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Fragen & Antworten:
Schluss mit Gewalt

Frage Nr. 38753 von 06.09.2024

Warum haben Männer Gewaltphantasien gegen Frauen im Internet? Sollte es erlaubt sein als Meinung? Was sind die Gründe warum Männer Gewaltphantasien haben.

Unsere Antwort

Gewaltfantasien sind keine Meinung und sollten nicht toleriert werden. Man kann sich sogar strafbar machen, wenn man bestimmte Gewaltfantasien ins Internet stellt. Und das ist auch gut so, denn Gewaltfantasien gegen Frauen können gefährlich sein. Denn sie entmenschlichen Frauen, verherrlichen Gewalt und können sogar zu realen gewalttätigen Handlungen führen. 

Es gibt verschiedene Gründe, warum manche Männer solche Fantasien entwickeln und im Internet äussern. Zum einen haben viele Menschen immer noch die Vorstellung, dass Männer stark und dominant sind und über Frauen stehen. Das gibt manchen Männern das Gefühl, Macht über Frauen zu haben und sie kontrollieren zu wollen, manchmal sogar mit Gewalt. Es kommt auch vor, dass Männer sich machtlos fühlen. Gewaltfantasien geben ihnen dann wieder ein Gefühl von Macht und Kontrolle. Es kann auch sein, dass Männer aus anderen Gründen frustriert sind und Frauen zum Sündenbock machen. 

Gerade im Internet fühlen sich viele Männer sicher, Dinge zu schreiben, die sie ausserhalb des Internets nie sagen würden. Im Internet können sie ihre Gedanken anonym äussern und fürchten dabei keine Konsequenzen. Wenn sie dann auf andere Männer treffen, die ähnliche Gedanken haben und ähnliche Dinge schreiben, fühlen sie sich vielleicht sogar in ihrem Verhalten bestätigt und radikalisieren sich.

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Frage Nr. 38737 von 04.09.2024

Ich habe in den letzten Wochen häufig das Gefühl gehabt, dass belastende Erinnerungen nicht ein Teil meiner Biografie sind. Ich fühlte mich teilweise auch abgetrennt von der Umgebung und in meiner eigenen Welt "gefangen", was sich belastend anfühlte. Wie kann ich mit solchen Zuständen umgehen? Gibt es eine Möglichkeit diese zu reduzieren?

Unsere Antwort

Du kannst zunächst mal verstehen, dass du dich aus deinem Gefängnis entlassen müsstest, wenn sich was ändern soll. Dazu gehört das Studium deiner Gefühle. Wenn die belastenden Erinnerungen Teil deiner Biografie wären, hast du vielleicht Erfahrungen gemacht, die andere nicht gemacht haben. Dann wäre das Gefühl, von der Umgebung abgetrennt zu sein, eigentlich eine logische Folge. Wenn du dich dauernd hinterfragst, kann es auch zu Entfremdungs-Gefühlen kommen. Wenn du denkst, dein Innenleben denkt sich die belastenden Erinnerungen aus, um dich zu schädigen, wirst du dich auch von den Anderen getrennt fühlen. Du wirst denken, dass niemand so fühlt wie du. Alle Menschen, die ähnliche Gedanken haben, werden sich entfremdet fühlen. Wenn du akzeptierst, dass du fühlst wie ein Mensch, ist vielleicht die erste Gefängnistür schon offen?

Wenn die belastenden Erinnerungen schon weit zurück liegen, ist es vielleicht gar nicht mehr so wichtig, herauszufinden, was daran wahr ist und was nicht? Viel wichtiger könnte sein, dich um dein heutiges Wohlbefinden zu kümmern. Falls dich die Erinnerungen immer wieder als Geister verfolgen und bedrohlich sind, könntest du lernen, dass keine aktuelle Gefahr besteht. Hilf dir, dich zu beruhigen. Es ist anstrengend und herausfordernd genug, immer wieder mit Erinnerungsgeistern umzugehen. Wenn du Früher von Heute unterscheiden lernst, wirst du dich hoffentlich nicht mehr so gefangen fühlen.

Vielleicht hast du jetzt das Prinzip verstanden. Das, was du erinnerst, darf nicht mit aller Kraft weggedrückt werden. Sonst kommt es durch die Hintertür wieder rein. Wenn du dich trotz belastender Erinnerungen handlungsfähig hältst, bleibst du beweglicher. Am besten gelingt dir eine solche Arbeit in einer ermutigenden Psychotherapie, in der du hoffentlich schon bist.

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Frage Nr. 38736 von 04.09.2024

Ich habe vor gut einem Monat ein Erlebnis gehabt, dass ich kurz vor dem Einschlafen einen inneren Anteil hatte, welcher zu mir sprach. Ich bekam riesen Angst, da ich diesen Anteil nicht kannte. Ich hatte anschliessend grosse Angst vor einer Psychose. Ich habe mir seit diesem Tag viele Videos und Beiträge zum Thema Psychosen und Früherkennung angeschaut. Die Tage nach diesem Erlebnis waren schrecklich, da ich häufiger Panikattacken hatte, nicht ganz da war und panische Angst hatte die Kontrolle zu verlieren und mit meinem bisherigen Leben nicht mehr weiterfahren zu können. Ich habe Angst, etwas zu tun, an das ich mich nicht mehr erinnern kann oder dass Menschen mein Verhalten bemerken und sich von mir abwenden. Ich kontrolliere auch regelmässig meine Wahrnehumg und erkundige mich bei meiner Umgebung. Wie kann ich mit dieser Angst vor einem Kontrollverlust umgehen umgehen?

Unsere Antwort

Wenn du von einem inneren Anteil sprichst, gehe ich davon aus, dass du bereits psychotherapeutische Erfahrungen gemacht hast. Es gibt mehrere psychotherapeutische Methoden, die mit ‚Teilen‘ arbeiten, z.B. die Egostate-Therapie. Bei dieser Teile-Arbeit geht es darum, die verschiedenen Haltungen und Meinungen, sowie widerstreitende Gefühle kennen zu lernen und bewusst zu machen. Das Ziel ist immer, die eigene Vielseitigkeit zu akzeptieren, damit die eigene Innenwelt nicht grosse Angst oder sogar Panik auslöst.

Ziel ist es nicht, jeden möglichen Aspekt zu kennen. Du entwickelst dich über dein ganzes Leben. Darum wirst du immer neue Seiten von dir kennen lernen. Falls du schon in einer Psychotherapie bist, besprich deine Erfahrung bitte mit deiner Psychotherapeutin. Falls nicht, steigere deine Angst bitte nicht mit vertiefter Internetrecherche! Auch die kontrollierende Dauerbeobachtung ist nicht hilfreich. Du kannst das einfacher haben. Melde dich bei einer ambulanten psychiatrischen Institution und lass dich durch eine professionelle Diagnose beruhigen. Wir raten dir unbedingt zu professioneller Begleitung, damit du nicht in einen Teufelskreis gerätst, in dem sich deine Angst immer mehr steigert und du immer verzweifelter um Kontrolle kämpfst. Hilf mit, dich zu akzeptieren und auf deine Verlässlichkeit zu vertrauen.

