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Was mache ich bei meinem Coming-out?

Ein «Coming-out» ist, wenn du anderen mitteilst, dass du schwul, lesbisch, bi, pan oder queer bist. Es kann ein grosser Schritt für dich sein, zu dir selbst zu stehen. Dein Coming-out ist das, was du draus machst.

Was heisst Coming-out?

Zwei Männer stehen nebeneinander und halten sich im Arm

Die Rede ist von einem Coming-out, wenn du anderen erzählst, dass du auf Menschen deines Geschlechts oder auf Männer und Frauen stehst. «Coming-out» kommt aus dem Englischen und heisst so viel wie etwas «öffentlich machen» oder «herauskommen». Für viele schwule, lesbische, bi-, pansexuelle und queere Menschen ist es ein grosser Schritt, wenn sie mit ihren Familien, Freund*innen und Bekannten über ihre Gefühle und Sexualität sprechen.

Womit fängt mein Coming-out an?

Dein erstes Coming-out beginnt bei dir selbst. Das «innere Coming-out» ist eine Phase in deinem Leben, in der du entdeckst, ob du dich von Männern und/oder Frauen angezogen fühlst. Zu der Zeit wird dir klar, ob du schwul, lesbisch, bi, pan oder queer bist. Das kann dir leichter oder schwerer fallen. Viele Männer und Frauen finden Menschen des anderen Geschlechts anziehend. Es kann sein, dass das bei dir anders ist. Eben das erkennst du möglicherweise während dem inneren Coming-out.

Wie merke ich denn, was ich bin?

Du bist vielleicht verunsichert, wenn dir das nicht sofort klar ist. Die Gewissheit darüber bekommst du, wenn du eine Antwort auf diese Fragen hast: Wer erregt mich? Mit wem habe ich gerne Sex? In wen verliebe ich mich? Die Klarheit darüber hilft dir dabei, dich als der Mensch zu akzeptieren, der du bist. Lies bitte auch unseren Text «Wie finde ich heraus, ob ich hetero, schwul, lesbisch oder bi bin?». Auch ist deine sexuelle Orientierung nicht in Stein gemeisselt. Es kann sein, dass sich über die Zeit verändert, auf wen du stehst.

Muss ich mir denn hundertprozentig sicher sein, was ich bin?

Niemand ausser du selbst weiss besser, wie du dich fühlst und erlebst. Deshalb macht es nur Sinn, wenn du danach gehst. So hast du deine persönliche Antwort. Und die ist genauso aussagekräftig, wenn du dir selbst oder einer anderen Person einfach sagst, dass du noch unsicher bist. Du weisst aber, wie du jetzt zu Männern und Frauen stehst. Am Ende ist weniger entscheidend, was die anderen darüber denken. Wichtig ist, worin du dich siehst. Und wenn du ein Gespür dafür bekommst, wer du bist und sein willst, gehst du auch dein erstes und jedes weitere Coming-out zuversichtlich an.

Wann kann ich mit dem Coming-out anfangen?

Nach deinem inneren Coming-out möchtest du vielleicht zu deiner sexuellen Orientierung öffentlich stehen. Das nennt sich «äusseres Coming-out». Den perfekten Zeitpunkt kann es dafür nicht geben. Auch kannst nur du wissen, ob du es gleich allen in deinem Umfeld sagen willst. Vielleicht möchtest du dich erst vortasten. Eine Idee für den Anfang ist herauszufinden, was deine Mitmenschen über die sexuelle Orientierung denken.

Wie kriege ich heraus, was mein Umfeld für Ansichten hat?

Vielleicht hast du letztlich dazu was gesehen oder gelesen, was du kurz erwähnen könntest. Bestimmt denkt nicht jede Person in deinem Umfeld genau dasselbe dazu. Wer reagiert bei dir freundlich? Verzieht jemand das Gesicht? Das sind Dinge, auf die du mal achten könntest. Für einige queere Menschen war dieses leichte Vortasten sehr hilfreich. Dabei hatten sie nämlich herausgehört, ob jemand positiv oder negativ spricht. Dann konnten sie sich überlegen, ob sie ein Coming-out vor der Person haben möchten. Äussert sich dein Umfeld positiv, könntest du ein Coming-out versuchen. Entscheide selbst. Mach das wirklich am besten so, dass du dich damit wohlfühlst.

