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Was bringen uns Streitauszeiten?

Streit mit deinem Partner oder deiner Partnerin? Eine kleine Auszeit bringt mehr als tausend Worte. Sie sollte eine klare Dauer haben und klare Regeln.

Warum läuft der Streit immer gleich ab?

Eine Frau und ein Mann streiten, sie wirft einen Teller auf den Boden

Vielleicht kennst du das: Ihr streitet, und es wird immer lauter und heftiger. Und es werden immer unschönere Dinge gesagt. Es geht eigentlich nur noch drum, den anderen runterzumachen. Es endet im Geschrei und vielleicht auch in Tränen. Manchmal fliegen auch Dinge durch die Luft. Türen werden geknallt. Und wenns ganz übel zu und hergeht, wird’s handgreiflich. Und nachher bereut man es. Denkt sich: Wie konnte das passieren? Vielleicht weiss man auch gar nicht mehr so recht, um was es in dem Streit ging. Wie kann das sein?

Warum kann ich im Streit nicht mehr klar denken?

Beim Streiten kommst du in Stress. Wenn du sehr in Stress kommst, passiert etwas mit dir. Dein Kopf und dein Körper wittern Gefahr. Alles stellt sich auf Kämpfen oder Fliehen ein. Das heisst, Blut fliesst in die Arme und Beine. Eigentlich will der Körper davon rennen oder drauflos schlagen. Man nennt das auch Kampf-Flucht-Modus. Dein Gehirn hat dann weniger Blut zur Verfügung. Du kannst drum nicht mehr so gut denken. Das führt dazu, dass man im Streit oft viel Mist sagt. Und dass man sich nachher auch oft nicht mehr so gut dran erinnert, um was es eigentlich ging.

Mehr über den Kampf-Flucht-Modus erfährst du in unserem Text über das autonome Nervensystem.

Warum erscheint der andere wie ein Feind?

Wenn Kopf und Körper so im Alarmzustand sind und sich auf Kämpfen oder Fliehen einstellt, fühlst du das auch: Du fühlst jetzt eher Angst oder Wut. Angst macht, dass du fliehen willst. Wut macht, dass du kämpfen willst. Und du siehst die Personen um dich herum eher als Feinde. Aus diesem Zustand kannst du wieder rauskommen. Dazu empfehlen wir unseren Text Wie beruhige ich mich selbst?.

Wann hilft der Alarmzustand, wann erschwert er Lösungen?

Stell dir vor, da wäre wirklich jemand, der dich körperlich angreift. Dann ist diese Reaktion sehr sinnvoll. Aber dein Partner oder deine Partnerin wollen dir wahrscheinlich nicht an den Leib. Und dann ist die Reaktion nicht sinnvoll, sie als Feinde zu sehen. Eigentlich wäre es ja gut, wenn man miteinander Lösungen finden kann. Das kann man nicht mit einem blutleeren Gehirn, das den anderen als Feind sieht.

Wie unterbreche ich den Streit?

Drum gibt’s nur noch eins, wenns so heiss zu und hergeht: eine Auszeit. Ein Timeout. Du rufst: «Stopp, Auszeit für zwei Stunden!» Du gehst. Du machst die Tür zu. Du verschliesst sie. Du verlässt das Haus. Dein Partner oder deine Partnerin werden das überhaupt nicht toll finden. Aber du machst es trotzdem. Denn das schöne ist: Spätestens nach einer halben Stunde habt ihr euch wieder beruhigt, und ihr seid nicht mehr in diesem Kampf-Flucht-Zustand. Dann könnt ihr wieder klarer denken.

Was mach ich während der Auszeit?

Die Auszeit ist nicht zur Flucht da. Sie gibt euch beiden die Chance dazu, wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Alkohol trinken während der Auszeit ist daher keine gute Idee. Ebenso wenig wie lange Telefonate mit der besten Freundin. Besser sind Spaziergänge an der frischen Luft. Allein. Denn das Ziel ist nach der ersten Abkühlung, herauszufinden, um was es eigentlich ging. Frag dich:

  • Was wollte ich während des Streits erreichen?
  • Was habe ich gesagt, um das zu erreichen?
  • Was habe ich tatsächlich erreicht?
  • Wie könnte ich das besser sagen?
  • Hat er oder sie irgendwelche Ängste in mir wachgerufen? Welche?
  • Was wollte mein Partner oder meine Partnerin?
  • Was hat ihn oder sie so gestresst?
  • Wie finden wir am ehesten eine gemeinsame Lösung?

Warum sollten wir vorher Auszeitregeln vereinbaren?

