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Was ist Endometriose, und wie wird sie behandelt?

Bei der Endometriose befindet sich Gebärmutterschleimhaut ausserhalb der Gebärmutter. Die Beschwerden können ganz unterschiedlich sein. Sie kann auch unentdeckt bleiben und keine Beschwerden machen.

Was ist eine Endometriose?

Die Endometriose ist eine chronische Erkrankung im Bauchraum. Endometriose kann alle Menschen mit Uterus betreffen, neben Frauen also auch trans*Männer oder nicht binäre Personen. Bei der Endometriose befindet sich Gebärmutterschleimhaut am falschen Ort, nämlich ausserhalb der Gebärmutter. Sie blutet zyklisch. Denn die Hormone wirken auch an der Gebärmutterschleimhaut, die ausserhalb der Gebärmutter liegt. Hier kann das Blut aber nicht abfliessen. Je nach Ort der Gebärmutterschleimhaut ausserhalb der Gebärmutter kann dies zu ganz unterschiedlichen Symptomen führen. Deshalb ist Endometriose schwierig festzustellen und wird auch als Chamäleon bezeichnet.

Wo kann Endometriose vorkommen?

Endometriose sitzt zum Beispiel an den Eierstöcken, im kleinen Becken an den Bändern zwischen Gebärmutter und Kreuzbein, auf dem Bauchfell, im oder auf dem Darm, in der Scheidenwand oder im Enddarm.Schematische Darstellung der Lokalisation von Endometrioseherden

Was ist die Ursache für Endometriose?

Die Ursache für die Entstehung einer Endometriose ist bisher unklar. Es gibt verschiedene Theorien dazu, wie die Gebärmutterschleimhaut an andere Orte im Bauchraum gelangt. Keine ist aktuell bestätigt.

Was sind typische Symptome für Endometriose?

Wenn du Endometriose hast, kann es sein...

  • dass du starke Schmerzen während der Menstruation hast
  • länger als andere Frauen menstruierst
  • chronische Unterbauchschmerzen hast
  • Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (in der Tiefe)
  • dass du dich erschöpft fühlst
  • Probleme beim Stuhlgang oder andere Darmsymptome hast.

Es kann auch sein, dass du keine Beschwerden hast. Manchmal ist das einzige Symptom der Endometriose die Unfruchtbarkeit. Bei 30 bis 50 Prozent der betroffenen Frauen führt sie zu Unfruchtbarkeit. 

Welche körperlichen Folgen kann Endometriose haben?

Endometriose kann zu Entzündungen und Verwachsungen im Bauchraum führen. Dies kann eine Schwangerschaft erschweren und zu chronischen Schmerzen führen. Auch kann sie Auswirkungen auf den Verlauf der Schwangerschaft und die Gesundheit des Kindes haben.

Welche psychischen Folgen kann Endometriose haben?

Es dauert oft lange, bis Endometriose diagnostiziert wird. In dieser Zeit wissen Betroffene oft nicht, wie ihre Beschwerden entstehen und können dadurch sehr verzweifelt sein. Endometriose kann so schwer verlaufen, dass Betroffene im Alltag eingeschränkt sind. Andere Menschen können Schwierigkeiten haben, zu verstehen, wie es dir tatsächlich geht. Manche Betroffene fühlen sich nicht ernst genommen. Das kann zusätzlich zu den körperlichen Schmerzen sehr belasten.

Warum ist Endometriose schwer zu erkennen?

Viele Frauen leiden unter Menstruationsschmerzen, aber nur bei sehr wenigen ist die Ursache eine Endometriose. Oft vergehen einige Jahre, bis eine Frau weiss, dass sie Endometriose hat. Im Durschnitt vergehen 6 Jahre, bis eine Person die Diagnose hat. Denn oft ist es schwierig, die Diagnose sicher stellen zu können. Mit Ultraschall können zwar Endometriose-Zysten an den Eierstöcken festgestellt werden, aber Endometrioseherde am Darm, am Bauchfell oder im kleinen Becken können Ärzt*innen nur mit einer Bauchspiegelung sehen. Eine Bauchspiegelung ist ein operativer Eingriff, der unter Vollnarkose abläuft.

Wie wird Endometriose behandelt?

Die Endometriose ist medizinisch nicht heilbar. Die Art der Behandlung kann ganz unterschiedlich sein. Das Ziel ist die Schmerzfreiheit und ein Ermöglichen eines Kinderwunschs.

