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Fragen & Antworten:
Liebe und Beziehung

Frage Nr. 32496 von 23.03.2021

Ich (31) w, bin seit 15 Monaten in einer festenBeziehung. Gestern hatten wir ein längeres Gespräch. Bei uns ist das Thema zusammenziehen in Planung, aber es kommt nicht so richtig voran.

Ich habe ihn schon öfters gefragt, ob er sich das überhaupt genauso wünscht wie ich, da er oft sehr ambivalent reagiert. Ich habe ihm gesagt, das ich mir wünsche, das er das Thema etwas ernster nimmt falls wir da einen gemeinsamen konsens haben. Ich habe auch klar gemacht, das eine Beziehung auf Dauer in getrennten Wohnungen nicht für mich in Frage kommt. Ich habe den inneren -starken- Wunsch mit einem Menschen, den ich Liebe anzukommen und etwas gemeinsames aufzubauen. Ich sehe das auch irgendwie als Zeichen von Sicherheit und Verbindlichkeit in einer Beziehung, auch das man ähnliche Ziele hat.

Er meinte daraufhin zu mir ,das er das verstehe, aber das ich aufhören solle die Beziehung zu (über) analysieren und das sich viele Sachen mit der Zeit schon ergeben würden. Der Spass in einer Beziehung sei doch erstmal wichtiger. Ich verstehe das nicht. Ich finde mit 31 kann man sich durchaus langsam Gedanken machen über die Zukunft. Sehe ich das falsch?

Unsere Antwort

Ihr seid in diesem Punkt offenbar unterschiedlicher Meinung. Das bedeutet nicht, dass eine*r von euch falsch liegt. Du siehst es so und er sieht es anders. Ihm sind andere Dinge wichtig als dir. Wie gehst du nun damit um? Es ist eine schwierige Aufgabe, das zu respektieren, was eine andere Person sagt, auch wenn du es nicht gern hörst.

Du kannst dich nun fragen, was für dich die Folgen sind. Ist dir das Zusammenziehen so wichtig, dass du nicht länger mit seiner unklaren Aussage warten willst? Wärst du bereit, dich von ihm zu trennen, wenn er nicht mitmacht? Was heisst «auf Dauer in getrennten Wohnungen»? Wie lange bist du bereit zu warten, ob Zusammenziehen doch für ihn in Frage kommt? 1 Monat, 6 Monate, 1 Jahr? Wie kannst du ihm Lust darauf machen, mit dir zu wohnen? Dazu empfehle ich dir auch unseren Text «Wie stehe ich in meiner Beziehung für meine Bedürfnisse ein?».

Muss er es sich wirklich genauso sehr wünschen wie du, damit du zufrieden bist? So, wie du seine Reaktion beschreibst, wünscht er es sich offenbar nicht so sehr wie du. Das muss aber nicht heissen, dass er die Beziehung zu dir nicht so sehr will. Menschen können unterschiedliche Vorstellungen von Beziehungen haben und es trotzdem sehr ernst miteinander meinen. Vielleicht interessiert dich dazu unser Text «Ich will eine andere Art von Beziehung – was tun?».

Du beschreibst, was für dich hinter dem Zusammenziehen steht. In welchen anderen Bereichen kannst du Sicherheit und Verbindlichkeit und «etwas gemeinsames aufbauen» verwirklichen? Gibt es da andere Bereiche, wo ihr euch eher einig werdet?

Ich finde, du beschreibst sehr klar, dass du ein «Jein» bei ihm wahrnimmst. Er sagt zwar oberflächlich ja zum Zusammenziehen, aber er blockiert die Entwicklung auch dadurch, dass er sich nicht dafür einsetzt. Was glaubst du, steckt hinter seinem «Jein»? Was kommt dir da spontan in den Sinn? Wie stehen Spass und Zusammenziehen für ihn im Widerspruch? Was wünscht er sich für eure gemeinsame Zukunft? Was bedeutet Zusammenziehen für ihn? Du könntest seinen Gründen fürs Nicht-Zusammenziehen in einem offenen Gespräch mit Neugier begegnen. Vielleicht ergeben sich daraus ganz neue Möglichkeiten für eure gemeinsame Zukunft.

Je genauer ihr eure Absichten und Wünsche kennt, desto eher findet ihr eine Lösung, die euch beide zufriedenstellt. Wichtig ist dabei, dass ihr auch Dinge aussprecht, die wichtig sind, aber dem anderen vielleicht nicht gefallen. Dazu interessiert dich vielleicht auch unser Text «Wieso ist Eigenständigkeit wichtig für eine gute Liebesbeziehung?».

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Frage Nr. 32143 von 18.02.2021

Liebes Lilli-Team,

zuerst einmal vielen Dank für eure wertvolle Arbeit! Ich (27, weiblich) schaue jetzt schon seit ein paar Jahren immer wieder mal rein und finde wirklich toll, was ihr macht.

Selbst eine Frage gestellt habe ich aber noch nie... das obwohl sich schon seit langer Zeit viele Fragen zum Thema Liebe und Sexualität in meinem Herzen angestaut haben. Ich denke aber immer, ich sollte fähig sein, alleine damit klar zu werden. Nun habe ich meine Meinung geändert... ich möchte meine Gedanken und Fragen mit anderen teilen und mich dadurch befreien! Und wer weiss, vielleicht kann es sogar auch anderen Menschen helfen, denen es ähnlich geht. Mein Text ist etwas lang geworden, bitte entschuldigt mich dafür.

Euch zu schreiben hat mich folgendes motiviert: ich bin jetzt seit über zwei Jahren in einer gesunden Beziehung mit einem liebenswerten und respektvollen Mann. Eine seiner großen Stärken ist Ehrlichkeit und er hat ein großes Bedürfnis nach Transparenz und somit auch nach Kommunikation.

Als ich einmal mehrere Wochen im Ausland war (das war noch in unserem ersten Jahr), hat er mir gebeichtet, dass er einen Porno angeschaut hatte. Er war gerade in einer schwierigen Situation, sehr unter Druck und das sei einfach so passiert. Er wollte es mir unbedingt sagen, weil er ein schlechtes Gewissen hatte. Zunächst hat mich das sehr wütend gemacht und verletzt. Als wir uns dann wiedergesehen haben, wollte er mit mir darüber reden. Er hat mir respektvoll erklärt, dass es nichts mit meinem Wert zu tun hat oder mit der Liebe, die er für mich empfindet. Das dürfte man nicht zu hoch halten. Männer seien halt visuell erregbar und das verhelfe ihnen zur Befriedigung. Ich schätze es sehr, dass er so offen mit mir darüber gesprochen hat und verstehe das alles sehr gut. Aber es fällt mir unheimlich schwer, mich dabei nicht verletzt zu fühlen.

Später wollte er wieder mal darüber reden. Wieder als ich länger weg war. Ich habe aber schnell abgeblockt und versucht ihm zu erklären, dass ich mich dabei nicht wohl fühle und lieber nicht darüber diskutieren möchte. So. Dieses verletzte Gefühl kommt aber auch oft im Alltag vor. Zum Beispiel wenn wir zusammen einen Film schauen. Das klingt vielleicht unnormal, aber ich fühle mich sehr sehr schlecht, wenn Szenen kommen, in denen attraktive Frauen nackt (und als Lustobjekte) zu sehen sind. Wahnsinnig schlecht. (Ich finde es übrigens auch fies, dass aller Serien und so auf die männliche Sexualität ausgerichtet sind. Nie kommen Szenen vor, die aus der Perspektive der weiblichen Sexualität gemacht, bzw. für uns Frauen "antörnend" sind). Es fühlt sich für mich dann so an, als ob mich gerade jemand hintergeht und vor allem fremdgeht.

