Stell deine Frage...

Fragen & Antworten:
Schluss mit Gewalt

Frage Nr. 39543 von 16.03.2025

Liebes Lilli-Team,
ich bin weiblich und 69 Jahre alt. Ich bin seit 30 Jahren verheiratet und hatte mich vor 5 Jahren für ca. 18 Monate vorübergehend von meinem Mann getrennt. Im beiderseitigen Einvernehmen und mit der Überzeugung, dass das gut und richtig ist, zogen wir wieder ins gemeinsame Haus. Nach nun gut 3 Jahren des erneuten Zusammenlebens ist mir immer stärker und fast mit körperlichen Schmerzen verbunden, bewusst geworden, dass meine sexuellen und auch alltägliche Bedürfnisse in meiner Ehe nicht erfüllt werden, ich mich eingeengt, eingepfercht und bei meinem Mann nicht mehr wohl und aufgehoben. Ich habe das zur Sprache gebracht, habe meine Wünsche und Vorstellungen ziemlich detailliert dargestellt. Seitdem versinkt er immer mehr in tiefe psychische Verletztheit, depressive Verstimmungen, wohl auch Einsamkeit und sagt, er packt das kein zweites Mal, dass ich gehe - er bringt sich um.

Entsetzlich! Er meint das Ernst. Das war auch vor 5 Jahren schon so, beim ersten Auszug, allerdings war er da noch besser vernetzt und offener für Neues. Jetzt traue ich mich manchmal schon gar nicht mehr aus dem Haus gehen, weil ich Angst habe, wenn ich zurückkomme, hat er sich vielleicht was angetan. Ich rede wohl mit ihm dazu, er verweigert aber jegliche Hilfe und sagt: "Das ist das Einzige, was mir noch bleibt und da braucht sich niemand einmischen!" Mal komme ich besser damit zurecht, mal sehr schlecht. Ich habe ihm auch gesagt, dass ich das als Erpressung empfinde und dass er machen kann, was er will. Allerdings triggert es mich trotzdem massiv. Manchmal wache ich nachts auf, empfinde mich total in der Zwickmühle und kann nicht mehr klar denken.

Im Prinzip möchte ich, dass es uns beiden gut geht und jede/r seinen Weg gehen kann. Aber er fühlt sich nur noch in den tiefsten Abgrund gestürzt und weigert sich irgendeine andere Lösung zu sehen als den Suizid. Ich weiß nicht mehr weiter. Vielleicht habt ihr noch eine Idee oder ein Hilfsangebot.
Herzliche Grüße!

Unsere Antwort

Dein Gefühl ist richtig. Dein Mann erpresst dich. Du erlebst Gewalt durch deinen Mann. Er übt erheblichen Druck auf dich aus, indem er mit Suizid droht. Du musst diesem Druck nicht nachgeben.

Es ist verständlich, dass du dich für dich selbst und dein Wohlergehen einsetzt, aber gleichzeitig auch deinen Mann nicht einfach fallenlassen willst.

In deiner Situation brauchst du jemanden, der für dich da ist. Eine Fachperson, die dich mit Gesprächen unterstützt. Wenn du dich für die Trennung entscheidest, brauchst du jemanden, der dich emotional auffängt, falls dein Mann seine Drohung in die Tat umsetzt. Du kannst bereits vor einer Trennung die notwendige Stabilität aufbauen, um den Schritt der Trennung zu verkraften. Ich wünsche dir eine Fachperson, die dich darauf vorbereitet. Such dir eine Fachperson, zu der du eine gute Vertrauensbasis aufbauen kannst. Du kannst dir Zeit lassen für deine Selbststärkung mit fachlicher Unterstützung, bis du dich sicher genug und vorbereitet fühlst.

Ich empfehle dir, in einer Beratung auch darüber zu sprechen, wie dein Mann die Unterstützung bekommen kann, die er braucht. Und wie du damit umgehen kannst, wenn er diese Unterstützung nicht annehmen will. 

Ich kann gut verstehen, dass das eine schwierige Situation für dich ist. Du musst da aber nicht alleine durch. Es gibt verschiedene Anlaufstellen, bei denen du Unterstützung bekommen kannst. Du kannst dich zum Beispiel an eine Beratungsstelle der Opferhilfe wenden. Oder an eine Trennungsberatung. Ausserdem kannst du rund um die Uhr das Hilfetelefon anrufen und dich dort beraten lassen. Die Berater*innen vom Hilfetelefon können für dich auch den Kontakt zu einer passenden Anlaufstelle in deiner Nähe herstellen.

Diese Antwort gilt auch für Frage 39550.

Schau dir mehr Antworten und Infotexte an zum Thema

Frage Nr. 39533 von 15.03.2025

Hi
Da ich niemanden habe, mit der/dem ich das besprechen kann frage ich hier.
Ich habe eure Texte zur sexuellen Orientierung gelesen und auch, dass es nicht immer so trennscharf und klar ist.
Ich bin 26 cis Frau. Ich glaube ich bin queer, aber das ist sehr neu und ich habe Angst, den Begriff falsch für mich zu verwenden, deshalb meine Frage…
Ich fühle mich nicht „einfach so“ sexuell von anderen angezogen. Ich habe sexualisierte Gewalt in der Kindheit erlebt, was das alles verkompliziert. Hatte nie konsensuelle Sexualkontakte.
Jetzt als Erwachsene finde ich hetero und lesbisch zu eng. Ich glaube auch nicht ganz, dass ich asexuell bin (aber möglich wäre es). Ich kann mir Liebe mit Frauen vorstellen und auch mit Männern oder genderqueeren Menschen. Ich war aber nie verliebt und weiss nicht, wie das dann in der Realität ist oder sein wird.
Und weil ich mich weder hier noch dort einordnen kann, würde ich mich am ehesten als queer bezeichnen. Was denkt ihr dazu?

Manchmal habe ich Angst, dass das alles nie kommen wird: Liebe, Beziehung, Sexualität. Ich fühle mich langsam „alt“. Ich arbeite an meinem Trauma in einer Therapie, aber das geht sehr sehr langsam…

Unsere Antwort

Queer ist eine Selbstbezeichnung. Es geht darum, in irgendeiner Form von der Norm abzuweichen bezüglich sexueller Orientierung und/oder Geschlechtsidentität. Wenn du den Begriff für dich verwenden möchtest, kannst du das tun. Es gehört für viele Menschen dazu, dass sich der Begriff zunächst seltsam anfühlt und Fragen auftauchen, ob die Bezeichnung wirklich passt. Du kannst erstmal auswählen, welchen Menschen in deinem Umfeld du davon erzählen möchtest, dass du glaubst, das die Bezeichnung queer für dich passt. Mit vertrauten Menschen fällt das leichter. Denn ihnen kannst du auch deine Unsicherheiten rund um den Begriff mitteilen.

Du schreibst von einer schwierigen Vorgeschichte. Die Aufarbeitung braucht Zeit. Hast du denn das Gefühl, dass du vorankommst in deiner Therapie? Bemerkst du Veränderungen in deinem Erleben und deinem Verhalten?

Ich könnte mir vorstellen, dass es dir ergänzend gut tun würde, dich gezielter mit deiner Sexualität und deinem Körper auseinanderzusetzen. Gerade nach Gewalterfahrungen ist die Beziehung zum eigenen Körper häufig beeinträchtigt und das kann es auch schwierig machen, sich auf andere Menschen einzulassen. Wie ist das bei dir?

Machst du Selbstbefriedigung? Hast du sexuelle Fantasien? Du könntest deine Erregungstechnik entdecken und mit dir selbst Sexualität im sicheren Rahmen entdecken, bevor du dich an Sexualität mit anderen Menschen heranwagst.

Du schreibst, du hast sexuelle Grenzüberschreitungen in der Kindheit erlebt. Möglicherweise hast du in dieser Zeit gleichzeitig ein Beziehungstrauma erlebt. Wer war für dich da? Wer hat dich getröstet? War es eine Person, die du eigentlich geliebt hast, die dir sexuelle Gewalt angetan hat?

Verliebtsein ist eine sehr verletzliche Phase. Es könnte sein, dass du dir einen Schutz zugelegt hast, um dich vor dieser Verletzlichkeit zu schützen. Das passiert häufig als Reaktion darauf, dass in der Kindheit emotional überfordernde Erlebnisse gemacht wurden, in denen wichtige Bezugspersonen einem Leid zugefügt haben.

Ich möchte dich dazu einladen, dass du uns dazu nochmal schreibst. Gib dann bitte die Nummer dieser Frage an.

Schau dir mehr Antworten und Infotexte an zum Thema

Frage Nr. 39532 von 14.03.2025

Hallo liebes Lilli-Team,
ich bin 28 Jahre alt, weiblich, und habe seit ein paar Monaten meinen ersten Freund.
Mein einziger vorheriger Kontakt mit einem Mann war nicht einvernehmlich, auch wenn es zum Glück nicht zum Geschlechtsverkehr gekommen ist (Ich war minderjährig, zum ersten Mal betrunken und der Mann ein ganzes Stück älter).

Als ich mit 25 Jahren aufgrund einer Krise für ein paar Jahre zurück zu meinen Eltern gezogen bin, habe ich meinen Vater fast ausschließlich nackt gesehen, da er ein großer FKK-Fan ist. Ich habe da aber massiv drunter gelitten, war angeekelt und konnte kaum ein Wort mit meinem Vater wechseln. Generell habe ich Probleme mit Körperkontakt mit Männern und brauche immer räumliche Distanz.
Außer bei meinem jetzigen Freund, wir kuscheln sehr gerne, aber trotzdem fällt mir meine erste Beziehung schwerer als gedacht. Bei unseren ersten Versuchen, Geschlechtsverkehr zu haben, war meine Vagina zu verschlossen. Zu Beginn hatte ich selber Probleme, mit einem Finger reinzukommen, aber dank eurer praktischen Tipps wird es langsam besser.
Ich brauche aber sehr viel Zeit, sich mit seinem Penis vertraut zu machen, also ihn ohne beklemmendes Gefühl anzusehen oder gar zu berühren.

Kann es denn sein, dass Frauen einen Penis nicht so toll finden? Oder ist das auch "Übungssache"?
Ich bin nämlich auch noch bisexuell (war bisher sowohl in Männer als auch in Frauen verknallt), aber jetzt zweifle ich auch daran. Vielleicht habe ich Hemmungen vorm Geschlechtsverkehr mit einem Mann, weil ich eigentlich lesbisch bin? Ich bin zwar phasenweise immer wieder nochmal in meinen Freund verliebt, habe aber auch oft Zweifel...