  • Wir haben dir hier Tipps zur kurzfristigen und zur langfristigen Linderung der Schmerzen zusammengefasst. Diese reichen von Bauchwahrnehmung und Entspannung, über Schmerzmittel, Spaziergänge und Wärme. Probiere aus, was dir gut tut.
  • Dich in deinem Körper zuhause und wohlzufühlen - also ein gutes Körperbild und ein gutes Körpergefühl zu entwickeln, kann dir bei deiner Endometriose helfen. 
  • Eine ausgewogene, genussvolle Ernährung ist gut für dein Immunsystem, und dieses kann dann besser unerwünschte Bakterienansammlungen und Entzündungen bekämpfen.
  • Unterdrücken der Eierstockfunktion mit Hormonen zum Beispiel mit der Pille, Gestagenen oder GnRH-Analoga
  • Operation: Bauchspiegelung zur Diagnosestellung und gleichzeitig Entfernen der Endometrioseherde von den betroffenen Geweben (Eierstockcysten, Endometrioseherde am Darm, Bauchfell, Bänder im kleinen Becken). Dein*e Ärzt*in wird versuchen, alle Endometrioseherde vollständig zu entfernen.

Rückfälle nach der Behandlung sind häufig. Da die Endometriose eine hormonabhängige Erkrankung ist, bessern sich die Beschwerden deutlich, sobald du keine Regelblutung mehr bekommst (Menopause). Mehr zu Therapiemethoden kannst du bei der Endometriose-Vereinigung Deutschland lesen.

Wie gehe ich mit Endometriose um?

Endometriose ist eine ernstzunehmende Erkrankung. Schau dennoch auf die Dinge, die du beeinflussen kannst. Du kannst deine Stärken und Ressourcen für dich und dein Wohlbefinden einsetzen.

  • Du kannst während der Periode alles tun, was du sonst auch tust. Du kannst alles tun, worauf du Lust hast. Vielleicht hast du während der Periode auf andere Dinge Lust als vor oder nach der Periode. Achte gut darauf, was du spürst. Wenn du Schmerzen hast, schau dir auch unsere Tipps «Regelbeschwerden: Schmerzen während der Mens» an.
  • Erlange Wissen über deinen eigenen Körper und darüber, was dir gut tut. Dazu ist es gut, verschiedenes auszuprobieren.
  • Informiere auch Menschen, die dir wichtig sind und schaffe so Verständnis für deine Beschwerden und deine Erkrankung.
  • Auch der Austausch mit anderen Betroffenen kann guttun. Die Endometriose-Vereinigung bietet Beratung per Mail. Telefon- und Videoberatung sind auch möglich.
  • Du kannst Kontakt zu Kliniken und Zentren aufnehmen, die sich auf die Behandlung von Endometriose spezialisiert haben. Die von der Endometriose-Vereinigung zertifizierten Kliniken und Praxen findest du auf dieser Website sortiert nach Postleitzahlen. Viele Menschen berichten, dass sich sogar eine längere Anfahrt für sie gelohnt hat, wenn das Zentrum weit weg von ihnen lag. Dort kann die Diagnose im Rahmen einer Operation gestellt werden. Im Rahmen dieser Operation kann das versprengte Gebärmuttergewebe entnommen werden und untersucht werden. Diese Entnahme bessert oft schon die Beschwerden und ist auch Teil der Therapie. Es gibt in diesen Zentren viel Expertise zur Behandlung.
  • Die Stärke der Beschwerden bei Endometriose nehmen oft nach dem 35. Lebensjahr kontinuierlich ab. Oft werden sie nach einer Schwangerschaft besser. Erschwerend ist natürlich, dass eine Schwangerschaft bei Endometriose nicht so schnell eintritt.

Wie gehe ich mit Menschen um, die Endometriose haben?

Die Hälfte der Menschheit menstruiert. Menstruation und auch Beschwerden bei der Menstruation, ob in Form der Endometriose oder nicht, gehören zum Leben und können offen besprochen werden. Gehe sensibel mit Menschen um, die menstruieren. Versuche nachzuvollziehen, wie es der anderen Person geht. Du kannst der Person zuhören und sie, wenn ihr das möchtet, in den Arm nehmen. Versuch nicht zu vergleichen oder der anderen Person zu sagen, wie sie sich fühlen sollte. Deine eigenen Schmerzerfahrungen sind wahrscheinlich ganz anders als die der Person, die Endometriose hat.

Podcast zum Weiterhören

Wir finden, der Sexpodcast von PULS "Im Namen der Hose" behandelt das Thema gut in seiner Folge "Shorts: Endometriose".

 

Grafik: Endometriose Vereinigung Deutschland e.V.