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Fragen & Antworten:
Schluss mit Gewalt

Frage Nr. 38504 von 27.06.2024

Ich bin 50 Jahre, weiß, dass eine CPTBS habe und frage mich, ob ich mit meiner Therapeutin noch offene Anliegen angehen sollte? Wir haben vieles aufgearbeitet, nur nicht sexualisierte Grenzüberschreitungen. Ich erinnere mich nicht sehr gut und glaube, dass diese nicht den gleichen traumatischen Impact auf mich hatten wie andere Dinge; meint: ich finde sie weniger schlimm.
Kann das sein?

Unsere Antwort

Das kann sehr gut sein. Wahrscheinlich liegen die sexuellen Übergriffe in der Zeit deiner Kindheit und Jugend. Inzwischen bist du 50 Jahre alt geworden und hast viele Erfahrungen gemacht. Darunter werden auch sexuelle Erfahrungen sein, die du nicht als gewalttätig erlebt hast. Du hast dich jetzt in deiner Psychotherapie mit vielen Aspekten deiner traumatischen Erfahrungen beschäftigt. Ziel einer solchen Therapie ist es sich Bewältigungsmöglichkeiten und eine gewisse Resilienz zu erarbeiten. Wenn du ungenaue Erinnerungen an sexuelle Gewalt hast und sie ‚weniger schlimm‘ einordnest, könntest du mit deinem bisherigen Therapieerfolg zufrieden sein und dich auf deine Zufriedenheit im aktuellen Leben konzentrieren.

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Frage Nr. 38503 von 27.06.2024

Hallo liebes Team von lilli! Ich bin weiblich und 31 Jahre. Ich habe ein Problem mit meinem Körperbild bzw. Veränderungen meines Körpers. Als junges Mädchen hatte ich eine Magersucht, die ich überwinden konnte. Jedoch blieb das Gefühl meinen Körper kontrollieren zu müssen. Es folgten Grundregeln beim Essen (z.B. am Abend keine Kohlenhydrate) und z.T. ein straffes Sportprogramm.

In der Vergangenheit erlebte ich viele depressive Episoden. Aktuell bin ich auch in Behandlung wg. Depressionen. Dieses Mal so, dass ich mich auch wirklich darauf einlassen kann und mit vollem Programm wie Antidepressiva (Mirtazapin). Jetzt ist es so, dass es mir besser geht und ich wieder mehr Lust auf das Leben habe in jeder Hinsicht und auch immer besser in meine Rolle als Mama hineinwachse (habe 2 Kinder).

Schwierig für mich ist, dass ich dadurch auch zunehme. Ich habe keine Heißhungerattacken, versage mir aber auch nichts und habe keine Lust ein extra Essen für uns Erwachsene zu machen um z.B. am Abend keine Pfannkuchen mit den Kindern zu essen. Der erste Impuls war erstmal, dass ich jetzt abnehmen muss (bin 165 cm und wiege ca. 57/58 kg, hab keine Waage zu Hause).

Dann ist mir aufgefallen, dass ich mich schon immer beim Essen kontrolliere und lange Zeit meines Lebens sehr dünn war (52/53 kg) weil ich durch schwere Zeiten gegangen bin (schwierige Kindheit, frühe Mutterschaft mit allen Anstrengungen die dazu gehören, immer wieder Depressionen). Mir fällt es sehr schwer, mich in einer anderen Form zu mögen als sehr dünn.

Die Therapie bringt mich aber auch dazu, zu reflektieren. Nur lebe ich schon immer so und es fühlt sich so an als ob ich die Kontrolle verliere wenn ich mich nicht ständig beim Essen kasteie. Zusätzlich werde ich natürlich auch älter und die 2 Schwangerschaften haben natürlich auch ihre Spuren hinterlassen und es gesellen sich immer mehr Cellulite und Besenreißer dazu. Also es fällt mir immer schwerer zusätzlich dazu jetzt auch nicht mehr dünn zu sein.

Ich merke auch, dass ich mich mit sehr jungen Mädchen vergleiche oder anderen sehr dünnen "schicken" Mamas und mein Gefühl mir selbst gegenüber ist irgendwie immer, dass ich minderwertig und weniger schön und begehrenswert bin als andere Frauen.

Ich frage mich aber auch, ob mein Körper ein anderes Gewicht hätte wenn ich mich nicht ständig kontrolliere und ihm nicht so viel abverlangt wird wie in meinen 20ern. Also ob ich jetzt eher endlich in einen gesunden Normalzustand komme.

Meine Frage ist: wie ist ihre Einschätzung nach dem Lesen meiner Zeilen und was könnte ich tun für mich? Gerade in Bezug auf mich selbst fällt mir das sehr schwer. Mit meinen Freundinnen bin ich natürlich sehr mitfühlend und auch gerade bei meinen Kindern achte ich darauf, dass Körper nicht kommentiert werden (mache ich auch nicht mit mir selbst vor den Kinder). Nur meine eigene Geschichte ist in der Hinsicht eben sehr belastet. Viele Grüße und Danke im Voraus!

Unsere Antwort

So wie ich das sehe, geht es darum, dass du ein Gefühl von Kontrolle über dich bekommst, das nicht vom Gewicht ahängig ist, und dass du eine wirklich wohlwollende Haltung dir gegenüber entwickelst.

Wie gross ist dein Mitgefühl für dich als das Mädchen, das du in deiner Kindheit warst? Dieses Mädchen hat die Kindheit überlebt und eigentlich Unglaubliches geleistet – denn du bist jetzt selbst zweifache Mutter. Um die Kindheit zu überleben, musstest du wahrscheinlich bestimmte Seiten von dir unterdrücken, und andere wurden stärker. Wahrscheinlich wurde auch eine selbstkritische Seite wichtig, die dich angetrieben hat. Ich fände es sehr gut, wenn ihr all diese "Anteile" in der Therapie anschauen könntet, so dass du Verständnis und Mitgefühl für alles in dir entwickeln kannst. Vielleicht interessiert dich dazu auch dieser Text.

Bei dem Gefühl von Kontrolle spielt das Körpergefühl eine grosse Rolle: Wie gut spürst du deinen Körper, wie sehr ist er für dich ein sicheres Haus? Wenn du gestresst oder depressiv bist, fehlt dir dieses Gespür möglicherweise, oder der Körper fühlt sich unangenehm an. Es ist also hilfreich, wenn du dich und deinen Körper in einen lockeren, entspannt-belebteren Zustand bringst. Da fühlt er sich einfach besser an. Hier spielt Bewegung eine zentrale Rolle. Machst du da etwas? Ich empfehle dir dazu auch diesen Text.

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Frage Nr. 38489 von 25.06.2024

Hallo, ein großes Dankeschön das ihr diese Seite hier betreibt!!!!
Ich (w,24) bin schon seit einer Weile in Traumatherapie. Meine Therapeutin & ich arbeiten daran meine inneren Wächter zu bezwingen, um dann die eigentlichen Traumata zu bearbeiten. Leider sind meine inneren "Stimmen" sehr stark, so dass teilweise die Therapie stagniert. Es gibt die Stimmen "Angst", "Scham", "Misstrauen" und "Vernunft". Oft melden sich alle gleichzeitig zu Wort, wenn es darum geht in der Therapie einen Schritt weiter zu gehen und ich habe dann eine innere Unruhe und kann keinen klaren Gedanken fassen bzw. eine Entscheidung treffen.
Habt ihr eine Idee, wie ich Ruhe in mein inneres Chaos bringen kann? Wie schaffe ich es, mehr auf die Vernunft zu hören, als mich von dem Misstrauen leiten zu lassen? Herzliche Grüße

Unsere Antwort

Es ist normal, dass es in der Bearbeitung von Traumata nicht immer im gleichen Tempo voran geht. Es ist ein wichtiger Schritt, dass du die innere Unruhe bei dir erkennst. Es ist okay, dir Zeit einzuräumen, um deine Gedanken und Gefühle zu sortieren.

Deine Therapeutin kann dir helfen, zu dosieren. Ihr könnt euch zusammen in einem Bereich bewegen, in dem du durch die Bearbeitung zwar herausgefordert bist, aber sie noch gut bewältigen kannst. Erlebst du deine Therapeutin dabei als hilfreich? Falls nein, wäre das eine wichtige Rückmeldung an die Therapeutin. Sie braucht dein Feedback, um gut mit dir arbeiten zu können. Ich ermutige dich sehr, ihr das zu sagen, was du uns geschrieben hast.

Ein nächster Schritt könnte sein, dich selbst zu trösten. Trösten heisst: dich in den Arm nehmen, das Gefühl ernst nehmen, seine Ursachen mit dir besprechen und dir klarmachen, dass es vorbeigehen wird. Du kannst lernen, dich selbst zu trösten. Das ist Übungssache.

