina Streicheleinheiten vom Penis, Finger oder Dildo.

Wie kann ich das alles beim Casual Sex umsetzen?

Du brauchst nicht in einer vertrauten Partnerschaft zu sein, um Schmerzen aktiv zu umgehen. Du kannst deine Bedürfnisse in eine verführerische Hülle packen. Es kann auch beim Casual Sex ziemlich heiss hergehen in einer bewussten Langsamkeit. Du brauchst nicht alles zu offenbaren. Sag zum Beispiel einfach: „Ich hab Lust, oben zu sein.“ oder „Du brauchst nichts tun, ich hol mir, was sich gut für mich anfühlt.“ oder „Hast du schonmal erlebt, wie intensiv sich langsamer Sex anfühlen kann?“. Du kannst auch eine klare Ansage machen, dass du nur Petting und keinen Geschlechtsverkehr möchtest.

Wo finde ich mehr Tipps?

In diesem Text hast du wahrscheinlich verstanden, wie wichtig es ist, dass du aktiv wirst. Denn wenn du steuerst, schaffst du dir neutrale und angenehme Erfahrungen statt immer wieder Schmerzen zu erleben. Weitere Tipps zum aktiven Bewegen findest du in unserem Text zur Beckenschaukel und in unserem Text zu den Vorteilen von Bewegung.