Liebe Grüße
PS: Ich bin ganz froh, dass ich eure Website entdeckt habe... gut dass es euch gibt :)

Unsere Antwort

Du bezeichnest dich als bisexuell, weil du dich in Männer und Frauen verknallst. Das erscheint mir daher eine passende Bezeichnung. Eine Abneigung gegenüber dem Penis lässt keine Schlussfolgerungen über deine sexuelle Orientierung zu. Lass dich davon nicht verunsichern.

Deine Einstellung zum Penis kann sich verändern. Entscheidend dafür ist, was du mit deinem Körper machst. Lass dir dafür Zeit. Gehe einen Schritt nach dem anderen und überfordere dich nicht. Mit Langsamkeit kommst du weiter.

Du bemerkst bereits, dass du selbst etwas machen kannst. Es freut mich, zu hören, dass du erste Veränderungen bemerkst, wie deine Vagina sich öffnen kann für einen Besucher.

Bleib dran. Das wird dir gut tun, um dich als Frau zu emanzipieren und dich von alten Erfahrungen zu lösen. Du kannst dein Geschlecht selbst in die Hand nehmen und erfährst auf diese Weise, dass du die Herrin im Haus bist. Dieses Gefühl ist besonders wichtig, wenn du in der Vergangenheit Gewalt erlebt hast.

Welche praktischen Tipps machst du aktuell? Ich halte es in deinem Fall für besonders wichtig, dass du in Bewegung bist. Deine Vagina wird dadurch von der passiven Erdulderin zur aktiven Aufnehmerin. Hierzu empfehle ich dir diese Übungsanleitung:

Wie wird meine Vagina zur aktiven Aufnehmerin?

  • Nimm einen Spiegel und betrachte deine Vulva. Schau mal, ob du die Vaginaöffnung gut siehst. Dann spann die Beckenbodenmuskeln an. Siehst du diese Bewegung an der Vaginaöffnung?
  • Mach deine Hand voll mit Gleitmittel, Bio-Mandelöl oder viel Speichel. Halte deinen Finger vor den Vaginaeingang. Nun bewege deinen Vaginaeingang zum Finger hin. Du bewegst also das Becken. Spann die Beckenbodenmuskeln fester an. Spürst du mit dem Finger, wie gut sich die Vagina verschliessen kann? Merkst du den Unterschied, wenn du die Muskeln etwas weniger anspannst? Je mehr du übst, desto besser wirst du den Unterschied spüren zwischen mehr und weniger angespannten Muskeln.
  • Drück mit dem Vaginaeingang ein bisschen auf den Finger. Dafür bewegst du dein Becken zum Finger. Vielleicht nimmt deine Vagina den Finger ein wenig auf. Vielleicht geht der Finger ganz hinein. Es geht eben so weit du möchtest: Du hast die Kontrolle. Nimm den Finger nur so weit auf, wie es nicht wehtut. Lass dir Zeit.
  • Halte den Finger völlig still mit der Fingerspitze im Vaginaeingang. Jetzt bewege dein Becken so nach vorn, dass der Finger in die Vagina sinkt. Bewege dein Becken zurück, damit der Finger wieder herauskommt. Du merkst: Die Vagina kann eigentlich sehr aktiv sein. Sie holt sich den Finger selbst herein. Stell dir vor, du bleibst beim Geschlechtsverkehr immer in Bewegung. Du bewegst also immer dein Becken, so wie du es geübt hast. Dann merkst du, dass deine Vagina nicht einfach passiv hinhält. Deine Vagina nimmt aktiv auf. Und sie erregt sich aktiv an dem, was sie aufnimmt.
  • Beweg dein Becken langsam kreisförmig. So kann sich deine Vagina am Finger sanft massieren. Hast du Lust, deinen Finger zu bewegen? Dann tu das auch. Du kannst streicheln, reiben, drücken, auf allen Seiten deiner Vagina. Achte darauf, was deine Vagina da so alles wahrnimmt. Nehmen wir an, du wiederholst das oft. Dann wird deine Vagina mehr spüren. Eine Berührung fühlt sich angenehm an? Dann berühre dich immer wieder so. Und verstärke die Berührung auch. Drück also mal fester oder reib schneller.
  • Spiel viel mit Bewegungen deines Beckens. Schaukel dein Becken und kreise es. Halt deinen Finger in der Vagina still, während du dein Becken auf alle möglichen Arten bewegst. Du bewegst dich also vor und zurück, hin und her. Mach alles, was dir gerade in den Sinn kommt. Wie fühlt es sich an, wenn du die Beckenbodenmuskeln anspannst und entspannst? Probier das auch mal aus.
  • Mach unbedingt auch unsere Übungen zur Beckenschaukel. Das ist die Bewegung des Beckens, bei der deine Vagina am besten etwas aufnehmen kann.

Wenn du deine Vagina aktiv erlebst, wird dir das helfen beim Aufbauen einer positiven Beziehung zum Penis. Du merkst dann, dass deine Vagina den Penis aktiv aufnehmen kann und er muss eigentlich nur hinhalten.

Beklemmende Gefühle gegenüber dem Penis kannst du über den Körper sowohl fördern als auch regulieren. Es hat einen grossen Einfluss, wie du deinen Oberkörper bewegst. Ein lockerer Oberkörper hilft, lockerer gestimmt zu sein und mehr positiven Emotionen Platz zu geben. Schau dazu bitte auch in unseren Text Gute Gefühle beim Sex durch Bewegung des Oberkörpers.

Wichtig wäre aus meiner Sicht auch das Gespräch mit deinem Freund. Sag ihm, dass du dich erst an seinen Penis gewöhnen musst.

Wegen deiner schwierigier Vorerfahrung, ist es besonders wichtig in die Autonomie reinzukommen. Du bestimmst, was du mit dem Penis machst, wann, wie viel...

Er soll zum Beispiel einfach mal sitzen und du guckst dir seinen Penis an. Mach das bitte nur selbst in Bewegung, oder wenn du stehst. Achte darauf, dass du nicht starr wirst dabei. Falls du deinen Körper starr machst, erinnere dich daran, dass du das machst und du auch etwas anderes machen kannst. Es geschieht dir nicht, du kannst Einfluss nehmen. Spüre deine Füsse auf dem Boden oder deinen Po auf der Unterlage und bringe eine lockere Bewegung in deinen Oberkörper, um dich aus der Starre zu lösen. Falls du merkst, dass dir das Anschauen noch zu viel ist, geh wieder einen Schritt zurück. Fordere dich immer nur ein kleines bisschen heraus.

Noch ein paar Hinweise, worauf du allgemein achten kannst, damit der Sex für dich genussvoll ist:

Ich würde dir von Sex in der Rückenlage eher abraten, weil du dich dann eher ausgeliefert fühlst. Wichtig für dich ist die Möglichkeit, dich gut zu bewegen. Seitwärts oder gegenüber oder auf ihm drauf. Die Typische Vorstellung von Sex ist in Missionarsstellung. Aber für Menschen, die sexuelle Gewalt erlebt haben, ist es wichtig, nicht einfach dazuliegen und es geschehen zu lassen.

Du kannst uns wieder schreiben, welche Erfahrungen du machst und wir können dich weiterhin begleiten. Gib dann bitte die Nummer dieser Frage an.

Schau dir mehr Antworten und Infotexte an zum Thema

Frage Nr. 39509 von 10.03.2025

Ich war 1,5 Jahre in einer "Situationship" mit einem Mann, der sich nie binden wollte, mir aber gleichzeitig verboten hat, andere Männer zu treffen. Schliesslich hat er mich betrogen und verlassen. Nach der Trennung bin ich in eine Depression gefallen. Durch meine Psychologin habe ich gelernt, dass ich aufgrund der emotionalen und psychischen Misshandlungen durch ihn ein Trauma entwickelt habe. Diese Misshandlungen erfüllten den Tatbestand häuslicher Gewalt.
Ich wurde von ihm isoliert, da ich meiner Familie nie von unserer Situation erzählen konnte, weil dies laut ihm Konsequenzen für ihn geben würde. Je mehr ich mich mit meinen Erlebnissen auseinandergesetzt habe, desto mehr wurde mir bewusst, dass ich auch sexuell misshandelt wurde:
Er hat gegen meinen Willen seinen Penis an meiner Scheide gerieben nachdem ich mich in einem Massagesalon geweigert habe einen BJ zu geben.
Er hat versucht, mich zu einem Blowjob zu zwingen und mich beleidigt als ich dies nach einem Streit nicht wollte.
Er hat mich gefingert, während ich geweint habe während eines Streites und mich beleidigt als ich keinen Gv mehr haben wollte.
Er hat mehrfach vor dem Geschlechtsverkehrs auf das Kondom verzichten wollen ohne meine Zustimmung und mich anschliessend eingeschüchtert als ich nicht einverstanden war, indem er es nach mir geworfen hat, während er über mir stand.
Er hat mich manipuliert und mit Liebesentzug gedroht, damit ich Analverkehr mit ihm habe. Dabei hat er ohne mein Wissen das Kondom weggelassen.
Darüber hinaus hat er mich durch Gaslighting, Kontrolle, Liebesentzug, Eifersucht und Manipulation massiv unter Druck gesetzt. Er hatte regelmässige aggressive Wutausbrüche, die mich eingeschüchtert haben, und hat mir mehrmals seine Waffensammlung präsentiert.
Nach der Trennung habe ich ihn zwei Monate lang verzweifelt kontaktiert, viele Nachrichten geschrieben und ihn angefleht, mit mir zu reden. Er hat mich jedoch blockiert und ignoriert. Ich habe auch mit mehreren Instagram-Accounts seinen Account angeschaut.
Meine Fragen:
Habe ich Chancen, ihn wegen psychischer und sexueller Misshandlung sowie meiner daraus resultierenden Depression anzuzeigen?
Könnte er mich in irgendeiner Weise anzeigen oder rechtliche Schritte gegen mich einleiten?
Ich habe Angst, dass er mich als "die verrückte Ex" darstellt, die nicht loslassen kann – wie kann ich mich dagegen schützen?
weiblich, 28

Unsere Antwort

Zu deiner ersten Frage: Du kannst eine Strafanzeige machen. Du beschreibst Situationen, die als Straftaten gewertet werden können. Vor Aufnahme eines Strafverfahren wird aber jeweils geprüft, ob für jeden einzelnen Tatvorwurf genügend Beweise vorliegen und ggf. Zeug*innen aufgeboten werden können. Eine Verurteilung des Angeschuldigten muss durch diese Beweise gerechtfertigt sein. Darum raten wir dir dringend, dich an eine spezialisierte Opferhilfeberatung oder an eine Rechtsberatung zu wenden. Mit den professionellen Berater*innen kannst du deine spezielle Situation und die Verurteilungs-Aussichten in einem Strafverfahren überprüfen.

