Frage Nr. 39813 von 25.05.2025
Ich habe euren Text zum Thema Flashbacks gelesen. Vielen lieben Dank für die einfache Erklärung. Mir geht es folgendermassen: Ich habe teilweise Flashbacks un teilweise nicht. Ich hatte früher viel weniger Flashbacks. Ich hatte nur Angst im Zusammenhang mit bestimmten Personen, welche ich meiden wollte und habe immer wieder traurige Filme gesucht. Dann aber plötzlich kamen sie. Ich sah alte Bilder, ich hatte das Gefühl nie da rauszukommen, Verzweiflung, Schuld, Weinen etc.
Wie kann es sein, dass ich etwas so lange Verdrängen kann und mich nicht damit befassen kann und dann entwickle ich Panikattacken, danach auch Verstärkung Belastungssymptome und danach auch Flashbacks?
Danke für eure Hilfe!
Unsere Antwort
Du beschreibst etwas, das oft auftritt: Über Jahre ist "Ruhe", und dann kommen plötzlich Flashbacks oder andere schwierige Zustände. Zum einen, weil irgendwelche Auslöser da sind, die vorher nicht waren, zum anderen, weil man in einem anderen körperlichen und psychischen Zustand ist, weil sonst im Leben mehr Belastungen da sind. Es kann sein, dass das einem gar nicht so bewusst ist. Grundsätzlich kann man auch sagen: Flashbacks kommen dann, wenn es für sie sein muss. Wichtig ist, dass du Interesse dafür hast, was jetzt bei dir abläuft. Machst du eine Therapie, wo du das anschauen kannst? Wenn nicht, empfehle ich dir, dass du dich bei einer Beratungsstelle der Opferhilfe meldest, damit man dir helfen kann, eine geeignete Therapeutin zu finden.
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Frage Nr. 39790 von 19.05.2025
Danke für eure Antwort auf die Frage Nr. 39495 von 06.03.2025. Sie ist mir irgendwie untergegangen. Ich hätte dazu noch eine Frage. Es verwirrt mich, da ich niemanden zum Überprüfen der Erinnerung habe. Meine Therapeutin reagierte darauf, als ich ihr von der Erinnerung erzählte, sehr überrascht und schockiert. Meine Eltern können sich nicht mehr erinnern. Kann ich der Erinnerung wirklich vertrauen? Ich zweifle irgendwie, wie ich es mit vielen Erinnerungen tue.
Unsere Antwort
Wir haben dir in unserer Antwort auf Fragen 39495 erklärt, dass Erinnerungen genau sein können. Mit der Zeit werden viele Erinnerungen jedoch ungenauer. Niemand kann sich an alle Lebenssituationen in aller Klarheit erinnern. Du bist gewöhnt, an dir und deinen Erinnerungen zu zweifeln. Darum ist es eigentlich zu erwarten, dass du auch an diesen Erinnerungen zweifelst. Wir raten dir, dein Selbstvertrauen zu bestärken und deinen Erinnerungen zu vertrauen. Die Zweifel sind nicht hilfreich. Wir raten dir auch, deine Zweifel in der Psychotherapie zu besprechen.
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Frage Nr. 39787 von 19.05.2025
Frage zum Thema Erschöpfung:
Ich bin weiblich und 24 Jahre alt.Ich habe die letzten Tage gemerkt, wie ich die Mehrheit meines Lebens im Überlebensmodus verbracht habe. Ich habe viel erlebt, wie Mobbing und als Kind keine stabilen Bezugspersonen. Gestern merkte ich, dass ich mehrheitlich im Überlebensmodus feststeckte. Es fehlt mir häufig die Energie oder die Lebensfreude. Wenn ich zuhause bei meinen Eltern bin merkte ich, wie Druck und Funktionieren an der Tagesodrnung ist. Für sie ist das Leben wie ein Kampf. Für mich ist es das eigentlich auch, bis mir das gestern bewusst wurde. Ich frage mich, wie ich aus dem aussteigen kann... Hättest du da eine Idee?
Unsere Antwort
Es ist ganz normal, dass ein Überlebensmodus eingeschaltet wird, um mit schlimmen Erfahrungen umzugehen. Er hilft dir, schwierige Situationen auszuhalten, kann dich aber im normalen Leben behindern. Es ist toll, dass du den Überlebensmodus hinbekommst und dass du überlebst. Jetzt kannst du lernen wieder aus diesem Notprogramm auszusteigen und zu leben.