Stell dir vor, du hast Angst. Überleg dir etwas, was dir Angst macht. Wo im Körper meldet sich das Angstgefühl? Wo spürst du es am stärksten? Stell dir vor, du nimmst den Körperteil in den Arm. Sträube dich nicht gegen das Gefühl, sondern erlaube ihm, da zu sein. Probiere, dort hin zu atmen. Sag dir, dass das Gefühl wohl einen guten Grund hat. Was will es dir sagen? Dann sag dir: „Es ist nur ein Gefühl. Ich bin nicht das Gefühl. Es ist nicht absolut und immer da. Sondern es kommt, will mir was sagen, und geht dann wieder“.

Vielleicht merkst du, dass schon diese Zuwendung zu dir selbst bewirkt, dass du dich etwas beruhigst und es dir besser geht. Du lernst so, das Gefühl besser auszuhalten. Zudem hilft es dir, wenn du eine stabile, lockere Körperhaltung hast. Bitte lies dazu diesen Text darüber, wie du deine Stimmung über den Körper beeinflussen kannst. Ich empfehle dir ausserdem unseren Text Wie beruhige ich mich selbst?

Wieso ist es besser auf die Vernunft zu hören? Auch das Misstrauen möchte beachtet werden. Wie stehst du zu deinem Misstrauen? Es ist in Ordnung, wenn du gemischte Gefühle gegenüber deinem Misstrauen hast. Es war dir in der Vergangenheit mit Sicherheit schon dienlich und in anderen Situationen nicht. Es hilft dir, dich zu beruhigen, wenn du beides anerkennst.

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Frage Nr. 38467 von 21.06.2024

Hallo Lilli
Ich hatte Frage Nr. 37924 gestellt, vielen Dank für eure Antwort. Ich mache noch keine Traumatherapie, habe aber eine allgemeine Therapie.

Ich habe stark das Gefühl, mehrere Anteile zu haben: Eine erwachsene Frau, die mehr Abstand und Sicherheit hat und eben auch ein Interesse an Sexualität.
Und dann einen kindlichen Antwil, der sehr viel schmerzliche Bilder, Gefühle und Körperwahrnehmungen hat.
Die Person war mein Vater, was es emotional schwierig macht. Ich habe deutlich mehr Abstand, aber Familienzusammenkünfte sind schmerzhaft und aufwühlend.

Leider komme ich nicht so richtig weiter: Ich mache die Beckenschaukel, versuche bewegt und aktiv zu sein und eben auch wohlwollend statt verletzend. Trotzdem passiert es eigentlich jedes Mal, dass es (danach) fast wie in eine Art Reinszenierung geht, in der ich mir weh tue. Manchmal kommt infolge auch ein Flashback. Ich kenne allgemein dissoziative Symptome, „einfrieren“/ Kontrollverlust und Derealisation. Gestern kam es aber zu etwas neuem, sehr beängstigendem: Zunächst fühlte ich mich als sei gerade ein Übergriff passiert. Ich habe die Kontrolle verloren und der Körper hat gezuckt, die Augen haben sich weggedreht, die Atmung war ganz seltsam. Ich wollte, dass es aufhört, aber nichts half.

Ich weiss nicht, ob das bedeutet, ich sollte damit lieber warten? Vielen Dank für eure Antwort :)

Unsere Antwort

Es ist aus meiner Sicht absolut notwendig, dass du deiner Therapeutin von den Flashbacks und von dem Anfall erzählst. Es klingt wie ein dissoziativer Anfall. Solche Anfälle kann es bei PTBS geben. Es ist wichtig, dass du lernst, die Flashbacks und Anfälle in den Griff zu bekommen. Kannst du mit deiner Therapeutin anschauen, mit wem du diese Arbeit machen kannst?

Was deine Sexualität angeht: Schau bitte in diesem Text nach, was deine Erregungstechnik ist. Ich vermute, du machst nicht automatisch die Beckenschaukel und bewegst deinen Oberkörper auch nicht automatisch. Vielleicht beginnst du so, aber sobald die sexuelle Erregung ansteigt, nehmen hohe Muskelanspannung und kurze Atmung überhand.

Auf diese Weise aktivierst du deinen Sympathikus sehr und bringst dich in den Kampf-Flucht-Zustand. Danach kippst du möglicherweise in ein Loch, in dem der dorsale Vagus stark überhand nimmt. Das kann auch mit derartigen Anfällen einhergehen. Ich bitte dich, diesen Text über das Autonome Nervenssystem zu lesen, um besser zu verstehen, was das heisst. Lies bitte auch die Texte, die in dem Text verlinkt sind. Je besser du verstehst, was bei dir abläuft, desto besser kannst du das beeinflussen.

Wir verändern unsere sexuelle Technik nicht von einem Tag auf den anderen. Sondern das braucht Zeit und viele Wiederholungen. In deinem Fall würde ich dir eine Sexualtherapie empfehlen nach dem Ansatz des Sexocorporel. Das ist eine körperorientierte Sexualtherapie-Methode. Therapeut*innen findest du auf dieser Seite.

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Frage Nr. 38447 von 17.06.2024

Hallo
Ich habe ein Problem, für das ich mich sehr schäme, ich hab auch noch nie mit jemandem drüber gesprochen. Es geht um meinen Nachbarn der unter mir wohnt, er fängt mich immer ab wenn ich nach oben gehe, er will dann immer sex mit mir, ich will das aber nicht und sag ihm das auch aber er wird dann immer wüdent und schlägt mich dann und dann erstarre ich und lasse es über mich ergehen. Ich weiss nicht was ich tun soll ich schäme mich so dafür, es passiert jetzt fast jeden tag und er fängt auch immer mehr an mich zu schlagen.

Unsere Antwort

Es tut mir sehr leid, dass du so etwas Schreckliches erleben musst. Es ist wichtig, dass du weisst: Du bist nicht Schuld daran, dass du Gewalt erlebst, und du musst dich nicht schämen. Dein Nachbar missbraucht dich und das ist absolut nicht in Ordnung. Du kannst die Verantwortung für dein Wohlergehen übernehmen und Menschen finden, die dir helfen, damit es dir besser geht. Es ist toll, dass du den ersten Schritt schon gemacht hast, indem du uns geschrieben hast. 

Gibt es in deinem privaten Umfeld eine Person, der du vertraust? Deine Eltern, andere Verwandte, Freund*innen, Lehrer*innen, Betreuer*innen oder Arbeitskolleg*innen? Bist du minderjährig? Dann suche dir unbedingt Erwachsene als Vertrauenspersonen.

Oft ist es besser, mit einer Fachperson zu reden. Fachpersonen sind ausgebildet zum Thema Gewalt und wissen aus beruflicher Erfahrung, was du durchmachst. Sie haben eine gute Vorstellung davon, was du jetzt brauchst. Und das Gespräch ist absolut vertraulich. Sie erzählen es niemandem weiter.

Es lohnt sich, dir Unterstützung zu suchen. Denn dann bist du nicht mehr allein, du kommst mit deinen Gefühlen besser klar, du kannst ärztliche Soforthilfe bekommen und du kannst vor weiterer Gewalt geschützt werden. Weitere Informationen über Unterstützung und Beratung bei Gewalt, findest du in diesem Text.

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Frage Nr. 38416 von 12.06.2024

Hallo Lilli,

Im Rahmen meiner letzten Beziehung wurde ich leider Opfer eines Narzissten. Das Gaslighting hat mir besonders zugesetzt, da ich nichts richtig machen konnte. Ein Beispiel: Nach der Arbeit habe ich ihn immer mit einem selbstgekochten Essen empfangen. Wenn ich einen Nachtisch gemacht habe, bekam ich Ärger, weil Nachtisch macht fett. Wenn ich keinen Nachtisch gemacht habe, bekam ich Ärger, denn er hatte Lust auf Nachtisch. Wenn ich ihn vorher per Chatnachricht frage, ob er einen Nachtisch wolle, bekam ich Ärger, denn das wisse er jetzt noch nicht und ich müsse das erfühlen können, wenn ich ihn wirklich kennen würde. Ich war so so so so hilflos. Das war in so vielen Fällen so, bei verschiedensten Themen. Wenn ich nachfragte nach seinem Tag, bekam ich Ärger, denn das ginge mich nichts an. Wenn ich nicht nachfragte, bekam ich Ärger, denn ich interessierte mich nicht für ihn. Wenn ich ihn fragte, ob ich nachfragen darf, und dann nachfragte, bekam ich Ärger, denn ich fragte nicht auf die Art und Weise nach, wie er es haben wollte.... Und manchmal, da bekam ich einfach silent treatment oder wurde rausgeworfen mit den Worten "denk mal scharf nach was du falsch gemacht hast, das sag ich dir jetzt nicht". Da ich aber immer in bestem Wissen und Gewissen gehandelt habe, und es sich um so Dinge wie Nachtisch, Nachfragen, falsche Hose an etc. handelte, wusste ich natürlich nicht, was ich falsch gemacht haben sollte.

