Frage Nr. 38383 von 07.06.2024
Ich war mit einem Jungen zusammen der mich erwürgt, geschlagen, gestossen und auch beleidigt hat. Was hätte ich tun sollen in dem Moment.
Unsere Antwort
Es ist verständlich, dass du dir überlegst, was du anderes hättest tun können. In dem Moment der Gewalt hättest du gar nichts anders machen können. Der Mann hat sich zu dem gewalttätigen Verhalten entschieden. Darum ist er der Gewalttäter. Du wirst Angst gehabt haben. Möglicherweise waren die Schmerzen gross. Du warst sicher auch aufgeregt. Wenn man Opfer in einer Gewaltsituation ist, kann man Entscheidungen nicht bewusst und mit klarem Willen fällen. Du wirst dich dann automatisch so gut wie möglich schützen. So gut wie möglich heisst, du fliehst oder du versuchst die Schläge abzuwehren oder du erstarrst oder du wirst ohnmächtig. So gut wie möglich kann auch heissen, dass deine Gegenwehr nicht erfolgreich ist und du trägst Verletzungen davon.
Vielleicht lohnt es sich, darüber nachzudenken, wie du Menschen prüfst. Hättest du VOR der Tat erkennen können, dass der Mann gewaltbereit ist? Hattest du ungute Gefühle oder Ahnungen? Hat er sich dominant oder fordernd verhalten? Hast du ab und zu "um des lieben Friedens Willen" nachgegeben, obwohl du das gar nicht wolltest? Vorher hast du eher Chancen, die Situation zu vermeiden oder die Beziehung zu verlassen. Gewalt in Beziehungen kommt sehr häufig vor. Darum haben wir dazu viele Texte geschrieben, die du unter dem Link findest. Je besser du über Gewalt in Beziehungen Bescheid weisst, desto eher kannst du merken, ob jemand Gewalt geplant einsetzt.
Wir raten auch, möglichst alle Gewalttaten anzuzeigen. Straftaten haben verschiedene Verjährungsfristen. Sehr leichte Körperverletzungen sind Antragsdelikte. Hier musst du innerhalb von 3 Monaten Anzeige erstatten. Schwerere Verletzungen sind Offizialdelikte mit Anzeigefristen bis zu 10 Jahren.
Ganz wichtig ist, dass du dich nicht für das Verhalten eines Gewalttäters schämst, sondern merkst, dass du keine Schuld an den Gewalttaten hast.
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Frage Nr. 38379 von 06.06.2024
Hallo
Meine Schwester ist ziemlich sicher Opfer eines Love scam. Wir haben das vor einerr Woche von ihrem Mann erfahren. Sie will mit niemandem darüber sprechen. Es ist bereits Geld geflossen. Wie sprechen wir sie an, damit sie sich etwas öffnet? Ziel wäre natürlich, dass sie von sich aus den Kontakt abbricht und Anzeige erstattet. Sie hat jedoch jeglichen Realitätssinn verloren. Wir möchten sie nicht verlieren.
Wie sollen wir vorgehen?
Unsere Antwort
Ihr seid in einer schwierigen Situation. Deine Schwester hat sich für einen Kontakt entschieden, den ihr für Love Scam haltet. Sie ist aber noch nicht eurer Meinung und will nicht darüber sprechen. Sie zeigt also deutlich, dass sie sich nicht öffnen wird. Wenn Ihr jetzt drängt, macht sie vielleicht noch mehr zu. Wir haben euch auf unseren Infotext verlinkt. Dort findet Ihr Gründe, warum Menschen an der betrügerischen Romanze festhalten und dass Aufklärung die beste Vorbeugung gegen Love Scam ist. Vielleicht findest du darin ein Argument, dass deine Schwester beeindruckt, z.B. dass Love Scam als Betrug gewertet wird und eine Straftat ist? Sonst bleibt nur abwarten und Gesprächsbereitschaft signalisieren. Dabei könnt Ihr strategisch vorgehen: Wer hat den meisten Einfluss auf sie? Wem glaubt sie am ehesten? Wen möchte sie am wenigsten enttäuschen? Solche Personen haben grössere Gesrpächschancen.
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Frage Nr. 38347 von 02.06.2024
Hallo, ich (w,21) habe ein Frage zum Thema Selbstverletzung. Um selbstverletzendes Verhalten zu unterlassen, liest man immer wieder von Skills die man stattdessen machen kann. Zum Beispiel: kalt duschen, Haargummi am Handgelenk schnipsen, etwas Scharfes lutschen usw.
Aber das sind doch auch Handlungen, mit denen man sich ebenfalls Schmerzen zufügt. Deshalb verstehe ich nicht warum solche Skills okay sind, aber selbstverletzenden Verhalten (z. B. Ritzen) nicht. Worin liegt da der Unterschied? VG
Unsere Antwort
Es gibt einen entscheidenden Unterschied zwischen den von dir beschriebenen Skills und selbstverletzendem Verhalten. Die Skills geben einen starken Stimulus, ohne eine Verletzung zu verursachen.
Bei selbstverletzendem Verhalten geht es oft darum, dass man sich selbst mehr spüren möchte. Wenn es dir ähnlich geht, interessiert dich vielleicht auch dieser Text.
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Frage Nr. 38318 von 27.05.2024
Liebes Lilliteam,
ihr erklärt, dass es einen Zusammenhang zwischen sexuelle Fantasien und dem Einsatz des Körpers bei sexueller Erregung gibt. Ich habe auch bei euch gelesen, dass hetero- und homosexuelle Neigungen keine klare Trennung kennen, sondern eher ein Kontinuum darstellen.
Dadurch frage ich mich, ob Pädophilie auch ein solches Kontinuum ist und Täter, solche Taten begehen, weil sie gewalttätige Fantasien haben, die sie erregend finden? Könnten solche Täter lernen Gewalt nicht erregend zu finden, wenn sie ihren Körper bei sexueller Erregung anders einsetzen? Warum gibt es auch Menschen, die nur solche Fantasien haben, aber trotzdem niemanden missbrauchen?
Unsere Antwort
Du stellst eine interessante Frage – die alles andere als einfach zu beantworten ist. Vor allem, weil man nicht pauschalisieren kann – und ja nicht sollte.
Zunächst mal: Bitte unterscheide hetero- und homosexuelle Orientierung klar von Pädophilie. Das wäre sonst so, wie wenn du Äpfel und Fahrräder vergleichst. Sexuelle Orientierung kann vorgeburtlich schon angelegt sein. Das gibt es bei Pädophilie nicht. Daher spreche ich in dieser Antwort nur von Pädophilie, nicht von sexueller Orientierung.
Du machst einen richtigen Gedanken, wenn du dich fragst, ob man lernen kann, sexuelle Fantasien und Wünsche zu verändern. In der Sexualtherapie reden wir allerdings nicht von Veränderung, sondern von Erweiterung. In unserer Erfahrung kann man eine sexuelle Fantasie oder Vorliebe nicht wegmachen – aber man kann sie unwichtiger machen, weil anderes sexuell interessanter wird. Ich beziehe mich hier auf Sexualtherapie nach Ansatz des Sexocorporel, der auf Lilli vertreten wird.
Bei Pädophilie haben Menschen sexuelle Fantasien, in denen Kinder eine Rolle spielen. Wie es zu solchen Fantasien kommen kann, wird in diesem Text über sexuelle Fantasien erklärt. In diesen Fantasien kann Gewalt vorkommen, das muss sie aber nicht. Die grosse Mehrheit von Menschen mit derartigen Fantasien würden sie nie in die Tat umsetzen. In sexuellen Fantasien ist so gesehen alles erlaubt. Das Problem für andere entsteht daher nicht mit den Fantasien selbst, sondern mit der Tatsache, dass manche Menschen sie in die Tat umsetzen (wollen). Das macht sie zu (potentiellen) Täter*innen.