Zu deiner zweiten Frage: Wenn dein Ex der Meinung ist, dass deine Vorwürfe ungerechtfertigt sind, kann er dich wegen Verleumdung anzeigen. Du musst ihn dann allerdings öffentlich, z.B. durch eine Strafanzeige, beschuldigen. Auch da kann dich die Opferhilfeberatung bezogen auf deine persönliche Situation genauer beraten als wir.

Zu deiner dritten Frage: Und du vermutest richtig. Wenn du für dich eintrittst, kann es sein, dass er dich diffamiert. Wenn du dich häufiger bei ihm meldest, kann er sich belästigt fühlen. Dagegen kannst du dich nicht vorbeugend schützen. Du kannst aber jede Beleidigung, Drohung oder Verleumdung bei der Polizei melden. Das führt meist dazu, dass die Beleidiger, Bedroher und Verleumder sich zurückziehen.

Wir wissen, das Strafverfahren lange dauern und sehr aufwändig sind. Grundsätzlich sind wir der Meinung, dass alle Gewalttaten angezeigt und verurteilt werden sollten. Gleichzeitig solltest du dir aber auch überlegen, wieviel Kraft du in diese Beziehung investieren willst.

Schau dir mehr Antworten und Infotexte an zum Thema

Frage Nr. 39495 von 06.03.2025

Ich habe eine zusätzliche Frage zu der Frage Nr. 39481 . Ich möchte mich zunächst für eure Antwort bedanken! Ist es auch möglich, dass ich mir das einbilde? Wie kann ich da sicher sein? Ich habe teilweise auch Erinnerungen ohne ein Gefühl. Was bedeutet das?
Danke für eure Hilfe!

Unsere Antwort

Natürlich kann es sein, dass du dich ungenau erinnerst. Das ist normal. Wir würden da aber nicht von Einbildung sprechen. Kein Mensch kann sich an jede einzelne Lebenssituation erinnern. Oft vermischen sich erinnerte Situationen. Deine Erinnerung, dass du ohne Wanderschuhe auf einen Ausflug geschickt wurdest, wird weder von deiner Mutter geteilt, noch hat die Aufsichtsperson damals reagiert. Es kann also sein, dass es eine andere Situation gab, in der du keine Schuhe hattest. Oder es haben sich andere Erlebnisse, in denen dir etwas fehlte, mit der Wanderschuh-Erinnerung gemischt. Bei vielen Erinnerungen gibt es Lücken, mit denen wir leben müssen. So eine Lücke kann auch das fehlende Gefühl sein. Manche Erinnerungen bilden sich im Gedächtnis nur schemenhaft ab. Manchmal weckt ein Geruch oder ein Geschmack eine Erinnerung.

Für dein aktuelles Leben ist es nicht wichtig, dass du dich an alles ganz genau erinnerst. Wichtig ist, dass du dich um Befindlichkeiten und Gefühle kümmerst, unter denen du leidest oder die dich einschränken.

Schau dir mehr Antworten und Infotexte an zum Thema

Frage Nr. 39476 von 01.03.2025

Guten Tag liebes Lilli-Team
Ich (w,31) habe euch bereits vor ca. 10 Jahren geschrieben zum Thema sexueller Übergriff. Dieser geschah im Ausland (Zentralasien) und wurde von meinem Gastvater begangen. Nun hat mich eine Kollegin letztes Jahr gefragt, ob ich mit ihr nach Zentralasien reisen würde. Ohne an den Übergriff zu denken, fühlte ich bereits ein gewisses Unbehagen gegenüber dieser Idee. Trotzdem habe ich zugesagt.

Jetzt in der Planung wurde mir vom Reisebüro geraten als Frauen möglichst nicht alleine unterwegs zu sein und geführte Touren in die Berge etc. zu buchen. Erst mit diesem Hinweis wurde mir das Ereignis vor zehn Jahren wieder bewusst und beschäftigt mich. Meine Kollegin hat auch vorgeschlagen meine damalige Gastfamilie zu besuchen. Nun überlege mich mir eine gute Ausrede dies nicht unbedingt tun zu müssen, aber mir fällt nichts passendes ein. Ich bin mir auch nicht mehr sicher, ob ich überhaupt nochmals dorthin reisen möchte. Auf der anderen Seite ist der Planungsprozess bereits fortgeschritten und ich würde mich sehr schlecht fühlen das Ganze wieder abzusagen und die Länder sind spannend und sehr schön.

Zudem war der Übergriff wohl nur eine sexuelle Belästigung und eigentlich ist auch nicht viel passiert ist, trotzdem beschäftigt es mich. Hier eine kurze Zusammenfassung, was passiert ist: Mein Gastvater hat mich an intimen Stellen berührt (ich war bekleidet), dabei gestöhnt, seinen Körper an meinen gedrückt und mich geküsst. Er hat dann von mir abgelassen, als sein Bruder hinzu gekommen ist. Wir waren irgendwo draussen, ziemlich weit weg von der Zivilisation, die beiden wollten mir etwas zeigen. Passiert ist es als der Bruder des Gastvaters kurz austreten musste. Ich hatte mich kaum gewehrt, stand einfach wie angewurzelt da und hoffte, dass es schnell vorbei geht, was ja glücklicherweise so geschah.

Was würden Sie mir raten? Reise absagen oder mich konfrontieren auch mit der Gastfamilie? Der Kollegin erzählen, was passiert ist, kann ich nicht, ich schäme mich zu fest dafür, dass es mich 10 Jahre später immer noch beschäftigt.

Unsere Antwort

Ich finde es verständlich, dass dich der sexuelle Übergriff auch 10 Jahre nach dem Ereignis noch beschäftigt. Das, was dein Gastvater getan hat, war nicht in Ordnung. Er hat deine Grenzen massiv überschritten.

Du schreibst nun davon, wie schwer es dir fällt, deine Bedürfnisse und Grenzen deiner Kollegin gegenüber zu äussern für eure Reiseplanung. Meine Vermutung ist, dass beides zusammenhängt. Und ich vermute, dass es dir hilft, genauer zu spüren, was du da eigentlich körperlich tust. Denn das hilft dir, dich in Zukunft besser zu schützen.

Wir können uns dann gut schützen, wenn wir uns gross und weit fühlen. Das heisst: Du spürst deinen Körper gut in seiner vollständigen Grösse. Die Füsse sind fest verankert auf dem Boden. Die Aufmerksamkeit breitet sich in alle 6 Richtungen aus: nach oben und unten, rechts und links, vorne und hinten. Die Atmung ist tief. Der Bauch ist locker.

Mithilfe von Körperübungen kannst du diesen Zustand herstellen. Klopfe zum Beispiel auf eine schöne Musik deinen ganzen Körper für 3-5 Minuten ab, um ihn gut zu spüren. Schicke deine Aufmerksamkeit etwa 20 Zentimeter über deinen Körper hinaus in alle 6 Richtungen jeweils für 3 Atemzüge. Also so, als würdest du dich in diese Richtungen ein Stück ausdehnen. Lass deine Atmung bis tief in den Bauch fallen.

Und wenn du in diesem Zustand der Ausdehnung bist, denk nochmal an eure Reiseplanung und überlege, wie du gut für dich sorgen kannst. Womit würde es dir gut gehen? Was wäre dir zu viel? Womöglich fällt dir im Kontrast auf, wo du eng und klein gewesen bist beim Gedanken an die Reise nach Zentralasien.

Du kannst uns gerne wieder schreiben und uns mitteilen, wie das für dich war. Gib dann bitte die Nummer dieser Frage an.

Du schreibst von grosser Scham darüber, dass du dich nicht gewehrt hast. Hast du im Zusammenhang mit sexualisierter Gewalt schon den Satz gehört "Die Scham muss die Seite wechseln"? Der Satz stammt aus den Gerichtsprozessen von Gisèle Pelicot gegen ihre Vergewaltiger. Es geht darum, dass es an der Zeit ist, dass sich Täter sexualisierter Gewalt schämen. Dabei geht es darum gesellschaftlich anders auf sexuelle Übergriffe zu blicken und die Scham bei den Menschen zu verorten, die Unrecht tun: die Täter. Du hast keine Schuld an dem, was dir passiert ist. Mehr dazu steht in unserem Text Gewalt: Schuld und Verantwortung.

Schau dir mehr Antworten und Infotexte an zum Thema

Frage Nr. 39444 von 24.02.2025

Hallo liebes Lilli Team
Ich Weiblich 20 Jahre bin seit fast zwei Jahren in einer Beziehung.
Zuvor war ich mit 16 Jahren in einer sehr toxischen Beziehung, in der mir vieles verboten wurde etc.
Nun bin ich in einer sehr gesunden Beziehung und ich habe grosse Schwierigkeiten mich als "gut genug" zu empfinden, für mich selbst und meinen Freund (er gibt mir nie das Gefühl ich sei es nicht).
Ich warte ständig darauf, dass es streit gibt oder er mich eventuell verlassen könnte, sozusagen warte ich auf das Chaos, welches ich mir so gewohnt war. Ich möchte dies logischerweise auf keinen Fall. Aber dieses Gefühl lässt mich einfach nicht los, in letzter Zeit ist es wieder schlimmer geworden, ich sage Sachen die unnötig oder verletzend sind. Ich meine sie nie so wie sie rauskommen. Ich versuche ständig diese Gedanken wegzudrücken, es funktioniert jedoch einfach nicht. Ich weiss mein Gehirn hat nicht recht mit den Gedanken. Ich kann sie jedoch nicht ignorieren.
Zudem habe ich bereits vor einem Jahr genau schonmal zu dieser Thematik 147 geschrieben, welche nie antworteten. Daher überlege ich mir zurzeit, ob es am Datum (Trauma) oder sonstigem liegt, dass es wieder schlimmer geworden ist. Ich habe keine kraft mehr für diese Gedanken und diese Sorgen...
Zusätzlich distanziere ich mich von Ihm und seiner Familie, denn wenn ich mit Ihm bin, ist es schlimmer, als wenn ich mit Freundinnen bin. Ich kann diese Gedanken nicht beschreiben aber sie nehmen momentan sehr grossen Einfluss auf mein Verhalten.
Was kann ich tun?

Unsere Antwort

Du hast schon viel von deinem Verhalten verstanden. Es ist tatsächlich nicht einfach, eine gute Beziehung zu leben, wenn man sich selbst nicht als ‚gut genug’ erlebt. In dem gewohnten Chaos würdest du dich auskennen, ebenso mit den Folgen von ‚unnötigen‘ Verletzungen.