Ich habe zur Aufarbeitung eine Psychotherapie gemacht. Leider bekam ich bei meinen Wunschtherapeutinnen über Jahre keinen Platz von der Warteliste, sodass ich irgendeine nehmen musste. Diese Therapeutin hat mich total retraumatisiert. Sie sagte, es läge daran, dass ich meine Gefühle nicht ausdrücken könne. So wie ich meine Gefühle ausdrücken würde, würde das mein Gegenüber aggressiv machen. Ich versuchte alles. Beschrieb wie sich meine Gefühle im Körper anfühlen: wo, wie groß, wie klein, welche Farbe sie vielleicht haben. Beschrieb in Parabeln/Fabeln, wie meine Gefühle sein könnten. Beschrieb in Bildern, wie das Gefühl aussehen könnte, z.B. ein Schatten mit einer Bratpfanne in der Hand, die mir auf den Kopf gehauen wird. Nein nein nein. Alles nicht richtig. Ich fragte, was soll ich tun, wie soll ich ausdrücken?

Da half sie mir nicht weiter. Wenn ich es nicht richtig machte, schaute sie betont aus dem Fenster und ignorierte mich als Zeichen, ich soll aufhören bzw. was anderes machen. Da ich aber oft in Flashbacks geriet, bemerkte ich das oft nicht gleich. Ich redete also, und bemerkte erst nach langer Zeit, dass sie mir den Rücken zugewendet hatte und aus dem Fenster sah. Manchmal wurde ich verzweifelt, weil ich meine Gefühle immer noch nicht richtig beschrieb und weinte. Dann warf sie mich hinaus mit den Worten, dass ich so jetzt nicht therapiefähig wäre, und nächste Woche wiederkommen solle.

Ich wurde emotional abhängig von ihr wie von dem Mann. Ich verlängerte sogar die Therapie, in der Hoffnung, doch noch zu lernen meine Gefühle so ausdrücken zu lernen, dass mein Gegenüber davon nicht mehr aggressiv würde....

Und was ich auch ganz schlimm fand, dass ich sagte, ich wünschte mir zwei bis drei Säulen im Leben: Einen Beruf der mich nicht quält, und ein Hobby in einem Sportverein und vielleicht eine Partnerschaft. Sie putzte mich herunter, dass sich nur die oberen 15 Prozent der Gesellschaft überhaupt ein Hobby oder eine adäquate Wohnsituation leisten könnten, und die anderen 80 Prozen auch ohen diese Säulen auskommen müssten. Da gab es dann Streit, weil ich sagte, warum gibt es dann so viele Sportvereine? Der Hintergrund war nämlich, dass ich durch meine Erkankung damals keinen Sport machen konnte und arbeitsunfähig war. Deshalb meine Wünsche.

Jetzt stehe ich da, und ergehe mich in Selbsthass. Obwohl ich weiß, die Therapeutin war schlecht, nimmt mein innerer Kritiker ihre Aussagen, und brät sie mir wieder und wieder über.

Ich weiß jetzt nicht mehr was ich tun soll. Ich stehe bei fünf meiner Wunschtherapeuten immer noch auf der Warteliste, und bekomme keinen Platz. Irgendwen will ich nach dieser Erfahrung nicht mehr nehmen.
Wie kann ich denn diese Therapie ohne eine weitere Therapie aufarbeiten, habt ihr da einen Tipp?

Vielen lieben Dank!

Unsere Antwort

Du hast das Prinzip des Gaslighting verstanden und kannst das Verhalten deines Ex-Partners als Prozess sehr eindrücklich beschreiben. Du hast erkannt, dass du bei einem konsequent immer kritisierenden Mann keine Chance hast. Offensichtlich ist es dir gelungen, dich von ihm zu trennen. Mit der Therapeutin entstand die gleiche Dynamik. Es wäre der Job der Therapeutin gewesen, diese Dynamik zu erkennen und zu unterbrechen. Auch das hast du verstanden und dich auch aus der Therapie gelöst.

Jetzt bist du ohne Rat. Und schon springt dein innerer Kritiker ein und stellt die alte Kritisier-Dynamik wieder her. Du kannst nichts richtig machen. Du schreibst: ich ‚ergehe mich in Selbsthass‘. Und wieder beginnst du dich unterzuordnen und auf ‚Wunschtherapeut*innen‘ zu warten. Früher hast du gekocht und um die richtige Speisefolge gekämpft. Du hast versucht, es deinem Partner recht zu machen. Dann hast du die Therapeutin mit Parabeln, Fabeln und Bildern zu gewinnen versucht. Sie antwortete mit verletzendem Abwenden und Abwerten. Beides war vergeblich.

Wir raten dir zu einem Ausstieg aus der Dynamik! Du hast verstanden, wie das läuft. Setze deinem Selbsthass und dem inneren Kritiker Grenzen. Beide sind wohl bei deinem Ex-Partner und der Therapeutin in die Lehre gegangen. Jetzt wiederholen sie die Sätze, die sie dort gelernt haben. Das Verhalten von Ex-Partner und Therapeutin war falsch, wie du weisst. Sie bleiben falsch, auch wenn du selbst jetzt diese Wörter und Sätze wirksam werden lässt. Darum wäre es doch gut, du übernimmst selbst die Kontrolle über dein Innenleben. Das wird dir gelingen, wenn du dich in der Erkenntnis bestärkst, dass Gaslighting-Verhalten Schaden anrichtet. Deine Wahrnehmung stimmt. Es reicht, wenn du immer wieder deine Selbstsicherheit unterstützt und für dein Wohlbefinden sorgst. Selbstsicherheit und Wohlbefinden geben den besten Rat, wenn es um die Beurteilung von Beziehungspersonen geht. Sie merken, was gut tut und was verletzt. Sie haben auch keine Lust, verletzt zu werden. Du kannst dich auf die beiden also verlassen. Du kannst jetzt mithelfen, dass sie in deinem Innenleben oft genug zu Wort kommen. Am besten wartest du nicht, bis die nächste Therapie beginnt, sondern fängst gleich damit an. Für deine kommende Therapie wünschen wir dir, dass du gut dich gut unterstützt und verstanden fühlen wirst.

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Frage Nr. 38415 von 12.06.2024

Hallo lilli

Was kann man tun wenn man seinen Vater hasst. Mein Vater ist ein narzisst. Jedenfalls hat er Anteile. Als Kind hatte ich oft das Gefühl er ist eifersüchtig auf mich wenn ich die Zuneigung meiner Mutter bekommen habe. Als Kind hat er mich auch des öfteren geschlagen. Oft waren es backpfeifen die sehr weh Taten. Zeitweise schlug er mich auch mehr. Das letzte Mal tat er es da war ich ca 6. Da sagte meine Mutter, dass sie ihn verlassen würde,wenn er nicht aufhört. Ich lag weinend am Boden.

Seitdem tat er es nichtmehr aber er machte meinen selbstwert subtil kaputt. Immerwieder spielte er meine Erfolge runter. Er traute mir oft nur wenig zu. Er weiß alles besser. Seine besserwisserische Art nervt mich. Nie hatte ich das Gefühl dass ich genüge. Lob hörte ich nur selten. Meine Mutter nahm meine Berufsfindung in die Hand. Er machte mir meine Interessen und hobbies oft madig da sie anders sind als seine. Ich teile ihm oft wenig von mir mit da ich meine Interessen schützen will.

Ich habe Probleme mit männlichkeit. Mich begleitet ständig das Gefühl kein richtiger mann zu sein. Wenn mir jemand sagt ich ähnele optisch meinem Vater ist es für mich kein Kompliment. Ich lehne dass männliche ab. Männer die auf Konkurrenz aus sind und eifersüchtig sind bzw mich nicht ernst nehmen hasse ich zutiefst. Ich habe generell hass auf typische männer aber auch auf frauen die männlichkeit einfordern bzw richtige männer möchten und von Männern schwärmen.

Franz Kafkas Brief an meinem Vater ist mein absolutes Lieblingsbuch da es meine Gefühle spiegelt.
Sicher hatte ich auch schöne Zeiten mit meinem Vater aber da ist immer das Gefühl dass mit mir etwas nicht stimmt. Leute sagen mir oft dass ich extremst unsicher bin und verstehen mich nicht aber ich verstehe es langsam wo das herkommt.

