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Was ist das polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS), und wie wird sie behandelt?

Beim polyzystischen Ovarialsyndrom (PCOS) liegt ein Überschuss an männlichen Hormonen vor. Das kann zu Zyklusstörungen, aber auch zu Übergewicht oder zu vermehrter Körperbehaarung führen.

Was ist das polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS)?

Beim polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS) liegt ein Ungleichgewicht der Sexualhormone vor. Die Symptome können ab der Pubertät auftreten, oft auch erst später. Je nach Person kann das PCOS zu unterschiedlichen Symptomen führen. Die Menstruation kann ausbleiben oder erst nach mindestens 35 Tagen auftreten. Das wird in der Medizin als Zyklusstörungen bezeichnet, weil der Menstruationszyklus anders als normalerweise abläuft. Akne, vermehrte Körperbehaarung und Übergewicht können auch auftreten. PCOS tritt bei etwa 5 bis 10 Prozent der geschlechtsreifen Frauen auf.

Was ist die Ursache für PCOS?

Die genauen Ursachen des PCOS sind noch nicht genau geklärt. Genetik spielt eine wichtige Rolle. Das schlussfolgern Fachpersonen daraus, dass Mütter oder Schwestern von Betroffenen auch oft erkrankt sind. Es steht fest, dass es verschiedene Ungleichgewichte im hormonellen Haushalt gibt. Diese verstärken sich gegenseitig.

Was sind typische Symptome für PCOS?

Die meisten Symptome werden durch den Überschuss an männlichen Hormonen hervorgerufen:

Wenn du ein polyzystisches Ovarialsyndrom hast, kann es sein, ...

  • dass deine Menstruation lange ausbleibt oder gar nicht kommt
  • dass du in längeren Abständen als andere Frauen menstruierst (zum Beispiel alle 6-8 Wochen statt alle 4 Wochen)
  • dass deine Haut zu Unreinheiten tendiert
  • dass dir mehr Haare am Körper wachsen als du es bei anderen Frauen beobachtest

Wie stellt eine Fachperson die Diagnose?

Zur Diagnose des PCOS sind umfangreiche Untersuchungen notwendig. Dazu gehört immer ein ausführliches ärztliches Gespräch. Der*die Ärztin fragt

  • wann du deine erste Periode hattest
  • wie regelmässig dein Menstruationszyklus ist
  • wann du in die Pubertät gekommen bist und wie sie verlaufen ist
  • welche Erkrankungen es in deiner Familie gibt.

Neben der körperlichen Untersuchung, Bluttests zur Hormonbestimmung, wird eine Ultraschalluntersuchung der Eierstöcke stattfinden.

Was wird beim Ultraschall untersucht?

Der Name Polyzystisches Ovar bedeutet auf Latein „Eierstock mit vielen Zysten“. Im Ultraschall können Zysten am Eierstock sichtbar sein. Zysten sind flüssigkeitsgefüllte Blasen. Zysten am Eierstock können harmlos sein und von selbst verschwinden. Beim Polyzystisches Ovar tun sie das nicht.

Welche anderen Erkrankungen sollten ausgeschlossen werden?

Es ist wichtig, eine Erkrankung der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse), der Nebenniere und des Eierstocks (Ovar) als Grund für die Beschwerden auszuschliessen. Zudem ist eine Untersuchung der Schilddrüsenfunktion erforderlich, da ein Teil der PCOS Patientinnen zusätzlich noch an einer Autoimmunentzündung der Schilddrüse (Autoimmunthyreoiditis) leidet, die zu einer Unterfunktion führen kann. Diese Schilddrüsenunterfunktion kann, genauso wie das PCOS, Ursache für einen unerfüllten Kinderwunsch sein.

Was muss erfüllt sein für die Diagnose?

Es gibt 3 Kriterien von denen mindestens 2 vorliegen müssen, um die Diagnose zu stellen:

  • Zyklusstörungen = Keine Blutungen oder Blutungen, die erst nach mindestens 35 Tagen auftreten
  • Eierstöcke mit vielen kleinen Zysten
  • Erhöhung der männlichen Geschlechtshormone im Blut

Durch den Überschuss an männlichen Hormonen kann es zu unreiner Haut, vermehrter Körperbehaarung oder Haarausfall auf dem Kopf kommen. Da nur 2 von 3 Kriterien erfüllt sein müssen, kann die Erkrankung je nach Person zu unterschiedlichen Symptomen führen. Es kann auch sein, dass du keine Beschwerden hast.

Welche körperlichen Folgen kann das polyzystische Ovarialsyndrom haben?