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Frage Nr. 38693 von 29.08.2024

Hallo, danke für eure Antwort auf Frage Nr.38598.

Ich möchte mich um mein eigenes Leben kümmern. Ich war auch bereits bei einem Vorgespräch für eine Traumatherapie. Doch die Therapeutin hat im Vorgespräch bereits gefragt, ob ich ihr sagen könne, was genau passiert sei. Das hat mich überfordert und etwas abgeschreckt.

Ich möchte mich emanzipieren, vielleicht hinschauen und an mir arbeiten. Ich finde die Diskrepanz sehr schwierig Zwischen dem, was in mir los ist und Geschenken/ lieben Nachrichten, die ich vermehrt bekomme, seit ich mich etwas distanziert habe. Einerseits gibt mir das Gefühl, ich sollte dankbar sein und ich bin schlecht, weil ich diese Erinnerungen habe. Dass alles nicht wahr sein kann.
Andererseits weiss ich nicht, ob das schon fast manipulativ ist, so viel geschenkt zu kriegen, denn selbst abgesehen von den Erinnerungen an sexuelle Handlungen, die ich manchmal anzweifle, gab es viel schreien, körperliche „Strafen“, Bedrohung und Erniedrigung.
Ich habe auch Angst, dass er herausfindet, dass ich darüber nachdenke oder sogar Dinge schreibe. Ich habe (irrationale) Angst vor ihm, obwohl ich weiss, dass ich erwachsen bin und auf mich aufpassen kann. Ich versuche mich auch daran (mein Alter, dass ich weggezogen bin etc.) zu erinnern, wenn die Bilder/ Erinnerungen schlimm sind.

Kommt es oft vor, dass man an eigenen Erinnerungen/ am eigenen Verstand zweifelt, wenn man so Dinge erlebt hat?

Und ist es normal, dass gleich beim Vorgespräch nach Details der Ereignisse gefragt wird?

Danke vielmals für eure wertvolle Arbeit!

Unsere Antwort

Super, dass du dich um dein eigenes Leben kümmern und emanzipieren willst. Hut ab, was du alles schon machst. Super, dass du eine Traumatherapie machen willst! Ich unterstütze das alles voll und ganz.

Bei einer Traumatherapie ist es wichtig, dass du ein gutes Gefühl über die Therapeutin hast. So wie ich das verstehe, hat sie dich gefragt, ob du ihr sagen könntest, was genau passiert ist. Sie hat aber nicht verlangt, dass du es erzählst, oder? Wie ist sie damit umgegangen, dass du überfordert warst? Es kann immer mal wieder vorkommen, dass jemand eine Frage stellt, die dich überfordert. Und, ja, es kann vorkommen, dass man im Vorgespräch gefragt wird, ob man Details erzählen kann. Wichtig ist dann, dass du mitteilst, dass dich das überfordert. Das sollte die Fachperson respektieren und feinfühlig damit umgehen. Ich würde der Fachperson eine Chance geben und sie einige Sitzungen lang austesten.

Was du sonst schreibst, passt sehr in das Erleben von Menschen, die durch die Eltern gequält und manipuliert wurden – und immer noch werden. Im eigenen Kopf wird höchste emotionale Verwirrung und Zerrissenheit erzeugt, und man traut sich selbst, seinem Erleben und seinen Erinnerungen nicht mehr. Du schreibst geradezu, als ob er Macht über deinen Kopf hätte – und dieses Gefühl ist auch typisch. Es ist wirklich umso wichtiger, dass du eine Traumatherapie machst, in der du die Stärke und Klarheit erreichen kannst, dich von deiner Kindheit und deinem Elternhaus zu emanzipieren.

Schreib uns einfach, wenn du wieder irgendwo anstehst. Gib dann bitte wieder die Fragenummer an.

 

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Frage Nr. 38683 von 26.08.2024

Ich bin in letzter Zeit etwas verunsichert. Es tauchen bei mir vermehrt belastende Erinnerungen und belastende Gefühle auf. Teilweise tauchen auch nur Gefühle auf, welche ich nicht zuordnen kann. Wie kann ich diese Gefühle verstehen oder zuordnen lernen?
Ich habe das Gefühl, dass es bestimmte Gefühle und Erinnerungen gibt, welche nicht zugänglich sind. Wie kann ich dazu Zugang erhalten?
Ich fange demnächst eine Traumatherapie an. Kann ich die Ereignisse, bei welchen Gefühle und Erinnerungen vorhanden sind dennoch bearbeiten, auch wenn es allenfalls Dinge gibt, zu welchen ich noch keinen Zugang habe?

Unsere Antwort

Belastende Lebenserfahrungen und Traumatisierungen prägen sich auf verschiedenen Ebenen in das Gedächtnis ein. Einige Erfahrungen wirst du bewusst erinnern können. Sie sind in der Abteilung episodisches Gedächtnis abgelegt und bleiben dort für lange Zeit. Du wirst dich an Ort, Zeit und Verlauf der Episode ebenso erinnern wie an das, was gesagt wurde, wie dein Körper sich gefühlt hat und was du gesehen hast. Die gesamte Szene ergibt einen Sinn und gehört zu deiner Lebensgeschichte.

Du erlebst jetzt, dass es auch noch reine Gefühlserinnerungen gibt. Du ahnst Belastungen, hast dazu aber nicht die episodischen Erinnerungen, die aus den Gefühlen eine Lebensgeschichte machen. Es kann gut sein, dass die Gefühle, für die es keine Geschichte gibt, zu deinen bereits bekannten traumatisierenden Erfahrungen gehören. Möglicherweise sind sie bei Ereignissen entstanden, die du inzwischen vergessen hast. Oder du bereitest dich innerlich auf die Traumatherapie vor. Dein Gedächtnis kennt ja den ersten Termin für diese Therapie bereits. Jetzt ist es vielleicht auf der Suche. Wir raten dir, zunächst deine bestehenden Erinnerungen zu bearbeiten. Ziel deiner Therapie ist ja, dein Leiden zu beenden und deine Gefühle zu beruhigen.