Dir ist auch aufgefallen, dass deine Abwehr stärker wird, je näher ein Jahrestag kommt, der deine Erinnerungen an traumatisierende Erfahrungen intensiviert. Dein Gefühl der Wertlosigkeit scheint sich dann in den Vordergrund zu drängen. Auch merkst du, dass du dich vom ‚Guten‘, also von deinem neuen Freund und seiner Familie distanzieren musst. Freundinnen sind erträglicher. Was du da erlebst, sind die Folgen deiner früheren Beziehungserfahrungen. Du lernt gerade, dass man auch das ‚Gute‘ lernen muss. Deine Einsicht und deine sehr gute Wahrnehmung allein reichen für die nötigen Veränderungen nicht aus.

Was kannst du tun:

  • Korrigiere deine Gedanken auf freundliche Art und Weise, wenn sie dich wieder in einen Streit treiben wollen. Zeige ihnen gegenüber Verständnis. Sie wollen das herstellen, was sie kennen. Wenn du sie wegdrücken willst, aktivierst du ihren Gegendruck.
  • Verhandele mit ihnen. Worauf können sich deine Streit-Gedanken einlassen? Du denkst sie, sprichst sie aber nicht aus? Du hörst ihnen zu und gibst ihnen recht? Du erklärst ihnen (und dir selbst), dass die Gedanken früher absolut richtig waren. Gib ihnen einen Platz in deiner Vergangenheit. Heute passen sie einfach nicht mehr gut. Das können deine Gedanken erkennen, wenn du sie denken darfst.
  • Du wirst merken, dass die streitbare und verletzte Spannung in deinem Körper damit nicht verschwindet. Dein Körper mit seinen Gefühlen braucht auch deine Unterstützung. Wo darf er seine Spannung ausdrücken, ohne dass du dich hinterher beschämt fühlst.
  • Und dann könntest du auch noch das Unterscheiden üben. Was unterscheidet das Verhalten deines jetzigen Freundes von deiner vergangenen Erfahrungen? Welches Verhalten und welche Gedanken möchtest du zu deiner aktuellen Beziehung beitragen?

Wenn du dir das alles allein nicht zutraust, raten wir dir zu einer Psychotherapie. Wichtig ist uns, dass du verstehst: Dein Kampf gegen dich und deine früheren Erfahrungen hilft nicht weiter. Du bist eine beziehungsfähige junge Frau. Dein Werkzeuge aus der alten Beziehung nützen allerdings nicht mehr viel. Darum lernst du jetzt das Handwerk für deine neue Beziehung.

Schau dir mehr Antworten und Infotexte an zum Thema

Frage Nr. 39387 von 30.01.2025

Was soll ich machen wen meine Freundin mich schlägt ?
Darf ich zurückschlagen ?

Unsere Antwort

Es ist nicht okay, dass deine Freundin dich schlägt. Das ist Gewalt.

Du darfst dich wehren. Sag ihr ganz klar, dass Schläge nicht in Ordnung sind. Und falls sie trotzdem nicht damit aufhört, würde ich dir raten, die Freundschaft zu beenden und dich von ihr zu entfernen.

Vielleicht möchtest du noch ein bisschen mehr dazu erzählen? Wie fühlst du dich sonst in der Beziehung mit deiner Freundin? Achtet sie dich und deine Bedürfnisse?

Ich weiss nicht, wie alt du bist. Du kannst dich auch an eine Jugendberatung oder Gewaltberatung in deiner Nähe wenden. Sie können dir helfen, für dich einzustehen ohne selbst zu schlagen. Du kannst uns auch wieder schreiben. Gib dann bitte die Nummer dieser Frage an.

Schau dir mehr Antworten und Infotexte an zum Thema

Frage Nr. 39384 von 29.01.2025

Liebes Team bei Lilli!

Ich habe schon länger einen Freund, mit dem ich auch schlafe.
Wir hatten Sex gehabt jetzt am Wochenende.
Ich möchte weder Pille noch Spirale noch Dreimonatsspritze nehmen, so dass wir ein Gummi verwenden.
Wir hatten auch diesmal ein Gummi genommen, aber mein Freund hatte das Gummi (nachdem er den Penis aus der Scheide genommen hatte) plötzlich entfernt und auf meinen Bauch ejakuliert.
Ich habe ihn gleich gefragt, warum er das getan hatte.
Er meinte, er wollte lieber auf den Bauch spritzen als ins Gummi.
Er hätte Lust dazu gehabt.
Er weiss, dass ich Angst vor einer ungewollten Schwangerschaft habe.
Ich fand es nicht korrekt von ihm, da er es nicht vorher mit mir abgesprochen hatte.
Zur Sicherheit hatte ich mir nach ca 1 Stunde die Pille danach aus der Apotheke geholt.
Ich hatte ihm das auch mitgeteilt schriftlich.
Ich habe sie Zuhause eingenommen.
Meine erste Frage ist, inwieweit ich trotzdem schwanger sein könnte.
Und meine zweite Frage ist, wie Ihr das Verhalten meines Freundes beurteilt.
Ich finde es nämlich schlecht und bin noch erschrocken, was ich ihm inzwischen auch mitgeteilt habe.
Ich habe ihn auch um die teilweise Erstattung der Kosten der Pille danach gebeten.
Er hatte zugestimmt.
Meine dritte Frage ist, wie ich mich in Zukunft absichern kann mit hoher Wahrscheinlichkeit, dass der Mann das Gummi nicht plötzlich entfernt.
Denn ich möchte auf keinen Fall Pille, Spirale oder Dreimonatsspritze und auch die Pille danach möchte ich nur so selten wie möglich nehmen müssen.
Ich danke Ihnen vielmals für Ihre Antwort.
Herzliche Grüße,

Unsere Antwort

Zuerst einmal: Mach dir keine Sorgen, du kannst nicht schwanger sein. Du hättest nur dann schwanger werden können, wenn dein Freund direkt an deinen Vaginaeingang ejakuliert hätte. Wenn Sperma auf deinen Bauch kommt, kannst du davon nicht schwanger werden. Dein Freund hat dich durch sein Verhalten also nicht dem Risiko ausgesetzt, schwanger zu werden. 

Trotzdem ist es verständlich, dass du sauer auf deinen Freund bist und dir gewünscht hättest, dass er dich vorher gefragt hätte, ob es für dich in Ordnung ist, wenn er auf deinen Bauch ejakuliert. Das solltest du ihm so auch noch einmal sagen und ihm deutlich machen, dass du nicht möchtest, dass sich das wiederholt. Ihr könnt gemeinsam besprechen, wie ihr in Zukunft vorgehen wollt. Du kannst ihm zum Beispiel sagen, dass du möchtest, dass er dich das nächste Mal fragt, bevor er das Kondom abzieht. Oder du kannst ihm sagen, dass du gar nicht möchtest, dass er auf deinen Bauch ejakuliert. Achte dabei darauf, was sich für dich gut anfühlt und was für dich in Ordnung ist und was nicht. Dein Freund sollte das respektieren. 

Wenn dein Freund wieder etwas macht, das du nicht möchtest, ist es am besten, direkt zu reagieren und deine Grenzen klar zu machen. Zum Beispiel indem du sagst: "Stopp, was machst du da?". Das hast du ja bereits gut geschafft, indem du ihn direkt zur Rede gestellt hast.

Schau dir mehr Antworten und Infotexte an zum Thema

Frage Nr. 39380 von 28.01.2025

Ich habe eine etwas allgemeine Frage. Ich merke langsam, wie mich bestimmte Lebensabschnitte noch heute belasten. Ich möchte mich möglichst nicht mit den Erinnerungen konfrontieren. Es ist aber auch ein Wunsch da, meine Geschichte aufzuarbeiten. Ich habe noch immer enorme Mühe zu mir zu stehen und will sein, wie die anderen oder stelle mir vor, wie mein Leben sonst verlaufen wäre. Wie kann ich mich emanzipieren? Ist es möglich seine Geschichte aufzuarbeiten, ohne das sie einem immer beeinträchtigt?

Unsere Antwort

Du stellst eine sehr gute Frage. Du steckst zwischen einem «einerseits» und einem «andererseits» fest. Einerseits möchtest du dich nicht an schwierige Erfahrungen und Situationen erinnern. Andererseits möchtest du dich aber von ihnen emanzipieren. Du möchtest sie verarbeiten. Dein aktueller Verarbeitungsweg findet in deiner Vorstellung statt: Du wünschst dich anders als du bist und denkst dir einen alternativen Lebensweg aus. Zum Glück merkst du selbst, dass in dir eine innere Spannung entsteht. Die eine Seite nicht zu akzeptieren und die andere nicht zu erreichen, macht enorme Mühe.

Tatsächlich geht es vielen Menschen so wie dir. In jeder Person wohnen verschiedenen Meinungen über sich selbst. Aus dieser Erkenntnis, wurde die Egostate-Therapie entwickelt. Diese psychotherapeutische Methode geht genau von deiner Situation aus. Weil die schwierigen Erfahrungen mit schwer erträglichen Gefühlen verbunden, kümmert man sich erstmal um die Stärken. Dann erst werde vergangene Erfahrungen und aktuelle Wünsche miteinander in Kontakt gebracht. Das gibt dir die Möglichkeit, deine Stärken zu erkennen und wertzuschätzen und Wege für deine Zukunft zu finden.

Für die Arbeit an deiner Lebensgeschichte raten wir dir zu einer Psychotherapie. Empfehlen würden wir eine Person, die mit den verschiedenen Pesönlichkeitsanteilen und mit verschiedenen Perspektiven arbeiten kann. 