Warum begehen Menschen pädosexuelle Straftaten? Hier kommen persönliche Themen dazu, die mit sexuellen Fantasien nichts zu tun haben. Die Frage ist es: Was braucht es, damit ein Mensch bereit ist, moralische, ethische, prosoziale Gedanken und Motive auszublenden, die ihn*sie davon abhalten würden, sexuelle Übergriffe zu machen und Kinder damit zu quälen? Die einen Täter*innen müssen dafür mehr Aufwand leisten und haben rund um ihre Taten mehr Skrupel als die anderen. Erstere suchen schneller therapeutische Unterstützung auf als letztere.
Freilich kommen auch Menschen in die Therapie, die sich Sorgen machen wegen ihren sexuellen Fantasien, auch wenn sie sie nie umsetzen möchten. Ihr Leidensdruck entsteht, wenn sie ein Problem mit ihren ethischen und moralischen Vorstellungen und mit ihrem Selbstbild haben. Oder wenn die Fantasien so wichtig werden, dass die Paarsexualität darunter leidet, weil keine richtige Begegnung mehr möglich ist.
In der sexualtherapeutischen Arbeit nach Sexocorporel rund um das Thema Pädophilie lernen Klient*innen, das Spektrum dessen zu erweitern, was sie anziehend und erregend finden. Ausserem verhilft die Therapie den Klient*innen, ein besseres Gespür und eine grössere Selbstsicherheit in ihrem sexuellen Körper zu finden. So trauen sie sich auch erwachsene Menschen als gleichberechtigte Sexualpartner zu und finden sie attraktiver und erregender.
Zentral ist tatsächlich die Arbeit an der Erregungstechnik: Ziel ist eine bewegte Technik, die den ganzen Körper einschliesst und geniessen lässt. Dies ist auch zentral, wenn eine Person Fantasien hat, in denen Gewalt eine Rolle spielt. Es ist ebenfalls wichtig, wenn die Person ein dranghaftes sexuelles Verhalten hat (z.B. dranghaften Pornokonsum).
Wenn eine Person pädosexuelle Straftaten begeht oder begehen möchte, reicht die Sexualtherapie aber nicht. Hier ist Psychotherapie/Täter*innenarbeit wichtig bei Fachpersonen, die dafür eine spezielle Ausbildung gemacht haben. Es geht darum, dass Täter*innen sich kritisch mit ihren Gedanken auseinandersetzen, die es ermöglichen, dass sie Kinder quälen. Es geht darum, dass sie alternative Denk- und Handelsformen lernen und üben. Und schliesslich geht es darum, dass sie ihren Sadismus erkennen und begreifen, und dass sie lernen, prosoziale Empathie für andere Menschen zu entwickeln (und letztendlich auch für sich selbst).
Und dann gibt es auch noch Erwachsene, die sexuelle Übergriffe an Kindern und Jugendlichen machen, ohne dass pädophile Wünsche oder Fantasien für ihre sexuelle Erregung eine Rolle spielt. Wir gehen davon aus, dass das bei sexueller Ausbeutung innerhalb der Familie mehrheitlich so ist. Hier spielen brutale und perfide persönliche und Beziehungs-Motive eine Rolle. Mehr dazu erfährst du in diesem Text. Die Sexualität ist Mittel zum Zweck. Hier ist die Täter*innenarbeit auch zentral.
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Frage Nr. 38300 von 23.05.2024
Hallo Lilli
Wie lange nach dem Vorfall kann ich sexuelle Nötigung oder Vergewaltigung noch anzeigen. Ich hatte mit dem beschuldigten Mann eine Art Beziehung davor. Hat eine Anzeige nach über 2 Wochen noch Chance auf Erfolg? Wenn ich den Prozess verlieren würde, hätte es einen Einfluss auf sein Strafregister?
Danke für die Antwort
Unsere Antwort
Sexuelle Nötigung ist ein Offizialdelikt und hat in der Schweiz eine Verjährungsfrist von mehreren Jahren. Selbst wenn das Delikt als sexuelle Belästigung qualifiziert würde, hättest du 3 Monate Zeit, eine Strafanzeige zu machen. Günstig ist es, wenn du Beweise hast und den Tatverlauf genau beschreiben kannst. Bei einer Verurteilung und einem rechtskräftigen Urteil bekommt der Verurteilte einen Eintrag ins Strafregister. In Deutschland und Österreich gelten ähnliche Regeln für Verjährungsfristen Strafregistereinträge.
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Frage Nr. 38295 von 22.05.2024
Hallo
Ich hatte so ein grosses Durcheinander in mir, weil ich das Gefühl hatte, meinen Erinnerungen nicht glauben zu dürfen. Nun habe ich es etwas ordnen und akzeptieren können (Zweifel bleiben). Es geht um Erinnerungen an sexualisierte Gewalt in der Kindheit (schwer zu schreiben) durch eine nahestehende Person.
Gerade als ich also etwas Ordnung hatte und kurz erleichtert war, mir selbst glauben zu dürfen, wurde ich von Gefühlen überschwemmt: Nichts macht mehr Sinn. Es tut innerlich wahnsinnig weh. Ich weiss nicht, wie ich das aushalten soll und weitermachen kann. Es fühlt sich besonders schlimm an, weil es die Familie betrifft.
Wie hält man so etwas aus?
Unsere Antwort
Mit der Klärung deines inneren Durcheinanders wirst du dich mit deinen Erinnerungen beschäftigt haben. Du wirst dir die Erlaubnis erarbeitet haben, deinen Erinnerungen zu glauben. Mit dieser Arbeit sind nicht alle Zweifel aus dem Weg geräumt. Dies ist ganz normal. Möglicherweise sind die sexuellen Übergriffe schon länger her. Mit der Zeit verändern sich auch Erinnerungen, weil das Gedächtnis nicht immer verlässliche Protokolle schreibt. Dies sind gute Gründe, Zweifel zu behalten. Viel schwerwiegender ist aber, dass du dich an sexualisierte Gewalt von nahestehenden Personen erinnerst. Damit sind dein Zugehörigkeits- und auch dein Liebesgefühl bedroht. Diese Gefühle geben uns innere Sicherheit und Stabilität. Du musst die Realität anerkennen, dass eine nahestehende Person dir Schaden zugefügt hat. Das kann überwältigend sein. Es ist auch ganz verständlich, dass du denkst (und wünschst) : «Das kann doch nicht wahr sein!» Ohne das alte innere Durcheinander lautet deine Antwort aber: «Doch, es ist wahr». Das kann eine innere Spannung erzeugen, die kaum auszuhalten ist. Das innere Durcheinander fühlte sich nicht gut an. Es schützte aber zeitweise vor schwierigen Gefühlen. Jetzt gilt es, die Realität zu akzeptieren und das, was du fühlst zu verstehen.
In unseren Infos gibt es dazu einige Texte. Ich rate dir, diese in Ruhe zu lesen. «Warum ist Gewalt in der Familie besonders schlimm?» und «Verarbeitung von Trauma und Gewalt». Es kann sein, dass du mit den starken Gefühlen nicht allein bleiben willst. In dem Fall raten wir dir zu einer Psychotherapie, in der du lernst, mit starken Gefühlen zu leben und deine Klarheit zu behalten. Adressen für die Suche findest du in den Kapiteln «Gewaltberatung in der Schweiz» und «Gewaltberatung in Deutschland/Österreich».
