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Wie bestehe ich auf Verhütung und Schutz vor STI?

Vielleicht traust du dich nicht, deine Wünsche zu äussern. Oder du denkst, «Mir wird es schon nicht passieren» und blendest das Risiko aus. Oder du findest, es stört die aufregende neue sexuelle Begegnung. Du kannst dich in Zukunft anders verhalten.

Wie ist das, wenn jemand nicht auf Verhütung oder Schutz vor STI besteht?

Stell dir vor, Hugo und Anja haben Sex miteinander – ohne Kondom. Dabei hatte Hugo extra ein Kondom mitgenommen. Er hat sich aber nicht getraut, es zu benutzen. In seinem Kopf hat sich folgendes abgespielt: «Ich sag dann: Ich hab ein Kondom dabei. Aber das findet sie sicher dumm. Vielleicht mag sie mich nicht mehr, wenn ich das mit dem Kondom anspreche.» Diese und ähnliche Gedanken beschäftigten ihn während dem ganzen Treffen mit Anja. Letztendlich schien ihm kein Moment passend und er hat sich nicht getraut. Er hatte dann einfach so Sex mit ihr und hat seine Angst einfach ausgehalten.

Wie finde ich heraus, warum ich nicht auf Verhütung bestehe und was kann ich tun?

Die Situation oben ist eine von vielen möglichen. Wir beschreiben einige Gründe, weswegen Menschen nicht auf Verhütung und Schutz vor sexuell übertragbaren Infektionen (STI) bestehen. Schau mal, bei welchen du dich ertappt fühlst oder denkst «Oh, ich glaub, das ist bei mir der Grund». Weiter unten geben wir Tipps, was du tun kannst, um in Zukunft auf Verhütung und Schutz zu bestehen.

Wann bestehen Menschen nicht auf Verhütung und Schutz vor STI?

Einige Menschen haben Sex, ohne sicher zu gehen, dass gesorgt ist für Schwangerschaftsverhütung oder Safer Sex. Ein häufiger Grund dafür ist, dass sich die Menschen nicht trauen, ihre Wünsche zu äussern. Oder die Menschen blenden aus, dass sie sich beim Sex mit einer STI anstecken könnten oder es zu einer Schwangerschaft kommen könnte. Sie denken «Mir wird es schon nicht passieren». Andere Menschen glauben, blindes Vertrauen sei selbstverständlich und ein Liebesbeweis. Sie vermeiden Fragen nach Verhütung oder STI, weil sie Streit befürchten. Andere finden, es stört die aufregende neue sexuelle Begegnung.

Warum bringt es nichts, Streit vermeiden zu wollen?

Vielleicht denkst du, es sei besser, du sprichst manche Themen nicht an. Du glaubst, du kannst Konflikten so aus dem Weg gehen. Vielleicht gehst du einfach davon aus, du wüsstest, wie die Person reagieren wird. Dabei ist es wichtig, die andere Person wirklich kennenzulernen. Nur wenn du dich solchen Situationen aussetzt, weisst du mit wem du es zu tun hast. Du bekommst wichtige Informationen. Zum Beispiel, ob du es mit einer verantwortungsbewussten Person zu tun hast. Das ist besonders dann wichtig herauszufinden, wenn ihr das Risiko einer Schwangerschaft eingeht.

Wie kann ich das Risiko richtig einschätzen?

Du findest, dass du das Risiko für eine Schwangerschaft oder eine STI unterschätzt? Informiere dich in unseren Texten oder einem guten und aktuellen Buch zum Thema. Stöbere nicht stundenlang durch das endlose Internet. Zum Schutz vor Schwangerschaft empfehlen wir diesen Text und diesen Text. Zum Schutz vor STI empfehlen wir den Safer-Sex-Check von lovelife.ch. Ausserdem diesen Text, diesen Text und diesen Text.

Warum bringt es nichts, die Aufregung einer neuen sexuellen Begegnung nicht stören zu wollen?

Vielleicht scheust du dich davor, klarzumachen «Egal, wie toll ich dich finde, mein Schutz ist mir wichtiger». Du denkst vielleicht, das macht die Stimmung kaputt oder es passt nicht zu deinem Bild von Verliebtsein. Aber schau dir doch mal an, wie es in der Wirklichkeit weitergeht, wenn du das nicht klar machst: Einer von beiden oder beide werden sich beim Sex die ganze Zeit mit dem Gedanken beschäftigen «Hätte ich vielleicht doch lieber ein Kondom benutzen sollen?»

Wieso bringt Mutigsein etwas gegen Unsicherheit?