Wenn du anstrebst, für die belastenden Gefühlen ohne Erinnerung biografische Szenen zu suchen, gerätst du ins zweifeln. Gedanken wie «Wahrscheinlich war alles noch viel schlimmer» oder «Wenn ich nicht genau weiss, was passiert ist, wird meine Therapie nicht erfolgreich sein können» machen dein Selbstbewusstsein und dein Selbstwertgefühl unsicher. Selbstunsicherheit kennst du wahrscheinlich heute schon. In deiner Therapie kannst du lernen, dich selbst zu verstehen und zu akzeptieren, dass dein Gedächtnis einige Sachen erinnert und (das meiste) vergisst. Vielleicht interessiert dich auch unser Infotext «Wie werden traumatische Erlebnisse verarbeitet

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Frage Nr. 38668 von 23.08.2024

Wie kann ich Flash Backs verarbeiten und warum treten sie jetzt plötzlich häufiger auf? Ich bin 61 und wurde als Kind von meinen Eltern Misshandelt und gefoltert. Was soll der Befund F62.0 genau bedeuten? Warum jetzt die ganzen Jahre ging es einigermaßen. Ich habe es zwar nie lange an einer Arbeit ausgehalten, das länste Arbeitsverhältnis waren 3 Jahre, ich hab fast immer allein gearbeitet. Meine Beziehungen haben auch nie lange gehalten. Aber ich hab einigermaßen gelebt habe halt sehr viel gearbeitet manchmal 16- 18 std. Habe 4 Häuser gebaut, ich musste immer nur etwas zu arbeiten haben dann ging es mir gut. Dann hab ich viel extreme Sachen gemach wie Fallschirmspringen oder Bungee Jumping. Aber jetzt geht das alles nicht mehr ich hab auch ständig Suizidgedanken kann nachts kaum schlafen. Ich halt das bald nicht mehr aus. Was kann ich noch tun. Bei Therapien war ich schon, warum hört das nicht auf??????????????????????????????????????????????ß Danke

Unsere Antwort

Ich verstehe deine Verzweiflung. Gleichzeitig sage ich: Hut ab, du hast wirklich viel gemeistert im Leben bis jetzt!

F62.0 kann man als Diagnose geben, wenn eine Person eine sogenannte komplexe Traumafolgestörung (k-PTBS) hat. Das ist eine häufige Diagnose nach anhaltenden Missbrauchserfahrungen in der Kindheit. Darunter können ganz unterschiedliche emotionale, zwischenmenschliche und auch körperliche Probleme fallen. Du merkst selbst, dass das Leben nicht einfach war. Du musstest Strategien entwickeln, um gut durchs Leben zu kommen. Arbeiten hat dir geholfen.

Und jetzt melden sich die Erinnerungen als Flashbacks. Die können sich irgendwann im Verlauf des Lebens melden – vielleicht, weil irgend eine Strategie nicht mehr so gut klappt, vielleicht, weil wir sensibler werden, vielleicht, weil die Zeit einfach reif dazu ist. Es kann auch sein, dass du stabilere Phasen hast, wo du gut zurecht kommst, und dann wenig stabile, in denen du Unterstützung brauchst.

Daher empfehle ich dir unbedingt eine Therapie. Ja, du hast schon Therapien gemacht, aber es braucht einfach jetzt wieder eine. Du sagst wahrscheinlich auch nicht: "Wieso denn schon wieder? Ich war schon oft beim Arzt", wenn du heute zum Arzt gehen musst. Ich sehe die Traumaverarbeiten ein bisschen wie eine Zwiebel: Bei jeder neuen Therapie kommt eine tiefere Schicht dran. Du kommst immer weiter.

Ich empfehle dir, dich bei einer Beratungsstelle für Gewaltopfer zu melden und von deinem Erleben und deiner Verzweiflung zu erzählen. Dort kann man dir helfen, eine gute Theapie zu finden. Wenn du in Deutschland lebst, kannst du über diesen Link Beratungsstellen finden, in Österreich über diesen Link. Auf opferhilfe-schweiz.ch findest du Links zu Beratungsstellen in der Schweiz.

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Frage Nr. 38665 von 23.08.2024

Hi Lili
Ich habe folgendes Problem:
Ich habe mich vor einem Monat von meinem Ex getrennt. Er hat mir am nächsten morgen einfach wieder geschrieben, als ob alles normal wäre. Ich habe ihm erneut erklärt, dass ich mich getrennt habe. Anschliessend machte er mir Vorwürfe und meinte er hätte von der Arbeit gehen müssen, da er weinen müsse. Ich finde dies sehr kommisch, da er zuvor sehr wenig erreichbar war und in der Beziehung nicht geantwortet hat. Ich habe ihn dann blockiert, da ich Abstand gewinnen wollte. Als ich gestern gedacht habe, ich könnte ihn entblockieren meldete er sich wieder. Meine Freundin sagte ihm, dass er mich in Ruhe lassen sollte. Er versuchte es dann auch über sie an mich näher ran zu kommen. Ich bin bis jetzt nicht auf ihn eingegangen. Sowohl meine Freundin, als auch ich, haben ihn blockiert gehabt. Ich habe nun Angst, dass er versucht, mich über andere Wege zu erreichen. Hättest du einen Rat?

Unsere Antwort

Am besten lässt du ihn blockiert. Wenn er einen Weg über Andere finden sollte, bleibe eindeutig: du wünschst keinen weiteren Kontakt. Ändere dein Verhalten nicht, auch wenn er immer neue Wege sucht, dich zu kontaktieren. Versuche selbst ruhig zu bleiben. Es könnte ja sein, dass dein Ex Zeit braucht, bis er die Trennung akzeptieren kann. Wenn ihr zeitweise ein gute Beziehung hattet, kannst du vielleicht etwas nachsichtig sein, Betone aber immer ganz klar: Du erwartest, dass er dich respektiert. Sollte seine Kontaktaufnahmen belästigend werden, zögere nicht, dir Hilfe zu holen und dich zu wehren. Wir haben einen ausführlichen Infotext zu Stalking geschrieben, der die Handlungsmöglichkeiten aufzählt. Vielleicht gibt dir auch unser Text «Wie rede ich über Trennung» weitere Ideen, wie du dich verhalten kannst.

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Frage Nr. 38648 von 22.08.2024

Ich erlebte vor kurzer Zeit Mobbing an der Schule. Alles begann als ich bei einer Gruppenarbeit erst kurz davor informiert wurde und gesagt habe, dass ich nicht informiert wurde. Der Mobber hat auch während der Arbeit nie mit mir gesprochen, sondern getuschelt über mich. Ich habe dann erlebt, wie er mich als dumm beschimpft hat und mir die Schuld gegeben hat, als ich mit ihm das Gespräch gesucht habe, um die Arbeit zu beenden. Die anderen Gruppenmitglieder fanden das Ganze einfach mühsam. Ich hatte dann ein Gespräch mit der Schulleitung, bei der mir der Mobber die Schuld gab und meinte, es brauche immer zwei. Er sei nicht bereit sich zu entschuldigen, obwohl ich mich entschuldigt habe, falls ich ihn gekränkt hätte. Er versprach es nicht mehr zu tun, bewarf mich aber weiterhin mit Essen. Als ich der Schulleitung sagte, ich könne unter solchen Umständen keine Prüfungen schreiben, meinten sie, es werde Erziehungsmassnahmen geben, da mein Fehlen von der Prüfung nicht in Ordung sei, obwohl ich mich abgemeldet habe. Sie meinten, sie werden sich einsetzten und ich sollte lernen zu vertrauen. Für den Mobber hatte die ganze Geschichte keine Konsequenzen. Mir wurde gesagt, dass sie über ein Klassenwechsel nachdenken müssen und falls dieser vollzogen werden sollte, ist dies die letzte Bitte, welcher sie nachgehen. Ich hatte das Gefühl lästig zu sein. Ich habe dann die Schule gewechselt, da ich nicht mehr vertrauen konnte. Habe ich etwas falsch gemacht? Weshalb wird der Täter so stark geschützt?