Diese Reaktion ist bestimmt total übertrieben. Verständlich ist sie aber. Denn was Sexualität betrifft, habe ich eine ziemlich schwierige Vergangenheit. Schon zuhause habe ich mitbekommen, dass Männer neben ihrer Frau auch auf andere Frauen stehen und sich sexuell zu ihnen angezogen fühlen. Zudem habe ich als junges Mädchen mehrmals erlebt, dass mich viel ältere Männer mit ekligen Augen angeguckt haben und sogar versucht haben, an mich ranzukommen. Was die Liebe betrifft, hatte ich auch fast von Anfang an schlechte Erfahrungen mit Männern. Bis ich meinen jetzigen Freund kennengelernt habe, war ich nur mit Männern "zusammen", die mich betrogen haben. Sie "mochten" mich zwar. Sie sagten, ich sei ein "toller Mensch", wollten aber IMMER nur das Eine von mir und ließen mich dann im Stich. Und während wir zusammen waren, machten sie regelmäßig sexuelle Kommentare über andere Frauen. Einmal hat einer auf einer Abschlussfeier mit mir Schluss gemacht und gleich danach vor meinen Augen eine andere auf den Schoß genommen und mit ihr geflirtet.

Ich habe mir dann immer wieder gesagt, dass ich ab jetzt NUR noch einen guten Menschen zum Freund haben möchte. Und jedes Mal war es die totale Enttäuschung. Ich habe dann gemerkt, dass ich dringend an meiner Selbstakzeptanz- und liebe arbeiten muss. Das habe ich getan. Intensiv und über längere Zeit. Eines Tages habe ich mir gesagt: so. Jetzt fühlt es sich gut an. Ich liebe mich jetzt genug, um auch von jemand anderem geliebt zu werden. Und bald darauf habe ich meinen jetzigen Freund kennengelernt, der nichts, aber auch gar nichts mit den früheren Männern in meinem Leben zu tu hat. Dafür bin ich dankbar. Aber wie gesagt habe ich immer noch dieses Problem. Und schäme mich dafür. Ich sehe, dass ich gelassener werden sollte. Und vor allem selbstbewusster! Aber ich übe das schon seit so langer Zeit... ich habe all eure Artikel dazu gelesen und noch mehr. Aber irgendwie habe ich es noch nicht ganz geschafft.

Und eben dieses Problem mit anderen Frauen. Ich bin zum Beispiel auch eifersüchtig auf seine Praktikantinnen. Und habe Angst, dass er sich in sie verliebt. Oder sie attraktiv findet. Das schmerzt mich, ich fühle mich dann ganz klein, unfähig und nicht liebenswert. Ich weiss, dass es ungesund für uns beide ist. Schließlich wirkt sich das auch auf meine sexuelle Lust aus, denn diese Gefühle sind sehr abtörnend. Habt ihr Tipps für mich, wie ich das ändern kann? Wie kann ich gelassenerer werden? Wie kann ich mir mit ihm Filme anschauen und mich dabei gut fühlen? Wie kriege ich diese verdammten Minderwertigkeitskomplexe ein für alle mal weg?

Ich freue mich über jeden Tipp von euch.

Vielen vielen Dank im Voraus und viele Grüße!

Unsere Antwort

Vielen Dank für dein Lob. Das freut uns sehr! smiley

Danke auch für deine ausführliche Beschreibung. So können wir dir viel besser helfen. Und es ist beeindruckend, was du schon alles geschafft hast. Es ist eine grosse Aufgabe, sich von alten Mustern zu lösen und da bist du schon weit gekommen. Es ist auch eine gute Idee, dass du dir Unterstützung suchst. Du musst das nicht ganz allein schaffen.

Ich sehe in deinen Beschreibungen, dass du deine Gedanken und Gefühle sehr stark ablehnst, wenn es um Pornos oder andere Frauen geht. Ich würde dir raten, sie neutral zu beobachten und zu akzeptieren.

Ja, es beschäftigt dich, wenn er Pornos schaut und wenn er Kontakt mit Praktikantinnen hat. Ja, du hast Angst, dass er sich verliebt. Ja, du fühlst dich dann "ganz klein, unfähig und nicht liebenswert". Und trotzdem hast du die volle Entscheidungsmacht, wie du dann damit umgehst. Du kannst viel besser Einfluss nehmen, wenn du zuerst akzeptierst, wie es ist.

Da kann eine Angst aus der Vergangenheit sein, aber du entscheidest dich diesem Mann hier und heute zu vertrauen. Oder du entscheidest dich, mit ihm Dinge zu vereinbaren, die es euch leichter machen. Du schenkst deinen Gedanken und Gefühlen Aufmerksamkeit, aber du lässt sie nicht über dein Leben bestimmen. Wenn du merkst, dass du da allein nicht weiterkommst, kannst du dir Unterstützung suchen.

Du beschreibst sehr klar, welchen Einfluss deine Vergangenheit hat. Die kannst du nicht entfernen. Jeder Mensch hat seine ganz eigene Geschichte. Du brauchst dich nicht anders fühlen, als du es tust. Darauf hast du keinen Einfluss. Aber du kannst deinen Umgang verändern. Dein Verhalten liegt in deiner Hand.

Ich empfehle dir auch unseren Text "Kleine Freiheiten halten die Beziehung spannend".

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Frage Nr. 32039 von 01.02.2021

Sehr geehrtes Lilli-Team. Ich habe ein großes Problem. Im Oktober machte mein Freund schluss aufgrund doofer Gedanken. Er musste immer an mich und jemand anderes denken, mit dem ich davor zusammen war. Nach 3 Monaten Treffen kamen wir wieder zusammen und alles war super.

Dann nach 3 Wochen beichtete er mir, dass er wieder diese Gedanken habe und schilderte sie mir. Es ging um einen Streit: Er sagte mir Gerüchte über mich und dass er sich vor mir ekle, wenn er diese höre. Ich war so sauer und verletzt, dass ich sagte sie seien wahr um ihn auch zu verletzen. Wir haben uns nach dem Streit damals allerdings wieder vertragen.

Ich erklärte Ihm also dass damals das gelogen war und eine Kurzschlussreaktion war auf seinen Satz. Dazu hat er mir nie wirklich gesagt, dass er solche Probleme hat. Jetzt möchte er eine Beziehungspause von 5 Wochen um zu reflektieren und um sich zu entscheiden ob er nochmals Vertrauen aufbauen will oder nicht.

Ich weiß nicht was ich tun soll, es tut mir so weh. Wie kann ich ihn davon überzeugen, dass das mit uns Sinn hat und wir beide Scheiße gebaut haben? Was soll ich machen?
Herzliche Grüße w/17

Unsere Antwort

Ich verstehe deine Frage nicht ganz. Konkret verstehe ich diesen Teil nicht: «Dann nach 3 Wochen beichtete er mir, dass er wieder diese Gedanken habe und schilderte sie mir. Es ging um einen Streit: Er sagte mir Gerüchte über mich und dass er sich vor mir ekle, wenn er diese höre». «Diese Gedanken» - dabei geht es doch um die Vorstellung von dir und einem anderen. Was verstehe ich falsch? Ich verstehe auch diesen Satz nicht: «Dazu hat er mir nie wirklich gesagt, dass er solche Probleme hat.» Welche Probleme? Und: Inwiefern hat er Scheisse gebaut? Darüber schreibst du eigentlich nichts. Ich weiss über ihn nur, dass er unsicher und eifersüchtig war. Vielleicht möchtest du uns nochmal schreiben und das genauer erklären.

Ich probiere die Frage mal zu beantworten mit dem, was ich denke, zu verstehen: Offenbar hast du etwas gesagt, was du jetzt bereust. Und offenbar hast du ihn angelogen. Offenbar sieht er das als Vertrauensbruch.

Lügen ist tatsächlich ein Vertrauensbruch. Diese Erfahrung kann dir zeigen, dass sich Lügen nicht auszahlt – egal wie sauer und verletzt du bist. Du kannst ihm sagen, dass du deine Lektion gelernt hast und nicht mehr lügen wirst. Das sagst du ihm aber bitte nur, wenn dir das wirklich ernst ist! Denn sonst ist das ja wieder eine Lüge. Nicht deine Worte allein werden sein Vertrauen in dich stärken. Sondern es wird grösser, wenn er merkt, dass du dich wirklich so verhältst, wie du ihm das gesagt hast. Du kannst das Vertrauen also nur mit der Zeit, mit deinem Verhalten wieder aufbauen.