Ich mache im Moment eine psychotherapie. Aber ich frage auch euch was ich tun kann um selbstbewusster zu werden und einen positiven Bezug zu männlichkeit zu bekommen.
M39

Unsere Antwort

Es ist völlig verständlich, wenn du deinen Vater hasst. Vielleicht waren da auch schöne Zeiten, aber was zählt, ist wie er dich gequält hat und quält. Ich finde es auch gut, dass du dich von ihm distanzierst, solang du dich noch nicht richtig von ihm emanzipiert hast. Emanzipiert hast du dich dann, wenn er sein Verhalten dein Wohlergehen nicht mehr beeintächtigt. Du weisst "Ich bin gut so wie ich bin" und "Ich mache das, was für mich stimmt". Und du fühlst das auch.

Wir beschreiben in diesem Text, wie bei Kindern die Anpassung an schwierige Eltern(-häuser) gelingt, und wir beschreiben in diesem Text, was das für Probleme mit sich bringen kann. Lies die doch mal. Überleg dir, was dich da anspricht. Was für eine Psychtherapie machst du? Arbeitet ihr deine Geschichte in der Psychotherapie auf? Das wäre aus meiner Sicht sehr sinnvoll. Sicherlich ist dein Vater in dir noch sehr präsent, und du hast seine Abwertungen sozusagen internalisiert. Es ist wohl hilfreich, wenn du das als eine Überlebenstaktik des Jungen erkennst: Er musste das, um emotional irgend eine Form von Nähe zum Vater aufzubauen. Wichtig ist, dass du Mitgefühl für dich als Kind und für deine Überlebensstrategien entwickelst, und dass du lernst, Vergangenheit und Gegenwart in deinem Kopf klar zu trennen. 

Was das Thema Männlichkeit angeht: Es wäre interessant zu wissen, wie du die Männlichkeit beschreibst, mit der du Probleme hast. Vielleicht interessiert dich auch unser Text über Männlichkeits-Klischees. Und umgekehrt: Wie ist ein Mann, den du als Vorbild sehen kannst? Was für Eigenschaften hat er? Hier wäre es gut, du hättest einen männlichen Psychotherapeuten: Du brauchst andere männliche Vorbilder als deinen Vater. Überleg dir, welche Männer du sonst noch so kennst in deinem Umfeld, die Vorbilder sein könnten. Oder auch irgendwelche Celebrities. Männer, die stolz auf ihre Männlichkeit sind und gleichzeitig emotional und sozial so, wie du es gern wärest. Ausserdem möchte ich dir den Text Wie fühle ich mich in meiner Haut als Mann wohler? ans Herz legen.

Gern kannst du uns mit weiteren Gedanken und Fragen schreiben. Gib dann einfach die Nummer dieser Frage an.

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Frage Nr. 38383 von 07.06.2024

Ich war mit einem Jungen zusammen der mich erwürgt, geschlagen, gestossen und auch beleidigt hat. Was hätte ich tun sollen in dem Moment.

Unsere Antwort

Es ist verständlich, dass du dir überlegst, was du anderes hättest tun können. In dem Moment der Gewalt hättest du gar nichts anders machen können. Der Mann hat sich zu dem gewalttätigen Verhalten entschieden. Darum ist er der Gewalttäter. Du wirst Angst gehabt haben. Möglicherweise waren die Schmerzen gross. Du warst sicher auch aufgeregt. Wenn man Opfer in einer Gewaltsituation ist, kann man Entscheidungen nicht bewusst und mit klarem Willen fällen. Du wirst dich dann automatisch so gut wie möglich schützen. So gut wie möglich heisst, du fliehst oder du versuchst die Schläge abzuwehren oder du erstarrst oder du wirst ohnmächtig. So gut wie möglich kann auch heissen, dass deine Gegenwehr nicht erfolgreich ist und du trägst Verletzungen davon.

Vielleicht lohnt es sich, darüber nachzudenken, wie du Menschen prüfst. Hättest du VOR der Tat erkennen können, dass der Mann gewaltbereit ist? Hattest du ungute Gefühle oder Ahnungen? Hat er sich dominant oder fordernd verhalten? Hast du ab und zu "um des lieben Friedens Willen" nachgegeben, obwohl du das gar nicht wolltest? Vorher hast du eher Chancen, die Situation zu vermeiden oder die Beziehung zu verlassen. Gewalt in Beziehungen kommt sehr häufig vor. Darum haben wir dazu viele Texte geschrieben, die du unter dem Link findest. Je besser du über Gewalt in Beziehungen Bescheid weisst, desto eher kannst du merken, ob jemand Gewalt geplant einsetzt.

Wir raten auch, möglichst alle Gewalttaten anzuzeigen. Straftaten haben verschiedene Verjährungsfristen. Sehr leichte Körperverletzungen sind Antragsdelikte. Hier musst du innerhalb von 3 Monaten Anzeige erstatten. Schwerere Verletzungen sind Offizialdelikte mit Anzeigefristen bis zu 10 Jahren.

Ganz wichtig ist, dass du dich nicht für das Verhalten eines Gewalttäters schämst, sondern merkst, dass du keine Schuld an den Gewalttaten hast.

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Frage Nr. 38379 von 06.06.2024

Hallo
Meine Schwester ist ziemlich sicher Opfer eines Love scam. Wir haben das vor einerr Woche von ihrem Mann erfahren. Sie will mit niemandem darüber sprechen. Es ist bereits Geld geflossen. Wie sprechen wir sie an, damit sie sich etwas öffnet? Ziel wäre natürlich, dass sie von sich aus den Kontakt abbricht und Anzeige erstattet. Sie hat jedoch jeglichen Realitätssinn verloren. Wir möchten sie nicht verlieren.
Wie sollen wir vorgehen?

Unsere Antwort

Ihr seid in einer schwierigen Situation. Deine Schwester hat sich für einen Kontakt entschieden, den ihr für Love Scam haltet. Sie ist aber noch nicht eurer Meinung und will nicht darüber sprechen. Sie zeigt also deutlich, dass sie sich nicht öffnen wird. Wenn Ihr jetzt drängt, macht sie vielleicht noch mehr zu. Wir haben euch auf unseren Infotext verlinkt. Dort findet Ihr Gründe, warum Menschen an der betrügerischen Romanze festhalten und dass Aufklärung die beste Vorbeugung gegen Love Scam ist. Vielleicht findest du darin ein Argument, dass deine Schwester beeindruckt, z.B. dass Love Scam als Betrug gewertet wird und eine Straftat ist? Sonst bleibt nur abwarten und Gesprächsbereitschaft signalisieren. Dabei könnt Ihr strategisch vorgehen: Wer hat den meisten Einfluss auf sie? Wem glaubt sie am ehesten? Wen möchte sie am wenigsten enttäuschen? Solche Personen haben grössere Gesrpächschancen. 

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Frage Nr. 38347 von 02.06.2024

Hallo, ich (w,21) habe ein Frage zum Thema Selbstverletzung. Um selbstverletzendes Verhalten zu unterlassen, liest man immer wieder von Skills die man stattdessen machen kann. Zum Beispiel: kalt duschen, Haargummi am Handgelenk schnipsen, etwas Scharfes lutschen usw.
Aber das sind doch auch Handlungen, mit denen man sich ebenfalls Schmerzen zufügt. Deshalb verstehe ich nicht warum solche Skills okay sind, aber selbstverletzenden Verhalten (z. B. Ritzen) nicht. Worin liegt da der Unterschied? VG

Unsere Antwort

Es gibt einen entscheidenden Unterschied zwischen den von dir beschriebenen Skills und selbstverletzendem Verhalten. Die Skills geben einen starken Stimulus, ohne eine Verletzung zu verursachen. 

Bei selbstverletzendem Verhalten geht es oft darum, dass man sich selbst mehr spüren möchte. Wenn es dir ähnlich geht, interessiert dich vielleicht auch dieser Text.

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Frage Nr. 38318 von 27.05.2024

Liebes Lilliteam,
ihr erklärt, dass es einen Zusammenhang zwischen sexuelle Fantasien und dem Einsatz des Körpers bei sexueller Erregung gibt. Ich habe auch bei euch gelesen, dass hetero- und homosexuelle Neigungen keine klare Trennung kennen, sondern eher ein Kontinuum darstellen.
Dadurch frage ich mich, ob Pädophilie auch ein solches Kontinuum ist und Täter, solche Taten begehen, weil sie gewalttätige Fantasien haben, die sie erregend finden? Könnten solche Täter lernen Gewalt nicht erregend zu finden, wenn sie ihren Körper bei sexueller Erregung anders einsetzen? Warum gibt es auch Menschen, die nur solche Fantasien haben, aber trotzdem niemanden missbrauchen?