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Frage Nr. 38275 von 12.05.2024
Hej, bei mir wurde eine komplexe PTBS diagnostiziert und ich bin seit Sept./ 2023 in Therapie (Verhaltenstherapie). Leider komme ich in den Therapiestunden immer wieder an den Punkt, wo ich nicht weiter reden kann und die Therapie dann stagniert. Da ich die Therapiestunden selbst bezahle, ist bei mir auch ein gewisser Druck vorhanden in den Stunden erfolgreich sein zu müssen. Das Verhältnis zu meinem Therapeuten ist eigentlich ganz gut, ich finde ihn kompetent und verständnisvoll. Generell kann ich Menschen schlecht vertrauen und mich nur schlecht öffnen.
Wie schaffe ich es, den Punkt des nicht reden können zu überwinden bzw. meine Blockade zu lösen? Gibt es dafür irgendwelche "Tricks"? Beste Grüße!
Unsere Antwort
Tipps und Tricks gibt es nicht wirklich. Die Diagnose deutet ja darauf hin, dass du sehr schwierige Lebenserfahrungen gemacht hast. Hast du schon gemerkt, wie du stumm wirst? Kannst du denken, was du eigentlich sagen möchtest und/oder findest es unerträglich, wenn du das aussprichst? Oder liegt noch so viel im Dunkeln, dass du keine Worte hast? Könntest du dein Schweigen malen? Gibt es im Therapieraum Gegenstände (Spielzeug, Puppen, Stofftiere, Bauklötze), mit denen du dich ausdrücken könntest? Gibt es Gesten oder Mimik die für deine Wörter sprechen könnten? Oder darfst du gar nicht reden? Gibt es Redeverbote in dir? Fühlst du dich in Gefahr? Du merkst, ich stelle viele Fragen. Sie könnten dein Schweigen in den Sitzungen begleiten. Wichtig ist, dass du suchst. Innerlich oder im Gespräch mit dem Therapeuten.
Du hast nämlich eine Vorstellung von Erfolg, die für die Psychotherapie oft nicht gilt. Dein Schweigen ist hartnäckig. Also hat es einen Sinn. Sonst wäre es ja so, als ob du im Spass dein Geld schweigend zum Fenster hinaus werfen würdest. Das tust du nicht! Du kannst den Sinn deines Schweigens herausfinden. Mache es also zum Gegenstand in deiner Psychotherapie. Du erlebst deinen Therapeuten als kompetent und verständnisvoll. Könntest du mit seiner Kompetenz und seinem Verständnis aktiv werden. Du kannst manchmal nichts sagen. Kannst du das auch aktiv tun und mit einer Geste zeigen: «jetzt sage ich nichts mehr». Dein Therapeut reagiert mit seinem Verständnis und sagt: «Das ist gut so. Unter Druck sagt man sowieso besser nichts.» Und seine Kompetenz sagt: «Was könnten wir sonst tun? Ein Spiel spielen, ein Bild malen, fotografieren? Oder wollen wir schweigend da sitzen und uns wohlfühlen, weil das nicht schlimm ist?» Überleg mal, ob du irgendetwas Aktives tun kannst, damit du nicht jedes Mal mit einer ‚Opfererfahrung‘ aus der Sitzung gehst. Mit der komplexen Form der PTBS musst du Geduld haben. Am besten übst du, kleine Veränderungen wahrzunehmen und immer zu loben. Wohlwollen und Zuwendung täte deinem Schweigen sicher am besten.
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Frage Nr. 38239 von 21.04.2024
Ist PROSTITUTION Ausbeutung? Ist es in der Schweiz verboten? Was bringt das nordische Modell?
Was kann ich tun, wenn ich eine Prostituierte sehe. Ist es gefährlich sie anzusprechen und wie kann ich Freunde sensibilisieren die Freier sind?
Unsere Antwort
Prostitution kann unter Zwang geschehen. In einem solchen Fall könnte man von Ausbeutung oder Menschenhandel sprechen. Ausbeutung und Menschenhandel sind in der Schweiz verboten. Prostitution ist es nicht. Da wir keine Spezialistinnen für Prostitution sind, verweisen wir dich auf die Wikipedia-Seiten «Prostitution in der Schweiz» und «Nordisches Modell für Prostitution». Du findest dort alle deine Fragen beantwortet und bekommst auch Quellenangaben dazu.
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Frage Nr. 38236 von 21.04.2024
Hallo
Ich bin nicht ganz sicher, ob meine Frage hier hinpasst. (Ich bin weiblich, 20-30)
Habt ihr vielleicht Ideen, wie ich mich wieder sicherer fühlen kann in mir/ in meinem Körper? Ich habe grosse Mühe, mich sicher zu fühlen. Kann auch kaum entspannen: Oft lerne und lerne ich, um nicht nachdenken oder fühlen zu müssen. Aber das kann ich auch nicht ewig durchhalten.
Im Kopf weiss ich, dass ich sicher bin. Erwachsen. Nicht mehr anderen ausgeliefert. Aber vom Gefühl her ist das gar nicht so.
Zuhause wurde sehr viel ausgerastet, geschrien, beschimpft (wertlos, nutzlos, dumm), gedroht und geschlagen oder missbraucht.
Das ist vorbei. Aber es fühlt sich nicht „vorbei“ an.
Ich fühle mich manchmal hoffnungslos, dass das je wieder gut wird.
Unsere Antwort
Ja, deine Frage passt hier sehr gut hin.
Ich kann deine Hoffnungslosigkeit verstehen. Es ist nicht hoffnungslos. Es ist anspruchsvoll. Damit du dich wirklich von der Vergangenheit befreien kannst, ist es zunächst mal wichtig, dass du verstehst, was bei dir abläuft.
Dein Körper erinnert das Trauma genauso wie dein Gehirn: In der Dauergefahr ist dein Körper in ein dauerhaftes Zusammenzucken, Abwehren und Anspannen gegangen. Das hängt mit deinem autonomen Nervensystem zusammen, das immer und ganz schnell auf den Stress und den Missbrauch reagiert hat und dich sehr oft oder gar ständig in eine Art Kampf-Flucht-Reaktion versetzt hat. In diesem Kampf-Flucht-Zustand sind wir angespannt.
Anspannung kann ein Gefühl von Halt und Stärke geben. Umgekehrt erinnert die Anspannung unser Gehirn daran, dass hier Gefahr ist. Anspannung kann auch direkt Erinnerungen an traumatische Erlebnisse triggern, – so genannte Flashbacks. In diesen Flashbacks erlebst du die schlimmen Gefühle von damals, als seien sie jetzt. Flashbacks verstehen nicht, dass es "vorbei" ist. Bitte lies dazu diesen Text über Flashbacks.
Statt dass sie dir wirklich Halt gibt, fördert Anspannung also das Gefühl, du seist nicht sicher. Was zu noch mehr Bedürfnis nach Spannung führt. Dauerspannung ist für den Körper eigentlich ein unguter Zustand. Da kriegen die Muskeln nicht so viel Sauerstoff. Er fühlt sich dann nicht gut an. Oder er fühlt sich gar nicht an, weil Wahrnehmung durch die schlechte Durchblutung vermindert ist. Das kann das Gefühl von Unsicherheit noch fördern – weil der Körper irgendwie fremd wird.
Wie kommst du da raus? Zum ersten hilft, dass du dich besser verstehst. Nicht nur, was Flashbacks betrifft, sondern ganz grundsätzlich, wie dein autonome Nervensystem funktioniert. Bitte lies hierzu unseren Text über das autonome Nervensystem. Du erfährst darin auch, wie eng Emotionen und der Körper zusammenhängen.
