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Sex neu entdecken bei langanhaltender Erschöpfung (Long Covid, Fatigue, Chronic Fatigue Syndrom, MS, Depression...)

Auch wenn du sehr erschöpft bist, kannst du gute Körpergefühle und schöne Nähe mit Partner*innen haben. Wir zeigen dir, wie du einen anderen Gang einlegen kannst...

Wieso hab ich keine Lust auf Sex?

Wenn du keine Lust auf Sex hast, hat das einen guten Grund: Du erlebst den Sex so, dass er keine Lust auf mehr macht. Weil er nicht befriedigend ist. Weil du dabei unangenehme Gefühle hast. Oder weil er anstrengend ist. Weil du "Orgasmusstress" hast, weil du etwas leisten musst, weil du die andere Person befriedigen willst, weil du der anderen Person gefallen willst und so weiter... Mehr dazu erfährst du in diesem Text.

Wichtig ist: Nimm dich ernst. Hab Verständnis für dich, dass du jetzt beim Sex vielleicht nicht so funktionierst, wie du das in besseren Zeiten konntest. Hab Verständnis dafür, dass du jetzt andere Bedürfnisse hast und andere Dinge brauchst.

Welche Art von Sex brauche ich jetzt?

Sinnlichkeit und Sex allein oder mit anderen können ein Quell dafür sein, dass es dir wieder besser geht. Das ist dann der Fall, wenn dir der Sex mehr bringt, als er dich kostet. Unterm Strich lohnt sich der Sex dann für dich.

Möglicherweise brauchst du jetzt etwas ganz anderes als früher. Vielleicht brauchst du "Jetzt möchte ich einfach nur geniessen"-Sex. Vielleicht willst du einfach nur kuscheln und ein bisschen streicheln und ein bisschen sexuelle Erregung spüren – ohne das Ziel, einen Orgasmus zu haben. Vielleicht willst du einfach mitmachen und dich treiben lassen. Wenn du dir gewöhnt bist, dass du beim Sex sehr aktiv bist, ist das ein völlig neues Abenteuer.

Überleg dir mal: Wie müsste das für dich aussehen, dass er dir in deinem gegebenen körperlichen und emotionalen Zustand mehr bringt? Überleg dir auch, ob es unbedingt Geschlechtsverkehr sein muss, oder ob du anderen Formen von Sex und Sinnlichkeit eine Chance geben willst.

Wieso klappt der Orgasmus nicht mehr so gut?

Für viele Menschen ist Sex zielorientiert. Das Ziel ist der Orgasmus. Das Erreichen des Orgasmus kann mit körperlicher Anstrengung einher gehen, besonders wenn du dich mit viel Muskelspannung erregst. Hier ist die sexuelle Erregung ein bisschen wie einen Ferrari, der durch eine Landschaft prescht. Die Landschaft erscheint eher langweilig; das Ziel ist der Orgasmus. Viele von uns sind beim Sex mit einem Ferrari unterwegs.

Und dann kommt deine andauernde Erschöpfung, und der Motor funktioniert nicht mehr so gut. Jetzt kannst du das beste daraus machen und anfangen, die Landschaft zu betrachten. Wenn du genau hinschaust, lernst du allmählich, sie immer mehr zu schätzen. Und irgendwann mal ist dein Ziel – also der Orgasmus – nicht mehr so wichtig. Der Weg ist das Ziel geworden.

Wie gehe ich damit um, dass das Alte nicht mehr so gut klappt?

Wenn du körperlich nicht so gut drauf bist, empfehlen wir ein Interesse für das, was ist. Erlebe aufmerksam kleineres, nicht so spektakuläres. Das ist für dich vielleicht völlig neu.

Konzentrier dich nicht auf das, was nicht ist, sondern auf das, was ist. Und sei das noch so wenig oder nichtssagend. Durch eine offene Haltung schärfst du deine Wahrnehmung für angenehme Gefühle, leichte Erregung, nettes Prickeln, entspanntes Loslassen...

Wir empfehlen dir also: Akzeptiere das, was jetzt ist. Mit dieser offenen, entspannten Haltung wird am ehesten wieder mehr sexuelle Lust und Erregung möglich.

Das kannst du auch allein üben. Schau dazu doch auch mal in unsere Tipps zur Selbstbefriedigung für Frauen und für Männer.

Warum ist Bewegen beim Sex gut?

Es gibt einen einfachen Trick für bessere Stimmung beim Sex: Bewegung. Vor allem im Oberkörper. Leichte Bewegung, die du auch mit der Atmung verbinden kannst. Das ist enorm beruhigend und lockernd. Und ein leicht bewegter Körper fühlt sich auch besser an. Du kannst ganz winzige Bewegungen machen, so klein, dass man sie kaum sehen kann.

Auch Beckenbewegungen sind gut. Wenn du dein Becken bewegst, erlebst du die sexuelle Erregung intensiver. Denn du spürst mehr, wenn du dich bewegst. Probier doch mal aus, wie klein du die Bewegungen machen kannst, die wir in diesen Videos und in diesem Text für Frauen und Menschen mit Vagina und in diesem Video und diesem Text für Männer und Menschen mit Penis beschreiben. 

Welche Stellungen sind gut?

Es gibt Stellungen, die sind verdammt anstrengend für eine*n oder beide. Die Missionarstellung ist zum Beispiel ganz schön anstrengend für den, der oben ist. Ihr könntet euch seitwärts hinlegen oder die erschöpfte Person ist unten, die aktivere Person oben. Wählt eine Stellung, die eurem Energielevel entspricht.

Wie mach ichs der anderen Person klar?

Liebevolles Zuhören, was dein Körper gerade braucht, erleichtert dir den Umgang mit dir selbst und in der Partnerschaft. Du kannst klar und liebevoll aussprechen, was du brauchst, bei was du mitmachen würdest und was du dir wünschst. Wir empfehlen dir auch diesen Text zum Reden über Sex.

Wann ist die beste Zeit für Sex?  

Eingetragene Zeiten für Sexualität helfen, deine Energiereserven dafür zu schonen. Wenn du dir einen festen Termin mit dir oder mit anderen Personen vereinbarst, kannst du dich darauf freuen. Vermeide am besten schweres Essen und Alkohol, wenn es dich erschöpft. Wenn du Medikamente nimmst, weisst du eventuell schon, wann sie am stärksten wirken und kannst dies mit einplanen.

Falls du einen Orgasmus hast beim Sex, ist es gut möglich, dass du einfach nur deine Ruhe möchtest. Plane darum genug Zeit ein, auch für das Danach. Fürs Dösen. Oder vielleicht Schlafen.

Wo finde ich weitere Tipps? 

Wir sind gerade dabei unser Angebot mehr für Menschen mit (chronischen) Erkrankungen zu öffnen und anzupassen. Schau dich bei Lilli um, welche Texte dich besonders ansprechen. Wir freuen uns über deine Nachricht in unserem Fragefenster mit deinen besonderen Bedürfnissen rund um Sexualität mit einer (chronischen) Erkrankung. Nach und nach überarbeiten wir unsere bestehenden Inhalte.