Du kannst ihn auch nicht davon überzeugen, dass es mit dir Sinn macht. Im Gegenteil: Wenn du das probierst, wird er es wahrscheinlich als Druck erleben. Ich denke, du musst ihn nicht überzeugen davon, dass du Scheisse gebaut hast. Das weiss er selbst. Das Beste, was du machen kannst, ist, seinen Wunsch nach der Beziehungspause zu respektieren. Lass ihm den Raum und die Zeit.

Schau mal was du mit der Antwort anfangen kannst. Falls du uns dazu noch etwas schreiben möchtest, gib bitte die Nummer dieser Frage an.

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Frage Nr. 31824 von 11.01.2021

Ich, w, 29 und mein Freund, m, 31 sind seit ca 2 Jahren in einer sehr wechselhaften Beziehung. Er hat eine Leidenschaft für bestimmte sexuelle Praktiken wie z.B. BDSM, die ich nicht teile. Abgesehen davon ist der "normale" Sex innig und schön.

Persönliche Probleme (schwere Erkrankungen von Angehörigen, Depressionen, Burnout, Schulden) bringen uns immer wieder an Grenzen. Wir haben eine sehr destruktive Streitkultur mit vielen Vorwürfen und sehr viel Wut entwickelt. Wir schaffen es immer uns aber wieder zu vertragen, besser zu kommunizieren, aufeinander einzugehen, Nähe zu schaffen.

Weihnachten haben wir getrennt verbracht. Während dieser Zeit haben wir uns gestritten. Nachdem er zurück war, hat er erzählt, dass er sich ohne Rücksprache sexuell ausgelebt hat. Er hatte vorher seine Bedürfnisse klar kommuniziert, auf die ich aus verschiedenen Gründen nicht eingehen wollte und konnte. Klar war für mich aber, dass nichts ohne Rücksprache unternommen wird.

Zuerst war ich wütend, jetzt bin ich traurig, fühle mich hintergangen und betrogen. Im Moment habe ich kein Vertrauen mehr. Meine Bedingung für alles weitere ist ein gemeinsames Therapiegespräch. Er sieht das anders und fordert zuerst ein Bekenntnis zu dieser Beziehung, zu unserer Liebe und mehr Nähe. Ich fühle mich damit sehr unwohl, möchte den weiteren Verlauf dieser Beziehung gerne offen lassen und Nähe kommt für mich im Moment überhaupt nicht in Frage. Ich weiß gerade nicht weiter. Mir fehlt ein Weg, eine Richtung, ein Lösungsvorschlag der für uns beide funktioniert.

Macht diese Beziehung Sinn wenn wir so toxisch aufeinander wirken? Ergibt es Sinn, wenn ein Partner seine Bedürfnisse so zurück stecken muss? Wie lernen wir mit der Wut umzugehen? Müssen Nähe und Vertrauen die Basis für eine gemeinsame Therapie sein? Ich würd mich über ein bisschen Reflexion von außen freuen, weil ich aufgrund der "heiklen" Thematik das nicht mit meinen Kolleginnen besprechen möchte.

Unsere Antwort

Nein, ich rate dir nicht, deinem Freund zu vertrauen. Schau mal, wie sich das liest: Er hintergeht dich und möchte dann, dass du dich zur Beziehung, zu Liebe und Nähe bekennst. Mal ganz ehrlich: Wenn du das tust, wie ernst kann er dich dann nehmen? Und was versteht er von Liebe und Nähe, wenn sie beinhalten, dass er so mit dir umgehen kann?

Wut hat ihre Gründe. Ein toxischer Umgang hat seine Gründe. In einer guten Paartherapie können diese aufgedeckt werden. Nein, ich finde nicht, dass Nähe und Vertrauen die Basis für die Therapie sind. Im Gegenteil: Wenn wirklich Nähe und Vertrauen bestehen, ist keine Paartherapie nötig. Nähe und Vertrauen können ein Therapieziel sein. Die Therapie kann aber auch verdeutlichen, dass die Beziehung keine Zukunft hat. Eine gute Paartherapie anerkennt den offenen Ausgang und anerkennt die Trennung als Option.

Nein, eine Beziehung, in der eine Person ihre Bedürfnisse so zurückstecken muss, macht keinen Sinn. Allerdings: Niemand sagt dir, dass du das musst. Und wenn du genau hinschaust, merkst du auch, dass du nicht einfach «deine Bedürfnisse» zurücksteckst. Sondern du steckst bestimmte Bedürfnisse zu Kosten anderer zurück. Sehr oft ist es so, dass man das Bedürfnis nach Autonomie und Selbstbehauptung zu Kosten des Bedürfnisses nach Harmonie und Nicht-Allein-Sein-Müssen zurücksteckt. Sei dir bewusst, dass das dein Entscheid ist. Du bist aus freien Stücken in dieser Beziehung.

Ich sage immer: «in einer Beziehung gibt es kein Wir, sondern nur ein Ich». Es hat einen guten Grund, warum dir ein Lösungsvorschlag fehlt, der für euch beide funktioniert. Ihr seid keine Einheit, kein Eins. Ganz im Gegenteil. Daher: Sorge dafür, dass du eine Lösung findest, die für dich am ehesten stimmt. Ich kann dir jetzt schon sagen, dass die nicht einfach sein wird – denn die Optionen sind alle nicht leicht. Er wird dich nicht unterstützen. Was dir hilft, ist deine eigene Stärke und Eigenständigkeit. Dazu bitte ich dich, diesen Text über Eigenständigkeit zu lesen.

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Frage Nr. 31655 von 12.12.2020

Hallo,
Erstmal vielen lieben Dank für diese Seite und euren Rat!!
Ich bin w/23, und seit 1,5 Jahren in einer Beziehung mit einem tollen Mann.

Das ist die erste ernste, längere Beziehung, die ich führe und ich bin überzeugt, dass mein Freund und ich ein sehr ähnliches Fundament haben und sich daraus eine lange Beziehung entwickeln könnte.

Aber ich merke, dass es für mich schwierig ist, mich emotional auf die Beziehung einzulassen. Ich bin extrem schnell verletzt, meine Gefühle sind oft ein grosses Up und Down und ich habe das Gefühl, ich bin unterbewusst schon darauf programmiert, dass ich irgendwie verletzt werde, suche nach Fehlern, bilde sie mir manchmal auch ein. Versetze mich oft selber in eine Opferrolle, obwohl mein Freund mir nie etwas Böses wollen würde.

Wie kann ich mehr emotionale Konstanz erreichen? Dieses "Fehlersuchen" aufhören und mich auf die Realität konzentrieren?

Unsere Antwort

Du schreibst, dass du extrem schnell verletzt bist. Was machst du dann? Und wie kümmerst du dich um dich selbst, wenn du verletzt bist?

Es ist eine gute Idee, dass du Verantwortung für deine Gefühle übernimmst. Es ist deine Aufgabe, dich wieder zu regulieren. Fachpersonen nennen das Emotionsregulation. Vielen Menschen fällt es schwer, ihre Emotionen angemessen zu regulieren. Das fällt insbesondere in engen Beziehungen auf.

Du hast schon vieles aufgedeckt. Du siehst, dass sich bei dir alte Gefühle mit der Gegenwart vermischen. Und du hast ein klares Anliegen: Du willst lernen, wie du deine Gefühle besser steuern kannst und die Realität sehen kannst.

Es gibt viele Übungen und Gewohnheiten, die dir dabei helfen können, einen besseren Umgang mit deinen Gefühlen zu lernen. Zum Beispiel kannst du bei Meditationen lernen, eine Pause zwischen Reiz und Reaktion zu schaffen. So kannst du besser entscheiden, wie du reagierst. Es gibt auch verschiedene Techniken, wie du deine Gefühle mehr im Körper spüren kannst. Es hilft auch, wenn du deine Gefühle klar benennen kannst. Es gibt zu dem Thema unglaublich viel. Ich empfehle dir besonders über das vegetative Nervensystem zu arbeiten. Dazu könnte dich das Buch «Der Selbstheilungsnerv: So bringt der Vagus-Nerv Psyche und Körper ins Gleichgewicht» von Stanley Rosenberg interessieren.