Entspannung ist nicht angesagt, denn du kippst dabei möglicherweise in ein Loch, in dem du dich hilflos und ausgeliefert fühlst. Ich empfehle dir vor allem eins: Bewegung. In unserem Text über das autonome Nervensystem liest du nach, warum Bewegung so hilfreich ist, uns bessere Gefühlszustände zu verschaffen. Ich möchte dir auch sehr diesen Text nahelegen über die Beeinflussung der Gefühle mit dem Körper.
Hast du irgend eine therapeutische Begleitung? Das würde ich dir empfehlen. Traumatherapie arbeitet sehr oft mit dem Körper (z.B. im Somatic Experiencing oder im Soma). Sehr empfehlenswert finde ich auch das Buch "Leben mit der Polyvagaltheorie: In Sicherheit verankert" von Deb Dana.
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Frage Nr. 38232 von 20.04.2024
Warum wird so oft den Opfern die Schuld für sexuelle Übergriffe gegeben? Oft wird ihnen gar nicht erst geglaubt.
Ich möchte um Hilfe bitten, aber es macht mir Angst, als Lügnerin dazustehen, beschuldigt zu werden. Gerade auch, weil ich es für mich nur schlecht sortieren/ verstehen kann.
Ich möchte auch niemandem weh tun, insbesondere der Familie nicht, weil die Person zentraler Teil der Familie ist.
Aber ich möchte, dass es mich nicht mehr so kaputt macht.
Unsere Antwort
Ja, leider kommt es immer wieder vor, dass Opfern die Schuld für einen sexuellen Übergriff gegeben wird, den sie erlebt haben. Das kann verschiedene Gründe haben. Es kann zum Beispiel an Vorurteilen liegen, die manche Menschen gegenüber Frauen haben. Sie glauben dann zum Beispiel, dass eine Frau Sex haben möchte, wenn sie sich auf eine bestimmte Art und Weise kleidet. Oder, dass eine Frau die «nein» sagt, eigentlich «ja» meint. Es kann auch sein, dass manche Menschen unangenehme Tatsachen nicht wahrhaben wollen. Sie wollen dann zum Beispiel nicht glauben, dass ein geliebter Mensch oder ein gefeierter Star wirklich ein Täter sein könnte.
Deswegen ist es ganz wichtig, dass du weisst: Du bist niemals schuld an der sexuellen Gewalt, die du erfahren hast!
Ich kann verstehen, dass es schwer ist, dich jemandem anzuvertrauen. Vor allem, wenn die Person Teil deiner Familie ist und du niemandem weh tun möchtest. Aber es ist wichtig, dass du gut für dich sorgst und dafür, dass es dir selbst besser geht. Vielleicht gibt es in deinem Umfeld eine Person, der du vertraust, und mit der du sprechen kannst, um deine Gedanken zu sortieren.
Du kannst dich aber auch erst einmal an eine Beratungsstelle wenden. Dort wirst du ernst genommen und bekommst Unterstützung. Es gibt auch Anlaufstellen für Online-Beratung und Chat-Beratung.
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Frage Nr. 38174 von 16.04.2024
Mein Arbeitskollege hat unseren Lernenden im Betrieb als „Witz“ kurz eine Pornoseite ungefragt gezeigt. Ich habe den Vorfall mit den Lernenden besprochen und für sie ist dies abgehakt und in Ordnung. Iregndwie beschäftigt mich dies doch noch. Kann ich noch irgendwie was tun, auch wenn es für die Lernenden okey ist? Oder muss ich sogar weiter vorgehen?
Unsere Antwort
Wenn die Lernenden unter 16 Jahre alt sind, sind sie in der Schweiz noch im Schutzalter. Jede sexuelle Handlung, dazu gehört auch das Zeigen oder Verbreiten von Pornos, ist bis zu diesem Alter verboten.
Jugendlichen, die älter als 16 Jahre sind, dürfen Pornos nur gezeigt werden, wenn sie sich einverstanden erklärt haben. Alle Empfänger, auch Erwachsene müssen ausdrücklich um Erlaubnis gefragt werden (Art. 197.2 StGB Schweiz). In unserem Infotext «Pornos und das Gesetz» findest du dazu genauere Angaben.
Da dein Arbeitskollege die Seiten ungefragt gezeigt hat, hat er in jedem Fall gegen das Gesetz verstossen. Ob und wie du im Betrieb vorgehen musst, solltest du mit deinen Vorgesetzten oder in einer Rechtsberatung klären. Wir sind keine Rechtsberatungsstelle und können keine rechtlich verbindlichen Auskünfte geben.
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Frage Nr. 38108 von 05.04.2024
Hallo Lili
Meine Mutter sagte mir heute erneut, ich müsse auf mein Gewicht achten. Vor einiger Zeit meinte sie, dass sie Angst hat, dass ich an Diabetes erkranke. Ich merke, dass mich das stark verletzt, da ich früher und noch heute pummelig bin/war und deshalb früher auch gemobbt wurde. Ich habe selber Angst, dass ich einmal krank werde. Es löst in mir teilweise sogar Panik aus. Gleichzeitig merke ich, dass mein Essverhalten gestört ist und das mir dieses Verhalten hilft mit meinem Trauma klar zu kommen. Vermutlich habe ich keine bessere Strategie bis jetzt gefunden. Meine Therapeutin meinte, dass sie weder mein Gewicht, noch das Verhalten sehr schlimm findet. Sie sieht es als Versuch mit dem Verletzten klar zu kommen.Ich bin völlig verzweifelt, da ich versuche abzunehmen, aber es bis jetzt nicht geklappt hat. Gleichzeitig, triggert mich das Thema sehr stark. Ich habe bis jetzt auch keinen verständnisvollen Arzt gefunden, welcher mir helfen konnte. Ich hatte jedes Mal beim Arzt das Gefühl zusätzlich verurteilt zu werden und fühlte mich nach dem Besuch schlechter. Mit meiner Mutter kann ich auch nicht reden und ihr sagen, dass mich das verletzt, da jedes Mal die Antwort kommt, dass sie sich nur Sorgen um mich macht.Hättest du einen Tipp für mich?
Unsere Antwort
Wenn deine Mutter wirklich Sorgen hat, du könntest Diabetes entwickeln, wählt sie den falschen Weg, um dich zu schützen. Ihre Bemerkungen sind kränkend und verletzend. Sie fügen deinem Selbstwertgefühl Schaden zu. Das schwächt dich. Dadurch erhöht sich die Gefahr, dass du dich mit Essen beruhigst. Das würde wiederum die Möglichkeit für Diabetes erhöhen. Das Schlimme ist, dass solche Bemerkungen auch deine Angst erhöhen. Das schwächt dich dann noch mehr. Deine traumatischen Erfahrungen helfen auch noch mit, indem sie dein Essverhalten stören. Abnehmen kann in dieser Situation nicht klappen.
Jetzt hast du eine Therapeutin. Sie hat dir bereits gesagt, dass sie «weder dein Gewicht, noch dein Verhalten sehr schlimm findet». Wahrscheinlich unterstützt sie dich bereits bei der Selbstberuhigung. Vielleicht könnte sie auch mit dir zusammen nach deinen inneren Stärken suchen. Du fühlst Kränkung, wenn deine Mutter kränkende Sachen sagt. Du merkst also, dass das Gesagte für dich falsch ist. Du schreibst zwar, du könntest nicht mit deiner Mutter reden. Aber vielleich könntest du in der Therapie üben, wie du für dich eintreten kannst. Abwertende Bemerkungen zu deinem Körper sind Verletzungen. Es lohnt sich, zu üben, für sich selbst einzustehen und die eigenen Anliegen zu vertreten. Du merkst in deiner Umgebung: es gibt nicht viele Ärzt*innen, die dich auf Anhieb verstehen. Deine Mutter bemüht sich nicht um Verständnis. Darum nimm die Herausforderung an und steh für dich ein. Deine Gefühle sind sehr hilfreich. Die melden sich gleich, wenn was weh tut. Vielleicht brauchen die Gefühle Unterstützung durch eine ‚innere‘ Diplomatin. Eine Diplomatin vertritt ihre Anliegen, überlegt sich aber immer wie sie diese Anliegen formuliert, dass die*der Andere sie annehmen kann. Eine gute Diplomatin verliert ihre Anliegen nie aus den Augen. Sie ändert nur die Kommunikationsstrategie. Das sind die Art und Weise und die Wortwahl. Ich wünsche dir sehr, dass du deine Therapeutin als Unterstützerin gewinnen kannst.