Unsere Antwort

Du stellst eine interessante Frage – die alles andere als einfach zu beantworten ist. Vor allem, weil man nicht pauschalisieren kann – und ja nicht sollte.

Zunächst mal: Bitte unterscheide hetero- und homosexuelle Orientierung klar von Pädophilie. Das wäre sonst so, wie wenn du Äpfel und Fahrräder vergleichst. Sexuelle Orientierung kann vorgeburtlich schon angelegt sein. Das gibt es bei Pädophilie nicht. Daher spreche ich in dieser Antwort nur von Pädophilie, nicht von sexueller Orientierung.

Du machst einen richtigen Gedanken, wenn du dich fragst, ob man lernen kann, sexuelle Fantasien und Wünsche zu verändern. In der Sexualtherapie reden wir allerdings nicht von Veränderung, sondern von Erweiterung. In unserer Erfahrung kann man eine sexuelle Fantasie oder Vorliebe nicht wegmachen – aber man kann sie unwichtiger machen, weil anderes sexuell interessanter wird. Ich beziehe mich hier auf Sexualtherapie nach Ansatz des Sexocorporel, der auf Lilli vertreten wird.

Bei Pädophilie haben Menschen sexuelle Fantasien, in denen Kinder eine Rolle spielen. Wie es zu solchen Fantasien kommen kann, wird in diesem Text über sexuelle Fantasien erklärt. In diesen Fantasien kann Gewalt vorkommen, das muss sie aber nicht. Die grosse Mehrheit von Menschen mit derartigen Fantasien würden sie nie in die Tat umsetzen. In sexuellen Fantasien ist so gesehen alles erlaubt. Das Problem für andere entsteht daher nicht mit den Fantasien selbst, sondern mit der Tatsache, dass manche Menschen sie in die Tat umsetzen (wollen). Das macht sie zu (potentiellen) Täter*innen.

Warum begehen Menschen pädosexuelle Straftaten? Hier kommen persönliche Themen dazu, die mit sexuellen Fantasien nichts zu tun haben. Die Frage ist es: Was braucht es, damit ein Mensch bereit ist, moralische, ethische, prosoziale Gedanken und Motive auszublenden, die ihn*sie davon abhalten würden, sexuelle Übergriffe zu machen und Kinder damit zu quälen? Die einen Täter*innen müssen dafür mehr Aufwand leisten und haben rund um ihre Taten mehr Skrupel als die anderen. Erstere suchen schneller therapeutische Unterstützung auf als letztere.

Freilich kommen auch Menschen in die Therapie, die sich Sorgen machen wegen ihren sexuellen Fantasien, auch wenn sie sie nie umsetzen möchten. Ihr Leidensdruck entsteht, wenn sie ein Problem mit ihren ethischen und moralischen Vorstellungen und mit ihrem Selbstbild haben. Oder wenn die Fantasien so wichtig werden, dass die Paarsexualität darunter leidet, weil keine richtige Begegnung mehr möglich ist.

In der sexualtherapeutischen Arbeit nach Sexocorporel rund um das Thema Pädophilie lernen Klient*innen, das Spektrum dessen zu erweitern, was sie anziehend und erregend finden. Ausserem verhilft die Therapie den Klient*innen, ein besseres Gespür und eine grössere Selbstsicherheit in ihrem sexuellen Körper zu finden. So trauen sie sich auch erwachsene Menschen als gleichberechtigte Sexualpartner zu und finden sie attraktiver und erregender.

Zentral ist tatsächlich die Arbeit an der Erregungstechnik: Ziel ist eine bewegte Technik, die den ganzen Körper einschliesst und geniessen lässt. Dies ist auch zentral, wenn eine Person Fantasien hat, in denen Gewalt eine Rolle spielt. Es ist ebenfalls wichtig, wenn die Person ein dranghaftes sexuelles Verhalten hat (z.B. dranghaften Pornokonsum).

Wenn eine Person pädosexuelle Straftaten begeht oder begehen möchte, reicht die Sexualtherapie aber nicht. Hier ist Psychotherapie/Täter*innenarbeit wichtig bei Fachpersonen, die dafür eine spezielle Ausbildung gemacht haben. Es geht darum, dass Täter*innen sich kritisch mit ihren Gedanken auseinandersetzen, die es ermöglichen, dass sie Kinder quälen. Es geht darum, dass sie alternative Denk- und Handelsformen lernen und üben. Und schliesslich geht es darum, dass sie ihren Sadismus erkennen und begreifen, und dass sie lernen, prosoziale Empathie für andere Menschen zu entwickeln (und letztendlich auch für sich selbst).

Und dann gibt es auch noch Erwachsene, die sexuelle Übergriffe an Kindern und Jugendlichen machen, ohne dass pädophile Wünsche oder Fantasien für ihre sexuelle Erregung eine Rolle spielt. Wir gehen davon aus, dass das bei sexueller Ausbeutung innerhalb der Familie mehrheitlich so ist. Hier spielen brutale und perfide persönliche und Beziehungs-Motive eine Rolle. Mehr dazu erfährst du in diesem Text. Die Sexualität ist Mittel zum Zweck. Hier ist die Täter*innenarbeit auch zentral.

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Frage Nr. 38300 von 23.05.2024

Hallo Lilli
Wie lange nach dem Vorfall kann ich sexuelle Nötigung oder Vergewaltigung noch anzeigen. Ich hatte mit dem beschuldigten Mann eine Art Beziehung davor. Hat eine Anzeige nach über 2 Wochen noch Chance auf Erfolg? Wenn ich den Prozess verlieren würde, hätte es einen Einfluss auf sein Strafregister?
Danke für die Antwort

Unsere Antwort

Sexuelle Nötigung ist ein Offizialdelikt und hat in der Schweiz eine Verjährungsfrist von mehreren Jahren. Selbst wenn das Delikt als sexuelle Belästigung qualifiziert würde, hättest du 3 Monate Zeit, eine Strafanzeige zu machen. Günstig ist es, wenn du Beweise hast und den Tatverlauf genau beschreiben kannst. Bei einer Verurteilung und einem rechtskräftigen Urteil bekommt der Verurteilte einen Eintrag ins Strafregister. In Deutschland und Österreich gelten ähnliche Regeln für Verjährungsfristen Strafregistereinträge. 

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Frage Nr. 38295 von 22.05.2024

Hallo
Ich hatte so ein grosses Durcheinander in mir, weil ich das Gefühl hatte, meinen Erinnerungen nicht glauben zu dürfen. Nun habe ich es etwas ordnen und akzeptieren können (Zweifel bleiben). Es geht um Erinnerungen an sexualisierte Gewalt in der Kindheit (schwer zu schreiben) durch eine nahestehende Person.
Gerade als ich also etwas Ordnung hatte und kurz erleichtert war, mir selbst glauben zu dürfen, wurde ich von Gefühlen überschwemmt: Nichts macht mehr Sinn. Es tut innerlich wahnsinnig weh. Ich weiss nicht, wie ich das aushalten soll und weitermachen kann. Es fühlt sich besonders schlimm an, weil es die Familie betrifft.
Wie hält man so etwas aus?

Unsere Antwort

Mit der Klärung deines inneren Durcheinanders wirst du dich mit deinen Erinnerungen beschäftigt haben. Du wirst dir die Erlaubnis erarbeitet haben, deinen Erinnerungen zu glauben. Mit dieser Arbeit sind nicht alle Zweifel aus dem Weg geräumt. Dies ist ganz normal. Möglicherweise sind die sexuellen Übergriffe schon länger her. Mit der Zeit verändern sich auch Erinnerungen, weil das Gedächtnis nicht immer verlässliche Protokolle schreibt. Dies sind gute Gründe, Zweifel zu behalten. Viel schwerwiegender ist aber, dass du dich an sexualisierte Gewalt von nahestehenden Personen erinnerst. Damit sind dein Zugehörigkeits- und auch dein Liebesgefühl bedroht. Diese Gefühle geben uns innere Sicherheit und Stabilität. Du musst die Realität anerkennen, dass eine nahestehende Person dir Schaden zugefügt hat. Das kann überwältigend sein. Es ist auch ganz verständlich, dass du denkst (und wünschst) : «Das kann doch nicht wahr sein!» Ohne das alte innere Durcheinander lautet deine Antwort aber: «Doch, es ist wahr». Das kann eine innere Spannung erzeugen, die kaum auszuhalten ist. Das innere Durcheinander fühlte sich nicht gut an. Es schützte aber zeitweise vor schwierigen Gefühlen. Jetzt gilt es, die Realität zu akzeptieren und das, was du fühlst zu verstehen. 