Ich kann aus der Ferne nicht einschätzen, wie weitreichend das Problem ist. Hast du eine Idee, woher es kommt, dass du so schnell verletzt bist? Hast du Erfahrungen gemacht, die das erklären könnten? Hast du schon einmal darüber nachgedacht, dir Unterstützung bei einer Fachperson zu holen? Traumatherapeut*innen sind gut ausgebildet, um ihre Klient*innen bei der Emotionsregulation zu unterstützen.

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Frage Nr. 31615 von 09.12.2020

Liebes Lilli - Team, ihr habt mir schon so oft geholfen, vielen Dank!

Aber dennoch habe ich heute ein neues Problem, ich weiß nicht mehr, ob ich noch mit meinem Freund glücklich bin. Wir sind seit fast 2 Jahren zusammen, aber es ist nicht mehr wie am Anfang. Ich bin 19 und er 20. Wenn ich zum Beispiel mal ein Problem habe, sagt er immer nur, dass ich zu sehr übertreibe und meine Probleme unnötig sind. Er unterstützt mich einfach nicht mehr, das Gefühl vom Verstanden werden und vor allem das Gefühl der Geborgenheit ist schon lange nicht mehr da..

Ich liebe ihn noch, aber ich glaube, ich halte es nicht mehr länger aus.. Nur ich habe Angst, dass wenn ich schluss mache, ich ganz alleine bin und er mit einer Freundin zusammen kommt, mit der er schon mal was hatte..

Unsere Antwort

Es freut mich, dass wir dir schon oft helfen konnten. Vielen Dank für die Rückmeldung.

Was ist deine Frage? Fragst du, ob du dich trennen solltest? Da du keine Frage stellst, kann ich nur vermuten. Ich schreibe dir mal meine Gedanken auf.

Wenn ich deine Frage lese, fallen mir deine Erwartungen an eine Liebesbeziehung auf. Viele Menschen haben ähnliche Erwartungen an Liebesbeziehungen wie du. Sie wünschen sich, dass immer jemand da ist, der sie bestätigt. Diese Person sagt uns ausschliesslich, dass wir toll und liebenswert sind. Das wäre schon schön. Aber die Realität sieht anders aus. Unsere Partner zeigen uns auch all die Seiten an uns, die wir lieber nicht sehen wollen. Partner sind nicht immer einer Meinung und sie finden den anderen auch nicht immer toll. Die Erwartungen an Liebesbeziehungen sind also unrealistisch und führen zwangsläufig zu Enttäuschung und Frust.

Nehmen wir an, du denkst, es ist dauerhaft die Aufgabe deines Partners, dir ein Gefühl von Geborgenheit und Verstandenwerden zu geben. Dann würde ich dir widersprechen. Diese Ansprüche kann kein Mensch erfüllen und sie machen dich auf Dauer unglücklich. «Sei immer verständnisvoll und für mich da» ist kein Wunsch, der in Erfüllung gehen kann. Was sind Wünsche, die dein Freund erfüllen kann? Ich empfehle dir dazu unseren Text «Wie stehe ich in meiner Beziehung für meine Bedürfnisse ein?». Mit erfüllbaren Wünschen könnt ihr euch auseinandersetzen. Ihr könnt herausfinden, welche Wünsche er bereitwillig erfüllt und welche nicht. Ebenso kannst du dich damit auseinandersetzen, welche seiner Wünsche du bereitwillig erfüllst und welche nicht.

Liebesbeziehungen sind besser, wenn ihr beide auf eigenen Beinen steht. Wie gehst du gerade mit deinen Problemen um? Aus deiner Frage scheint es mir so, als würdest du dich mit deinen Problemen etwas auf deinem Freund abstützen. Und du gibst sehr viel auf seine Meinung zu deinen Problemen. Das, was er über deine Probleme denkt, ist nichts weiter als seine Meinung zu deinen Problemen. Du entscheidest, was du von seiner Meinung hältst. Wichtig ist: Was denkst du über deine Probleme? Und wie möchtest du sie lösen? Hast du dafür noch andere Ansprechpersonen als deinen Freund? Ich empfehle dir sehr unseren Text «Wieso ist Eigenständigkeit wichtig für eine gute Liebesbeziehung?».

Wenn du ernsthaft über eine Trennung nachdenkst, empfehle ich dir ausserdem unseren Text «Wie entscheide ich mich zum Schlussmachen?».

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Frage Nr. 29499 von 01.04.2020

Liebes Lilli-Team
Ich bin 43 und leide seit meiner Schwangerschaft vor 4 Jahren an Lichen Sclerosus. Mit dem körperlichen Symptomen komme ich ganz gut zurecht, aber was mir meine Beziehung vermiest ist, dass ich meine komplette Libido verloren habe. Mein Freund (38) ist nicht der begnadedste Lover aller Zeiten, aber auch kein Trampeltier. Ich versuche gerade händeringend zu unterscheiden; ödet er mich eigentlich an, oder ist Libido-Verlust tatsächlich ein großes Thema bei LS.

Manchmal denke ich, dass sich diese Erkrankung als Abwehrmechanismus bei mir eingestellt hat, um seiner knabenhaften Sexualität zu entkommen. Spielt so ein psychischer Faktor bei dieser Krankheit eine Rolle? Versteht mich nicht falsch; mein Freund ist nicht lieblos, oder grob. Eher wie ein immergeiler, aufgeregter Teenager. Er versucht es immer mal wieder- auf dieselbe Art, die schon beim letzten Mal nicht funktioniert hat, und bekommt viele, viele Körbe, die mir sehr Leid tun, aber am Ende eines Tages mit meiner 3jährigen Tochter will ich einfach nur noch chillen.

Ich bin müde und lustlos. Sex erscheint mir wie Arbeit die ich ableisten muss. Mein Freund will auch ganz gern mal wieder angeturnt werden, aber ich denke nur; ich bin doch kein Dienstleister. Das ist doch nicht normal, das man Sex als so eine Zumutung erlebt. Dabei sind Schmerzen nicht das Problem. Wir kommen mit Sheabutter ganz gut zurecht. Diese körperliche Unverbundenheit zerfrisst gerade meine Liebe. Wir sind unausgeglichen und keifen uns an. aber ein Leben ohne ihn kann ich mir nicht vorstellen. Ich empfinde uns wie Bruder und Schwester. Kann eine Beziehung so bestehen?
Verzweifelt

Unsere Antwort

Ich kann deine Lustlosigkeit gut nachvollziehen. Wieso solltest du auf diesen Sex Lust haben? Mir fällt da beim besten Willen auch kein guter Grund dafür ein. Aber der Sex könnte für dich wieder lustvoller werden. Dafür kannst du selbst etwas tun. Dazu findest du bei uns ganz viele Sextipps, mit denen du allein üben kannst.

Ich würde den Lichen Sclerosus als Grund für die Lustlosigkeit mal zur Seite packen. Denn selbst wenn er einen Beitrag leistet zu deiner Lustlosigkeit, ist er etwas, woran du nur sehr wenig ändern kannst. Du sagst auch selbst, dass ihr schon einen guten Umgang mit den Symptomen gefunden habt. Neben dem Lichen Sclerosus gibt es aber sehr viel, was du tatsächlich selbst in die Hand nehmen kannst.

Ich habe den Eindruck, dass du schon auf einem sehr guten Weg bist, denn du schaust der aktuellen Situation ziemlich schonungslos ins Gesicht. Nicht alle Menschen sind bereit dazu, sich und ihre Beziehung so zu betrachten, wie du das tust. Das ist ein guter Anfang. Du bist an einem Punkt, wo du findest: Also so soll das auf gar keinen Fall weiter gehen. Ich will, dass sich was ändert. Leider ist es ausweglos, zu versuchen, den anderen zu ändern.