Unsere Antwort

Manchmal gibt es nur die Möglichkeit die Schule zu wechseln. Das finden wir nicht richtig. Aber leider sind manche Schulleitungen nicht bereit, in ihren Schulen eine Anti-Mobbing-Charta oder Massnahmen zur Konfliktlösung zu entwickeln. Und wenn die Struktur von Mobbing nicht erkannt wird, bekommt oft die mobbende Partei recht. Die achtet von Anfang an darauf, dass sie keine Formfehler macht. In deinem Fall schrieb der Mobber seine Prüfung. Du warst diejenige, die konsequent ihr Recht vertreten hat, die ein Konfliktgespräch gesucht hat, die bereit war sich zu entschuldigen und aufgrund der Störung nicht zur Prüfung kam. Das war mühsam; vor allem für dich. Wenn bei der Schulleitung in einem solchen Konflikt nicht das "Mobbing-Lämpchen" aufleuchtet, sehen sie den Konflikt nicht strukturell, sondern nur formell an. Du warst nicht in der Prüfung. Bei dir wird an Erziehungsmassnahmen gedacht. Sie fühlen sich dann grosszügig, wenn sie dir einen Klassenwechsel anbieten. All das gibt dem Mobber Auftrieb und ermutigt ihn, dich weiterhin zu plagen. Du hast nichts falsch gemacht, sondern bist nicht verstanden worden. 

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Frage Nr. 38626 von 19.08.2024

Ich beziehe mich auf die Frage/Antwort Nr. 38605 von 16.08.202. Ich habe das Gefühl gehabt, etwas falsch gemacht zu haben, da sich die ganze Schule nachher gegen sich gewendet hat, nicht nur einzelne Personen. Die Klasse hat mich ignoriert und von den anderen Schülern wurde ich persönlich oder über Facebook beleidigt. Ich wurde als dumm, dick und hässlich beschimpft und habe das Gefühl ich hätte das alles aufhalten können, wenn ich mich nicht komisch gekleidet hätte oder kommisch gewesen wäre. Ich habe mich dann auch versucht anzupassen. In der Klasse wurde es besser aber von der Schule wurde ich noch immer belächelt. Ich habe seit diesem Erlebnis Schuldgefühle und das Gefühl, dass es meine Schuld war. Es tauchen auch immer wieder Erinnerungen auf. Wie kann ich damit umgehen?

Unsere Antwort

Du kannst die Schuldgefühle nicht einfach abstellen. Schuldgefühle entstehen nämlich nicht nur, wenn du etwas Falsches tust oder andere verletzt. Leider können sie besonders lästig werden, wenn du zu Unrecht beschuldigt wirst. Dann fängst du an nachzudenken. Du fragst dich, warum dich die Anderen so behandeln. Du studierst, was du für Kleidung trägst, wie du dich verhältst, wie du auf andere wirken könntest. Und schon bis du in der Schuldgefühl-Falle gelandet. Einerseits entstehen dadurch Ideen, dass z.B. Anpassung eine Lösung sein könnte. Andererseits kannst du aber auch grundsätzlich ins Zweifeln geraten. Und wenn die mobbende Gruppe nicht aufhört, wirst du auch Angst bekommen. Schon macht sich das Schuldgefühl wieder auf die Suche nach Lösungen. Dabei ist die eine Frage: «Was kann ich tun, damit das aufhört?», immer wieder aber wird aber auch die Frage: «Habe ich vielleicht doch etwas falsch gemacht und mit meinem Verhalten das Mobbing verursacht?» auftauchen. 

Die Schuldgefühle ignorieren geht nicht, weil sie da sind und dich quälen. Du hast richtig beobachtet, dass eine mobbende Gruppe Anpassung fordert. In deiner Klasse hat deine Anpassung geklappt, weil die Schulkolleg*innen dich persönlich kennen. Sie haben offensichtlich genügend Mitgefühl, dass sie dich jetzt in Ruhe lassen. Mit der ganzen Schule bist du nicht so persönlich bekannt werden. Es steht dir eine Gruppe gegenüber, die dich nicht kennt und darum auch wenig oder kein Mitleid fühlt. Es scheint unter den Schüler*innen ein Gruppendruck entstanden zu sein. Viele machen beim Mobben mit, um dazuzugehören, weil es viele tun und weil sie selbst nicht nachdenken oder mitfühlen. Sie trauen sich auch mehr, weil sie sich in der grossen Schulgruppe verstecken können und wahrscheinlich niemals zur Rechenschaft gezogen werden. Das ist leider oft so. Unserer Meinung nach ist es Aufgabe der Schule eine Anti-Mobbing-Kultur zu pflegen. Dazu gehört, dass jede*r Schüler*in wissen sollte wie sich Mobbing-Opfer fühlen. Dazu gehört auch eine Nulltoleranz gegenüber Bleidigungen, Body-Shaming und Beschimpfungen.

Dein Schuldgefühl kann vielleicht einsehen, dass eine Gruppe unter Gruppendruck Dinge tut und sagt, die falsch, verletzend und vielleicht kriminell sind. Die Schuld trägt daran jeder Einzelne der Gruppe, auch wenn niemand zur Rechenschaft gezogen wird. Möglicherweise erleichtert dich diese Einsicht.

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Frage Nr. 38623 von 19.08.2024

Ich beziehe mich auf die Frage 38602, in der es um das Thema belastende Erinnerungen geht. Ich erlebe in letzter Zeit häufig, dass die Bilder an belastende Ereignisse immer wieder ins Gedächnis kommen. Ich merke auch erst langsam, wie belastend es war. Ist es also ein gutes Zeichen, wenn ich wieder Zugang zu Belastungen erhalte?

Unsere Antwort

Es ist so, wie ich es in der letzten Antwort geschrieben habe: Es ist weder ein gutes noch ein schlechtes Zeichen, es ist einfach. Manche Leute gehen durchs Leben, ohne sich an ein bestimmtes belastendes Ereignis zu erinnern, und es geht ihnen gut dabei. Andere erinnern sich nicht, und sie merken aber trotzdem, dass etwas in ihrem Leben nicht stimmt. In diesem Fall ist es gut, wenn der Zugang zu den Belastungen wieder möglich wird. Wenn sich diese Erinnerungen melden, wird es möglich, sie zu verarbeiten und sauber im chronologischen Gedächtnis, d.h. in der Vergangenheit, abzulegen. Das machst du am besten in einer Traumatherapie. Ich bitte dich, dass du dich bei einer Beratungsstelle der Opferhilfe meldest. Dort kann man deine Situation mit dir besprechen und dir helfen, eine Therapeutin zu finden.