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Frage Nr. 38093 von 02.04.2024
Hallo liebes Lilli Team,
ich (w,30, schlank) möchte euch um Rat bitten. Und zwar finde ich keine lanfristige Partnerschaft, weil ich nicht gut im Bett bin.
Ich hatte immer das Ideal, dass ich Sex nur in einer Partnerschaft haben möchte.
Um die zwanzig datete ich den ersten Mann. Nach einigen Wochen wollte er mit mir schlafen, und ich sagte, dass ich das erst möchte, wenn wir eine Beziehung haben. Als er erfuhr, ich habe keine sexuelle Erfahrung und bin daher nicht gut im Bett, beendete er das Ganze. Wenigstens war der so anständig.
Beim Zweiten genauso. Einige Wochen Dating, dann wollte er Sex. Ich sagte, haben wir denn eine feste Beziehung? Er sagte, erst, wenn ich weiß ob der Sex mit dir gut ist. Das ist ja ein wichtiger Faktor. Ich wusste also, an dieser Prüfung hängt es, ob eine Beziehung draus wird. Ich war so angespannt, dass mir dicke Schweißperlen den Körper runterliefen. Ich frage denn Mann, was er denn gerne mag. Er sagte, finde es raus. Und er sagte auch, das sei angeboren, das sei Instinkt, dass man weiß wie Sex geht. Jedenfall konnte der Mann wegen meiner starken Verspannung selbst mit Mühe nicht in die Vagina eindringen. Er gab mir dann noch eine zweite Chance, aber da lief es genauso. Er beendet dann die Beziehung, und ich ging sofort zum Frauenarzt für eine OP, die mich in der Vagina weiter machen sollte.
Dann dachte ich, ich muss erstmal üben, um die Beziehungsprüfung zu bestehen. Ich suchte mir aus meinem Umfeld einen fettleibigen, unattraktiven Mann, der Mühe hatte eine Frau zu finden. Fand ihn anfangs ganz nett, das reichte mir. Ich dachte, der freut sich über mich und mit dem kann ich erstmal üben. Leider wieder nichts. Entweder muss ich mit beiden Händen seinen Bauch halten, dass man überhaupt ans Genital kam, oder er lag so schwer auf mir, dass ich keine Luft bekam und mich nicht bewegen konnte. Lernte also wieder keinen Sex, denn andere Stellungen wollte er nicht ausprobieren. Er stellte mich dann auch unter total-Überwachung, durfte nicht mehr mit anderen Leute reden, nicht mehr alleine das Haus verlassen, er bestimmte was ich anziehen soll und was ich essen soll. Alles aus Eifersucht. Es war sehr traumatisch und ich habe lange gebraucht, um das Stalking und die Drohungen zu verarbeiten.
Dann der dritte Mann.... wieder einige Wochen Dating... wieder die Prüfung, ob ich beziehungstauglich bin (Sex). Diesmal ging unter Schmerzen die Penetration. Ich bekam sogar zwei Chancen, ein Wochenende zum Üben vor der "Prüfung". Aber dennoch bestand ich nicht. Er hatte noch ein paarmal Sex mit mir, aber statt mir zu sagen, was ich "falsch" mache, bekam ich silent treatment, wurde aus dem Bett geworfen, er drehte sich weg... immer mit dem Kommentar: Dann denk mal scharf nacht, was du falsch machst!
Dann der vierte... Inzwischen war mein Body Count zu hoch, und das noch außerhalb von Beziehungen! Was für ein Flittchen! Da war ich 30. Zwei bis drei Partner sind in dem Alter ok, schließlich hatte man schon Beziehungen. Aber lauter kurze Sexnummern, Pfui! und so viele! Dabei vesuchte ich doch, eine langfristige Beziehung zu bekommen und eben nicht "rumzuficken"!
Ich weiß nicht was ich falsch mache. Ich date die Männer mehrere Wochen, um möglichst sicherzustellen, dass das Interesse echt ist. Irgendwann ist dann Sex gewünscht, was ja zu einer Beziehung gehört. Und mit euren Tipps "Üben für den Sex" kann ich zwar an mir selbst üben, weiß aber immer noch nicht, wie ich eine Penis richtig anfassen, wie ein Blowjob geht etc. Und die "Prüfungssituation", wenn guter/schlechter Sex entscheidend ist für die Beziehungsanbahnung, tut ihr übriges. Natürlich habe ich den Männern erklärt wo ich stehe, dass ich unerfahren bin, dass ich gerne lernen und üben möchte, dass ich prinzipiell Lust habe ganz viele neue Dinge auszuprobieren!
Aber keiner möchte das Risko mit mir eingehen, und je älter ich werden, desto mehr wird vorausgesetzt, dass ich erfahren bin und der Sex mit mir gut ist....
Und es waren ja auch keine Einzelfälle. Jedem Mann ist es wichtig zu wissen, ob der Sex gut ist, bevor er sich auf eine monogame Beziehung festlegt.
Damit mein Body Count nicht mehr so viel höher steigt und mich disqualifiziert, hatte ich nun eine Idee: ich "prostituiere" mich, aber nicht gegen Geld, sondern gegen liebevollen Unterricht in Sachen Sex. Auf Casual Dating Plattformen oder als Escort oder so kann ich vielleicht einen Mann finden, der Sex mit mir möchte und mir als "Bezahlung" alles beibringt. Sodass ich bei der nächsten Beziehungsanbahnung dann "bestehe". Ich wünsche mir nämlich eine richtige Beziehung.
Meint ihr sowas ist möglich, oder ist die Gefahr groß, dass diese Internetbekanntschaft dann wieder so endet wie der Mann, den ich schonmal "nur zum Üben" wollte? Oder habt ihr einen anderen Tipp, wie ich diese Sex-Prüfung nächstes Mal bestehen kann?
Vielen lieben Dank und viele Grüße!
Unsere Antwort
Du hast eine gute Idee: Du möchtest liebevollen ‚Unterricht‘ in Sachen Sex. Genau diese liebevolle und zugewandte Haltung zu deiner Sexualität hast du noch nicht gefunden. Es macht viel Sinn, dass du sie in dir selbst suchst. Wenn du dich ‚prostituierst‘, ist die Gefahr gross, dass dein zentrales Ziel wieder die Langzeitbeziehung wird und du ‚gut im Sex‘ (für den Mann) werden musst. Der alte Druck wird dann wahrscheinlich bleiben.
Deine Idee zeigt, dass du eigentlich weisst, worum es im Sex geht: Du selbst brauchst 'liebevollen' Genuss an deiner sexuellen Erregung, wenn du sie mit jemandem gemeinsam erleben möchtest.