Dafür würden wir dir sehr eine therapeutische Begleitung empfehlen. Zum Beispiel in einer Traumatherapie. Wenn du in der Schweiz lebst, kannst du dich zum Beispiel an eine Beratungsstelle der Opferhilfe wenden. Und wenn du in Deutschland lebst, findest du bei der deutschsprachigen Gesellschaft für Psychotraumatologie ein Verzeichnis qualifizierter Psychotherapeut*innen, die auf die Behandlung von Traumafolgestörungen spezialisiert sind.
Ausserdem möchte ich dir diesen Text ans Herz legen. Er hilft dir dabei zu verstehen, wie und warum ein Notprogramm entstehen kann und wie du damit umgehen kannst.
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Frage Nr. 39785 von 18.05.2025
Betreff: Unterstützung als Vertrauensperson gesucht
Hallo
ich bin in einer sehr belastenden Situation, da mir eine nahestehende Person von einer schweren Erfahrung sexueller Gewalt erzählt hat. Diese Erzählung beschäftigt mich sehr und hat tiefe Spuren hinterlassen. Ich möchte für die betroffene Person da sein, gleichzeitig fühle ich mich mit meinen eigenen Gefühlen überfordert.
Ich suche nun Unterstützung, um zu lernen, wie ich mit dieser Belastung umgehen kann, ohne das Vertrauen der betroffenen Person zu gefährden. Auch möchte ich wissen, wie ich sie in ihrer Verarbeitung unterstützen kann, ohne die Grenzen zu überschreiten.
Könnten Sie mir bitte weiterhelfen oder einen sicheren Raum für ein Gespräch anbieten?
Vielen Dank für Ihre Zeit und Hilfe.
Freundliche Grüße
Unsere Antwort
Es ist ganz wichtig, dass du dich an eine Anlaufstelle wendest, die auf sexualisierte Gewalt spezialisiert ist. Du musst das nicht alleine lösen und es ist wichtig, dass auch du Unterstützung bekommst. Wir möchten dich deshalb dazu ermutigen, dich an eine Anlaufstelle in deiner Nähe zu wenden. Wenn du in Deutschland lebst, kannst du dich zunächst bei der TelefonSeelsorge Deutschland oder dem Hilfetelefon Deutschland melden. Und wenn du in Österreich lebst, kannst du bei der TelefonSeelsorge Österreich anrufen. Dort kannst du dich beraten lassen und dir werden passende Anlaufstellen in deiner Umgebung empfohlen.
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Frage Nr. 39777 von 16.05.2025
Hallo ich bin W und 21
Ich habe eine Frage, es geht um meinen Freund, er ist beim Sex immer extrem grob, es tut immer richtig weh, wenn ich es sage ist er immer genervt oder macht sich nur lustig drüber,er meint ich solle lernen von Schmerzen erregt zu werden aber wie kann man das Lernen? Bis jetzt tat es wirklich einfach nur weh bin sogar schon oft grissen, ich bin immer froh wenn der sex vorbei ist.
Unsere Antwort
Dein Freund verletzt dich beim Geschlechtsverkehr und macht sich über dich lustig. Er hat offensichtlich nicht verstanden, dass gemeinsame sexuelle Erregung eine Kommunikationsebene in der Partnerschaft ist. Beim Sex mit Partner oder Partnerin ist es möglich, über die gemeinsame Erregung Lustgefühle zu erleben, das Zusammengehörigkeitsgefühl zu intensivieren und ev. auch Liebesgefühle zu fühlen. Das gelingt aber nur mit gegenseitiger Akzeptanz. Es ist wie bei einem Gespräch. Wenn eine Person immer schreit oder gar ohrfeigt, hat die andere Person keine Lust, weiter Gespräche zu führen. Wenn die schreiende Person, dann auch noch verlangt, die andere Person soll lernen, Spass an Geschrei und körperlichen Verletzungen zu haben, wird die andere Person sich gedemütigt, verletzt und benutzt fühlen.
Wir vermuten, dass du dich so fühlst. Deine Gefühle sind verständlich. Dein Freund versucht sein gewalttätiges Verhalten als Normalzustand zu rechtfertigen. Sein Verhalten ist aber nicht normal, sondern gewalttätig - und damit möglicherweise strafbar. Schliesslich hast du ihm bereits gesagt, dass du seine Grobheit nicht erträgst. Ihm ist dein Einverständnis scheinbar egal.
