Stell deine Frage...

Wie und wann äussere ich am besten Kritik?

Dicke Luft in der Partnerschaft oder Freundschaft? Gerade wenn deine Beziehung kriselt, brauchst du eine gute Strategie. Diese drei einfachen Fragen können dir dabei helfen. Mach den «Wem/Wann/Wieso»-Test.

In aller Kürze

Überschrift: Der "Wem/Wann/Wieso"-Test Text: Wenn es in deiner Freundschaft oder Partnerschaft kriselt, brauchst du eine gute Strategie um Kritik zu äußern. Es kann dir helfen, dir diese 3 Fragen zu stellen: - Wem? Wem stellst du deine Bitte? Eignet sich die Person für dein Anliegen und kann sie dir wirklich entgegenkommen? - Wann? Wann kannst du dein Anliegen äußern? Sprich in einer Beziehungskrise nur Themen an, die direkt mit deinem Anliegen zusammenhängen. - Wieso? Wieso möchtest du etwas sagen? Forderst du nur, oder gibst du auch?

Eine Bitte führt zum Krach

Bild von einem streitenden Paar. Man sieht ein Mädchen, das sagt: Nie hast du Zeit für mich!

Du willst deinem*deiner Partner*in eine Bitte oder einen Frust mitteilen – und stösst dabei oft auf Granit. Nicht einmal die richtigen Worte oder der richtige Tonfall garantieren dir ein brauchbares Gespräch. Vielleicht bist du sauer, dass er*sie jeden Abend weg ist. Ein wütendes «Nie hast du Zeit für mich!» führt ganz sicher zum Krach. Aber selbst ein liebevolles «Liebling, es wäre so schön, wenn du mehr Zeit für mich hättest» kann zum Krach führen.

Der «Wem/Wann/Wieso»-Test

Es geht nicht nur darum, was du sagst und wie du es sagst. Entscheidend ist auch wann, wieso und wem. Anders ausgedrückt: Deine Bitte muss den «Wem/Wann/Wieso»-Test bestehen.

Die Wem-Frage

Zuallererst stellt sich die Frage nach dem «Wem»: Kann dir die Person, an die du dich wenden willst, das Gewünschte überhaupt geben? Oft ist das gar nicht der Fall. Vielleicht hat sie wirklich viel um die Ohren. Oder sie hat einen anderen Grund, warum sie gerade nicht für dich erreichbar ist.

Andere Lösungen finden

Stell dir vor, dein*e Freund*in trainiert für ein wichtiges Spiel. Zusätzlich muss er*sie für Prüfungen lernen, damit der Abschluss nicht gefährdet ist. Es ist schlicht und ergreifend unmöglich, dass er*sie immer für dich da sein kann. Jeder Mensch führt sein eigenes Leben. Du kannst deshalb auch eigene Lösungen finden, wie du deine Zeit angenehm verbringst, wenn jemand mal nicht zur Verfügung steht.

Was ist, wenn es für mich nur die eine Lösung gibt?

Deine eigenen Lösungen finden ist natürlich mühsam – es wäre so viel einfacher, wenn du die andere Person für deine schlechte Stimmung verantwortlich machen und deine Unzufriedenheit an ihr auslassen kannst. Schon weil sie so schön nah und als Sündenbock verfügbar ist. Die «Wem»-Frage schützt dich vor genau dieser Falle. Du bist dafür verantwortlich, dir auch selbst gute Momente zu schenken. Das hängt nicht an irgendwem anderen. Lies mal diesen Text.

Nach der Wem-Frage...

Angenommen jedoch, dein*e Freund*in hat keinen guten Grund dafür, Abend für Abend weg zu sein. Dann kannst du durchaus bitten, mehr Zeit miteinander zu verbringen. Schliesslich möchtest du eure Beziehung pflegen. Klar bleibt es dabei, dass jeder Mensch selbst darüber verfügt, was er in seiner Freizeit machen möchte. Es gibt keine Verpflichtung zu irgendwas.

Gemeinsame Zeit finden

Trotzdem lebt eine Beziehung von gemeinsamen Momenten. Deswegen können beide versuchen, ob das möglich ist. Natürlich geht es hier nicht darum, dass du ständig etwas einforderst. Das nervt ihn*sie wahrscheinlich nur, und er*sie wendet sich ab.

Den richtigen Moment wählen

Es folgt die «Wann»-Frage: «Wann spreche ich? Passt die Stimmung im Moment?» Wenn es gerade kriselt, sprich nur Dinge an, die direkt mit der Krise zusammenhängen. Dein*e Freund*in hat mal Zeit, reagiert dann aber immer gereizt, wenn du um etwas bittest? Dann sprich ihn*sie behutsam auf seine*ihre Stimmung an. Und nicht etwa darauf, dass er*sie so selten da ist. Das erfordert Disziplin, aber du wirst mit der Zeit immer besser darin.

Die Wieso-Frage

Die nächste Frage gilt dem «Wieso»: «Wieso sage ich etwas? Wieso habe ich überhaupt das Recht dazu?» Denn: Wenn du etwas von der anderen Person forderst, musst du auch bereit sein, etwas zu geben. Vielleicht nimmt sie sich deshalb so selten Zeit für dich, weil sie frustriert über dich und eure Beziehung ist. Sie wünscht sich vielleicht mehr körperliche Nähe, und sie stellt sich die gemeinsame Zeit mit dir anders vor. In diesem Fall wäre es sinnvoll, dass du nicht nur deine, sondern auch ihre Wünsche beachtest.

Zum Schluss handeln

Es gibt Situationen, die geradezu drängen, deinen Mund aufzumachen. Dann hilft es niemanden, wenn du schweigst. Das ist etwa dann der Fall, wenn du merkst, dass die Beziehung auf Dauer nur schlechter wird, wenn niemand was sagt. Oder wenn du spürst, dass du dich sonst nicht mehr selbst respektieren kannst.

Einstehen für die Beziehung

Letztlich hilft der «Wem/Wann/Wieso»-Test dir dabei, deine Argumente und Wünsche selbstsicher und überzeugend zu vertreten. Er erhöht die Chance, dass du bei der anderen Person auf offene Ohren stösst. Das gilt für Liebesbeziehungen genauso wie für Freundschaften oder Bekanntschaften. Lies auch diesen Text. Ausserdem sorgen die drei Fragen dafür, dass du dich kreativ mit dir und der anderen Person gedanklich auseinandersetzt. Das ist spannend. Auch wenn es nach wie vor Momente gibt, in denen Schweigen Gold ist. Mehr zum Lösen von Beziehungsproblemen liest du in diesem Kapitel.