In unseren Infos gibt es dazu einige Texte. Ich rate dir, diese in Ruhe zu lesen. «Warum ist Gewalt in der Familie besonders schlimm?» und «Verarbeitung von Trauma und Gewalt». Es kann sein, dass du mit den starken Gefühlen nicht allein bleiben willst. In dem Fall raten wir dir zu einer Psychotherapie, in der du lernst, mit starken Gefühlen zu leben und deine Klarheit zu behalten. Adressen für die Suche findest du in den Kapiteln «Gewaltberatung in der Schweiz» und «Gewaltberatung in Deutschland/Österreich».

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Frage Nr. 38275 von 12.05.2024

Hej, bei mir wurde eine komplexe PTBS diagnostiziert und ich bin seit Sept./ 2023 in Therapie (Verhaltenstherapie). Leider komme ich in den Therapiestunden immer wieder an den Punkt, wo ich nicht weiter reden kann und die Therapie dann stagniert. Da ich die Therapiestunden selbst bezahle, ist bei mir auch ein gewisser Druck vorhanden in den Stunden erfolgreich sein zu müssen. Das Verhältnis zu meinem Therapeuten ist eigentlich ganz gut, ich finde ihn kompetent und verständnisvoll. Generell kann ich Menschen schlecht vertrauen und mich nur schlecht öffnen.
Wie schaffe ich es, den Punkt des nicht reden können zu überwinden bzw. meine Blockade zu lösen? Gibt es dafür irgendwelche "Tricks"? Beste Grüße!

Unsere Antwort

Tipps und Tricks gibt es nicht wirklich. Die Diagnose deutet ja darauf hin, dass du sehr schwierige Lebenserfahrungen gemacht hast. Hast du schon gemerkt, wie du stumm wirst? Kannst du denken, was du eigentlich sagen möchtest und/oder findest es unerträglich, wenn du das aussprichst? Oder liegt noch so viel im Dunkeln, dass du keine Worte hast? Könntest du dein Schweigen malen? Gibt es im Therapieraum Gegenstände (Spielzeug, Puppen, Stofftiere, Bauklötze), mit denen du dich ausdrücken könntest? Gibt es Gesten oder Mimik die für deine Wörter sprechen könnten? Oder darfst du gar nicht reden? Gibt es Redeverbote in dir? Fühlst du dich in Gefahr? Du merkst, ich stelle viele Fragen. Sie könnten dein Schweigen in den Sitzungen begleiten. Wichtig ist, dass du suchst. Innerlich oder im Gespräch mit dem Therapeuten.

Du hast nämlich eine Vorstellung von Erfolg, die für die Psychotherapie oft nicht gilt. Dein Schweigen ist hartnäckig. Also hat es einen Sinn. Sonst wäre es ja so, als ob du im Spass dein Geld schweigend zum Fenster hinaus werfen würdest. Das tust du nicht! Du kannst den Sinn deines Schweigens herausfinden. Mache es also zum Gegenstand in deiner Psychotherapie. Du erlebst deinen Therapeuten als kompetent und verständnisvoll. Könntest du mit seiner Kompetenz und seinem Verständnis aktiv werden. Du kannst manchmal nichts sagen. Kannst du das auch aktiv tun und mit einer Geste zeigen: «jetzt sage ich nichts mehr». Dein Therapeut reagiert mit seinem Verständnis und sagt: «Das ist gut so. Unter Druck sagt man sowieso besser nichts.» Und seine Kompetenz sagt: «Was könnten wir sonst tun? Ein Spiel spielen, ein Bild malen, fotografieren? Oder wollen wir schweigend da sitzen und uns wohlfühlen, weil das nicht schlimm ist?» Überleg mal, ob du irgendetwas Aktives tun kannst, damit du nicht jedes Mal mit einer ‚Opfererfahrung‘ aus der Sitzung gehst. Mit der komplexen Form der PTBS musst du Geduld haben. Am besten übst du, kleine Veränderungen wahrzunehmen und immer zu loben. Wohlwollen und Zuwendung täte deinem Schweigen sicher am besten.

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Frage Nr. 38239 von 21.04.2024

Ist PROSTITUTION Ausbeutung? Ist es in der Schweiz verboten? Was bringt das nordische Modell?
Was kann ich tun, wenn ich eine Prostituierte sehe. Ist es gefährlich sie anzusprechen und wie kann ich Freunde sensibilisieren die Freier sind?

Unsere Antwort

Prostitution kann unter Zwang geschehen. In einem solchen Fall könnte man von Ausbeutung oder Menschenhandel sprechen. Ausbeutung und Menschenhandel sind in der Schweiz verboten. Prostitution ist es nicht. Da wir keine Spezialistinnen für Prostitution sind, verweisen wir dich auf die Wikipedia-Seiten «Prostitution in der Schweiz» und «Nordisches Modell für Prostitution». Du findest dort alle deine Fragen beantwortet und bekommst auch Quellenangaben dazu.

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Frage Nr. 38236 von 21.04.2024

Hallo
Ich bin nicht ganz sicher, ob meine Frage hier hinpasst. (Ich bin weiblich, 20-30)
Habt ihr vielleicht Ideen, wie ich mich wieder sicherer fühlen kann in mir/ in meinem Körper? Ich habe grosse Mühe, mich sicher zu fühlen. Kann auch kaum entspannen: Oft lerne und lerne ich, um nicht nachdenken oder fühlen zu müssen. Aber das kann ich auch nicht ewig durchhalten.

Im Kopf weiss ich, dass ich sicher bin. Erwachsen. Nicht mehr anderen ausgeliefert. Aber vom Gefühl her ist das gar nicht so.
Zuhause wurde sehr viel ausgerastet, geschrien, beschimpft (wertlos, nutzlos, dumm), gedroht und geschlagen oder missbraucht.
Das ist vorbei. Aber es fühlt sich nicht „vorbei“ an.
Ich fühle mich manchmal hoffnungslos, dass das je wieder gut wird.

Unsere Antwort

Ja, deine Frage passt hier sehr gut hin.

Ich kann deine Hoffnungslosigkeit verstehen. Es ist nicht hoffnungslos. Es ist anspruchsvoll. Damit du dich wirklich von der Vergangenheit befreien kannst, ist es zunächst mal wichtig, dass du verstehst, was bei dir abläuft.

Dein Körper erinnert das Trauma genauso wie dein Gehirn: In der Dauergefahr ist dein Körper in ein dauerhaftes Zusammenzucken, Abwehren und Anspannen gegangen. Das hängt mit deinem autonomen Nervensystem zusammen, das immer und ganz schnell auf den Stress und den Missbrauch reagiert hat und dich sehr oft oder gar ständig in eine Art Kampf-Flucht-Reaktion versetzt hat. In diesem Kampf-Flucht-Zustand sind wir angespannt.

Anspannung kann ein Gefühl von Halt und Stärke geben. Umgekehrt erinnert die Anspannung unser Gehirn daran, dass hier Gefahr ist. Anspannung kann auch direkt Erinnerungen an traumatische Erlebnisse triggern, – so genannte Flashbacks. In diesen Flashbacks erlebst du die schlimmen Gefühle von damals, als seien sie jetzt. Flashbacks verstehen nicht, dass es "vorbei" ist. Bitte lies dazu diesen Text über Flashbacks.

Statt dass sie dir wirklich Halt gibt, fördert Anspannung also das Gefühl, du seist nicht sicher. Was zu noch mehr Bedürfnis nach Spannung führt. Dauerspannung ist für den Körper eigentlich ein unguter Zustand. Da kriegen die Muskeln nicht so viel Sauerstoff. Er fühlt sich dann nicht gut an. Oder er fühlt sich gar nicht an, weil Wahrnehmung durch die schlechte Durchblutung vermindert ist. Das kann das Gefühl von Unsicherheit noch fördern – weil der Körper irgendwie fremd wird.

Wie kommst du da raus? Zum ersten hilft, dass du dich besser verstehst. Nicht nur, was Flashbacks betrifft, sondern ganz grundsätzlich, wie dein autonome Nervensystem funktioniert. Bitte lies hierzu unseren Text über das autonome Nervensystem. Du erfährst darin auch, wie eng Emotionen und der Körper zusammenhängen.

Entspannung ist nicht angesagt, denn du kippst dabei möglicherweise in ein Loch, in dem du dich hilflos und ausgeliefert fühlst. Ich empfehle dir vor allem eins: Bewegung. In unserem Text über das autonome Nervensystem liest du nach, warum Bewegung so hilfreich ist, uns bessere Gefühlszustände zu verschaffen. Ich möchte dir auch sehr diesen Text nahelegen über die Beeinflussung der Gefühle mit dem Körper.