Sexualität ist eine gelernte Fähigkeit. Jede Erfahrung ist Teil des Lernprozesses. Nur die Sexualfunktion, ist angeboren. Damit ist die sexuelle Erregung als körperliche Funktion gemeint. Wie du deine Sexualität gestaltest und wie angenehm oder unangenehm du deine Selbstbefriedigung und deine Beziehungssexualität erlebst, beruht auf Lernschritten. Das ist etwa so wie beim Essen: der Schluckreflex und die Fähigkeit zum Saugen sind angeboren. Die Fähigkeit, Geschmäcker wahrzunehmen, Speisen wertzuschätzen und Esskultur zu entwickeln, wird lebenslang gelernt. Auch die Freude, mit anderen zu essen oder für sie zu kochen, wird über Geschmacks-Lust entwickelt.
Du hast unsere Übungen gemacht. Der Sinn der Übungen ist, dich selbst genauer wahrzunehmen und zu merken, wie deine sexuelle Erregung funktioniert und was du brauchst, wenn du sie steigern willst. Wahrscheinlich hast du deine Selbstwahrnehmung nicht sehr gefördert. Dein Ziel war ja, ‚gut im Sex‘ zu werden. Dabei war ‚gut‘ nicht gut für dich selbst, sondern für einen unbekannten Mann. Du hast dich dabei sehr angestrengt und grossen Aufwand betrieben. Und du hast auch gemerkt, dass dir der Sex in dieser Art nicht gut tut. Deine Vagina machte zu. Sie entwickelte einen Vaginismus (Lies bitte unsere Infotexte). Dabei handelt es sich um eine starke Spannung im Beckenboden. Die löst du am besten durch liebevollen Berührungen. Deine Vagina braucht die Sicherheit, dass du dich im Sex für dein Wohlgefühl und deine sexuelle Lust entscheidest.
Du merkst wohl, dass dein bisheriger sexueller Lernweg intensiv war, du aber deine eigene sexuelle Selbstsicherheit nicht genügend berücksichtigt hast. Kümmere dich jetzt mehr um deine sexuelle Erregbarkeit und die Spannungen im Beckenboden.
Du merkst wohl auch, dass die moralisch begründete Idee ‚Sex erst nach der Hochzeit‘ nicht förderlich für Beziehungen ist. Das Konzept ‚ich tue mir gut und sorge für mich‘ hilft eher, einen Mann zu finden, den du über längere Zeit wertschätzen kannst. Das ist ja dein Ziel.
Wichtig ist, dass du dich nicht beschimpfst und abwertest, weil du bisher mit deinem Erfolg nicht zufrieden bist. Unsicherheit und Unerfahrenheit gehören zu jedem Menschen dazu. Auch hat jeder Mensch aufgrund von Unwissen auch schlechte Erfahrungen gemacht. Schau mal, ob du dein Konzept so anpassen kannst, dass du die Hauptperson in deinem Leben wirst, die du wertschätzen kannst.
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Frage Nr. 38086 von 02.04.2024
Hallo Team Lilli
w,27
Mein Mann hat mehrfach Sexfantasien über meine Schwester, Cousinen und seine Cousine. Am Anfang habe ich es als Scherz angenommen. Da er mich angeblich nerven wollte. Letztens hat er meine schwester zu uns eingeladen, um zu trinken und shisha rauchen.
Da wir ein Kind haben, habe ich darauf bestanden auf den Balkon zu trinken und rauchen. Ich war mit unseren Kind in der Wohnung. Mein und meine Schwester haben sich auf den Balkon gemütlich gemacht und sich unterhalten. Da hat mein Mann wie immer nur um meine Mutter gemotzt. Da sie angeblich sein Stolz verletzt hat. Ihn hat es nicht gefallen das meine Mutter direkt zu ihn wahr.
Als ich mit unseren Kind zum Schlafen gegangen bin, weil ich am nächsten Tag arbeiten muss. Kamen beide rein. Meine Schwester hat einen Glas getrunken, mein Mann eine halbe Flasche.
Als die beiden sich unterhalten haben, hat mein Mann sexuelle fragen gestellt, ob meine schwester schon mal geleckt wurde. Als Sie ihn fragte ob er diese frage auch seiner schwester stellen würde sagt er nein. und dann hat er darf ich gefragt, als meine schwester fragte, was?! hat er sich rausgeredet mit kneifen.
Da diese unterhaltung für meine Schwester unangenehm wurde wollte sie einfach nur schlafen. Aber Mein wollte sie nicht in ruhe lassen, Stattdessen hat er sie so genervt das sie aufgestanden und zu mir und unseren Kind ins Bett kam und mit uns geschlafen hat.
Als Sie mir nächsten Tag, das erzählt hat. Habe ich sie zu 100000% geglaubt. Weil er mir schon mal solche Andeutungen gemacht hat. Meine schwester will nicht das ich ihn deswegen Anspreche. Weil die ausrede wird sein das er getrunken hat, oder er wird alles meine Schwester in die Schuhe schieben. So wie er bei vielen Sachen es auch gemacht hat.
Ich fühle mich als schwester wie die letzte Sau. Ich möchte gerne hinter ihr sein, weiss aber nicht was ich machen soll. Wegen dieser Aktion ist meine Mutter auch sehr verärgert, da sie eigentlich mein Mann mochte. Die frage was meine mutter mir gestellt hat war, nur weil sie kein Freund hat, denkt er etwa das er sie einfach solche sachen fragen kann?!
Ich habe solchen wut, enttäuschung und fühl mich betrogen dabei. Ich fühle mich als hätte ich keine Wahl wegen unseren gemeinsamen Kind. Letztens wollte er das wir wieder intim sind. Aber er widert mich nur noch an. In mein Kopf ist es mega Laut. Ich weiss nicht wie ich mit dieser Situation umgehen soll.
Da er sie nicht angefasst hat, ist das keine sexuelle Belästigung oder?
Unsere Antwort
Zur sexuellen Belästigung gehört nicht unbedingt nur das Anfassen. Sexualisierende Bemerkungen sind ebenfalls kränkend und verletzend. Deine Schwester fühlt sich belästigt. Du bist durch die Bemerkungen deines Partners gekränkt. Du bist ihm gegenüber misstrauisch geworden und findest sein Verhalten deiner Schwester gegenüber falsch. Und deine Mutter ist ebenfalls über sein Verhalten verärgert. Man kann also durchaus der Schwester gegenüber von Sexueller Belästigung sprechen. In der Familie hat er Vertrauen zerstört.
Inzwischen bist du wütend und dein Misstrauen steigt. In deinem Kopf ist es laut. Eventuell könntet ihr Frauen ihn um ein Gespräch bitten und ihm die Wirkung seines Verhalten aufzeigen. Schliesslich hat er gezeigt, dass er sehr abwertend sein kann. Eine andere Möglichkeit ist, in einer Familienberatungsstelle oder eine Opferhilfeberatungsstelle einen Termin zu vereinbaren. Dort könntet ihr euch auch über die rechtliche Situation erkundigen. Viel wichtiger wäre aber, zu planen, wie ihr ihm mitteilen könnt, dass sein Verhalten falsch ist. Wir halten Gespräche immer für den besten Weg. Sie müssen aber gut vorbereitet sein. Und oft ist es wichtig, sich professionelle Hilfe bei Berater*innen zu holen. Ein Gespräch mit deinem Mann allein, solltest du nur führen, wenn du ganz grosse Hoffnungen hast, dass dein Mann einsichtig ist. Besser ist, wenn andere dabei oder mindestens in der Nähe sind.
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Frage Nr. 38072 von 24.03.2024
Danke für eure Antwort auf Frage 38030. Ich habe schon einige eurer Artikel zu den Themen gelesen und finde sie sehr hilfreich.