Ich schreib das nochmal, weil wir das alle unglaublich ungern hören: Es ist ausweglos, zu versuchen, den anderen zu ändern. Die Schlussfolgerung daraus ist: Du kannst nur dein eigenes Verhalten ändern. Wie kannst du die Frau sein, die sich im Spiegel anguckt und zu sich selbst sagt: «Ich bin in dieser Beziehung genau die Frau, die ich sein möchte. Ich stehe für meine Bedürfnisse ein und ich gehe in respektvolle Verhandlung mit meinem Partner über seine Bedürfnisse» Bitte lies dazu auch diesen Text.

Viele denken, das Problem in Beziehungen sei zu wenig Verbundenheit. Doch eigentlich ist das Problem eher zu viel Verbundenheit – und deshalb zu wenig Eigenständigkeit. Wenn ihr beide auf eigenen Füssen steht, könnt ihr einander sagen, wann ihr Ruhe braucht und wann ihr Lust auf Sex habt und der andere kann das gelassen hören und seine Meinung dazu sagen. Ihr habt eine Basis, auf der ihr verhandeln könnt. Wenn ihr aber stark verbunden seid, reagiert ihr beide emotional total auf das, was der andere sagt. Er nervt dich damit, dass er ständig Sex will. Ihn nervt es, dass du keinen willst. Ihr habt dann keine gute Basis für Verhandlungen. Es hilft also eurem Miteinander, wenn ihr euch wieder wie zwei eigenständige Personen verhaltet.

Du könntest dich zum Beispiel fragen: «Was brauche ich, damit ich meinen Freund nicht ankeife?» Du schreibst, du willst am Abend einfach nur chillen. Kannst du dir so einen richtigen Chillabend gönnen und in eine Entspannung kommen, die dir wieder erlaubt, Lust auf Nähe mit deinem Freund zu entwickeln? Im Stressmodus erscheint der andere viel eher als Feind. Das ist in unserem Körper so angelegt. Wenn du es schaffst, dich körperlich in einen Zustand zu versetzen, in dem du ruhig und entspannt bist, kannst du viel einfacher Nähe zulassen. Dein Körper kann dir hierbei also ein grosser Helfer sein.

Die Entwicklung hin zu mehr Eigenständigkeit ist nicht einfach, aber sie lohnt sich. Ihr könntet euch auch bei euren Entwicklungen begleiten lassen. In Zeiten der Corona-Krise gibt es auch viele paartherapeutische Angebote online, teilweise sogar kostenlos. Schaut euch doch mal um. Wenn du Lust auf anspruchsvolle Lektüre hast, empfehle ich dir das Buch «Intimität und Verlangen» von David Schnarch.

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Frage Nr. 28718 von 24.01.2020

Hallo Lillis
Ich habe eine Freundin aber weiss nicht so genau ob ich in sie verliebt bin.
Was sol ich machen?
Lg

Unsere Antwort

Wäre es dir lieber, wenn du in deine Freundin verliebt bist? Verliebtheit führt einige Paare zusammen. Es ist aber genauso okay, wenn du mit deiner Freundin zusammengekommen bist, weil du sie einfach magst. Niemand fühlt gleich, und manchmal kommen die grossen Gefühle eben erst später. Oder sie bleiben ganz aus und einige lassen es dann ganz mit der Beziehung. Beides ist nicht ungewöhnlich. Im Grunde kommt es darauf an, was du dir von der Beziehung mit deiner Freundin versprichst. Ich empfehle dir dazu diesen Text.

Kommst du denn mit ihr ins Flirten? Gibt es denn Momente, die dich von ihr schwärmen lassen? Dafür kannst du ja etwas tun. Mal prickelt es nämlich erst, wenn du bewusst ins Flirten und Verführen gehst. Lies dazu bitte diese Tipps.

Vielleicht stellt sich dennoch nicht das ein, was du dir erhoffst, und zwischen euch passt es so gar nicht. Dann kannst du überlegen, ob du dich trennen willst. Lies dazu bitte diesen Text.

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Frage Nr. 28584 von 15.01.2020

Hallo liebes Lilli Team,

ich habe schon Frage 28482 gestellt. Mich treibt noch etwas um: die Vulvodynie schränkt meine Sexualität ja schon ziemlich ein. Ich habe mich in letzer Zeit oft gefragt, ob es ohne die entsprechenden körpereigenen Hormone und Botenstoffe, die nur beim Sex ausgeschüttet werden, überhaupt so etwas wie eine richtige Beziehungsliebe und Bindung geben kann. Weil ich kann ja selbst kaum körperliche sexuelle Gefühle fühlen. Denn Liebe ist ja eigentlich etwas rein biologisches und hormonelles, ein "sich riechen können", ein genetisch kompatibel sein. Vielleicht bin ich dann ja gar nicht mehr in der Lage, richtig und echt zu lieben, ob in einer bestehenden Beziehung oder wenn man jemanden neuen kennenlernt?
Was meint ihr dazu? Vielen Dank für eure Antwort.

Unsere Antwort

Ich kann dich da beruhigen: Sex und körperliche sexuelle Gefühle sind überhaupt keine Voraussetzung für richtige und echte Liebe. Es gibt keine Hormone und Botenstoffe, die nur in der sexuellen Erregung ausgeschüttet werden. Du sprichst ja selbst von «genetisch kompatibel», also wenn das Erbgut so zusammenpasst, so dass man einander «riechen kann». Das passiert völlig unabhängig davon, ob man nun Sex hat oder nicht.

Überdies solltest du Liebe und Verliebtheit unterscheiden. Verliebtheit ist ein stark von Hormonen und Botenstoffen unterstützter Zustand – Liebe nicht. Bitte lies dazu diesen Text über die Verliebtheit und diesen Text über die Liebe.

Vielleicht fragst du dich, weil du deinem Freund gegenüber nicht die Gefühle hast, die du erhoffst. Da müsste man allenfalls mal die Beziehung genauer anschauen.

Übrigens wärest du überrascht, wenn du eine Sonde in deiner Scheide hättest, die tagaus – tagein misst, ob da irgendwann sexuelle Erregung ausgelöst wird. Das passiert nämlich bei Frauen mehrmals täglich. Bei Männern auch. Männer spüren das aber viel besser, weil sie das viel schneller merken, wenn Blut in ihren Penis einströmt. Also: Auch wenn du sexuelle Erregung nicht spürst, ist sie trotzdem da. Das geht gar nicht so wenigen Frauen so.

Du kannst lernen, sexuelle Erregung besser zu spüren. Dein Gehirn verbindet zurzeit vermutlich sehr vieles oder gar alles, was du im Geschlecht spürst, mit Schmerzen. Das ist auch eine Lerngeschichte. Du könntest gezielt daran arbeiten, dem Gehirn wieder beizubringen, dass da auch angenehme, lustvolle Wahrnehmungen sein können. Das wäre allenfalls ein guter Grund, eine Sexualtherapie zu machen.

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Frage Nr. 28558 von 13.01.2020

Hallo,

ich (w, Mitte 20) habe so etwas wie einen besten Kumpel. Wir haben uns wie in einer Beziehung alles anvertraut und es war auch eine Freunschaft plus. Obwohl er selbst noch in einer ganz unguten Beziehung gefangen ist. Ich hatte immer das Gefühl, dass er eigentlich mehr will. Aber ich habe immer gesagt, dass es für mich nicht für eine Beziehung passen würde. Aber wahrscheinlich haben die Worte nicht so ganz meinen Taten entsprochen.

Irgendwie baut sich von meiner Seite gerade zu jemandem anderen eine engere Beziehung auf. Irgendwie hab ich jetzt zwei Menschen lieb. Ich habe meinem Kumpel immer alles ehrlich erzählt. Aber ich glaube er merkt irgendwie, dass er nicht mehr so ganz die Nr.1 ist. Ich merke, dass er sehr darunter leidet. Ich würde es am liebsten wieder gut machen, ich leide richtig mit. Dabei bin ja eigentlich ich schuld, dass es ihm schlecht geht. Und je mehr ich versuche, es wettzumachen, desto schlimmer wird es irgendwie. Wahrscheinlich verhalte ich mich komisch dabei.

