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Frage Nr. 37357 von 04.09.2023

Ich bin m, Mitte 20 und habe sexuelle Fantasien die mich belasten.
(Schon einmal Danke für euren Artikel "Wie komme ich mit meinen sexuellen Fantasien besser klar?" - hat mir schon vieles beantwortet wonach ich seit Jahren Suche)

Kurz zu mir: Ich fühle mich weder 100%ig männlich, noch 100%ig weiblich. Quasi 50-50. Damit fühle ich mich grundsätzlich auch wohl. Ich habe mich aber entschieden einfach ganz normal als Mann zu leben, auch wenn ich eine ausgeprägte "weibliche Seite" habe. Vielleicht stehe ich auch deshalb auf eher "burschikose" Frauen. Aber auch damit fühle ich mich wohl und auch mit meiner Vorliebe für soften SM (sowohl als Dom wie als Sub).

Jedoch sind meine sexuellen Fantasien seit Jahren oft belastend. Darin bin ich oft (nicht immer) Sub und stelle mir vor als Mann oder Frau von einer anderen Frau dominiert zu werden (an sich nichts schlimmes wie ich finde). Was mich jedoch belastet ist zum einen dass ich für mein Gefühl etwas zu sehr die Verbindung zu meiner "männlichen Seite" verliere. In meiner Fantasie bin ich für mein Empfinden "zu oft" eine Frau. Ein Teil dessen hängt vielleicht mit der Position beim selbst befriedigen zusammen (wie im Artikel erwähnt). Aber vielleicht gibt es da noch mehr. Habt ihr konkrete Vorschläge wie ich ggf. zu meiner männlichen Seite wieder mehr connecte?

Das andere Problem für mich ist das Ausmaß meiner Fantasien. Ich mag wie gesagt soften SM und eine Fantasie die mal ein wenig härter ist als ich es in der Realität ausleben würde finde ich auch nicht schlimm. Leider driftet aber meine Vorstellung oft (nicht immer) zu echt krass harten Szenarien weiblicher Dominanz ab. Oder Fantasien in denen ich mich komplett in der Lust verliere (und das nicht für nen angenehmen Moment, sondern quasi dass mein "Fantasie-ich" nur noch vögeln im Kopf hat). So krass dass ich mir hinterher oft denke "wtf ging grad wieder mit mir durch". Auch wenn das für mich ganz klar "nur" Fantasien sind, belastet es mich doch sehr über die Jahre.

Wenn ich fantasiere, dann will ich viel lieber Vorstellungen von normalem Sex oder liebevollem softem SM haben statt diesem krassen Scheiß. In eurem Beitrag schreibt ihr dass das oft mit angespannten Muskeln einhergeht. Aber auch hier wieder die Frage: gibt es noch anderes, was das bedingt? Und wie kann ich mir angewöhnen die Muskeln beim selbst befriedigen wieder besser zu entspannen? (meist passiert das anspannen ganz automatisch).

In meiner letzten Beziehung war das Problem weit weniger ausgeprägt. Davor hatte ich es aber schon und seitdem wir uns (einvernehmlich) getrennt hatten ist es wieder belastender geworden.

Ich danke euch schon einmal im Voraus für eure Hilfe.

Unsere Antwort

Die Antwort auf deine Frage steht tatsächlich in dem Text über Fantasien. Das kommt dir wahrscheinlich so banal vor, dass du es nicht ganz glauben möchtest. Es ist verständlich, dass du dich fragst, ob da nicht noch etwas anderes mit einspielt. Möglich. Aber du kannst das über den Körper, über deine Erregungstechnik, am besten und effizientesten angehen. Ich sage das aus meiner Erfahrung als Sexualtherapeutin. – Ach ja, und übrigens: Du stehst mit deinem Problem bei weitem nicht allein da.

Ich zitiere hier die für dich entscheidenden Stellen aus dem Text. Lies sie bitte nochmal durch. Druck sie dir vielleicht auch aus, so dass du sie immer wieder durchlesen kannst:

"Wenn du deinen Körper während der sexuellen Erregung bewegst, kommen eher Vorstellungen oder Bilder davon, dass du aktiv etwas machst. Wenn du still bist, ist es eher so, dass in den Fantasien etwas mit dir passiert."

"Wenn du dich locker bewegst und dabei tief atmest, hast du auch eher angenehme Gefühle und «liebevollere» Fantasien, denn dein Körper ist in einem Zustand, den er mit Sicherheit und schönen Beziehungen und Begegnungen verbindet."

"Vielleicht erregst du dich mit sehr hoher Muskelspannung. Du atmest flach und hältst den Körper still. Das ist das gleiche, was der Körper in Stress und Gefahr macht. Daher denkt dein Gehirn jetzt auch, dass Stress und Gefahr herrschen. Das geht mit Gefühlen wie Angst, Scham, Wut, Ekel einher. Du siehst eher Feinde und denkst an Schlimmes, was passieren könnte. Man nennt das auch die «Kampf-Flucht-Reaktion». Daher: Wenn dein Körper in der sexuellen Erregung in diesem sehr angespannten Zustand ist, treten eher Fantasien auf, in denen es hart zu und hergeht. Oder wo Demütigung eine Rolle spielt, und in denen «schlimme» Dinge geschehen."

"Damit die sexuelle Erregung zu einem Orgasmus ansteigt, braucht es intensivere Stimulation. Fantasien bieten diese Stimulation – mit extremeren, übertriebeneren Vorstellungen und Bildern."

"Je unsicherer deine sexuelle Erregung funktioniert, desto mehr wirst du dich auf bestimmte Fantasiebilder konzentrieren. Gut möglich, dass die dann immer extremer werden. Denn du brauchst einen immer stärkeren Kick, damit es noch klappt."

"Statt dir diese Bilder oder Vorstellungen zu verbieten, empfehlen wir, dass du übst, deine sexuelle Erregung auf sicherere Beine zu stellen. Das kannst du tun, egal wie alt du bist. Sexuell kannst du ein Leben lang dazu lernen."

"Falls du auch Fantasien haben willst, dass du mit dem Penis irgendwo eindringst, kannst du das üben. Stell dir vor, du würdest bei der Selbstbefriedigung unter der Dusche stehen und deinen Penis mit Beckenbewegungen in die Hand eindringen lassen. So entstehen eher Fantasien davon, dass dein Penis irgendwo eindringt."

Hast du Lust, deine Sexualität weiter zu entwickeln und deine sexuellen Fantasien zu beeinflussen? Hier sind dazu ein paar konkrete Tipps:

1) Lies unsere Texte über das sexuelle Lernen und das Üben für den Sex.

2) Übe unbedingt auch im aufrechten, freien Stehen. Ich weiss nicht, welche Haltung du jetzt beim Solosex hast. Ich vermute, du stehst nicht frei und aufrecht. Diese Haltung gibt dir eher ein Gefühl von Stärke.

3) Du brauchst eine Mischung aus Spannung und Lockerung. Daher ist Bewegung so wichtig. Experimentiere mit der Beckenschaukel. Experimentiere mit Bewegung im Oberkörper.

3) Übe gezielt für den vaginalen Geschlechtsverkehr.

4) Kauf dir das Buch "Klappt's?" von Michael Sztenc. Damit kannst du dich gut mit deiner männlichen Seite auseinandersetzen. Und es hat gute Tipps zum Üben und Experimentieren.

Schau mal, wie du so weiter kommst. Du kannst uns dann gern auch wieder schreiben mit weiteren Fragen. Gib einfach die Nummer dieser Frage an.

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