Ich zweifle an meinen Erinnerungen, weil ich nicht glauben kann, dass er so etwas macht. Und weil ich mich lange nicht daran erinnert habe. Die „schlimmen“ Dinge beinhalten angefasst bzw auch penetriert zu werden. Seit die aufkamen ist bei mir ein grosses Durcheinander.
Kann man sich so etwas auch unbewusst „ausdenken“? Es gibt keine Beweise. Möglicherweise Anzeichen (Alpträume, Szenen mit Puppen spielen, Selbstverletzung, gewaltsame SB als Jugendliche), aber das kann alles oder nichts bedeuten.
Es ist schwer zu begreifen, auch weil er nun plötzlich sehr lieb ist und mir viel Geld und Geschenke gibt seit ich den Kontakt minimiert habe. Aber nicht zu wissen, ob ich meinem eigenen Kopf glauben kann, ist auch sehr schwer.
Unsere Antwort
Du hast bereits mehrmals Fragen gestellt. Immer haben wir dich bestärkt, deine Gefühle ernst zu nehmen. Wir haben dir unsere Info-Texte zu Gewalt in der Famlie und Verarbeitung von Gewalterfahrung zum Lesen empfohlen. Auch auf den Sinn einer persönlichen professionellen Begleitung haben wir hingewiesen.
Auch jetzt möchten wir dir eine professionelle Begleitung an Herz legen. Fast alle Opfer zweifeln an den eigenen Erinnerungen. Du stellst die typische Frage: «kann ich mir das ausdenken?» und kannst nicht glauben, dass dein Vater so etwas gemacht hat. Du begreifst aber auch nicht, warum du plötzlich Geld und Geschenke erhältst. Wenn ich dich richtig verstehe, erhältst du die Geschenke, seitdem du dich distanziert hast und woanders wohnst. Dein Vater hat gerade jetzt allen Grund, dich zu beschenken. Du beginnst deine Erinnerungen zu ordnen. Mit dem neuen Abstand könnten deine Erinnerungen klarer werden. Möglicherweise versucht dein Vater mit seinen Geschenken deine Klarheit zu vernebeln.
Wir möchten dich wiederum ermuntern: Nimm deine Gefühle, Assoziationen und Symptome ernst. Sie können deine Erinnerungen klären. Möglicherweise wird es nie für einen Strafprozess reichen. Du möchtest aber ein Leben als Erwachsene führen. Dazu gehört Eigenständigkeit. Für deine erwachsenes Leben haben deine Gefühle Bedeutung. Zweifel an dem, was in deinem Kopf vorgeht, machen dich unsicher. Wenn du Klarheit anstrebst, nimm deine Erinnerungen ernst. Sie werden dich führen. Wenn nichts verboten ist, werden deine Erinnerungen mit der Zeit so deutlich, dass du dir selbst trauen kannst.
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Frage Nr. 38068 von 24.03.2024
Hallo,
Wie kann ich üben, besser nein zu sagen?
Ich finde es allgemein schwierig und gerade gibt es einen Mann, der seit Monaten nicht locker lässt für ein Date, obwohl ich Kontakt meide und vage antworte „mal schauen“. Ich möchte nein sagen, aber in der Situation ist es schwierig/ klappt es nicht.
Ich möchte vielleicht einmal einen Partner, aber gerade finde ich es noch zu schwer und habe auch kein Interesse an diesem spezifischen (mind 10 Jahre älteren) Mann.
Da stellt sich auch für mich die Frage: Wie weiss ich, dass jemand es gut meint und wirklich lieb ist? Infolge Gewalterfahrungen in der Kindheit weiss ich, dass man es der Person nicht ansieht, was hinter verschlossenen Türen passieren kann. Ich habe Angst davor. (W, 25)
Unsere Antwort
Du bist standhaft geblieben, obwohl er seit Monaten nicht locker lässt. Du hast es auf deine Weise getan, aber du hast ihm ein Nein signalisiert. Ein Mann der etwas mehr an deiner Einstellung interessiert ist, hätte das wahrscheinlich schon verstanden. Du kannst also auf eine Art schon Nein sagen. Ich finde es beachtenswert, dass du seiner Hartnäckigkeit nicht nachgegeben hast.
Trotzdem ist es gut, auch ein klareres Nein auf Lager zu haben. Gerade für Menschen, die deine zarteren Signale nicht deuten oder nicht respektieren.
Das, was ich schreibe, klingt vielleicht erstmal komisch. Ich möchte dich dazu einladen, Verständnis dafür zu entwickeln, weshalb du bisher nicht klar nein sagst.
Denn wahrscheinlich hast du dafür gute Gründe. Du folgst einer inneren Logik. Diese Logik könnte zum Beispiel sein, dass du Angst hast vor seiner Reaktion, wenn du klar nein sagst. Oder du möchtest gerne von ihm gemocht werden. Vielleicht hast du auch ganz eigene Gründe. Schau mal neugierig, was bei dir dahinter steckt. In welchen Situationen war es hilfreich auf diese Weise Nein zu sagen, wie du es machst. Erkenne an, dass dein Verhalten einen Sinn hat. Gleichzeitig hat es auch einen Preis. Erkennst du welchen Preis du bezahlst, wenn du nicht klar nein sagst? Beschreib das ganz konkret.
Klar Nein zu sagen hat auch einen Sinn. Was versprichst du dir davon, wenn du klar nein sagen würdest? Was könntest du mit einem klaren Nein erreichen? Beschreibe das auch ganz konkret. Lass ein Bild vor deinem inneren Auge entstehen.
Es hilft, wenn du diese zwei Dinge klar hast: Welchen Preis zahlst du für dein aktuelles Verhalten? Welchen Gewinn hättest du mit dem neuen Verhalten? Das motiviert, das neue Verhalten umzusetzen. Zusätzlich kannst du dir vorher Worte zurechtlegen, wie du es ihm sagen möchtest. Und du kannst es vor dem Spiegel oder mit einer Freundin üben. All das macht es etwas leichter, ein neues Verhalten umzusetzen. Aber jede Veränderung ist schwierig und auch das verdient dein Verständnis.
Zu deiner zweiten Frage: Durch Erfahrungen und durch das Hören auf dein Gefühl, merkst du ob es jemand gut meint und wirklich lieb ist.
Gefühle sind wie Wegweiser: «Angenehme» Gefühle - wie Glück, Freude, Zufriedenheit – geben dir die Rückmeldung, dass alles stimmt. «Unangenehme» Gefühle – zum Beispiel Angst, Wut, Ekel, Trauer, Verzweiflung, Scham – zeigen an, dass etwas nicht stimmt und du was tun musst, damit es dir besser geht. Nimm deine Gefühle ernst: Sie helfen dir, herauszufinden, was du brauchst. Sie helfen dir, dich gut um dich zu kümmern.
In jeder Beziehung, die du eingehst, bist du dabei. Du passt auf dich auf. Und du kannst dich auch wieder aus Beziehungen lösen, falls sich doch herausstellt, dass es jemand nicht gut mit dir meint. Wenn du sicherer darin wirst, nein zu sagen, wird es dir auch leichter fallen, dich auf nahe Beziehungen einzulassen.
Ich empfehle dir ausserdem sehr unsere Texte im Kapitel Gewalt und Stress im Elternhaus. Dort findest du viele Anregungen, wie du Verständnis entwickeln kannst für das Kind, das solche Erfahrungen gemacht hat und für die Überlebensstrategien, die es entwickelt hat.
Es macht Sinn, dass du Angst davor hast, dich auf Beziehungen einzulassen. Und Beziehungen können so anders sein, als das, was du erlebt hast. Ich wünsche dir von Herzen, dass du das Schöne an Beziehungen entdecken kannst.