Ich bin leider so ein empathischer Mensch, ich kann mich von seinen Gefühlen nicht abgrenzen. Auch wenn ich mir immer wieder sage, ich habe ein Recht, mein Leben zu leben. Er war/ist so ein enger Vertrauter, und ich mag ihn nicht verletzen. Ich leide so mit, weil er mir so nahesteht. Ich will es die ganze Zeit wieder gut machen. Und ich merke, es nimmt so viel von meinem Tages- Fokus ein. Was kann ich tun, dass es mir nicht mehr so nahe geht? Danke.

Unsere Antwort

Es gibt nichts, das du wieder gut machen kannst. Du hast ja von Anfang an gesagt, dass es für dich nicht für eine Beziehung passt. Es ist an ihm, ob er deine Worte ernst nimmt und respektiert. Ich weiss nicht, von welchen Taten du sprichst, die den Worten nicht entsprachen. Auch wenn du mit einem Mann schmust und Sex hast und über sehr vertraute Dinge redest, sagt das überhaupt nichts darüber aus, ob du in einer verbindlichen Beziehung mit ihm sein möchtest. Nur wenn du ihm das klipp und klar sagst, kann er sich daran halten. Alles andere sind seine Wunschvorstellungen. Probiere also nicht, was wieder gut zu machen, das nie war. Sondern akzeptiere: Er leidet darunter, dass es nie war und nie sein wird.

Empathie ist hier nicht das Problem. Empathisch sind alle Menschen mit einem normal funktionierenden Gehirn. Empathie heisst, dass man sich in andere Personen versetzen kann und verstehen kann, was sie fühlen. Empathie heisst aber auch, dass man klar weiss: "Ich bin ich, und er ist er. Es ist sein Gefühl, nicht meins." Worunter du leidest, das könnte man eher als Gefühlsansteckung bezeichnen: Die Grenzen verfliessen irgendwie, und du wirst angesteckt.

Es ist also ganz wichtig, dass du übst, dich besser abzugrenzen und eigenständiger zu werden. Damit dir das leichter fällt, hilft es, wenn du weisst: Du bist nicht daran schuld, dass es ihm schlecht geht. Du hast nichts getan, um ihn zu kränken oder zu verletzen. Wie alle erwachsenen Menschen ist er für sich und seine Gefühle selbst verantwortlich. Er allein kann etwas dafür tun, dass es ihm besser geht. Du kannst ihm das Leiden nicht abnehmen.

Vielleicht hilft dir auch diese Einsicht: Eigentlich leidest du ja hier. Und wenn du willst, dass es ihm besser geht, geht es ja auch darum, dass es dir dadurch besser geht. Weil du dann kein schlechtes Gewissen mehr hast. Viele von uns denken, dass wir altruistisch denken und handeln, dabei ist da eine gehörige Portion Egoismus drin. Denn wir brauchen das Wohlergehen der anderen, damit es uns besser geht. Statt dass wir üben, uns um uns selbst zu kümmern. Der Weg über das Wohlergehen der anderen ist ein Umweg. Was brauchst du, damit es dir gut geht? Womit willst du deine Zeit verbringen, statt darüber zu grübeln, wie du es wieder gut machen kannst?

In allen Beziehungen – und besonders in intimen, verbindlichen Zweierbeziehungen – sind daher Abgrenzung und Eigenständigkeit furchtbar wichtig. Damit du nicht abhängig wirst. Damit du dich nicht verlierst. Damit du offen und authentisch bleiben kannst. Damit du ein Gefühl von Selbstwirksamkeit bekommst. Mehr dazu liest du in diesen Text.

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Frage Nr. 28554 von 13.01.2020

ich bin 16 Jahre alt und habe seit ein paar Wochen einen Freund. Trotz meiner normalen Figur und meines normalen Gewichtes, habe ich überhaupt keine Brüste.Ich trage Push Up Bh, damit es wenigstens nach etwas aussieht. Ich habe riesige Angst, dass er mich nicht mehr liebt oder schön findet wenn er mich ohne BH sieht. Er hat mich oben rum schon mit BH angefasst, ich habe auch Angst, dass er gespürt hat, dass es nur Push up ist.

Unsere Antwort

Ich kann verstehen, dass dir die Situation ein wenig Angst macht. Denn in einer neuen Beziehung bestehen oft viele Unsicherheiten. Werde ich und mein Körper von meinem Partner so angenommen und geliebt wie ich bin? Genüge ich? Werde ich aus irgendeinem Grund zurückgewiesen oder abgelehnt?

Diese Fragen kennen wir alle. Insbesondere wenn es einen Bereich gibt, in welchem wir uns besonders unsicher fühlen wie zum Beispiel du mit der aktuellen Form deiner Brüste. Dann neigen wir dazu, den Fokus vor allem auf dieses "Problem" zu legen und uns vorzustellen, dass wir nur deswegen insgesamt abgelehnt werden könnten. Und die Wahrscheinlichkeit, dass genau das passiert, ist umso grösser, je stärker wir selbst ein Problem damit haben.

Ich weiss, dass es nicht einfach ist, etwas zu akzeptieren und zu integrieren, das wir selbst sehr schwierig finden. Dennoch ist es der beste und sicherste Weg. Wie könnte es dir gelingen, die aktuelle Form deiner Brüste zu akzeptieren und zu mögen? Was oft gut funktioniert, ist Zuwendung. Wende dich deinen Brüsten zu. Anstatt sie mit kritischem Auge anzuschauen und sie zu klein zu finden, berühre sie, streichle sie. Leg den Fokus darauf, was du spüren kannst, wenn du mit den Händen über deine Brüste fährst. Spürst du die Wärme? Den Druck? Wie möchten dein Brüste berührt werden? Eher fein? Wenn du sexuell erregt bist, magst du es, wenn die Brustspitzen leicht gekniffen werden? Probier es aus. 

Und dann: leg die Aufmerksamkeit auch auf den Rest deines Körpers. Magst du deine Beine? Deine Taille? Deinen Rücken? Deine Vulva? Welche Bereiche deines Körpers magst du sehr gerne deinem Partner präsentieren? Stell dir vor, wie dein Partner mit einem wohlwollenden Blick auf deinen Körper schaut. Je besser du dich mit deinem Körper verbunden fühlst, desto sicherer wirst du dich mit deinem Freund fühlen, wenn ihr euch körperlich noch weiter annähert. Lies auch unsere Texte zum Körperbild bei Frauen und Wie fühle ich mich in meiner Haut als frau wohler. Viel Spass beim Erkunden!

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Frage Nr. 28523 von 12.01.2020

Liebes Lilli-Team,
Ich war gut 2 Jahre mit meinem Freund zusammen, wir hatten eine schöne Zeit, oft aber wegen Kleinigkeiten gestritten. Nach einem solchen Streit hat mein Freund Schluss gemacht. Begründung, er habe das Gefühl, dass wir nicht so gut harmonieren, wie wir ursprünglich gehofft hatten. Was ich irgendwie verstehen kann, in letzter Zeit kamen Streitereien häufig vor.
Jedoch ist es so, dass er sehr gestresst ist. Ich kenne mich nicht sehr gut aus aber ich befürchte, wenn er so weitermacht, wird er früher oder später ein Burn-Out haben. Was mich nicht weiter kümmern müsste, denn ich bin ja nicht mehr seine Freundin, nur noch die Ex-Freundin. Jedoch ist das irgendwie nicht so einfach...
Ich dachte immer, ich könne recht gut mit Stress umgehen aber nun, da ich über die Weihnachtstage etwas "runterkommen" konnte, merkte ich, wie stark unter Stress auch ich gestanden habe. Als ich neulich einen Artikel über Burn-Out gelesen habe, bin ich auch etwas erschrocken, denn ich konnte viele Anzeichen bei mir selber entdecken. Ich beschloss, dass es so nicht weitergehen kann und ich etwas unternehmen muss. Ich dachte an eine psychologische Beratung. Oder hätten Sie noch andere Tipps? Evtl. auch Bücher oder Entspannungstechniken, die helfen könnten?
Irgendwie tut mir mein Ex-Freund leid, denn er will noch nicht einsehen, dass er so nicht weitermachen kann. Und obwohl ich nicht verantwortlich bin für ihn, fällt es mir doch schwer, mir keine Sorgen um ihn zu machen. Ausserdem finde ich es sehr schade, dass unsere Beziehung auseinander gegangen ist. Vorallem bin ich nicht sicher, ob es einfach daran liegt, dass wir beide überfordert waren mit unserem Leben oder ob es wirklich nicht mehr gepasst hat. Ich vermute, es hat sehr stark zu tun mit unserem persönlichen Stress, weshalb ich mir irgendwie auch Hoffnung mache, dass wir vielleicht eines Tages wieder zusammenkommen könnten. Er schreibt mir auch immer wieder, Gefühle scheinen nach wie vor vorhanden zu sein...
Wie kann ich mich davon lösen, mich für ihn verantwortlich zu fühlen? Ich weiss, dass ich nicht helfen kann, bzw. dass niemand ihm helfen kann, wenn er keine Hilfe will. Anderseits kann ich den Gedanken nicht ertragen, dass ein Mensch, den ich immer noch sehr gerne habe, psychisch an seine Grenzen kommt und ich einfach nur zuschauen kann. Ich versuche gut auf mich zu schauen, damit es mir wieder besser geht aber allzu oft erwische ich mich trotzdem, wie ich mir Sorgen mache um ihn...
w, 20