Es ist entscheidend, dass ihr im Voraus klärt, wie ihr Auszeiten regelt. Denn stell dir vor: Du rufst mitten im Streit «Ich brauch eine Auszeit für zwei Stunden!» Da reagiert deine Partnerin oder dein Partner bestimmt mit «Jetzt nicht!» oder «Das ist feige!» Davon solltest du dich nicht verunsichern lassen: Jetzt darfst du dich zurückziehen. Denn das habt ihr vorher so abgemacht. Und wenn dein Partner oder deine Partnerin dann ein Weilchen lang getobt oder geschmollt hat, besinnt er oder sie sich auch wieder auf die gemeinsame Abmachung.

Wie vereinbare ich Auszeitregeln?

Setz dich also in einem ruhigen Moment mit deinem Partner oder deiner Partnerin hin und besprich mit ihr, dass du gern Auszeiten einführen würdest. Erklär ihm oder ihr, was du hier gelesen hast. Nur wenn er oder sie das auch eine gute Idee findet, könnt ihr die Auszeitregeln festsetzen.

Warum sollte eine Auszeit eine klare Dauer haben?

Du kennst das vielleicht, wenn die andere Person sich einfach entzieht und dich mit Schweigen straft. Sie sagt nicht, wie lang das dauern wird. Das ist im Grunde eine üble Quälerei, weil sie weiss, dass du im Stress bist, weil du nicht weisst, wies weitergeht. Bei einer Auszeit geht es nicht drum, den anderen zu strafen oder zu quälen. Und daher sagst du beim Einberufen einer Auszeit immer, wie lang sie sein wird. Also: «Ich brauch eine Auszeit! Für zwei Stunden».

Wie lang sollte eine Auszeit dauern?

Geübte Paare spüren, wie lang eine Auszeit sein sollte. Sie wissen, wie lang sie haben, um runterzukommen. Wir empfehlen für den Anfang zwei Stunden. Da habt ihr Zeit, runterzukommen und euch ein paar klare Gedanken zu machen. Wenn der Streit kurz vor dem Schlafengehen ist, macht die Auszeit bis zum nächsten Morgen.

Warum bringt mich eine längere Auszeit nicht zwangsläufig weiter?

Wenn du eine Auszeit einberufst, wirst du möglicherweise finden, dass sie am besten eine Woche lang wäre, weil der andere dich so nervt. Aber sobald du wieder runter gekommen bist, merkst du, dass eine Woche viel, viel zu lang ist. So eine lange Auszeit lädt dich auch eher dazu ein, dich abzulenken und nicht mit dem Problem auseinanderzusetzen. Und darum geht’s in einer Auszeit nicht.

Warum brauchts danach eine Entschuldigung?

Meistens kommt es zum Streit, weil jemand versucht, in irgendeiner Sache zu seinem Recht zu kommen. Im Streit kommt keiner von beiden zu seinem Recht. Vielmehr tut ihr einander mit Worten (und vielleicht auch handgreiflich) weh. Macht euch während der Auszeit bewusst, dass es im Streit nicht mehr darum ging, eine gute Beziehung miteinander zu haben. Stattdessen hast du Dinge gesagt, die dazu da waren, zu verletzen. Achte darauf, dass du dich dafür nach der Auszeit ehrlich entschuldigen kannst. Erst dann ist ein Gespräch möglich, das euch wirklich weiterbringt.

Sind wir ein Team?

Zwei Männer stehen nebeneinander und halten sich im Arm

Ein Gespräch bringt dann etwas, wenn ihr beide das gleiche Ziel vor Augen habt – nämlich im Grunde, dass ihr es gut miteinander habt. Ein Paar ist ja auch ein Team. Teamspieler müssen dem Team zuliebe auch mal Kompromisse schliessen. Während eines Streites vergesst ihr leicht mal den Teamgedanken und das Teamziel. Und aus dem Team wird ein Gegeneinander.

Wie führt eine Auszeit wieder zum Teamgedanken?

Die Auszeit dient dazu, zum Miteinander zurückzufinden. Getrennt voneinander könnt ihr beide wieder frei denken und euch auf das konzentrieren, was euch wirklich wichtig ist. Das ist nicht Gewinnen ohne Rücksicht auf Verluste. Sondern eine Partnerschaft, die funktioniert.

Was, wenn Auszeiten nichts bringen?

Auszeiten klappen besser, wenn ihr sie übt. Also gebt euch eine Übungsphase. Ihr könnt uns auch schreiben, wenn ihr merkt, dass ihr irgendwo ansteht. Vielleicht merkst du aber auch, dass das bei euch nicht klappt, weil ihr im Grunde kein Team seid: Vielleicht merkst du, dass die ganze Beziehung ein Gegeneinander ist. Dann ist es an der Zeit, dass du die Beziehung grundsätzlich überdenkst.