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Frage Nr. 38618 von 19.08.2024

Zunächst einmal vielen herzlichen Dank für die ausführliche Antwort zur Frage Frage Nr. 38582 vom 13.08.2024! Es hilft, dass ich die Situation jemand anderem erzählen konnte. Ich habe momentan Schuldgefühle, mache mir Selbstvorwürfe und habe auch von meinem Umfeld Vorwürfe erhalten. Ich hatte auch das Gefühl, als ich die Therapie verlassen habe, etwas Falsches zu machen und habe mir selber die Schuld an allem gegeben. Die Therapeutin meinte auch, dass ich die Übungen zuhause machen muss, ansonsten merke sie es. Ich habe die Übungen immer gemacht und hatte Angst etwas flasch zu machen. Wie kann ich mit diesen falschen Schuldgefühlen umgehen? Danke für eure Antwort!

Unsere Antwort

Du kannst diese Gefühle nicht einfach abschaffen. Du kannst aber das ernst nehmen, was du über deine Therapie geschrieben hast. Deine Therapeutin hat dir auf verschiedene Weise eingetrichtert, dass du ohne sie keinen Therapieerfolg haben wirst. Sie behauptet auch, dass sie merkt, wie du geübt hast. Sie ist sehr von ihrer eigenen Wirkung und ihren Fähigkeiten überzeugt und lässt nichts anderes gelten. Deine Meinung schon mal gar nicht. Zudem hast du sie mit deinem Abbruch enttäuscht. Und sie hat dir Angst gemacht. Deine Therapeutin war nicht mit dir zufrieden! Da ist es doch ganz verständlich, wenn du jetzt Schuldgefühle hast. Dir gelingt es noch nicht, dich darin zu bestärken, dass du richtig gehandelt hast. Du weisst aber, dass die Therapie dir nicht gut tat. Darum musstest du abbrechen. Deine Therapeutin hat dir den Abbruch sehr schwer gemacht. Das war falsch. Jetzt musst du nämlich ganz allein einen Weg finden, wieder selbstsicher und zufrieden zu werden. Wir sind gern bereit, dich zu weiterhin in deiner Entscheidung zu bestärken.

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Frage Nr. 38605 von 16.08.2024

Ich habe an der neuen Schule zunächst nicht viele Freunde gefunden, weshalb ich mir Facebook geholt habe und dann Leute aus der Schule angeschrieben. Danach kannte mich die ganze Schule und ich wurde gemobbt. Ich komme mir kommisch vor. Ich habe das Gefühl etwas falsch gemacht zu haben. Bin ich schuld an meiner Situation?

Unsere Antwort

Du hast nichts Falsches getan. Wenn alle Schüler*innen deiner Schule auf Facebook sind, besteht die Möglichkeit, dass sie viele kennen. Wahrscheinlich hat eine*r von denen, die du angeschrieben hast, auf dich aufmerksam gemacht. Du hast dich durch deine Veröffentlichung aus Facebook bekannt gemacht. Das hast du getan, weil du Freund*innen suchtest. Das ist richtig!

Die Person die mobbt, macht etwas falsch. Sie handelt asozial. Mobbing ist psychische Gewalt. Arbeitgeber und Schulleiter müssen Mobbing ernstnehmen und möglichst verhindern. Beim Mobbing werden immer Sachen gesagt, die demütigen, schikanieren, blamieren und die den Kontakt erschweren oder unmöglich machen. Dein Gefühl etwas falsch gemacht zu haben, ist darum ganz verständlich. Ein Schuldgefühl entsteht nämlich auch, wenn jemand dich beschuldigend behandelt und nicht nur, wenn du etwas Falsches getan hast. Schuldgefühle zeigen also nicht immer an, dass du etwas falsch gemacht hast. Du bekommst sie auch, wenn du falsch behandelt wirst. Solche Schuldgefühle können sehr quälend sein. Leider sind sie auch hartnäckig. Darum wäre es gut, wenn du eine vertraute Person hättest, mit der du deine Situation besprechen könntest.

Du findest auf unserer Seite zwei Texte zu «Mobbing» und «Cybermobbing». In beiden Texte bekommst du Tipps, wie du dich verhalten kannst, wo du dir Hilfe holen kannst und wie du deine Gefühlen bewältigst. Lies sie doch bitte in Ruhe durch und nimm dich ernst. Du hast nichts Falsches getan! Hol dir Hilfe und Unterstützung - vielleicht bei einem deiner Lehrer*innen und möglicherweise auch in professionellen Beratungsstellen. 

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Frage Nr. 38602 von 16.08.2024

Ich habe in letzter Zeit das Gefühl, dass belastende Erinnerungen wieder auftauchen und wie ein Film in meinem Kopf ablaufen. Teilweise fühlt es sich sehr schwer an, teilweise auch nicht. Es tauchen auch vermehrt intensive Gefühle und Körperreaktionen auf. Ist das ein gutes oder schlechtes Zeichen?

Unsere Antwort

Ein Zeichen für was? Ich wünsche es keiner Person, dass sie so belastende Erinnerungen hat, dass sie nicht sauber im Gedächtnis abgelegt sind, sondern so wie du das beschreibst, als Flashbacks auftauchen. In sofern sind die Bilder/Gefühle/Empfindungen ein Zeichen dafür, dass du in hohem Stress schwierige/schlimme Dinge erlebt hast. Im Bezug auf deine Kindheit/Vergangenheit könnte man das dann ein "schlechtes" Zeichen nennen.

Oder meinst du deine Frage so: "Wenn eine Person in der Vergangenheit schlimme/traumatische Erlebnisse hatte, ist es dann gut, wenn die Erlebnisse als Bilder, Gefühle und Reaktionen wieder auftauchen?" Meine Antwort dazu ist: Es ist weder ein gutes noch ein schlechtes Zeichen, es ist einfach. Es liegt aber auch eine Chance darin: Wenn sich diese Erinnerungen melden, wird es möglich, sie zu verarbeiten und sauber im chronologischen Gedächtnis, d.h. in der Vergangenheit, abzulegen. Das machst du am besten in einer Traumatherapie.

Ich bitte dich, dazu auch unseren Text über Flasbacks zu lesen.

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Frage Nr. 38598 von 14.08.2024

Ihr habt ja einen Text dazu, dass Gewalt innerhalb der Familie besonders schlimm sein kann. Ich finde es schwierig zu verstehen: Die Person war nicht nur böse oder „schlecht“, sondern hatte auch eine liebevolle und fürsorgliche Seite. Wenn Schwieriges passiert, habe ich oft danach das Gefühl, vielleicht ist es gar nicht passiert, weil es fühlt sich so „nicht real“ an und die Erinnerungen so schwer greifbar. Dazu kommt eben diese Verwirrung, dass es auch Gutes gab. Ich finde es schwer, das Bild eines Elternteils mit dem Inhalt der Erinnerungen (sexuelle Handlungen) zusammenzubringen. Ich fühle mich verrückt, ekelhaft und abstossend, dass ich überhaupt solche Dinge in meinem Kopf habe. Wie geht man mit so etwas um?