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Frage Nr. 38030 von 18.03.2024
Hallo
Könntet ihr die Antwort zu Nr 37852 löschen? Es ist lange her, dass das passiert ist. Ich versuche nur Dinge einzuordnen und zu verstehen.
Eine weitere Frage: ist es „abnormal“, wenn man als Teenagerin gerufen wurde, wenn der Vater ein Bad nahm? (Zum dazugehen)
Das sind die weniger „schlimmen“ Sachen, an die ich mich erinnere. Aber ich weiss nicht, ob die wirklich schlimmen Dinge wahr sind oder nicht.
Unsere Antwort
Es ist wirklich sehr ungewöhnlich, dass dein Vater mit dir zusammen baden wollte als du schon im Teenageralter warst. Dir war das wahrscheinlich sehr unangenehm. Konntest du seine Anfrage auch ablehnen? Du möchtest deine Kindheitserfahrungen einordnen. Wir schlagen dir vor, dabei von deinen erinnerten Gefühlen auszugehen. Wenn etwas unangenehm war, war es schlimm. Es war dann sicher schlimm für dich. Und wenn du lernen willst, für dich und deine Bedürfnisse einzustehen, musst du unangenehm von angenehm unterscheiden können. Erst dann kannst du überlegen, wie du unangenehme Bitten oder Forderungen ablehnst und wie du Wünsche äusserst. Wir raten dir auch, deine Erinnerungen nicht anzuzweifeln. Wenn du dich an Schlimmes erinnerst, gab es schlimme Erfahrungen. Möglicherweise sind deine Erinnerungen nicht so genau, dass sie als Beweise für Straftaten juristisch akzeptiert werden. Das heisst aber nicht, dass du deinen Erinnerungen misstrauen musst. Wahrscheinlich möchtest du mit den Gefühlen umgehen lernen, die aus diesen Erinnerungen entstanden sind. Wenn du deine Erinnerungen so einordnest wie du sie fühlst, wird dir Verständnis und Akzeptanz dir selbst gegenüber leichter fallen. Vielleicht hilft dir unser Kapitel «Verarbeitung von Trauma und Gewalt» bei deiner Einordnung weiter.
Wir haben deine frühere Frage und unsere Antwort gelöscht.
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Frage Nr. 38021 von 16.03.2024
hallo zusammen
ich bin schwul und werde dafür andauernd geärgert , von meiner Familie + gefühlt der ganzen schule. Niemand akzeptiert mich, ich weiss nicht mehr was machen. einmal sogar wurde ich schon paar mal geschlagen wie kann ich aufhören schwul zu sein?
Unsere Antwort
Du bist richtig und gut mit dem, was du fühlst und zu welchen Menschen du dich hingezogen fühlst. Schwul sein ist genau so normal wie alle anderen sexuellen Orientierungen. Es ist Unrecht, deshalb geärgert oder ausgegrenzt zu werden.
Wende dich in der Schule an die Person, die als Vertrauenslehrer*in, Psycholog*in oder Sozialarbeiter*in aktiv ist. Erzähle dieser Person von den Anfeindungen in der Schule und auch, wovon du innerhalb deiner Familie belastet bist. Du sollst dich in der Schule und in deiner Familie sicher und wohl fühlen können. Bitte die Vertrauensperson um Unterstützung bis sich die Situation für dich verbessert.
Erlebst du wegen deinem Schwulsein Belästigungen und körperliche Angriffe, dann wende dich an die Polizei. Dort kannst du dich zum Vorgehen und zu möglichen rechtlichen Schritten beraten lassen. Frage die Polizei nach der Ansprechstelle, die für die Meldung und Beratung bei homofeindlichen Straftaten zuständig ist.
Ausserdem findest du in dieser Liste weitere Stellen und Gemeinschaften, wo du mit deiner sexuellen Orientierung akzeptiert und unterstützt wirst und sicherer bist. Es ist wichtig, positive Erfahrungen zu machen und andere z.B. homosexuelle Menschen kennenzulernen, mit denen du dich austauschen und deine Freizeit gestalten kannst. Weitere Tipps für den Umgang mit LGBTIQ-Feindlichkeit findest du in diesem Text.
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Frage Nr. 38005 von 13.03.2024
Passiert „Grooming“ auch bei sexueller Gewalt in der Familie?
Ich bin jetzt erwachsen, ausgezogen und versuche, meine Vergangenheit zu bearbeiten. Um mich sicher zu fühlen, brauche ich Abstand von der Person. Aber er überhäuft mich mit Geld, Geschenken und lieben Nachrichten. Dann fühle ich mich wiederum wie eine schlechte, undankbare Tochter und zweifle an meinen Erinnerungen/ meiner Wahrnehmung. Ich will ihm nicht Unrecht tun, seine Gefühle nicht verletzen.
Aber wie unterscheidet man echtes liebevolles Verhalten ohne Hintergedanken von Manipulationsversuchen?
Unsere Antwort
Vielleicht möchtest du dir mal folgende Frage stellen: Was ist passiert, dass dieser Mann jetzt ein anderer Mensch ist? Hat er eine Therapie gemacht, an sich gearbeitet, dir gegenüber echte Reue gezeigt, wirklich Verantwortung für sein Verhalten übernommen? Welche Erfahrungen hast du mit ihm gemacht, die dir zeigen können, dass sein Verhalten jetzt liebevoll ist? Was spricht dafür, dass er nicht mehr manipuliert?
Wenn du ganz ehrlich hinschaust, siehst du wahrscheinlich, dass er sich nicht verändert hat. Denn du schreibst ja selbst, dass du Abstand von ihm brauchst, um dich sicher zu fühlen.
Ich bitte dich, diesen Text zu lesen darüber, warum Gewalt in der Familie so besonders schlimm ist. Ich bitte dich auch, diesen Text zu lesen darüber, wie man sich an ein Elternhaus anpasst. Die Texte zeigen dir, dass Schuldgefühle, Selbstabwertung und Loyalität gegenüber den Tätern gang und gäbe sind nach schlimmen Gewalterfahrungen im Elternhaus.
Du sagst, du bearbeitest deine Vergangenheit. So wie ich das sehe, hat die Gewalt immer noch nicht aufgehört. Sie geht weiter. Mit dem Geld, den Geschenken und den Nachrichten verwirrt und verstört er deinen Kopf.
Arbeitest du mit einer Fachperson? Wenn ja – bitte besprich mit ihr, wie du dich gegenüber diesem Mann abgrenzen kannst. Wenn nein, wende dich bitte an eine Opferberatungsstelle, damit du Unterstützung bekommst.
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Frage Nr. 38001 von 13.03.2024
Liebe Lilli
Ich habe mich gefragt, ob man auch traumatisiert sein kann ohne eine PTBS zu haben?
Ich leide unter Ängsten, zeitweise Panikattacken und habe auch körperliche und emotionale Flashbacks.
Danke für deine Antwort!
Unsere Antwort
Wenn du ein Trauma erlebt hast, kann das bei dir kurfristig oder längerfristig Folgen haben, unter denen du leidest. Wie das genau aussieht, ist von Person zu Person verschieden. Du scheinst sehr zu leiden. Bist du sicher, dass du keine PTBS hast? Ich weiss sehr wenig über dich, aber das wenige, was du beschreibst, klingt für mich nach PTBS.
Ich empfehle dir dazu unsere Texte über Traumaverarbeitung sowie Probleme nach Gewalterfahrungen und psychischen Störungen nach Gewalterahrungen.
Hast du Unterstützung? Wenn nicht, dann empfehle ich dir das dringend. Du musst da nicht allein durch. Lies dazu bitte diesen Text.
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