Unsere Antwort

Es geht jetzt tatsächlich darum, dass du dich um dich selbst kümmerst. Ich habe den Verdacht, dass es dir einfacher fällt, dir Sorgen um deinen Ex zu machen, als dich wirklich gut um dich zu kümmern. Genauso muss dein Ex lernen, sich um sich zu kümmern. Das würde ich euch übrigens beiden auch empfehlen, wenn ihr noch in einer Beziehung wäret. Denn eine Mutter sorgt für das Wohl ihres kleinen Kindes, aber zwei erwachsene Menschen müssen für sich selbst sorgen. Wenn sie das nicht tun, ist das eine unheilvolle Symbiose, in der zwei nicht mehr auf eigenen Füssen stehen können. Das kann zu Groll und zur Entzweiung führen. Lies dazu bitte diesen Text über Eigenständigkeit in einer Beziehung. David Schnarch hat dazu das Buch «Die Psychologie sexueller Leidenschaft» geschrieben, das ich dir sehr empfehle.

Du schreibst, dass ihr oft wegen Kleinigkeiten gestritten habt. Das zeigt mir auch, dass du oft gestresst und angespannt warst. Denn in einem Zustand von Stress und Anspannung sieht man den anderen eher als Feind und streitet eher. Umso wichtiger ist es für dich, dass du lernst, dich selbst zu beruhigen und zu entspannen. Freilich sind Entspannungs-Tipps und sonstige Tipps für Menschen in Burnout-Gefahr hilfreich – du findest sie überall im Internet. Um dich da selbst besser zu verstehen, empfehle ich zudem das Buch: «Der Selbstheilungsnerv: So bringt der Vagus-Nerv Psyche und Körper ins Gleichgewicht», von Stuart Rosenfeld. 

Die Ablösung von einem Freund fällt dir natürlich auch schwer, weil du ja nicht hundertprozentig hinter der Trennung stehst. Da ist es auch verständlich, dass du ständig an ihn denkst. Ablösung braucht ihre Zeit. Dazu empfehle ich dir auch unser Kapitel über Trennung. Vielleicht kommt ihr zwei wieder zusammen, vielleicht nicht. Wenn du jetzt an dir arbeitest, profitiert deine nächste Beziehung auf jeden Fall davon.

 

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Frage Nr. 28443 von 06.01.2020

Hallo liebes Lilli Team,
Habe euch schon einmal geschrieben unter der Nummer 25080. Ich habe mich vor 5 Wochen von meinem Freund getrennt. Er sitzt auch im Rollstuhl. Er war so wütend auf mich als ich davon gefahren bin mit meinem E-Rollstuhl das er mich gerammt hat mit seinem Stuhl. Ich bin natürlich erschrocken und wollte so schnell wie möglich weg von ihm. Er hat auch meine Assistentin gerammt die dazwischen war als er mich verfolgt hat.

Ich komme noch nicht ganz zurecht das er so dasteht. Ich wollte einfach eine Partner denn alle mögen, der mich Liebte und achtet auch. Nur leider war es nicht so. Denn ich habe immer wieder Kompromisse gemacht und war sehr lange tolerant bis eben die Situation passiert ist. Ich weiß das es gut war Schluss zu machen, da er öfters auch meine Bedürfnisse nicht berücksichtigt hat und nicht so oft auf mich eingegangen ist wenn ich was erzählt habe.

Zum anderen warum vermisse ich Ihn? und ich habe so das Gefühl ich bin ein bisschen Co-abhängig geworden von ihm. Jetzt merke ich dass ich erst einmal wieder auf mich schauen sollte, dass ich wieder zu mir komme.

Vielleicht sollte ich auch dazu sagen dass es mein aller erster Freund war und wir waren ein Jahr und 8 Monate zusammen. Also ich habe lang versucht dass es klappt habe immer wieder versucht auch ihm zu helfen und habe nicht gleich aufgegeben.

Ich vermisse jedoch total die Zuneigung, Liebe Zärtlichkeit und frag mich ob es zu früh ist schon wieder einen Freund zu suchen. Habe zwar eine Anzeige drin um einfach wieder Kontakte zu Männern zu haben aber weiß nicht ob das zu früh ist? Die ich jedoch schon wieder raus genommen habe. Auch ob ich das möchte ab und zu mich treffen um dieses Bedürfnis zu stillen.

Vielleicht könnt ihr mir helfen das ich merke was ich machen soll und richtig ist für meine Gefühle. Danke

Unsere Antwort

Du beschreibst etwas, das völlig normal ist: Die Trennung war richtig, weil in der Beziehung viel Unschönes war. Trotzdem vermisst du das Schöne, was eben auch war. Und es gibt einen Teil von dir, der dem nachtrauert. Jetzt ist es wichtig, dass du dich eben auch an das Unschöne erinnerst: Es war richtig, dass du Schluss gemacht hast.

So wie du schreibst, spürst du eigentlich sehr gut, was du brauchst und was gut ist für dich. Du scheinst auch sehr einfühlsam zu sein und ein gutes Gespür für Menschen zu haben. Das sind ganz wichtige Fähigkeiten, auf die du stolz sein kannst.

Es kann klappen, nach einer Trennung gleich eine neue Beziehung zu beginnen. Es kann auch in die Hosen gehen, wenn man die letzte Beziehung noch nicht verarbeitet hat. Wie das bei dir sein wird, kann ich bei dir überhaupt nicht sagen.

Du könntest sicher einfach mal Männer treffen und schauen, wie sich das anfühlt. Vielleicht merkst du dann, dass es wirklich noch nicht der richtige Zeitpunkt ist. Vielleicht lernst du aber auch jemanden kennen, bei dem es sich besser anfühlt als bei deinem Ex.

Ich empfehle dir allerdings nicht, dass du dich Hals über Kopf in eine Beziehung mit einem Mann stürzt, der dir eigentlich gar nicht gefällt, und der es nicht gut mit dir meint. Das ist nicht gut für dein Selbstwertgefühl. Du hast einen Mann verdient, der dir gefällt, und der es gut mit dir meint.

Vielleicht dauert es, bis du so einen Mann findest. Viele sind single, weil sie nicht einfach um jeden Preis in einer Beziehung sein wollen. Sie können auch sich selbst gegenüber liebevolle Gefühle haben und sich selbst Zuneigung schenken. Daher sind sie nicht so abhängig von anderen. Das wünsche ich dir auf jeden Fall.

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Frage Nr. 28376 von 13.12.2019

Orgasmus-Probleme, Verletzungen beim Sex

Liebes Team,

danke für die Möglichkeit hier zu fragen. Ich (m) bin mit meiner Partnerin (21) nun knapp zwei Jahre zusammen. Wir haben regelmäßig Sex, oft mit langem Vorspiel, Stimulation per Hand und Zunge. Wir beide schätzen unser Miteinander.