Wie gehe ich bei einem Coming-out vor?

Für dein Coming-out ist es sinnvoll, dir einen Moment der Ruhe zu verschaffen und ohne Umwege auszusprechen, was du erzählen möchtest. Das fällt dir vielleicht einfacher, wenn du dich zunächst vor einer Person outest, der du vertraust. Kennst du einen Menschen, mit dem du offen über Sexualität reden kannst? Dann könntest du mit einem Coming-out bei dieser Person beginnen, weil du dich bei ihr sicher fühlen kannst. Oder kennst du schwule, lesbische, bisexuelle oder queere Menschen? Dann könntest du dich mit ihnen austauschen. Lies im Text «Wie lerne ich andere Schwule und Lesben kennen?», wo du auf andere queere Menschen treffen kannst, die Menschen des gleichen Geschlechts oder Männer und Frauen toll finden. Das Beratungsteam von du-bist-du hat ausserdem auf feel-ok einige Tipps für dein Coming-out zusammengestellt.

Und wie geht es weiter nach dem Coming-out?

Zwei Frauen, eine hat die Hand in der Hosentasche der anderen, die andere legt den Arm um ihre Schulter

Es kann sich für dich sehr befreiend anfühlen, nachdem du dich das erste Mal bei anderen geoutet hast. Der Druck und die Anspannung, die vielleicht vor dem Coming-out da waren, lösen sich wieder auf. Natürlich können Coming-outs sehr unterschiedlich ablaufen. Da gibt es kein richtig oder falsch. Das ist dein eigener Weg. Mit jedem weiteren Coming-out gewinnst du mehr Selbstvertrauen. Du wirst auch sehen, wer zu dir steht und dich als Mensch wertschätzt. Auf dbna findest du viele Geschichten von jungen Männern über ihr Coming-out. Schau da mal rein, wenn du magst.

Was mache ich bei schlechten Coming-out-Erfahrungen?

Einige Personen erfahren leider auch Schlechtes oder nicht so Erfreuliches bei ihrem Coming-out. Am schönsten wäre es natürlich, wenn dein Umfeld gar kein grosses Ding draus macht. Zum Glück hat sich in unserer Gesellschaft auch viel getan. Die sexuellen Rechte werden vielen mehr und mehr bewusst. Das ist auch gut so. Schliesslich sollte sich ein Mensch nicht rechtfertigen müssen, auf wen er*sie steht. Falls du aber nach deinem Coming-out in einer Krise steckst, hol dir bitte unbedingt Hilfe. Nutze dazu bitte unsere Links zur LGBTQ*-Community. Viele queere Beratungsstellen geben dir gezielt Tipps für dein Coming-out und unterstützen dich, wenn du schlechte Erfahrungen machst.

Outen sich auch heterosexuelle Menschen?

Viele Menschen gehen unhinterfragt davon aus, dass ihre Mitmenschen hetero sind. Einige nehmen an, dass alle sexuelle oder romantische Anziehung als das Gleiche erleben. Darum ist vielen auch gar nicht bewusst, dass sich heterosexuelle Menschen ständig im Alltag outen. Sie sprechen über ihre Beziehungen und darüber, wen sie attraktiv finden. Queere Personen hingegen müssen sich oft die Frage stellen, ob und wie sie sich outen wollen. Falls du anderen ein Coming-out leichter machen willst, gehe nicht automatisch davon aus, dass sie hetero sind.

Coming-out – ein Leben lang?

Die Frage vom Coming-out wirst du dir wahrscheinlich jedes Mal neu stellen, wenn du in einem neuen Umfeld bist. Je öfter du aber gute Erfahrungen mit dem Coming-out machst, desto selbstverständlicher wirst du mit deinen Mitmenschen über deine sexuelle Orientierung sprechen können. Irgendwann wird das Coming-out dann gar nicht mehr so wichtig sein.

Videotipp zum Coming-out

Du entscheidest über dein Coming-out. Niemand darf dich dazu zwingen, dass du anderen von deiner sexuellen Orientierung erzählst. Du bestimmst, mit wem und wie du über deine Gefühle sprichst. Dieses Video von AMAZE zeigt das sehr eindrücklich. Es ist auf Englisch. Du kannst aber deutsche Untertitel einstellen.