Wenn du eine körperliche Behinderung hast, kann es sein, dass Menschen speziell darauf stehen. Man nennt sie auch Amelos. Hier sind Tipps, wie du damit umgehen kannst.
Was sind Amelos?
Amelos haben eine Anziehung zu Menschen mit körperlicher Behinderung. Ihre Neigung nennt man auch Amelotatismus. Der Begriff kommt aus dem Griechischen: „a“ (ohne), „melos“ (Glied) und „tasis“ (Zuneigung). Eigentlich heisst das also: Zuneigung für Menschen ohne Gliedmassen. Aber heute verwendet man das für alle möglichen Anziehungen – zu Menschen mit Spastiken, Amputationen, Prothesen, Lähmungen oder auch Rollstühlen. Manche Amelos finden Besonderheiten, die sie sehen, anziehend. Andere sprechen eher von einem Gefühl besonderer Intimität mit einer Person, die eine körperliche Behinderung hat.
Meint die Person mich?
Es kann sich gut anfühlen, begehrt zu werden – und zwar nicht trotz, sondern wegen deiner körperlichen Besonderheit. Einige erzählen von schönen Beziehungen, wenn beide wissen, worauf sie sich einlassen. Aber es kann sich auch unangenehm anfühlen, wenn du merkst: Es geht nicht um mich – sondern nur um ein Bild, das jemand im Kopf hat. Das ist grundsätzlich ein Thema beim Daten und in Beziehungen: Vielleicht verliebt sich jemand in dich, weil du seinem*ihrem Idealbild einer toughen Person entsprichst. Liebt die Person dann dich? Oder ein Bild? Egal ob du eine Behinderung, eine Erkrankung oder nichts davon hast, kann es sein, dass eine Person eine Besonderheit oder ein Merkmal von dir mehr liebt als dich.
Woran erkenne ich Interesse an mir?
Echtes Interesse zeigt sich oft daran, dass dein Gegenüber nicht ständig auf deine Behinderung zurückkommt, sondern sich vor allem für deinen Alltag, deine Hobbys, deine Interessen, deine Wünsche und Träume interessiert. Er*sie findet einfach deine Behinderung auch attraktiv oder anziehend. Er*sie respektiert auch, wo du Grenzen ziehst. Es reicht, wenn du sagst, dass dir ein Thema zu persönlich ist oder dass du nicht darüber sprechen möchtest. Solche klaren Aussagen schützen deine Privatsphäre und machen deutlich, was für dich in Ordnung ist und was nicht. Wenn dein Gegenüber trotzdem immer wieder intime Fragen stellt, früh sexuelle Andeutungen macht oder dein „Nein“ nicht respektiert, deutet das darauf hin, dass du als Person nicht ernst genommen wirst.
Kann eine Beziehung klappen?
Beziehungen zwischen Amelos und Menschen mit Behinderungen sind möglich. Manchmal entsteht ein Ungleichgewicht – zum Beispiel, wenn jemand versucht, deine Selbstständigkeit einzuschränken, um dich abhängig zu halten, weil der „Reiz“ verloren geht, wenn es dir wirklich gut geht, wenn du erfolgreich bist oder wenn du selbständiger wirst. Es kann auch sein, dass die Person dich pflegen möchte und das mit Liebe oder Hingabe verwechselt. Es gibt aber auch viele Paare, in denen die Behinderung keine so grosse Rolle spielt und beide Partner einander lieben, respektieren und stärken.
Was tun, wenn es unangenehm wird?
Wenn eine Begegnung unangenehm wird, ist es wichtig, klar zu sagen, dass du das nicht möchtest, und den Kontakt zu beenden. Wenn dir das schwer fällt, oder wenn ihr schon in einer Beziehung seid, aus der du dich nicht lösen kannst, empfehlen wir dir, dass du dir Unterstützung holst. Du findest sie vielleicht bei Freund*innen oder in deiner Familie. Es gibt aber auch Beratungsstellen, Online-Foren wie EnableMe und Selbsthilfegruppen. In vielen Städten gibt es auch Selbstverteidigungskurse, die speziell auf unterschiedliche körperliche Möglichkeiten zugeschnitten sind und dir helfen können, dich sicherer zu fühlen.