Anfangs brauchten wir immer Gleitgel, weil sie Probleme mit der Feuchtigkeit hatte, mittlerweile nehmen wir das eigentlich nur noch bei längerem Verkehr zur Hilfe. Ich denke das hat mit Vertrauenaufbau und damit mit höherer Lust zu tun.

Leider reisst ihr trotzdem regelmäßig das Häutchen an den inneren Schamlippen am Übergang zum Damm leicht ein oder wird wund.

Außerdem hat sie, soweit ich weiß, ohne ihr Vibationstoy noch nie einen Orgasmus gehabt. Auch damit braucht sie vergleichsweise lange. Es funktioniert bis jetzt wohl auch nur mit diesem einen.

Denkt ihr Verletzungen und die Abhängigkeit von diesem einen Spielzeug haben eine gemeinsame Ursache? Auf Masturbationsübungen wie sie hier vorgeschlagen sind, hatte sie bis jetzt nicht so viel Lust. Was liegt in meinem Möglichkeitsspektrum als Partner ihr den Sex noch lustvoller zu gestalten und das Verletzungsrisiko zu verringern?

Vielen Dank!

Unsere Antwort

Du beschreibst, dass deine Freundin sich mit einem Vibrationstoy befriedigt, dass sie nicht so leicht feucht wird und dass sie am Scheideneingang leicht reisst beim Geschlechtsverkehr. Das klingt danach, dass deine Freundin in der sexuellen Erregung eine dauerhaft hohe Muskelspannung hat. Das führt dazu, dass sie nicht so leicht feucht wird und dass die Scheide sich nicht so gut weiten kann. Wenn eine Frau die Muskeln im Beckenboden beim Geschlechtsverkehr sehr anspannt, wird die Scheide enger, was die Reibung stärker macht. Durch die starke Reibung können Risse entstehen.

Möglicherweise ist sie die hohe Muskelspannung so sehr gewöhnt, dass sie das Gefühl hat, sie sei entspannt. Es geht vielen Menschen so, dass sie selbst nicht gut einschätzen können, wie angespannt sie sind. Ich bitte dich zum Thema Muskelspannung diesen Text und diesen Text zu lesen. Welchen Eindruck hast du von der Muskelspannung deiner Freundin?

Muskelspannung gehört zur sexuellen Erregung. Problematisch ist es aber, wenn wir in eine Hochspannung kommen. Bewegung sorgt dafür, dass deine Freundin nicht in eine Hochspannung kommt. Lies dazu bitte diesen Text. Bewegung hilft, weil Bewegung ein ständiger Wechsel ist zwischen Anspannen und Entspannen. Das Verletzungsrisiko wird deshalb auch geringer, wenn deine Freundin mehr in Bewegung kommt beim Geschlechtsverkehr. Du könntest ihr vorschlagen, dass sie bestimmt, indem sie oben ist und ihr Becken so bewegt, wie es ihr gut gefällt. Schau dazu doch mal in diese Tipps. Vielleicht kannst du sie eher dafür begeistern, dass sie beim gemeinsamen Geschlechtsverkehr etwas Neues ausprobiert. Einen Versuch ist es wert.

Du möchtest auch wissen, was du tun kannst. Ich würde dir vorschlagen, dass du beim Vorspiel noch mehr die Vagina deiner Freundin einbeziehst. Die Vagina möchte gern massiert werden. Wenn du die Vagina massierst, kannst du die Beckenbodenmuskeln lockern. Stell dir das so vor wie die Massage von verspannten Nackenmuskeln, nur in der Vagina. Wenn die Muskeln locker sind und die Vagina weit und feucht, ist das Verletzungsrisiko geringer. Ich empfehle dir dazu auch diese Tipps. Auch dabei kann deine Freundin Beckenbewegungen machen.

Ich kann mir gut vorstellen, dass deine Freundin nicht besonders Lust darauf hat, für den Sex zu üben. So, wie du es beschreibst, ist das nicht besonders lustvoll für sie. Es dauert lange und es führt nicht zuverlässig zum Orgasmus. All das ist durch Üben veränderbar. Aber bis sie Veränderungen feststellen kann, muss sie aus sich heraus die Motivation zum regelmässigen Üben aufbringen. Was du bis dahin machen kannst: Versuch sie neugierig darauf zu machen, was sie beim Sex spürt und wie unterschiedlich das sein kann. Dazu empfehle ich dir diese Tipps.

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Frage Nr. 28355 von 10.12.2019

Liebes lilli-Team

Ich (w, 29) bin seit 16 Monaten mit meinem Freund (30) zusammen. Im November ist mein Freund zu mir gezogen. Seit einigen Wochen fällt mir auf, dass ich oft gestresst bin, mein Kopf ständig voll ist mit verschiedenen Dingen, welche zu erledigen oder zu organisieren sind. Ich bin oft unzufrieden und habe das Gefühl, dass letztendlich die Verantwortung für unser gemeinsames Leben mehrheitlich bei mir liegt. Mein Freund lebt im Moment, macht sich kaum Gedanken um irgendetwas zu planen (Umzug, Behördengänge, Ferien, mehrwöchiger Besuch seiner Mutter,...) und verlässt sich schlussendlich darauf, dass ich die Situationen dann schon in Ordnung bringe, wenn etwas schief läuft. Er sagt mir ständig, ich solle mir nicht so viele Gedanken machen, er hätte in seinem Leben noch nie vorausgeplant und sei immer gut über die Runden gekommen. Fast im Gleichen Atemzug fragt er mich dann aber auch um Hilfe, um für ihn Dinge in Ordnung zu bringen, welche mit einem Minimum an Planung und vorausschauendem Handeln vermieden hätte werden können. Für mich bedeutet das Mehraufwand und Stress. Es ärgert mich und ich habe den Eindruck, dass es reine Faulheit ist, welch meinen Freund davon abhält, Verantwortung zu übernehmen und mitzudenken.
Ich denke, dass wir sehr gut miteinander reden können und ich habe einige Situationen auch schon angesprochen. Aber irgendwie scheint es mir noch nicht gelungen zu sein, meinem Freund zu vermitteln, was mich an diesen Situationen stört.

Was kann ich tun, damit mein Freund mehr Verantwortung übernimmt und mitdenkt? Was können wir beide tun, damit wir uns wohlfühlen im Zusammenleben miteinander?

Vielen Dank für eure Antwort, ich schätze eure Arbeit sehr.

Unsere Antwort

Ihr seid erst vor kurzem zusammengezogen. Und nun fallen dir Dinge in eurem Zusammenleben auf, die vorher nicht so auffällig waren. Da müsst ihr euch noch miteinander einspielen. Im Moment redet ihr miteinander. Du sagst, ihr könnt gut miteinander reden. Aber es verändert sich nichts. Und das frustriert dich.

Möglicherweise stellst du nach einer Weile fest «Selbst, wenn wir zusammen wohnen, muss ich nicht die Verantwortung für ihn tragen. Er ist ein erwachsener Mann und er hat sein Leben auch vorher ohne mich bewältigen können» Die Frage ist, wie sich diese Erkenntnis bei dir einstellen kann. So, wie du die Situation beschreibst, trägst du gerade deinen Teil dazu bei, dass dein Freund keine Verantwortung übernehmen muss. Er kann sich zurücklehnen, solange du alle stressigen und aufwändigen Arbeiten für ihn übernimmst. Du willst, dass diese Aufgabenverteilung zwischen euch aufhört. Dafür musst du damit aufhören, Dinge zu tun, die du nicht tun möchtest.

Du stellst einen Widerspruch fest: Er sagt, du sollst dir weniger Gedanken machen, aber er fragt auch nach Hilfe. Auf eine Frage kannst du immer mit «Ja» oder «Nein» antworten. Nehmen wir an, er fragt dich nach Hilfe. Und du hast gerade keine Zeit oder keine Kraft dafür. Dann hast du jedes Recht, «Nein» zu sagen. Er wird es dann entweder allein hinkriegen oder nicht. Aber es ist seine Verantwortung und nicht deine. Ich empfehle dir auch diesen Text.

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