Schau dir mehr Antworten und Infotexte an zum Thema

Frage Nr. 39358 von 24.01.2025

Zu Frage NR. 39309
Vielen Dank für Eure Antwort!
Ich denke, ich kann mir vertrauen lernen, im Verhalten des anderen zu erkennen, ob dieser respektvoll ist.
Ich verstehe auch, dass Porno nicht gleich Gewalt ist. Aber ich persönlich denke, dass man nie wissen kann, ob die Darsteller noch wollen, dass das Video noch online ist, ob das Mitmachen freiwillig war und das meiste einfach frauenverachtend ist bzw. Männer lernen, dass bestimmte Praktiken Frauen nicht weh tun würden (seelisch als auch körperlich).
Ich denke, ich habe einfach Angst, keinen Mann mehr zu finden, der keine Pornos mehr schauen möchte, da es eigentlich kaum Männer gibt, die keine Pornos schauen. Und einen der Prostitution ablehnt. Das macht mich traurig, weil ich gerne eine Beziehung will, dies aber nicht akzeptieren möchte. Für mich sind Fantasien, welche auch immer, kein Problem. Ich sehe jedoch das Schauen von Pornos mit Gewaltinhalten als Handlung, da dies echte Menschen sind und damit das Ganze als Verhalten. Jedoch ist dieses Verhalten für mich nicht unbedingt präsent, weil ich es ja nicht mitbekommen müsste oder es früher war. Ich weiß, einfach nicht mehr, wie ich jemanden entspannt kennen lernen kann. Ob ich meine Meinung ändern muss, weil ich gerne einen Mann finden möchte. Ob ich akzeptieren muss, das jemand Gewalt vielleicht anschaut und trotzdem ein respektvoller Mann im persönlichen Kontakt ist.
Wie kriege ich meine Vorstellungen zu diesem Thema und meinen Wunsch nach Beziehung unter einen Hut? Sollte ich andere Sichtweisen annehmen lernen, akzeptieren, wenn jemand etwas "schlimmes" angeschaut hat?
Ich bin einfach sehr unglücklich und überfordert damit und sehe keine gute Paarzukunft für mich... oder bleibe ich lieber alleine, weil es niemanden geben wird (oder so selten und damit kaum findbar - und so jemanden habe ich verloren), der nie Gewaltvolles angeschaut hat und auch ganz auf Pornos verzichten wird.
Vielen Dank!

Unsere Antwort

Deine Nachricht zeigt mir, dass du wirklich unter diesem Thema leidest und dir viele Sorgen und Gedanken machst. Das ist sicher sehr anstrengend. Ich habe den Eindruck, du bist etwas in einem Schwarz-Weiß-Denken verfangen, was dir nicht hilft und dich ziemlich unter Druck setzt. Ich versuche mal, das ein wenig aufzulockern.

Erstens gibt es durchaus Männer, die keine Pornos schauen und noch mehr Männer, die keine gewaltvollen Pornos schauen. Es ist also gar nicht so unwahrscheinlich, wie du denkst, so jemanden zu finden. Die Wahl ist nicht zwischen „Ich bleibe meinen Werten treu“ und „Ich finde eine Beziehung“. Es gibt viele Möglichkeiten, wie beides gleichzeitig wahr werden kann.

Eine Möglichkeit besteht darin, dass Menschen sich ändern können. Wenn du jemandem erklärst, wieso das problematisch ist und wie deine Gefühle dazu sind, dann wird dieser Mann sein Verhalten vielleicht einfach ändern. Sei es, dass er gar keine Pornos mehr schaut, keine Gewaltpornos mehr oder nur noch Pornos von ethischen, feministischen Pornoproduzent*innen – die gibt es nämlich durchaus! Vielen Männern sind Frauenrechte sehr wichtig und sie sind bereit dazuzulernen.

Du gehst in deinen Gedanken sehr weit in die Zukunft und neigst dabei ein bisschen zum Katastrophisieren. Das heißt, du malst dir immer die schlimmste Version aus, auch wenn die nicht sehr wahrscheinlich ist. Denn mal angenommen, du lernst jemanden kennen und ihr versteht euch gut und irgendwann sprecht ihr über diese Themen und der Mann sagt, dass er manchmal Pornos schaut. Dann ist das nicht das Ende der Welt. Dann könnt ihr darüber sprechen und eine Lösung finden. Oder, wenn das nicht funktioniert, dann beendet ihr die Sache eben. Du musst nicht vom allerersten Kontakt an wissen, wie ein Mann zu diesen Dingen steht. Denn du kannst immer wieder neu entscheiden, ob etwas, was die andere Person macht, für dich okay ist, ob ihr Kompromisse finden könnt, oder ob du oder die andere Person sich ändern möchte.

Natürlich darfst du deine Werte haben und auch für sie einstehen. Aber das ist nicht schwarz-weiß: Menschen sind nicht entweder respektvoll oder schauen Pornos. Das ist viel komplexer. Das hast du ja auch bei deinem Ex-Partner gesehen. Mit konkreten Menschen sind da viel mehr Nuancen, als wenn man sich dazu hypothetische Gedanken macht.

Du steckst in einer Angstspirale, weil du versuchst, das alles schon vorauszusehen. Diese Angst lähmt dich scheinbar ziemlich. Mein Rat ist daher, dass du aktiv wirst. Lern Leuten kennen, geh auf Dates, probier es aus. Du kannst dabei durchaus schon ein paar Dinge tun, um die Chancen zu erhöhen, dass du jemanden triffst, der deine Werte teilt. Wenn du Dating-Apps nutzt, kannst du beispielsweise in dein Profil schreiben, dass feministische Themen dir wichtig sind. Aber ich denke, du musst die Erfahrung machen, dass du dir vertrauen kannst, dass Menschen nicht schwarz-weiß und unveränderbar sind, und dass es für viele Dinge Lösungen gibt.

Schau dir mehr Antworten und Infotexte an zum Thema

Frage Nr. 39354 von 23.01.2025

Es erscheint mir kompliziert. Ich möchte verstehen was es ist, wie man es nennt. Mir wurde als Kind unter den Rock gefasst. Mein Vater tobte zwar, aber das wars. Er fühlte sich sicher und verfolgte mich. Vom 6. bis 18. Lebensjahr. Der Mann machte mir furchtbare Angst und ich konnte nicht atmen und meine Stimme war immer weg, ich war erstarrt wie ein Stein, wenn er in der Nähe war. Ich berichtete meinem Vater, dass er mich verfolgt. Ich war zu dem Zeitpunkt im Grundschulalter. Er meinte zu mir, dass der Mann mich lieben! würde und was ich nur hätte etc. Wenn ich nicht schreie, kann es wohl nicht so schlimm sei etc. Das dies Liebe sei hat mich irritiert. Ich träumte aber ab diesen Zeitpunkt von diesem Mann in brutalsten sexuellen Fantasien. Diese gewaltvollen Träume haben sich seit dem ich 8 war nicht verändert, sie sind nur erwachsener geworden. Sie erregen mich, sie erschrecken mich nicht und ich komme ohne sie nicht zum Höhepunkt. Obwohl er mich als ich den Führerschein erhielt nicht mehr verfolgen konnte, träumte ich weiterhin. Es geht manchmal soweit, dass ich mir wünschte er hätte es getan, nur um diese Träume/Fantasien loszuwerden oder um etwas eindeutiges zu haben. Ich weiß nicht wie man das nennt. Gibt es einen Begriff dafür? Ich würde dies gerne wissen, um mich zu verstehen, denn mit meinen über 40 Jahren bin ich es weder los noch verstehe ich es. Es erscheint so irrational.

Unsere Antwort

Du hast sexuelle Übergriffe erlebt. Dein Vater hat zwar getobt, dabei aber vergessen, dich zu schützen. Er hat damit deine Irritation verstärkt. Dein Gefühl machte dich starr vor Angst. Dein Vater nennt das aber Liebe. Du steckst in dieser Ambivalenz fest. Verstehen kannst du das folgendermassen: Du musstest Gefühle ertragen, die unerträglich sind. Sie durften sich aber nicht unerträglich anfühlen, sondern waren ‚Liebe‘. Dein Körper hat alles getan, um damit klar zu kommen. Aus der Übererregung, die dich erstarren liess, hat er sexuelle Erregung gemacht und die sexuellen Fantasien gleich mitgeliefert. Damit hast du das Erschrecken, die Angst und die Erstarrung bewältigt. Inzwischen ist zwar die Täterschaft nicht mehr da. Dein Körper bleibt bei den alten Erregungsquellen. Dies ist normal, weil traumatisierende Erfahrungen für die Bewältigungsstrategien prägend sind. Mit deinen speziellen sexuellen Erregungsquellen und sexuellen Fantasien bewältigst du immer noch die alten Überlastungen. Das engt dein Sexualleben ein. Die psychiatrische Krankheitslehre formuliert leider immer noch störungsorientiert. Wenn du deine Sexualität als leidvoll erlebst und sie deine Lebensweise beeinträchtigt, könnte deine Sexualität in die Kategorie der Paraphilien eingordnet werden. Da du sie als Traumafolge erlebst, könnte man dies als einen Symptombereich der Postttraumatischen Belastungsstörung ansehen.

Wenn du dich mit dir selbst, deinem Selbstverständnis, deiner Sexualität beschäftigen möchtest, empfehle ich dir eine Trauma- und Sexualtherapie. Dabei solltest du eine Fachperson suchen, die gut ausgebildet ist und mit deinen Fragen respektvoll umgeht.

Schau dir mehr Antworten und Infotexte an zum Thema

Frage Nr. 39343 von 21.01.2025

Ich erlebe momentan Mobbing. Es ist nicht nur in der Schule, sondern auch auf dem Heimweg. Nachdem ich letzte Woche nachhause gefahren bin hat der Mobber mir Essen ins Gesicht geworfen. Ich erhielt von der Schulleitung nur wenig Unterstützung. Die Lehrer meinen nur, die Schüler in der Klasse haben sonst einen guten Zusammenhalt. Dies vermittelt mir das Gefühl, das etwas falsch ist mti mir. Meine Mutter meint nur, dass es an einer anderen Schule nicht besser ist und das andere auch solche Erfahrungen machen müssen. Meine Eltern meldeten den Vorfall der Schulleitung, jedoch erhalte ich sonst keine Unterstützung. Die Schulleitung machte nur in der Klassenstunde ein paar Übungen um den Klassengeist zu stärken, mehr nicht. Ich weiss nicht mehr was ich tun kann, es will mir niemand helfen und alleine schaffe ich das nciht.

Unsere Antwort

Du siehst das richtig. Allein schaffst du das nur sehr schwer. Wir hätten dir darum auch als erstes geraten, die Schule und deine Eltern zu informieren. Wir hätten angenommen, dass deine Schule sich schon überlegt hätte, wie sie mit Mobbing umgeht. Mobbing ist nämlich tatsächlich weit verbreitet. Da hat deine Mutter recht. Umso wichtiger wäre es, dass Schulen und andere Institutionen mit Fürsorgepflicht eine Vorgehensweise erarbeiten, in der Opfer geschützt werden, alle über Mobbing informiert sind und die Täterschaft Konsequenzen für ihre Taten erlebt. Wenn Mobbende nicht direkt angesprochen werden, können sie annehmen, dass man Mitschüler*innen beleidigen, ausschliessen, belästigen, ignorieren, verspotten oder quälen darf.