Vielleicht hast du noch nicht so viel Erfahrung mit Sex. Oder du hast allgemein wenig Vertrauen, dass du schwierige Situationen meistern kannst. Es ist normal, dass dich neue, unvertraute Dinge unsicher machen. Mutigsein bedeutet, dass du die Dinge tust, vor denen du Angst hast. Nehmen wir an, du sprichst das Thema Verhütung an, obwohl es dir Angst macht. Und dann machst du die Erfahrung, dass du es irgendwie überstehen und meistern kannst. Dann steigt deine Selbstsicherheit – und die Angst sinkt. Denn das nächste Mal, wenn du in eine ähnliche Situation kommst, erinnerst du dich daran, dass du sie schon einmal überstehen und meistern konntest. Wenn du so immer mehr Erfahrungen sammelst, sinkt deine Angst allmählich und die Selbstsicherheit steigt allmählich.

Wie schaffe ich es, dass meine Angst kleiner wird?

Leg dich auf dein Bett und stell dir etwas vor, das du dich trauen willst. Wenn du zum Beispiel deinen Freund fragen willst, ob er sich auf STI getestet hat, stell dir vor, dass er positiv reagiert. Vielleicht sagt er: «Ja, das hab ich gemacht. Und du? Ich find es super, dass du fragst.» So machst du in der Fantasie schon eine gute Erfahrung. Das Gehirn merkt nicht, dass das eigentlich gar keine richtige Erfahrung ist, sondern nur deine Vorstellung – es prägt sich diese gute Erfahrung trotzdem ein. Und du wirst sicherer sein, wenn du ihn fragst. Besonders gut klappt das, wenn du dir den Wunsch kurz vor dem Einschlafen vorstellst. Wenn du entspannt bist, wird deine Angst kleiner. Versuch also gleichzeitig, tief und langsam in den Bauch ein- und auszuatmen. Das entspannt auch und macht sicherer. Dazu haben wir diese Tipps für Frauen und diese Tipps für Männer.

Wie kann ich auch in schlechten Situationen selbstsicher sein?

Es könnte natürlich auch sein, dass du ihn fragst, ob er auf STI getestet ist und er sagt etwas anderes. Vielleicht sagt er: «Nein, warum fragst du sowas? Wir lieben uns doch. Da ist das nicht so wichtig.» Nun kannst du dir in Ruhe überlegen, wie du darauf reagieren würdest. Stell dir auch da eine besonders gute Situation vor. Zum Beispiel könntest du sagen: «Ich finde das wichtig, weil ich keine Infektion bekommen möchte. Bevor wir Sex miteinander haben, möchte ich, dass du dich testen lässt.»

Wie kann ich mich so verhalten, wie ich mich gern verhalten würde?

Schau dir an: wie verhältst du dich jetzt, wenn sich Sex anbahnt? Wann schweigst du, obwohl du eigentlich etwas sagen willst? Wie würdest du dich gern verhalten? Du kannst den Satz, den du sagen willst, zuhause laut aussprechen. Du kannst ihn dir im Spiegel sagen. Gibt es in deinem Freundeskreis jemanden, dem du genug vertraust, um das mal miteinander im Rollenspiel zu üben? Nimm dir fest vor, dich beim nächsten Mal anders zu verhalten und sprich ohne Umwege aus, was du zu sagen hast.

Wie rede ich anregend und sexy über Safer Sex?

Möglicherweise denkst du, dass ein Gespräch über Safer Sex merkwürdig und kein Eisbrecher ist. Du kannst dich aber sehr wohl für Safer Sex einsetzen, ohne dass es ein Stimmungskiller ist. Vielmehr ist das auf die verführerische Art möglich. Vielleicht inspiriert dich dieser TED-Talk darüber, wie du ein Gespräch zu Safer Sex lustvoll gestaltest. Dabei lassen sich auch weitere Themen ansprechen. Die Vortragende kürzt sie mit dem Wort «STARS» ab. STARS steht für:

  • «S» für STI-Status: Wann war der letzte Check auf STI? Welche Tests sind erfolgt und was waren die Ergebnisse?
  • «T» für Turn-Ons: Was magst du beim Sex? Welche Vorlieben möchtest du mit deinem*deiner Sexpartner*in teilen?
  • «A» für Avoids: Was sind deine Abturner und No-Gos?
  • «R» für Relationship Intentions: Was wünschst du dir für eine Beziehung mit der Person (zum Beispiel One-Night-Stand, Freundschaft plus, Liebesbeziehung)? Hast du genaue Vorstellungen und möchtest davon etwas mitteilen?
  • «S» für Safer Sex Etiquette: Wie setzt ihr gemeinsam Safer Sex um? Wie habt ihr es bisher gehandhabt? Auch wichtig: Wie wollt ihr verhüten?

Was tun, wenn ich nicht genügend Geld für Verhütung habe?

Hast du wenig Geld? Egal, wo du wohnst, falls es für dich schwierig ist, die Kosten für Verhütung aufzutreiben, kannst du dich in einer Beratungsstelle zur sexuellen Gesundheit beraten lassen. Denn Zugang zu Verhütung ist ein sexuelles Recht.