Wie kann ich das hinter mir lassen/ überwinden, wenn zwischendurch immer wieder Zweifel an der eigenen Wahrnehmung aufkommen? Das Wegschieben hat die ganzen „Symptome“ nämlich nicht weggemacht, aber ich weiss nicht, ob ich stark genug bin, dieses Thema aufzumachen und voll zuzulassen. (Weiblich, 25)

Unsere Antwort

Du beziehst dich auf diesen Text. Du schreibst, du findest das schwierig zu verstehen, dass Gewalt in der Familie besonders schlimm ist, weil die Person nicht nur böse oder "schlecht" war, sondern auch eine liebevolle und fürsorgliche Seite zeigte. Aber darin liegt ja genau das Schlimme: Dadurch wird das Kind in eine totale Verwirrung gestürzt, weil das Gehirn zwei derart unterschiedliche Seiten einfach nicht unter einen Hut bringen kann. Hinzu kommt, dass das Kind von den Eltern auf Gedeih und Verderb abhängig ist. Es muss alles tun, um die Eltern in einem Licht zu zeichnen, wo sie gut sind. Denn die Bindung zu den Eltern ist lebensnotwendig. Das Kind kann nicht einfach davonrennen. Ganz oft passiert dann, was du beschreibst: Das Kind nimmt sich nicht ernst und wertet seine eigene Erfahrung ab. Es sieht die Eltern als gut und sich selbst als schlecht.

Deine Chance als Erwachsene liegt darin, dass dein Überleben nicht mehr von den Eltern abhängig ist. Du kannst es dir leisten, dich von ihnen abzulösen und zu emanzipieren. Das kindliche Gefühl schwingt aber noch sehr stark mit. Das hängt damit zusammen, dass du das, was du erlebt hast, nicht sauber in deinem Gedächtnis abgelegt hast. Bitte lies dazu diesen Text. Und daher hast du immer noch dieses kindliche Erleben, das den Eltern gegenüber sehr loyal ist. Du nimmst dich und deine Erfahrung nach wie vor nicht ernst und glaubst deiner Erinnerung nicht. Du wertest dein eigenes Erleben ab, du machst dich selbst schlecht für deine Erinnerung.

Frag dich, was dir wichtiger ist: dein Leben und dein Glück, oder das Leben und Glück deiner Eltern. Der Schritt in die Emanzipation ist, wie du selbst sehr gut spürst, schwierig. Es ist ein anspruchsvoller Prozess, Autonomie, Mitgefühl und Fürsorge für sich selbst zu entwickeln. Vielleicht interessiert dich dazu dieser Text. Ich würde dir da unbedingt fachliche Begleitung durch eine Traumatherapeutin empfehlen. Erfahrene Traumatherapeutinnen arbeiten sorgfältig und legen grossen Wert auf Stabilisierung, d.h. du lernst Techniken, wie du dich selbst beruhigen kannst und mit schwierigen Gedanken und Bildern besser umgehen kannst.

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Frage Nr. 38592 von 14.08.2024

Ich habe gemerkt, dass meine Kindheit sehr belastend war. Es ist aber so, dass ich vor allem Gefühle habe, welche belastend sind. Es handelt sich nicht um singuläre belastende Ereignisse, sondern eher um die Atmosphäre. Die Gefühle sind auch nicht wirklich zugänglich. Es sind Gefühle, wie beispielsweise nie endende Traurigkeit. Gibt es eine Möglichkeit meine Kindheit aufzuarbeiten?

Unsere Antwort

Die Atmosphäre in der Kindheit kann sehr belastend sein. Denn sie kann dazu führen, dass du damit dauerhaft einen Umgang finden musst. Zum Beispiel indem du deine Gefühle abspaltest. Da das ein Dauerzustand ist, lernt dein Gehirn dieses Verhalten besonders gut. Denn es lernt durch Wiederholung.

Möglicherweise hast du als Kind keinen oder kaum Trost für deine Gefühle bekommen. Du kannst auch viele Jahre später noch lernen, dir Trost zu spenden, wenn du schwierige Gefühle erlebst.

Lies dazu bitte unsere Texte Wie hab ich mich an mein Elternhaus angepasst? und Wie beruhige ich mich selbst?.

Es kann eine sehr herausfordernde Aufgabe sein, die eigene Kindheit aufzuarbeiten. Wir empfehlen dir dafür psychotherapeutische Unterstützung.

Kann es sein, dass du uns diese Woche mehrere Fragen gestellt hast? Es hilft uns für die Beantwortung, wenn du dann die Fragenummern der jeweils anderen Fragen angibst.

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Frage Nr. 38582 von 13.08.2024

Ich habe vor einiger Zeit eine Therapie bei einer Therapeutin gemacht, welche nicht von der Krankenkasse zugelassen war. Ich hatte das Gefühl, dass die Therapeutin versucht hat mich emotional abhängig zu machen. Sie meinte, zunächst, dass ich alle momentanen Therapien beenden müsse. Sie hat mich das erste Mal mit dem Auto vom Bahnhof abgeholt. Die Sitzungen fanden bei ihr zuhause statt. Sie teilte mir mit, dass meine belastenden Erlebnisse nicht sehr schlimm seien, da sie andere Patienten habe, welche das Gefühl haben ihr Mann verlasse sie. Ausserdem, meinte sie, dass ich sie bei Problemen kontaktieren kann. Als ich sie dann kontaktiert habe, hatte ich das Gefühl sie wäre genervt. Als ich auf Anraten von meinem Umfeld die Therapie abgebrochen habe, meine sie, sie brauche bis in zwei Stunden eine Antwort, damit sie Menschen auf der Warteliste aufnehmen kann. Sie sagte mir, ich werde für die nächsten Jahre mit der Gesprächstherapie nicht viel erreichen.

Kann es sein, dass sie mich versucht hat abhängig zu machen? Wie kann ich eine vertrauenswürdige Person finden, um meine Belastungen aufzuarbeiten? Danke für deine Hilfe!

Unsere Antwort

Deine Therapeutin hat sich in verschiedenen Formen unprofessionell verhalten.