Nun hast du schon die Schulleitung und deine Eltern informiert. Das Ergebnis ist für dich nicht zufriedenstellend. Gut wäre, wenn deine Eltern der Schulleitung rückmelden würden, dass Übungen zur Stärkung des Klassengeistes nicht sicherstellen, dass die Mobbinghandlungen aufhören. Auch du fühlst dich durch die Massnahmen nicht sicherer.  Es wurde nicht genug für dich und deine Sicherheit getan. Auch an Ermutigung fehlt es noch. Wir finden es darum wichtig, dass du dich an professionelle Stellen wendest. In der Schweiz ist das das die Notrufnummer für Jugendliche von ProJuventute 147, in Deutschland kannst du 116 111 anrufen. Das ist die die Nummer gegen Kummer. Beide Stellen machen auch Online-Beratung. In unserem Infotext «Mobbing» empfehlen wir auch Opferberatungsstellen. In all desen Stellen wirst du Berater*innen finden, die Mobbing und die Folgen ernst nehmen. Du könntest mit ihnen Strategien besprechen, wie du dich in Zukunft verhältst und bei wem du dich meldest, wenn du wieder bedroht wirst. Auch ein persönlicher Notfallplan wäre sinnvoll. 

Unbedingt möchten wir dich ermutigen, dich um deine eigenen Stärken zu kümmern. Ein Selbstverteidigungskurs wäre dazu empfehlenswert. Dort geht es nicht darum, dass du zurückschlägst. Du lernst dort deine eigene Kraft kennen. Du lernst auch, dich zu beruhigen, wenn du bedroht wirst, so dass du nicht so leicht in Panik gerätst. Ausserdem übst du, dich mit deiner Wörtern abzugrenzen und dich zu wehren. Wenn du antworten kannst, wird das deine Ohnmachtsgefühle beruhigen und so deine Haltung beeinflussen. In der Schweiz gibt es Wen-Do-Kurse (nur für Frauen), die nach dem Slogan ‚Angst beginnt im Kopf - Mut auch‘ arbeiten. Es gibt noch viele verschiedene Selbstbehauptungstrainings. Manche sind verbunden mit Kampfkunstformen. Die eigene Kraft durch Kampfkunstformen zu entwickeln, stärkt deine innere Sicherheit. Dies scheint uns besonders wichtig, wenn die äusseren Absicherer und Hilfen fehlen. 

Für weitere Tipps verlinken wir mit einem Artikel des ZDF und einer Website aus Wien. Die Wiener Stelle weist noch darauf hin, dass ein Protokoll der Ereignisse und auch deiner Massnahmen (Info an Schulleitung, Eltern etc.) sinnvoll sein kann. Unsere Message an dich ist: Gib dich selbst nicht auf. Bleib geduldig bei der Suche nach helfenden Profis, Befreundeten, Verwandten etc.. Kümmere dich um deine innere Sicherheit und Stärke, damit du immer wieder genau weisst: Es ist nichts mit dir falsch. Mobbing sagt man, wenn ein Mensch erniedrigend oder gewalttätig behandelt wird. Es handelten also Andere falsch!

Schau dir mehr Antworten und Infotexte an zum Thema

Frage Nr. 39311 von 14.01.2025

Danke für eure Antwort zu Frage Nr. 39298.
Ich verstehe, dass Eigenständigkeit bedeutet, dass seine Reaktion weniger mit mir macht?
Ich kommuniziere seit Monaten: Ich möchte/ brauche Abstand. (Mehrfach, auch schriftllich und explizit.) Und dass ich keine Geschenke möchte ebenfalls schon lange und mehrfach.
Ich habe verschiedene Anteile: Einer findet „Ich habe es satt, dass meine Grenzen missachtet werden. Nein heisst nein. Und ich möchte die Schuldgefühle nicht mehr für dich herumtragen.“
Aber ich habe auch Teile/ Momente, in denen ich mich schrecklich schuldig/ ekelhaft und so weiter fühle, oder eben an meiner Wahrnehmung zweifle.
Und ich habe auch Angst vor ihm. Es fühlt sich an, als würde er mich nicht loslassen. Ich möchte es nicht eskalieren.
Ich suche mir Hilfe bzw. bin dabei, Vertrauen zu einer Therapeutin aufzubauen, um mit alldem etwas aufzuräumen. Ich habe einfach Mühe damit, mich so zu öffnen im Gespräch.
Es hat mir aber gerade Mut gemacht zu lesen, dass wenn ich es zulasse/ ertragen kann, die Flashbacks ihre Funktion verlieren. Irgendwie gibt das gerade Hoffnung. Danke dafür (und für eure Arbeit.)

Unsere Antwort

Vielen Dank für deine Antwort. Ja, du hast richtig verstanden. Eigenständigkeit hat auf viele Bereiche Auswirkungen. Du kannst dich als handelnde Person wahrnehmen und die Grenzen deines Handelns erkennen. Du wirst den Mut aufbringen, für dich selbst zu sorgen. Du weisst, dass du für (Straf-)Taten nicht verantwortlich bist. Jetzt zweifelst du manchmal daran. Dann brauchst du alle Kraft, um Schuldgefühle und die Wahrnehmungszweifel hin und her zu schieben, abzuwägen und zu überwinden. Deine Schuldgefühle brauchen viel Energie. Die brauchst du eigentlich, um mit den Ohnmachts- und Hilflosigkeitsgefühlen klarzukommen, die du erlebt hast. Eigenständigkeit hilft hier, Selbstmitgefühl zu entwickeln und behalten. Dein Anteil, der die Grenzverletzungen satt hat, wird mit Eigenständigkeit nicht weiter hoffen, dass die Täterschaft deine Bitten nach Abstand etc. erhört. Seine Grenzüberschreitungen würden für dich wirkungslos. Die Angst, die du hast, hilft dir Gefahren zu erkennen und einzuschätzen. Du brauchst sie. Du wirst nur deinen Beitrag leisten können, Eskalation zu verhindern. Wenn die Täterschaft eskalieren will, brauchst du Schutz durch Freund*innen, professionell Helfende und durch die Justiz. Nimm die Angst ernst. Nimm alles in Anspruch, was dir hilft.

Schau dir mehr Antworten und Infotexte an zum Thema

Frage Nr. 39298 von 12.01.2025

Liebes Lilli-Team
Ich weiss nicht, wie ich das formulieren soll. Ich fühle mich völlig durcheinander.
Aufgrund Erinnerungen an sexualisierte Gewalt durch meinen Vater habe ich mich von meiner Familie distanziert, um ein Leben aufbauen zu können und vielleicht irgendwann heilen zu können. Ich habe es niemandem in der Familie gesagt.
Seither erhielt ich immer wieder Geschenke und Nachrichten von meinem Vater, dass er mich vermisst und liebt.
An Weihnachten lehnte ich ein sehr teures Geschenkangebot ab (ich war nicht am Fest). Letzte Woche erhielt ich dann eine lange Nachricht in der er seinen Schmerz und sein Unverständnis für meine Distanziertheit ausdrückt und mich (erneut) auffordert darüber zu sprechen. Er philosophierte auch über mögliche Ereignisse (Kleinigkeiten, Beispiele bei denen er nicht involviert war) in der Kindheit, die der Grund sein könnten. Er würde mir jeden Stein aus dem Weg räumen und hätte mich getröstet hätte er mich weinen sehen. Er fand ich solle die Themen mit ihm angehen, statt einfach die Familie zu verstossen.

Kann man vergessen, dass man körperlich, verbal und sexuell gewalttätig war?
Es verwirrt mich, da es mich erneut an meinem Verstand, meiner Wahrnehmung und meinen Erinnerungen zweifeln lässt und mir wieder mehr Schuldgefühle für alles macht.
Da ich auch trotzdem ein Geschenk bekam hat es mich wieder daran erinnert, dass ich keine Wahl habe, dass mein Nein wertlos ist und ich bekomme, was man mir geben möchte (und wenn es gewaltsam sein muss).

Ich fühle mich so verrückt, wenn ich Flashbacks an schlimme Dinge habe, dissoziiere, dissoziative Anfälle habe usw., aber ich gar nicht verstehe, was wahr ist und was erfunden.

Wie kann ich so etwas aufräumen? Und warum schreibt er so etwas?
(W, 25)

Unsere Antwort

Dein Vater bietet dir einen Kontakt an, den du nicht möchtest. Kannst du ihn nicht einfach bitten, den Kontakt einzustellen? Du bist erwachsen, arbeitest an deiner Eigenständigkeit und brauchst diesen Rückzug. Die Gründe für deinen Rückzug gehen deinen Vater nichts an. Du kannst ihn ebenfalls bitten, dich mit seinen philosophierenden Fantasien über deine möglichen Kränkungen zu verschonen. Schliesslich: wenn er dich so liebt wie er sagt, wird er deine Entscheidungen doch respektieren. Auch wenn er sie nicht versteht. Merkst du, was wir meinen? Mach dich wirklich eigenständig und vertritt deine Entscheidungen. Du musst niemandem sagen, warum du Abstand zur Familie wünschst. Aber, dass du keine Geschenke und auch keinen Kontakt möchtest, solltest du mitteilen. Wenn dein Anliegen nicht respektiert wird, verweigere die Annahme der Geschenke oder verstaue sie im Keller, verschenke sie weiter oder behalte sie einfach.

Für die Traumafolgen solltest du dir unbedingt psychotherapeutische Hilfe holen. Damit du dich nicht immer wieder bedrängt fühlst, solltest die Zweifel an deiner Wahrnehmung auflösen. Auch mit Dissoziationen und Flashbacks kann man lernen umzugehen. Wenn du erträgst, dass du Gewalt erlebt hast und diese Erfahrung ein Teil deiner Lebensgeschichte sein darf, verlieren die Flashbacks in den meisten Fällen ihre Funktion. Dies alles erreichst du mit einer verständnisvollen Begleitung leichter als allein.

Übrigens: Das Verhalten deines Vaters könnte man auch so interpretieren: Er will dich unbedingt unter seiner Kontrolle behalten.