Hast du irgend eine therapeutische Begleitung? Das würde ich dir empfehlen. Traumatherapie arbeitet sehr oft mit dem Körper (z.B. im Somatic Experiencing oder im Soma). Sehr empfehlenswert finde ich auch das Buch "Leben mit der Polyvagaltheorie: In Sicherheit verankert" von Deb Dana.

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Frage Nr. 38232 von 20.04.2024

Warum wird so oft den Opfern die Schuld für sexuelle Übergriffe gegeben? Oft wird ihnen gar nicht erst geglaubt.

Ich möchte um Hilfe bitten, aber es macht mir Angst, als Lügnerin dazustehen, beschuldigt zu werden. Gerade auch, weil ich es für mich nur schlecht sortieren/ verstehen kann.
Ich möchte auch niemandem weh tun, insbesondere der Familie nicht, weil die Person zentraler Teil der Familie ist.

Aber ich möchte, dass es mich nicht mehr so kaputt macht.

Unsere Antwort

Ja, leider kommt es immer wieder vor, dass Opfern die Schuld für einen sexuellen Übergriff gegeben wird, den sie erlebt haben. Das kann verschiedene Gründe haben. Es kann zum Beispiel an Vorurteilen liegen, die manche Menschen gegenüber Frauen haben. Sie glauben dann zum Beispiel, dass eine Frau Sex haben möchte, wenn sie sich auf eine bestimmte Art und Weise kleidet. Oder, dass eine Frau die «nein» sagt, eigentlich «ja» meint. Es kann auch sein, dass manche Menschen unangenehme Tatsachen nicht wahrhaben wollen. Sie wollen dann zum Beispiel nicht glauben, dass ein geliebter Mensch oder ein gefeierter Star wirklich ein Täter sein könnte. 

Deswegen ist es ganz wichtig, dass du weisst: Du bist niemals schuld an der sexuellen Gewalt, die du erfahren hast!

Ich kann verstehen, dass es schwer ist, dich jemandem anzuvertrauen. Vor allem, wenn die Person Teil deiner Familie ist und du niemandem weh tun möchtest. Aber es ist wichtig, dass du gut für dich sorgst und dafür, dass es dir selbst besser geht. Vielleicht gibt es in deinem Umfeld eine Person, der du vertraust, und mit der du sprechen kannst, um deine Gedanken zu sortieren. 

Du kannst dich aber auch erst einmal an eine Beratungsstelle wenden. Dort wirst du ernst genommen und bekommst Unterstützung. Es gibt auch Anlaufstellen für Online-Beratung und Chat-Beratung.

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Frage Nr. 38174 von 16.04.2024

Mein Arbeitskollege hat unseren Lernenden im Betrieb als „Witz“ kurz eine Pornoseite ungefragt gezeigt. Ich habe den Vorfall mit den Lernenden besprochen und für sie ist dies abgehakt und in Ordnung. Iregndwie beschäftigt mich dies doch noch. Kann ich noch irgendwie was tun, auch wenn es für die Lernenden okey ist? Oder muss ich sogar weiter vorgehen?

Unsere Antwort

Wenn die Lernenden unter 16 Jahre alt sind, sind sie in der Schweiz noch im Schutzalter. Jede sexuelle Handlung, dazu gehört auch das Zeigen oder Verbreiten von Pornos, ist bis zu diesem Alter verboten. 

Jugendlichen, die älter als 16 Jahre sind, dürfen Pornos nur gezeigt werden, wenn sie sich einverstanden erklärt haben. Alle Empfänger, auch Erwachsene müssen ausdrücklich um Erlaubnis gefragt werden (Art. 197.2 StGB Schweiz). In unserem Infotext «Pornos und das Gesetz» findest du dazu genauere Angaben.

Da dein Arbeitskollege die Seiten ungefragt gezeigt hat, hat er in jedem Fall gegen das Gesetz verstossen. Ob und wie du im Betrieb vorgehen musst, solltest du mit deinen Vorgesetzten oder in einer Rechtsberatung klären. Wir sind keine Rechtsberatungsstelle und können keine rechtlich verbindlichen Auskünfte geben.

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Frage Nr. 38108 von 05.04.2024

Hallo Lili
Meine Mutter sagte mir heute erneut, ich müsse auf mein Gewicht achten. Vor einiger Zeit meinte sie, dass sie Angst hat, dass ich an Diabetes erkranke. Ich merke, dass mich das stark verletzt, da ich früher und noch heute pummelig bin/war und deshalb früher auch gemobbt wurde. Ich habe selber Angst, dass ich einmal krank werde. Es löst in mir teilweise sogar Panik aus. Gleichzeitig merke ich, dass mein Essverhalten gestört ist und das mir dieses Verhalten hilft mit meinem Trauma klar zu kommen. Vermutlich habe ich keine bessere Strategie bis jetzt gefunden. Meine Therapeutin meinte, dass sie weder mein Gewicht, noch das Verhalten sehr schlimm findet. Sie sieht es als Versuch mit dem Verletzten klar zu kommen.Ich bin völlig verzweifelt, da ich versuche abzunehmen, aber es bis jetzt nicht geklappt hat. Gleichzeitig, triggert mich das Thema sehr stark. Ich habe bis jetzt auch keinen verständnisvollen Arzt gefunden, welcher mir helfen konnte. Ich hatte jedes Mal beim Arzt das Gefühl zusätzlich verurteilt zu werden und fühlte mich nach dem Besuch schlechter. Mit meiner Mutter kann ich auch nicht reden und ihr sagen, dass mich das verletzt, da jedes Mal die Antwort kommt, dass sie sich nur Sorgen um mich macht.Hättest du einen Tipp für mich?

Unsere Antwort

Wenn deine Mutter wirklich Sorgen hat, du könntest Diabetes entwickeln, wählt sie den falschen Weg, um dich zu schützen. Ihre Bemerkungen sind kränkend und verletzend. Sie fügen deinem Selbstwertgefühl Schaden zu. Das schwächt dich. Dadurch erhöht sich die Gefahr, dass du dich mit Essen beruhigst. Das würde wiederum die Möglichkeit für Diabetes erhöhen. Das Schlimme ist, dass solche Bemerkungen auch deine Angst erhöhen. Das schwächt dich dann noch mehr. Deine traumatischen Erfahrungen helfen auch noch mit, indem sie dein Essverhalten stören. Abnehmen kann in dieser Situation nicht klappen.

Jetzt hast du eine Therapeutin. Sie hat dir bereits gesagt, dass sie «weder dein Gewicht, noch dein Verhalten sehr schlimm findet». Wahrscheinlich unterstützt sie dich bereits bei der Selbstberuhigung. Vielleicht könnte sie auch mit dir zusammen nach deinen inneren Stärken suchen. Du fühlst Kränkung, wenn deine Mutter kränkende Sachen sagt. Du merkst also, dass das Gesagte für dich falsch ist. Du schreibst zwar, du könntest nicht mit deiner Mutter reden. Aber vielleich könntest du in der Therapie üben, wie du für dich eintreten kannst. Abwertende Bemerkungen zu deinem Körper sind Verletzungen. Es lohnt sich, zu üben, für sich selbst einzustehen und die eigenen Anliegen zu vertreten. Du merkst in deiner Umgebung: es gibt nicht viele Ärzt*innen, die dich auf Anhieb verstehen. Deine Mutter bemüht sich nicht um Verständnis. Darum nimm die Herausforderung an und steh für dich ein. Deine Gefühle sind sehr hilfreich. Die melden sich gleich, wenn was weh tut. Vielleicht brauchen die Gefühle Unterstützung durch eine ‚innere‘ Diplomatin. Eine Diplomatin vertritt ihre Anliegen, überlegt sich aber immer wie sie diese Anliegen formuliert, dass die*der Andere sie annehmen kann. Eine gute Diplomatin verliert ihre Anliegen nie aus den Augen. Sie ändert nur die Kommunikationsstrategie. Das sind die Art und Weise und die Wortwahl. Ich wünsche dir sehr, dass du deine Therapeutin als Unterstützerin gewinnen kannst.