  1. Dass sie dich vom Bahnhof abholt, ist sehr ungewöhnlich. Hierfür bräuchte es gute Gründe und dein ausdrückliches Einverständnis.
  2. Wenn Therapeut*innen in ihren privaten Wohnungen arbeiten, müsste auch hier besprochen werden, wie es den Patient*innen damit geht und ob das für sie möglich ist. Ich bin der Meinung, dass es für psychotherapeutische Arbeit ein professionelles Sitzungszimmer braucht, dass im gleichen Haus sein kann. Es muss aber den Patient*innen Raum für ihr eigenes Innenleben geben.
  3. Wenn sie über andere Therapien, die du machst bestimmen will, ist das falsch. Sie kann dir so etwas vorschlagen, muss dir dann aber sehr gute Gründe bieten. Und du bleibst immer diejenige, die die Entscheidungen trifft. Wenn sie der Meinung ist, sie könne nicht mit dir arbeiten, wenn du auch noch andere Therapien machst, sollte sie das mit dir diskutieren, Du müsstest es verstehen und bleibst wieder die, die entscheidet.
  4. Falsch ist auch, wenn die Therapeutin bestimmt, wie schlimm deine Situation für dich sein darf. Deine Situation als ‚nicht schlimm‘ zu beurteilen, weil es anderen auch so geht wie dir, ist kontraproduktiv und nimmt dir dein Selbstvertrauen. Es zeigt, dass sie nicht bereit ist, dich ernst zu nehmen und/oder dass sie keine Ahnung von Trennungsangst hat. Es interessiert sie wohl auch nicht, wie die Ängste sich in dir verhalten und wie sie entstanden sind. Sie zeigt sich so als eine Therapeutin, die nichts wissen muss, aber alles heilen kann. Das hilft dir bei der Bearbeitung deiner Themen überhaupt nicht weiter.
  5. Merkwürdig ist, dass sie dir ein Kontaktangebot für Krisensituationen macht, wenn sie der Meinung ist, es ginge dir gar nicht schlecht. Passen dazu ist, dass sie dann genervt wirkt, wenn du sie anrufst. Du wirst dich dann wie eine Belästigerin fühlen.
  6. Dass sie es zum Schluss eilig hat, dich los zu werden, passt ins Bild. Sie hat wohl nicht mal versucht, deine Gründe oder dein Befinden anzuhören. Sehr unprofessionell, unverschämt und schädigend ist ihr ‚Zukunftsbann‘, dass du ‚mit der Gesprächstherapie nicht viel erreichen‘ wirst. Das kann sie nicht wissen!

Du fragst, ob sie dich abhängig machen wollte. Sicher ist, dass das Nicht-ernst-nehmen wie ein Beschuldigung wirkt. Patient*innen beginnen dann bei sich selbst den Fehler zu suchen. Meistens denken Patient*innen dann nicht nur, dass sie nichts wert sind und nichts können. Sie werden auch überzeugt, dass die Therapeutin eine Alleskönnerin und Alleswisserin ist. Sie versuchen dann, der Therapeutin besonders gut zuzuhören, ihr möglichst alles recht zu machen, um schliesslich von ihr gelobt zu werden. So entsteht aber kein Selbstvertrauen, sondern Abhängigkeit. Ob die Therapeutin die Abhängigkeit geplant herstellen wollte oder ob sie unprofessionell oder schlecht ausgebildet ist, können wir nicht beurteilen. Ihr Job wäre gewesen, dich bei der Suche nach deinen persönlichen Bewältigungsstrategien zu unterstützen. Gut, dass du die Therapie abgebrochen hast.

Wir haben unter Adressen&Links auch einige Portale, auf denen du Psychotherapeut*innen suchen kannst. Wir empfehlen immer, Probesitzungen zu vereinbaren. Professionelle Psychotherapeut*innen bieten Probesitzungen an und machen mindestens einen zweiten Termin, in dem sie die Rückmeldung besprechen. Manchen verabreden mehrere Sitzungen, um die Wünsche und Bedürfnisse der Patient*innen zu erfassen und erklären ihre Arbeitsweise. Dann werden die Arbeitsziele gemeinsam erarbeitet und beide Seiten bestätigen, dass sie sich eine Zusammenarbeit vorstellen können. Sowohl die Arbeitsziele, wie auch das Befinden der Patient*in und der Therapiefortschritt werden regelmässig evaluiert.

Auf jeden Fall solltest du deine nächste Therapeutin gut prüfen. Du hast sehr gut wahrgenommen, was in deiner letzten Therapie falsch oder unprofessionell war. Du kannst deinem Gefühl und deiner Wahrnehmung also vertrauen und wirst merken, wenn dein Gegenüber vertrauenswürdig ist. Nimm dich bei einer neuen Wahl ernst und bleib nur da, wo du dich wohl fühlst. 

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Frage Nr. 38578 von 12.08.2024

Hallo Lili
Ich habe das Gefühl, dass meine Eltern toxisch sein könnten, da ich immer wieder an Männer gerate, welche mir nicht gut tun. Meine Mutter kritisiert mein Körper seit ich 12 Jahre alt bin. Als ich unter Ängsten und Depressionen litt, wurde mir gesagt, dass es kein Grund gäbe sich schlecht zu fühlen und das Ängste normal seien. Heute bin ich erwachsen, jedoch frage ich mich, wie ich solche Bindungsverletzungen aufarbeiten kann?

Unsere Antwort

Es ist schlimm, dass deine Mutter so mit dir umgeht. Es ist sinnvoll, das aufzuarbeiten und dich davon zu befreien.

Du verdienst es, dass deine Mitmenschen gut mit dir umgehen. Seien es Männer, deine Eltern oder Fachpersonen.

Ich weiss nicht, wem du dich anvertraut hast mit deinen Ängsten und Depressionen. Die Person hat dich offenbar nicht ernst genommen. Das ist schade. Es ist eine gute Idee, dir Unterstützung zu suchen bei Ängsten und Depressionen.

Wenn du als Kind Gewalt erlebt hast, ist das besonders schlimm. Denn du hattest noch gar nicht die Klarsicht oder Lebenserfahrung, um mit schlimmen Situationen umzugehen. Du musstest dich irgendwie anpassen.

Egal wie merkwürdig oder schwierig dein Verhalten oder Erleben auch ist: Du hast es aus gutem Grund entwickelt. Und weil es dir mal geholfen hat, hast du es beibehalten. Es wurde zur Gewohnheit. Um davon loszukommen, ist es zunächst wichtig, dass du verstehst und anerkennst, warum dein Erleben und dein Verhalten so ist, wie es ist. Es ist wichtig, dass du Mitgefühl für dich und dein Leiden entwickelst und dir Achtung dafür schenkst, dass du es geschafft hast, zu überleben. Gleichzeitig solltest du Verständnis dafür entwickeln, dass es alles andere als leicht ist, dein Erleben und Verhalten zu verändern. Wir empfehlen dir deshalb psychotherapeutische Unterstützung.

Lies dazu bitte auch unseren Text Probleme mit mir und anderen nach Gewalterfahrungen.