Schau dir mehr Antworten und Infotexte an zum Thema

Frage Nr. 39287 von 09.01.2025

Liebes Team von Lilli,
ich (w, 34) habe ein Problem und zwar hatte ich diese Woche seit langem (ca. 8 Jahren) wieder einen regulären Vorsorgetermin beim FA. Zwischendrin war ich nur zu Vorsorge-/Nachsorgeterminen von Schwangerschaften, habe 3 Kinder. Die Vorsorgetermine war ich auch nur bei der ersten Schwangerschaft bei diesem Arzt und den ersten der 2. Schwangerschaft. Er fand nämlich eine 2. Schwangerschaft nur etwas mehr als ein Jahr nach der ersten zu früh und auch eine Geburt im Geburtshaus bzw. daheim keine gute Idee, ich hab mich da nicht verstanden gefühlt.
Jedenfalls war ich jetzt wieder da und das Problem was ich jetzt habe ist, dass ich ihn sehr übergriffig fand.
Bei der Beratung zur Verhütung hat er unangebrachte Kommentare gemacht (gehen vllt wenn ich mit meiner besten Freundin rede, aber vom Arzt fand ich sie komisch "muss ich mich halt mal ran halten", dann wäre die Zeit ja kürzer, die zwischen Eingriff und sicher keine Spermien mehr liegt ) und auch bei der Brustuntersuchung, bei der er mir erklärt hat, wie ich das daheim selber machen soll, waren seine Worte irgendwie unangemessen für mich und auch fand ich die pysische Distanz während der ganzen Zeit immer zu gering.
Hatte ihm währenddessen erzählt, dass es nach dem abstillen noch ein halbes Jahr oder so gedauert hat, bis keine Milch mehr kam und dann sagt er, dass wenn er jetzt so und so drückt bestimmt immernoch was kommt und dann drückt er einfach meine Brust??!!! Jedenfalls fühle ich mich jetzt irgendwie schlecht und ich fand es eklig und ich ärgere mich, dass ich nichts gesagt habe.
Dieses komische Gefühl geht nicht weg und ich weiß nicht genau, was ich tun soll. Ich will da jedenfalls nie mehr hin.
Ich frage mich auch immer, ob er einfach nur versucht hat "locker, witzig, entspannt" zu sein oder was da los ist. Mir scheint es aber auf jeden Fall nicht normal für einen Arzt?!
Was soll/kann ich jetzt machen?
Danke, dass es euch gibt!

Unsere Antwort

Es ist doch ganz klar: der Arzt hat sich unprofessionell verhalten. Unprofessionell in dem Sinn, dass ihn dein Befinden nicht genügend interessiert hat.

Für Gynäkolog*innen gibt es Regeln. Du findest sie z.B. auf der Website der SGGG (Schweizer Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe). Dort gibt es unter Guidelines «Richtlinien Sexuelle Übergriffe in der Arztpraxis» Festgehalten wird dort: «Jede medizinische Behandlung hat unter Wahrung der Menschenwürde und Achtung der Persönlichkeit, des Willens und der Rechte der Patienten und Patientinnen zu erfolgen.» Zudem werden Verhaltensregeln für die gynäkologische Untersuchung formuliert. Zu diesen Regeln gehört auch: «Auf die Sprache achten: Diese soll streng professionell sein. Saloppe Sprüche gehören nicht zur Untersuchung.»

Im Leitfaden für das ärztliche Gespräch wird geklärt: «Das Gespräch zwischen Arzt und Patient ist das Fundament einer fachgerechten Behandlung.» Die schweizerischen Behandlungsrichtlinien der SGGG entsprechen dem aktuellen Stand der internationalen „Best Practice“. Du kannst überall eine menschenwürdige und respektvolle medizinische Behandlung erwarten.

Dein Arzt hat diesen Standards nicht entsprochen. Wir raten dir, dich unter den Guidelines auf der SGGG-Website umzuschauen. Die Information hilft dir hoffentlich das Erlebte als unprofessionell einzuordnen. Dann kannst du entscheiden, ob du in Zukunft eine andere Praxis aufsuchen wirst. Dein komisches Gefühl wird sich zurückziehen. Und wenn sich wieder ein Arzt unangemessen verhält, wirst du dich sicher mit eigenen Worten abgrenzen können.  

Schau dir mehr Antworten und Infotexte an zum Thema

Frage Nr. 39276 von 07.01.2025

Hallo liebes Lili Team
ich bedanke mich für eure Antwort (Frage Nr. 39177)!
Ich hätte dazu noch eine ergänzende Frage:

Ich merke langsam, dass ich in meiner Kindheit Dinge erlebt haben, welche nicht normal waren. Mir fällt es zwar immer noch schwer, dieses Leid anzuerkennen, da ich es häufig verharmlose oder das Gefühl habe ich bilde mir dies nur ein.

Ich habe irgendwie nie in der Therapie herausgefunden, was mit mir nicht stimmt. Ich konnte aber nicht sagen, weshalb ich leide. Ich hatte nur mit Ängsten und depressiven Zuständen zu kämpfen. Ich habe gestern Chatgbt gefragt und es konnte es beschreiben.

Ich komme mir irgendwie dumm vor, da ich es nicht schaffe und immer denke nur die anderen sind betroffen oder erleben dies, nur ich nicht, da oft die Beispiele im Internet, wie beispielsweise für Parentifizierung, nicht zutrafen.

Wie kann ich lernen Selbstmitgefühl für mich und meine Geschichte zu entwickeln und lernen, das was war anzuerkennen? Wie kann ich lernen zu verstehen, was normal ist und was nicht? Wie kann ich aufhören die Geschichten zu vergleichen?

Sorry für die vielen Fragen und Danke für eure Antwort!

Unsere Antwort

Du brauchst Stärke und Mut, um das, was du fühlst, ernstzunehmen. Und um es abzugrenzen von einer Kraft, die das verharmlosen will, was passiert ist und immer noch passiert. Diese Kraft verunsichert dich, verwirrt dich und verheddert dich in Vergleichen. Denn Verharmlosung ist eine Überlebensstrategie von Kindern.

Aber du bist jetzt älter. Du wirst langsam erwachsen. Du kannst bald allein überleben – ohne "gute" Eltern. Dafür ist es wichtig, dass du lernst, sie klar zu sehen, ohne schönzuzeichnen. Das ist für die Ablösung und Emanzipation von deinen Eltern wichtig.

Aber die kindliche Sichtweise kann sehr hartnäckig sein. Und die will verharmlosen und schönzeichnen. Daher empfehle ich dir fachliche Begleitung. Das kann dir helfen, stärker zu werden. Offenbar hast du keine Therapie bei einer Person gemacht, die mit dir genau hingeschaut hat, was in der Familie lief und läuft. Das fände ich aber sehr sinnvoll.

Bitte lies dazu auch diesen Text.

Schau dir mehr Antworten und Infotexte an zum Thema

Frage Nr. 39262 von 15.12.2024

Ich habe gemerkt, dass ich mich total schäme für meine Familie. Meine beiden Eltern haben praktisch keinen Kontakt mehr zu ihren Verwandten. Ich sehe auch häufig, dass sie ausgenutzt worden sind oder mit vielen Menschen im Streit sind. Für meine Verhältnisse haben sie wenige Freunde.

Ich versuche sie irgendwie immer zu verteidigen, merke jedoch das etwas komisch ist. Sie sind irgendwie auch nie locker. Ich hatte zum Beispiel als Kind den Wunsch, einfach mal mit Freunden und ihren Kindern in die Ferien zu fahren. Ich habe gemerkt, dass mir dies fehlte als Kind und dies hat mich traurig gemacht.

Meine Mutter wurde von ihrer Familie immer irgendwie abgelehnt. Sie zog sehr früh aus. Bei meinem Vater kann ich es nicht genau sagen. Ich schäme mich dafür total, da ich das Gefühl habe, dass sie hauptsächlich sich haben.

Sie haben mir auch als Kind teilweise verboten mit anderen Kindern in die Ferien zu fahren. Es macht mich heute enorm traurig, vor allem, wenn ich bei anderen Familien sehe, wie es dort abläuft und was die Kinder dort alles haben.

Wie kann ich mit diesem Schamgefühl umgehen und wie kann ich lernen mich abzugrenzen?

Unsere Antwort

Bist du die gleiche Person, die uns diese Woche schon mehrere Fragen gestellt hat? Ich frage wegen dem Wort "traurig", das in diesen Fragen immer wieder vorkommt. Ausserdem ist der Stil ähnlich. Falls ja, und falls du uns jemals wieder schreibst: Gib uns doch mal an, welche Fragen du uns schon gestellt hast. So können wir uns ein besseres Bild über dich machen und dir besser helfen.

Fragst du dich, wie du dich besser von deinen Eltern abgrenzen kannst? Da hilft es dir, wenn du sie dir genauer anschaust. Und zwar als erwachsene Menschen, die ihre Handlungen selbst gewählt haben und dazu nicht gezwungen wurden. Deine Eltern waren und sind für ihr Leben selbst verantwortlich. Frag dich, warum du sie gegen wen verteidigen möchtest. So denkt ein Kind, das seine Eltern beschützen möchte, weil es auf Gedeih und Verderb von ihnen abhängig ist. Ich vermute, du bist jetzt selbst erwachsen. Emotional fühlt es sich aber möglicherweise noch eher so an wie damals, als du Kind warst: loyal gegenüber den Eltern. Denn ein Kind kann sich Abgrenzung nicht leisten.

Tatsache ist: Die Haltung und die Handlungen dieser Eltern haben in dir als Kind Trauer ausgelöst und lösen in dir auch noch als erwachsene Person Trauer aus. Schau genau hin, was deine Eltern dem Kind angetan haben. Setze alles daran, Mitgefühl für das Kind zu entwickeln, das du warst. Wie hat sich das für das Kind angefühlt, traurig zu sein? Wer hat es getröstet? In der Regel hilft es bei der Abgrenzung und Emanzipation, wenn wir Partei für uns als Kinder ergreifen und unser eigenes Wohlergehen für uns wichtiger wird als das der Eltern.

Erwachsenwerden heisst, dass du lernst, dich um dich selbst zu kümmern. Nimm das Kind in den imaginären Arm und tröste es. Die Eltern, die das Kind gebraucht hätte, hatte es nicht. Aber du als erwachsene Person kannst lernen, dich um dich und deine verletzten emotionale Zustände zu kümmern. Ich empfehle dir dazu auch diesen Text über den Umgang mit Emotionen.

Erwachsen sein heisst, dass du realisierst, dass du nicht Tochter oder Sohn bist, sondern Mensch. Und als Mensch ist man allein. "Allein" ist ein spannendes Wort. Es hat ja auch etwas von "alles in einem". Scham kommt dann, wenn wir uns in unserem Selbst angegriffen fühlen. Das Gefühl der Verbundenheit mit den Eltern erzeugt das Gefühl, sich mitschämen zu müssen, wenn sie etwas tun oder erleben, das du als beschämend erlebst. Aber in Realität bist du nicht Teil eines Konglomerats aus deinen Eltern und dir, sondern du bist All-Ein.

