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Loverboys: Was tun bei Ausbeutung gegen Geld?

Sogenannte «Loverboys» treiben Menschen in die Sexarbeit oder kriminelle Machenschaften. Nur schwer kommen Opfer wieder aus den Fängen der Loverboys. Bist du betroffen davon? Es gibt Möglichkeiten, dass du dich oder Angehörige befreist.

Wer sind Loverboys?

«Loverboys» betreiben Menschenhandel und drängen Personen in die Sexarbeit. Sie spielen dir zuerst die grosse Liebe vor, um dich dann schamlos auszubeuten. Du solltst das tun, wonach sie verlangen. Loverboys nötigen zu Sex gegen Geld. Oder sie fordern ein, dass du Pornos mit ihnen oder Fremden drehst. Oder sie verwickeln dich in das Schmuggeln von Drogen oder Waffen. Die Masche ist heimtückisch: So schnell wie möglich, so viel wie möglich und so einfach wie möglich Geld mit dir machen. Loverboys sind häufig Männer im Alter zwischen 18 und 30 Jahren. Aber auch Frauen können andere Menschen so ausbeuten. Manchmal spricht man da auch von «Lovergirls».

Auf wen haben es Loverboys abgesehen?

Meist machen Loverboys Jugendliche gefügig. In der Regel sind die Opfer weiblich und zwischen 12 und 18 Jahren. Aber auch erwachsene Frauen können Opfer werden. Und auch Jungen oder Männer können Opfer werden. Im Grunde kann jeder Mensch zum Opfer werden, unabhängig von Wohnsituation, Geschlecht, Alter oder Aussehen.

Woran erkenne ich einen Loverboy?

Sie lauern dir im Internet auf, oder in der Schule, an Bus- und Bahnhöfen, in Jugendeinrichtungen, oder einfach auf der Strasse.Häufig beginnt es sehr harmlos. Ein scheinbar netter Mensch flirtet mit dir. Das geschieht oft über Chatrooms in sozialen Medien. Er zeigt sich von seiner besten Seite. Und er tut alles dafür, dass er mit dir zusammenkommt. Von aussen wirkt er perfekt: aufmerksam, vertrauensvoll und herzlich. Er ist «ein ganz Lieber und Netter», der weiss, was du willst. Er umwirbt dich mit Geschenken und Worten. Er erzählt von Geldsorgen. Er schottet dich von Familie und Angehörigen ab. Schnell redet er von einer gemeinsamen Zukunft. Und er verspricht dir die Welt. 

Was will der Loverboy von mir?

Loverboys sind sehr geschickt darin, andere Menschen zu manipulieren. Ihr eigentliches Ziel ist, dass du emotional abhängig von ihnen wirst. Wenn der Loverboy dein Vertrauen und Mitleid hat, beginnt er, dich auszunutzen. Er sagt, dass du als Liebesbeweis Dinge für ihn tun musst. Vielleicht treibt er dich in die Sexarbeit: Fremde werden dir als «gute Bekannte» vorgestellt, sind aber in Wahrheit Freier. Du sollst Sex mit ihnen haben. Der Loverboy wird zum Zuhälter und kassiert hinter deinem Rücken Geld. Vielleicht sollst du kriminelle Dinge für ihn tun. Egal was er von dir verlangt, immer will er mit dir Geld verdienen, und er will dich ausbeuten.

Wie komme ich da wieder raus?

Loverboys erpressen dich möglicherweise und drohen dir mit Gewalt, wenn du jemandem davon erzählst. Vielleicht schämst du dich auch dafür, dass du in das reingerutscht bist. Du möchtest deshalb niemandem davon erzählen. Es ist aber ganz wichtig, dass du dir Hilfe holst. Es gibt Fachstellen, die dir anonym und ganz vertraulich helfen.

Wo gibt es Hilfe?

In der Schweiz gibt es das Beratungs- und Schulungszentrum Menschenhandel und sexuelle Ausbeutung ACT212. Sie haben eine anonyme Hotline, bei der du anrufen kannst: 0840 212 212. Oder du schreibst ihnen anonym in ihrem Meldeformular. In Deutschland unterstützt und berät der Weisse Ring Kriminalitätsopfer. Das deutsche Bundeskriminalamt gibt ausserdem viele hilfreiche Infos zu Angeboten für Betroffene und zum Ablauf von Ermittlungsverfahren. In Österreich gibt es die Plattform gegen Ausbeutung und Menschenhandel. Oder du schreibst ECPAT Österreich anonym in ihr Meldeformular. ECPAT Österreich ist bekannt als Fachstelle und Ansprechpartnerin für die Bekämpfung von sexueller Ausbeutung von Kindern in Österreich. Hilfreich ist auch diese Broschüre des österreichischen Bundeskriminalamts. Wenn es ganz brenzlig ist, kannst du auch direkt zur Polizei. Du kannst dich auch an eine Beratungsstelle für Opfer von sexueller Gewalt wenden. Mehr zu Stellen in der Schweiz, in Deutschland und Österreich erfährst du auch in Text über Opferhilfeberatungsstellen.

Wie sehe ich, ob jemand anderes ein Opfer geworden ist?

Das ist oft sehr schwer zu erkennen. Meist leben die Opfer von Loverboys ein Doppelleben aus Lügen und Verstecken. Und zugleich verändern sie sich stark. Einige leiden an Depressionen oder Stimmungsschwankungen. Sie wirken sehr unsicher und haben ein geringes Selbstwertgefühl. Manche werden sehr aggressiv. Manche wissen, was sie tun, andere nicht. Fast scheint es so, als hätten sie keine eigene Identität mehr. ACT212 hat eine gute Checkliste für Auffälligkeiten bei Jugendlichen, die darauf hinweisen können, dass sie Opfer von Loverboys sind:

  • Ununterbrochenes Chatten und häufiges Ausgehen
  • Die Person hat viel Geld und teure Sachen
  • Die Person fehlt viel in der Schule mit unklaren Begründungen
  • Die Person hat schlechtere Noten
  • Die Person zieht sich von Eltern und Freund*innen zurück
  • Die Person kleidet sich provokativ und sexy
  • Das Selbstwertgefühl ist tief, die Person ist deprimiert
  • Die Person hat Schmerzen, Verletzungen und Blutungen am Geschlecht, im Unterleib oder sonst am Körper
  • Die Person hat psychosomatische Beschwerden
  • Die Person verletzt sich selbst

Was kann ich tun bei einem Verdacht?

Befürchtest du, dass dein Kind, ein*e Freund*in oder ein*e Bekannte*r Opfer eines Loverboys geworden ist? Wende dich unbedingt an ACT212 oder die anderen Links, die wir oben angegeben haben. Ausserdem empfehlen wir dir unser Kapitel «Sexuelle Gewalt: Tipps für Zeug*innen und Angehörige».