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Frage Nr. 38552 von 06.07.2024

Ich weiss nicht genau, wie ich meine Frage formulieren soll. Ich habe das Gefühl, nicht wirklich zu leben. Es gab Schwieriges in der Kindheit und nun bin ich seit 15 Jahren in psychotherapeutischer Behandlung (ich bin 27). Als nächstes soll es eine Traumatherapie sein.
Ich bin mir aber nicht sicher, ob sich die Investition an Zeit, Energie und Hoffnung lohnt. Ich habe Angst, dass es immer ein Überleben, sich von Tag zu Tag hangeln, bleibt.
Dinge, die mein Leben bereichern könnten, sind extrem schwierig für mich (zB Partnerschaft/ Intimität gab es noch nie, Freundschaften, mehr Hobbies/ Rausgehen etc.). Manchmal ist es auch nur schon schwer, die Wohnung zu verlassen.
Und nur schon dieses relativ stabile Überleben hat sehr viel Arbeit und Energie gekostet. Nur fehlt die Lebensfreude.
Kann Traumatherapie daran etwas ändern? Wie ist das, wenn solche Muster und Folgen schon so lange bestehen?

Unsere Antwort

Die Frage ist ja, ob es dir ohne Trauma-Therapie besser geht? Oder ob du eine eine bessere Idee hast, deine Zeit, deine Energie und deine Hoffnung zu investieren? Du hast Wünsche: Dinge finden, die dein Leben bereichern und leicht(er) aus der Wohnung rauszukommen. Du hast bereits viel investiert. Dir ist ein einigermassen stabiles Überleben gelungen. Ob Psychotherapie bei Änderungen begleiten kann, ist also schon beantwortet. Deine Muster haben sich ein wenig beweglich gezeigt. Einige Folgen konnten gemindert werden. Die nächsten Investitionen könnten jetzt deiner Lebensfreude gehören. Dafür solltest du dir eine geeignete Begleitung suchen. Vielleicht ist das eine Psychotherapie mit der Spezialisierung auf Psycho-Traumatisierung. Dafür spräche, dass eine auf Trauma spezialisierte Psychotherapeutin deine Lebenserfahrungen versteht, d.h. Du fühlst dich verstanden. Dagegen könnte sprechen, dass du auf die vergangenen Traumatisierungen und ihre Folgen fokussiert bleibst und den Schatten der früheren Täterschaft nicht verlässt. Wir würden dir raten, nimm dein Leben mit all deinem Mut und deiner Kraft in die Hand. Zentral ist die Frage an deine Innenwelt, was deine individuellen Freuden sein könnten. Was könnte dich ganz persönlich bereichern? Vielleicht sind das andere Sachen, als allgemein als Bereicherung angesehen wird. Du willst ja deinen Lebensraum füllen und nicht wieder soziale Normen erfüllen, die eventuell nicht zu dir passen.

Wenn du in ein eigenständiges Leben investierst, lohnt sich das immer. Wichtig ist noch, dass du alle Hilfen, die du brauchst, annimmst und Unterstützung suchst, wo sie Dir wichtig ist.

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Frage Nr. 38544 von 05.07.2024

Hallo Lilli-Team
Bei mir steht bald die erste gynäkologische Untersuchung an. Ich habe diese bisher (w, 26) vermieden aufgrund Dingen in der Kindheit.
Die Untersuchung wäre aber wichtig, da der Verdacht auf Endometriose besteht und meine Monatsblutung zu stark ist.
Meine Angst ist, dass ich komplett in einen Flashback o.ä. versetzt werde und/ oder dissoziiere. Allein schon Rückenlage geht für mich (auch zuhause) nicht deswegen.
(Eine Traumatherapie ist geplant.)
Auch wird es ein männlicher Arzt sein (ich kann nicht wählen), was es nochmals schwerer macht.
Habt ihr irgendwelche Ratschläge, wie ich das überstehen kann?

Unsere Antwort

Von der gynäkologischen Praxis kannst du erwarten, dass sie sich auf ihre Patient*innen einstellen. Du solltest vorher eine längere Behandlungszeit vereinbaren, damit du dich ohne Zeitdruck entspannen und konzentrieren kannst. Den Arzt kannst du bitten, dich nicht zur Eile zu drängen. Wenn er dich mit Ruhe, Zuversicht und Verständnis unterstützt, erleichtert dir das die Untersuchung.

Auch an dich kannst du Erwartungen haben. Du kannst dem Arzt oder der Praxis zeigen, dass du zur Mitarbeit bereit bist. Du kannst mit dir vereinbaren, dass du handlungsfähig bleibst. Vergiss Folgendes nicht: 1. Es ist nicht der Arzt, der dir die Traumatisierungen zugefügt hat. 2. Du möchtest wissen, ob du eine Endometriose hast.

Die jetzige unangenehme Untersuchung ist für die Diagnose notwendig! Falls sich eine Endometriose herausstellt, soll sie so gut wie möglich behandelt werden. Die Behandlung ist in Deinem Interesse!

Bleib also fokussiert auf deinen Plan, dich konstruktiv für dich selbst einzusetzen. Vergiss nicht: es geht nur um dich.

Gut ist sicher, wenn du dich gut informierst. Darum verlinken wir dich: Frauengesundheitsportal, Lilli-Kapitel: Besuch bei der Frauenärztin, Lilli-Text: Endometriose. In den Texten zum Besuch bei der Frauenärztin erhältst du Tipps, wie du dich vorbereiten kannst. Der erste Besuch fällt jeder Frau schwer.

 

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Frage Nr. 38506 von 27.06.2024

Ich habe eine Frage:
Ich befinde mich in einer Traumatherapie. Wir habe letzte Woche zum ersten Mal mit EMDR gearbeitet. Bereits die imaginative Übung hat zu einer Bearbeitung geführt. Ich hatte das Gefühl, dass ich etwas entlastet wurde. Ich fühlte mich danach aber müde und erschöpft.Ich hatte aber vor zwei Tagen das Gefühl in einen Flashback zu fallen. dieser war sehr intensiv. In der Nacht bin ich mit Panik aufgewacht. Nach ca. 48h kam ich wieder zu mir. Ich hatte das Gefühl zu bemerken, wie schlecht es mir als Kind ging. Ich bin momentan in den Ferien, weshalb ich nicht mit meiner Therapeutin darüber sprechen kann. Ist es aber normal, dass auch nach einer Woche Flashback auftauchen und man sich müde fühlt?

Unsere Antwort

Flashbacks werden durch Trigger ausgelöst. Diese können durch eine Wahrnehmung im Umfeld ausgelöst werden, aber durchaus auch durch innere Bilder. Darum kann es sein, dass du nicht schon während der Sitzung durch die Imaginationen getriggert wurdest, sondern Tage später. Es kann aber Tage später auch ein ganz anderer Trigger im Spiel gewesen sein. Das kannst du nur selbst oder mit deiner Therapeutin herausfinden. Dass die imaginative Übung etwas ausgelöst hat, hast du an deiner Müdigkeit und Erschöpfung gemerkt. Solche Übungen lösen innere Prozesse aus, die oft eine deutlich spürbare Wirkung haben. Wenn du dich mit EMDR noch weiter beschäftigen willst, findest du hier Infos dazu.

 

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