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Frage Nr. 38093 von 02.04.2024

Hallo liebes Lilli Team,
ich (w,30, schlank) möchte euch um Rat bitten. Und zwar finde ich keine lanfristige Partnerschaft, weil ich nicht gut im Bett bin.
Ich hatte immer das Ideal, dass ich Sex nur in einer Partnerschaft haben möchte.
Um die zwanzig datete ich den ersten Mann. Nach einigen Wochen wollte er mit mir schlafen, und ich sagte, dass ich das erst möchte, wenn wir eine Beziehung haben. Als er erfuhr, ich habe keine sexuelle Erfahrung und bin daher nicht gut im Bett, beendete er das Ganze. Wenigstens war der so anständig.
Beim Zweiten genauso. Einige Wochen Dating, dann wollte er Sex. Ich sagte, haben wir denn eine feste Beziehung? Er sagte, erst, wenn ich weiß ob der Sex mit dir gut ist. Das ist ja ein wichtiger Faktor. Ich wusste also, an dieser Prüfung hängt es, ob eine Beziehung draus wird. Ich war so angespannt, dass mir dicke Schweißperlen den Körper runterliefen. Ich frage denn Mann, was er denn gerne mag. Er sagte, finde es raus. Und er sagte auch, das sei angeboren, das sei Instinkt, dass man weiß wie Sex geht. Jedenfall konnte der Mann wegen meiner starken Verspannung selbst mit Mühe nicht in die Vagina eindringen. Er gab mir dann noch eine zweite Chance, aber da lief es genauso. Er beendet dann die Beziehung, und ich ging sofort zum Frauenarzt für eine OP, die mich in der Vagina weiter machen sollte.
Dann dachte ich, ich muss erstmal üben, um die Beziehungsprüfung zu bestehen. Ich suchte mir aus meinem Umfeld einen fettleibigen, unattraktiven Mann, der Mühe hatte eine Frau zu finden. Fand ihn anfangs ganz nett, das reichte mir. Ich dachte, der freut sich über mich und mit dem kann ich erstmal üben. Leider wieder nichts. Entweder muss ich mit beiden Händen seinen Bauch halten, dass man überhaupt ans Genital kam, oder er lag so schwer auf mir, dass ich keine Luft bekam und mich nicht bewegen konnte. Lernte also wieder keinen Sex, denn andere Stellungen wollte er nicht ausprobieren. Er stellte mich dann auch unter total-Überwachung, durfte nicht mehr mit anderen Leute reden, nicht mehr alleine das Haus verlassen, er bestimmte was ich anziehen soll und was ich essen soll. Alles aus Eifersucht. Es war sehr traumatisch und ich habe lange gebraucht, um das Stalking und die Drohungen zu verarbeiten.
Dann der dritte Mann.... wieder einige Wochen Dating... wieder die Prüfung, ob ich beziehungstauglich bin (Sex). Diesmal ging unter Schmerzen die Penetration. Ich bekam sogar zwei Chancen, ein Wochenende zum Üben vor der "Prüfung". Aber dennoch bestand ich nicht. Er hatte noch ein paarmal Sex mit mir, aber statt mir zu sagen, was ich "falsch" mache, bekam ich silent treatment, wurde aus dem Bett geworfen, er drehte sich weg... immer mit dem Kommentar: Dann denk mal scharf nacht, was du falsch machst!
Dann der vierte... Inzwischen war mein Body Count zu hoch, und das noch außerhalb von Beziehungen! Was für ein Flittchen! Da war ich 30. Zwei bis drei Partner sind in dem Alter ok, schließlich hatte man schon Beziehungen. Aber lauter kurze Sexnummern, Pfui! und so viele! Dabei vesuchte ich doch, eine langfristige Beziehung zu bekommen und eben nicht "rumzuficken"!
Ich weiß nicht was ich falsch mache. Ich date die Männer mehrere Wochen, um möglichst sicherzustellen, dass das Interesse echt ist. Irgendwann ist dann Sex gewünscht, was ja zu einer Beziehung gehört. Und mit euren Tipps "Üben für den Sex" kann ich zwar an mir selbst üben, weiß aber immer noch nicht, wie ich eine Penis richtig anfassen, wie ein Blowjob geht etc. Und die "Prüfungssituation", wenn guter/schlechter Sex entscheidend ist für die Beziehungsanbahnung, tut ihr übriges. Natürlich habe ich den Männern erklärt wo ich stehe, dass ich unerfahren bin, dass ich gerne lernen und üben möchte, dass ich prinzipiell Lust habe ganz viele neue Dinge auszuprobieren!
Aber keiner möchte das Risko mit mir eingehen, und je älter ich werden, desto mehr wird vorausgesetzt, dass ich erfahren bin und der Sex mit mir gut ist....
Und es waren ja auch keine Einzelfälle. Jedem Mann ist es wichtig zu wissen, ob der Sex gut ist, bevor er sich auf eine monogame Beziehung festlegt.
Damit mein Body Count nicht mehr so viel höher steigt und mich disqualifiziert, hatte ich nun eine Idee: ich "prostituiere" mich, aber nicht gegen Geld, sondern gegen liebevollen Unterricht in Sachen Sex. Auf Casual Dating Plattformen oder als Escort oder so kann ich vielleicht einen Mann finden, der Sex mit mir möchte und mir als "Bezahlung" alles beibringt. Sodass ich bei der nächsten Beziehungsanbahnung dann "bestehe". Ich wünsche mir nämlich eine richtige Beziehung.
Meint ihr sowas ist möglich, oder ist die Gefahr groß, dass diese Internetbekanntschaft dann wieder so endet wie der Mann, den ich schonmal "nur zum Üben" wollte? Oder habt ihr einen anderen Tipp, wie ich diese Sex-Prüfung nächstes Mal bestehen kann?
Vielen lieben Dank und viele Grüße!

Unsere Antwort

Du hast eine gute Idee: Du möchtest liebevollen ‚Unterricht‘ in Sachen Sex. Genau diese liebevolle und zugewandte Haltung zu deiner Sexualität hast du noch nicht gefunden. Es macht viel Sinn, dass du sie in dir selbst suchst. Wenn du dich ‚prostituierst‘, ist die Gefahr gross, dass dein zentrales Ziel wieder die Langzeitbeziehung wird und du ‚gut im Sex‘ (für den Mann) werden musst. Der alte Druck wird dann wahrscheinlich bleiben.

Deine Idee zeigt, dass du eigentlich weisst, worum es im Sex geht: Du selbst brauchst 'liebevollen' Genuss an deiner sexuellen Erregung, wenn du sie mit jemandem gemeinsam erleben möchtest.

Sexualität ist eine gelernte Fähigkeit. Jede Erfahrung ist Teil des Lernprozesses. Nur die Sexualfunktion, ist angeboren. Damit ist die sexuelle Erregung als körperliche Funktion gemeint. Wie du deine Sexualität gestaltest und wie angenehm oder unangenehm du deine Selbstbefriedigung und deine Beziehungssexualität erlebst, beruht auf Lernschritten. Das ist etwa so wie beim Essen: der Schluckreflex und die Fähigkeit zum Saugen sind angeboren. Die Fähigkeit, Geschmäcker wahrzunehmen, Speisen wertzuschätzen und Esskultur zu entwickeln, wird lebenslang gelernt. Auch die Freude, mit anderen zu essen oder für sie zu kochen, wird über Geschmacks-Lust entwickelt.

Du hast unsere Übungen gemacht. Der Sinn der Übungen ist, dich selbst genauer wahrzunehmen und zu merken, wie deine sexuelle Erregung funktioniert und was du brauchst, wenn du sie steigern willst. Wahrscheinlich hast du deine Selbstwahrnehmung nicht sehr gefördert. Dein Ziel war ja, ‚gut im Sex‘ zu werden. Dabei war ‚gut‘ nicht gut für dich selbst, sondern für einen unbekannten Mann. Du hast dich dabei sehr angestrengt und grossen Aufwand betrieben. Und du hast auch gemerkt, dass dir der Sex in dieser Art nicht gut tut. Deine Vagina machte zu. Sie entwickelte einen Vaginismus (Lies bitte unsere Infotexte). Dabei handelt es sich um eine starke Spannung im Beckenboden. Die löst du am besten durch liebevollen Berührungen. Deine Vagina braucht die Sicherheit, dass du dich im Sex für dein Wohlgefühl und deine sexuelle Lust entscheidest.

Du merkst wohl, dass dein bisheriger sexueller Lernweg intensiv war, du aber deine eigene sexuelle Selbstsicherheit nicht genügend berücksichtigt hast. Kümmere dich jetzt mehr um deine sexuelle Erregbarkeit und die Spannungen im Beckenboden.

Du merkst wohl auch, dass die moralisch begründete Idee ‚Sex erst nach der Hochzeit‘ nicht förderlich für Beziehungen ist. Das Konzept ‚ich tue mir gut und sorge für mich‘ hilft eher, einen Mann zu finden, den du über längere Zeit wertschätzen kannst. Das ist ja dein Ziel.

Wichtig ist, dass du dich nicht beschimpfst und abwertest, weil du bisher mit deinem Erfolg nicht zufrieden bist. Unsicherheit und Unerfahrenheit gehören zu jedem Menschen dazu. Auch hat jeder Mensch aufgrund von Unwissen auch schlechte Erfahrungen gemacht. Schau mal, ob du dein Konzept so anpassen kannst, dass du die Hauptperson in deinem Leben wirst, die du wertschätzen kannst.

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