Es besteht ein Zusammenhang des PCOS mit dem „Metabolischen Syndrom“. Das Metabolische Syndrom ist ein Begriff, der unterschiedliche Erkrankungen erfasst: Übergewichtigkeit (Adipositas), Zuckerverwertungsstörung (Diabetes mellitus), Blutfettwerterhöhung (Hyperlipidämie), Bluthochdruck (Arterielle Hypertonie) und Gefässverkalkung. Zusätzlich kann auch noch eine Autoimmunentzündung der Schilddrüse (Autoimmunthyreoiditis), die zu einer Unterfunktion der Schilddrüse führen kann, auftreten. Alle drei Krankheiten, das PCOS, die  Autoimmunthyreoiditis und das metabolische Syndrom, können eine Schwangerschaft erschweren. Auch können sie Auswirkungen auf den Verlauf der Schwangerschaft und die Gesundheit des Kindes haben.

Welche psychischen Folgen kann PCOS haben?

Vor allem die vermehrte Körperbehaarung, die Hautunreinheiten, das Übergewicht und die Unfruchtbarkeit können deutliche Auswirkungen auf das psychische Wohlbefinden haben. Du kannst aber sehr wohl dafür sorgen, dass du dich in deiner Haut als Frau wohl fühlst und du interessant, attraktiv, sexy und liebenswert wirkst.

Wie wird das polyzystische Ovarialsyndrom behandelt?

Das polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS) ist medizinisch nicht heilbar. Die Art der Behandlung ist abhängig von den Symptomen, die belasten. Expert*innen entwickeln derzeit neue Therapiekonzepte.

  • Dich in deinem Körper zuhause und wohlzufühlen - also ein gutes Körperbild und ein gutes Körpergefühl zu entwickeln, kann dir helfen. 
  • Eine ausgewogene, genussvolle Ernährung, um Übergewicht zu vermeiden.
  • Wenn Übergewicht oder das „metabolische Syndrom“ bereits vorliegen, kann sich die Krankheit durch Sport und Abnehmen bessern. Es ist wichtig weiteren kardiovaskulären Erkrankungen (Herzinfarkt, Schlaganfall, und so weiter) vorzubeugen. Wenn eine Zuckerkrankheit (Diabetes Mellitus) vorliegt, ist es wichtig die Ansprechbarkeit der Zellen auf körpereigenes Insulin wieder zu erhöhen. Dies geschieht durch mehr Sport, Ernährungsumstellung und eventuell durch Medikamente (Metformin etc.). Menschen mit diesen Erkrankungen werden von einem Team aus unterschiedlichen Ärzt*innen betreut.

  • Studien haben gezeigt, dass die Behebung eines Vitamin D-Mangels zu regelmässigeren Eisprüngen und zu einer erhöhten Fruchtbarkeit beitrug.

  • Durch Medikamente kann der Spiegel des Sexualhormons Testosteron gesenkt werden. Bei den eingesetzten Medikamenten handelt es sich um die Antibabypille, die auch zur Schwangerschaftsverhütung eingesetzt wird.
  • Bei Kinderwunsch können Ärzt*innen in einer Kinderwunschpraxis oder -klinik die Eierstöcke mit einem Medikament so zu stimulieren, dass eine Schwangerschaft möglich wird. Dabei ist eine enge Überwachung mit wiederholten Ultraschallen der Eierstöcke wichtig, um ein Überstimulationssyndrom zu verhindern.
  • Zur Haarentfernung gibt es verschiedenen Möglichkeiten wie Bleichen, Epilation, chemische Depilation, Cremes wie Eflornithin (Vaniqa)-Creme, Tiefenergieblitzlampen und Laser.
  • Bei Haarausfall (Kopfglatze) kann mit Lotionen wie Minoxidil behandelt werden.
  • In sehr seltenen Fällen kann auch eine Operation durchgeführt werden.

Wie gehe ich mit dem polyzystischen Ovarialsyndrom um?

PCOS ist eine ernstzunehmende Erkrankung. Schau dennoch auf die Dinge, die du beeinflussen kannst. Du kannst deine Stärken und Ressourcen für dich und dein Wohlbefinden einsetzen.

  • Lass dich von Ärzt*innen behandeln.
  • Erlange Wissen über deinen eigenen Körper und darüber, was dir gut tut. Dazu ist es gut, verschiedenes auszuprobieren.
  • Informiere auch Menschen, die dir wichtig sind und schaffe so Verständnis für deine Beschwerden und deine Erkrankung.
  • Auch der Austausch mit anderen Betroffenen kann guttun. Schau dafür mal hier rein: PCOS Selbsthilfe