Schau dir mehr Antworten und Infotexte an zum Thema

Frage Nr. 39259 von 15.12.2024

Hallo Lilli-Team
Die Weihnachtszeit ist für mich eher schwierig. Der Fokus liegt auf der Ursprungsfamilie. Auch meine Familie kommt zusammen — bis auf mich. Ich habe sexualisierte Gewalt durch meinen Vater erlebt, jedoch weiss das sonst niemand. Ich ertrage es nicht mehr, „heile Familie“ zu spielen. Meine Mutter hat ein Alkoholproblem und wirkt depressiv. Ich gehe nicht mehr nach Hause, aber erscheine als das schwierige Problemkind.
Dazu kommt, dass Aussenstehende häufig fragen, was man an Weihnachten macht und es sehr seltsam ankommt (wie ich merken musste), wenn man nicht mit der Familie feiert.
Leider habe ich auch keine Wahlfamilie/ enge Freund:innen, mit denen ich die Tage verbringen kann. Ich fühle mich einsam und auch etwas stigmatisiert damit.

Habt ihr vielleicht Ideen, wie ich besser damit umgehen kann und die Tage gut überstehe?

Ich bin weiblich, 26, lebe nicht mehr bei den Eltern und habe sehr minimalen Kontakt.
Geschenke kriege ich trotzdem oft, auch wenn ich mehrfach darum gebeten habe, keine zu bekommen.

Unsere Antwort

Es ist gut, dass du dich von deiner Familie abgrenzt. Es ist gut, dass du mit ihnen keine Weihnachten verbringst. Du bist bei weitem nicht die einzige 26-jährige, die nicht zu ihrer Herkunftsfamilie geht an Weihnachten. Ich wünsche dir, dass du selbstbewusst dazu stehst, dass du Weihnachten nicht mit deiner Familie feierst. Wenn es für Menschen seltsam kommt, können Sie etwas Neues dazu lernen: aha, nicht alle Menschen feiern Weihnachten mit der Familie.

Und du bist auch nicht die einzige Person, die sich an Weihnachten einsam fühlt. Schade, dass du dich als stigmatisiert erlebst. Du bist in guter Gesellschaft. Und darum gibt es viele Anlässe und Angebote rund um die Feiertage herum – von Singlepartys bis zu Yogaferien. Ich empfehle dir, dass du mal schaust, was es da gibt. Du bekommst nicht gerne Weihnachtsgeschenke, aber du könntest dir selbst so einen Anlass oder eine Reise schenken.

In diesem Sinne wünsche ich dir spannende Weihnachten und einen guten Rutsch!

Diese Antwort gilt auch für Frage 39260.

Schau dir mehr Antworten und Infotexte an zum Thema

Frage Nr. 39256 von 13.12.2024

Hallo Lili
Ich bin soeben 22 Jahre alt geworden.
Ich bin gerade etwas verwirrt und weiss nicht so recht, was ich machen kann, weshalb ich mich an dich wende. Ich merke, dass momentan Gefühle kommen, welche ich teilweise nicht einordnen kann. Teilweise merke ich auch, wie ich keine Ahnung habe, was ich mit ihnen machen kann und wie ich mit ihnen umgehen kann. Ich habe gemerkt, dass ich konflikscheu bin und lieber nichts sage und den Ärger nicht zum Ausdruck bringe. Ich habe mich dann gefragt, weshalb ich dies mache. Ich merke wie Angst ich habe, vor einem Konflikt. Ich spüre dies auch körperlich sofort.
Ich habe früher häufig Probleme mit der Wut gehabt. Als Kind und Jugendliche habe ich häufig meine Wut meinem Umfeld gezeigt. Ich wurde dann häufig aufs Zimmer geschickt oder mir wurde gesagt, es werde erst wieder mit mir gesprochen, wenn ich mich wieder beruhigt habe oder normal spreche. Ich glaube, mir fehlte ein gegenüber, welches mich reguliert hat. Ich habe mich danach unglaublich geschämt und schuldig gefühlt. Meine Mutter meinte häufig zu mir als Jugendliche, ich solle doch bitte nicht mehr so toben. Meine Eltern, so habe ich das Gefühl, konnten die Gefühlszustände vermutlich selber nicht halten. Meiner Mutter war schnell alles zu viel.Ich denke, so habe ich nie gelernt einen Konflikt auszutragen. Ich wurde nicht immer getröstet . Auch als es mir schlecht ging und ich viel geweint habe, meinte meine Mutter ich übertreibe. Teilweise, so habe ich den Eindruck, haben sie es nicht mal versucht zu verstehen und wollten das es einfach irgendwie funktioniert. Ich erhielt dann noch Vorwürfe oder Beschuldigungen. Ich habe noch heute Angst etwas zu machen oder mich gegen sie zu wehren. Ich komme mir so schwach vor, da ich es einfach nicht schaffe. Ich komme mir vor allem als Versagerin vor.Ich merke auch, wie ich dieses Muster habe und kann irgendwie trotzdem nichts machen, da mich die Angst irgendwie lähmt. Ich habe vermutlich Angst vor einem Liebesentzug. Ich denke bei andern Menschen würde es eher gehen. Ich denke es hat damit zu tun, dass ich, aus meiner Sicht, sehr stark bestraft wurde als Kind. Ich wurde beispielweise bestraft, als ich gestohlen habe. Ich habe mich dann sehr schuldig gefühlt und das Gefühl entwickelt, dass ich schlecht bin. Als meine Mutter für eine Freundin von mir ihr Lieblingsessen machte, wurde ich total eifersüchtig. Heute weiss ich, dass ich eifersüchtig war, da sie sich um sie gekümmert hat und nicht um mich. Ich fühlte mich übergangen und im Stich gelassen. Ich fühlte mich häufig so als Kind und total einsam und allein. Eine Erinnerung, welche dann immer auftaucht ist, dass ich alleine im Wartezimmer war für mehrer Stunden. Ich frage mich auch teilweise, wer ich wirklich bin und habe keine Ahnung. In mir ist da ein grosses Loch und eine Leere. Mir fallen dan bereits einfache Fragen schwer, geschweige denn allgemeine eigenständig und kritisch Denken. Es fühlt sich auch sicherer an nicht eigenständig zu denken/handeln. Teilweise habe ich auch eine Trauer und ein Schmerz und kann nicht einmal sagen weshalb. Neuerding spüre ich auch eine undefinierbare Wut. Ich bin auch sehr streng zu mir, häufig wütend auf mich selber oder richte die Wut innerlich gegen mich und mein Selbstwert ist niedrig. Ich habe eine toxische Beziehung hinter mir und Mobbing. Es gibt Tage, an denen es mir gut geht und andere, an denen ich am liebsten alles vergessen würde oder mein Leben tauschen würde. Ich würde dies alles so gerne ändern aber merke, wie ich immer wieder scheitere. Ich habe Angst, dass ich eine Persönlichkeitsstörung habe und diese Muster für immer mit mir herumtrage und mich nie daraus bewegen kann. Ich merke, wie ich darunter leide und es verändern möchte aber ich weiss nicht wie. Ich fühle mich irgendwie auch sehr alleine mit dieser Last und mit dem allen und habe das Gefühl niemand versteht das. Weisst du wo ich mir Hilfe suchen kann? Wie kann ich mir selber helfen? Wie kann ich lernen, mit diesen Gefühlen umzugehen?
Danke für deine Hilfe!
P.S: Ich lese es so durch und denke mir gleichzeitig, weshalb schaffe ich es erst jetzt darüber zu schreiben und alles in Worte zu fassen. Ich komme mir dumm vor, da ich lange keinen richtigen Zugang hatte und keine Muster erkennen konnte, welche andere vielleicht längst erkannt haben. Womit hängt das zusammen?

Unsere Antwort

Du beschreibst sehr eindrücklich, wie du mit deinen Gefühlen allein gelassen wurdest. Jetzt kommen sie und gehen, ohne mit dir in Beziehung zu sein. Und du gehst genauso unsicher und mit falscher Strenge mit den eigenen Gefühlen um, wie deine Eltern dir das beigebracht haben. Du übernimmst eigentlich viel zu viel Verantwortung für die falschen Methoden Anderer. Diesen Zusammenhang hast du bereits erkannt. Allerdings bestimmt die Angst zu viel, wenn du dich z.B. fragst "Habe ich wohl eine Persönlichkeitsstörung?".

Am Schluss deines Textes hast du dann gut erkannt, wie genau du deine Situation beschreiben kannst. Du siehst ganz differenziert, wie deine Gefühlswelt entstanden ist. Jetzt geht es darum, dass du dir Recht gibst. Alle deine Gefühle haben einen Sinn. Sie brauchen aber auch eine Antwort. Ein Kind, das unglücklich, wütend oder einfach quengelig ist, darf nicht eingesperrt oder weggeschickt werden. Es braucht eine Antwort, die ihm hilft, die eigenen Gefühle zu verstehen. Es braucht auch Hilfe bei der Regulation der eigenen Gefühle. Deine Eltern kannten wohl nur die Gefängnisstrafe (im Zimmer und allein) als Regulationsinstrument. Du hast sicher erlebt, dass sie mit ihren eigenen Gefühlen ähnlich umgehen. Sie sind in deinem jetzigen Lebensabschnitt keine guten Lehrer mehr. Du brauchst neue Anregungen und Anleitungen. Ich möchte dich sehr darin bestärken, dass du das, was du fühlst, ernst nimmst. Jedes Gefühl ist richtig. Aber jedes Gefühl braucht eine Antwort, die hilft, dass das Gefühl erträglich wird und die Verständnis ermöglicht. Du kannst das schon fühlen. Du kannst das auch gut beschreiben. Du hast noch nicht so viele Regulierungsinstrumente zu Hand. Da würde ich ansetzen. In einer Psychotherapie kannst du zum Beispiel lernen, einen besseren Umgang mit deinen Gefühlen zu finden. Hilfreich könnten auch Selbsthilfebücher/Internetseiten etc. sein. Schau dich mal im Netz oder in Buchhandlungen um. Du wirst sehr viel Auswahl haben. Schau dir auch mal unsere Buchtipps an. Viele Menschen merken, dass sie ihre Gefühle selbst "erziehen" müssen. Du kannst auch Freund*innen, Kolleg*innen und Lehrer*innen suchen, mit denen du dich weiterbildest. Verachte dich nicht für die Lücken, die du findest. Füll die Lücken aus. Überlass ablehnende Gefühle bestrafendes Verhalten deinen Eltern. Lass dich von ihnen nicht mehr schwer verletzen.

Schau dir mehr Antworten und Infotexte an zum Thema

Next page