Du merkst, Schmerzen und Risse am Geschlecht sind die Feinde deines Lustgefühls. Es ist darum sehr verständlich, dass du froh bist, wenn der Sex vorbei ist. Wir raten dir dringend, dich um dein Selbstwertgefühl und deine Eigenständigkeit zu kümmern. Du weisst am besten, was dir beim Sex (und im Leben) gut tut. Du brauchst aber Mut, für deine Bedürfnisse einzutreten und für dein Wohlbefinden zu sorgen. Als Ermutigung empfehlen wir dir, unsere beiden Infotexte «Reden über Sex ist hilfreich» und «Du bestimmst, was du im Sex mitmachst».
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Frage Nr. 39776 von 16.05.2025
Zu Nr. 39582
Vielen Dank für die Antwort.
Bzgl. Therapie: Ich habe das Gefühl, nicht weiterzukommen. Die Therapeutin macht nur „Stabilisierung“, keine Traumakonfrontation und meinte, es sei jetzt wichtiger, im Leben Positives zu erleben. Ich sehe das auch zum Teil so, aber ich habe auch Angst, so nicht vom Fleck zu kommen was die Verarbeitung angeht. Also wie zB die Emanzipation von der Familie, Eigenständigkeit und nicht mehr diese schlimmen Schuldgefühle. Ich möchte nicht in der Zukunft feststellen müssen, dass ich steckengeblieben bin, weil ich es gemieden habe. Nun weiss ich nicht weiter: Therapiepause (die Sitzungen fühlen sich teilweise sinnlos an) oder andere Therapeutin suchen (nicht so einfach) oder weiter wie bisher.
Bzgl. Sexualität kennenlernen:
Eigentlich positiv, dass ich mich mit euren Anregungen selbst sanft berühren konnte und fast so etwas wie eine „schöne“ Selbstbefriedigung machen konnte. Aber danach kommen Schuld und Scham sehr stark. Als hätte ich Etwas falsches, ekelhaftes getan. Ein Gefühl, das ich auch nach Untersuchungen/ Triggern kenne und auch, wenn im Shiatsu mein Becken (sanft) mobilisiert wurde. Es kommen Fragen von Schuld und „du wolltest es doch“ auf.
Unsere Antwort
Zur Traumaverarbeitung braucht es beides: Stabilisierung und über dich selbst hinauswachsen. Es kann auch eine wichtige Entwicklungsaufgabe sein, dass du mehr Ruhe und Stabilität aushalten lernst. In jedem Fall ist es wichtig, dass du mit deiner Therapeutin darüber im Gespräch bleibst, wie du die Therapie wahrnimmst.
Wenn du dich grundsätzlich gut aufgehoben fühlst bei deiner Therapeutin, halte ich es für sinnvoll, dass du weiterhin dafür einstehst, was du dir von der Therapie mit ihr wünschst.
Du hast nichts falsches und ekelhaftes getan. Du hast etwas angenehmes und schönes getan. Und du nimmst deine Sexualität in deine Hand. Du ermächtigst dich. Es ist verständlich, dass da alte Gefühle auch nochmal hochkommen.
Es kann noch einige Wiederholungen brauchen, bis das schöne und angenehme die Schuld und die Scham überwiegt. Welche Möglichkeiten hast du, mit den Gefühlen von Schuld und Scham umzugehen? Spürst du wie sie sich in deinem Körper anfühlen? Dann könntest du sie anerkennen und dann wieder in angenehme Gefühle wechseln, indem du dich in alle Richtungen ausbreitest. Vielleicht möchtest du dazu auch in unseren Text Wie beeinflusse ich meine Stimmung über den Körper? schauen. Allenfalls wäre der Umgang mit diesen schwierigen Gefühlen auch etwas, was du mit deiner Therapeutin bearbeiten kannst.
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Frage Nr. 39750 von 12.05.2025
W25
ich habe aufnahmen am camcorder meines opas gefunden welche mich als kind ungünstig zeigen.
z.b. nackt im swimmingpool oder in unterhose im see. leider hat mein opa es fertiggebracht an stellen ranzuzoomen wo es dann heikel wird z.b. am po.
für mich war der fund ziemlich verstörend und ich fand auch insgesamt die aufnahme situation seltsam, konnte mich auch dunkel erinnern wie er dasteht, kaum ansprechbar und starr ohne jegliche interaktion, als wäre ich kein mensch.
ich hab es dann ziemlich mit der angst zu tun bekommen und habe meinen eltern von den aufnahmen erzählt.
meine mutter meinte nur das ist halt einfach schlechter geschmack und das thema war für sie quasi beendet.
ist soetwas noch normal?
mir geht es nicht so gut damit.
habt ihr einen rat für mich wie ich weiter vorgehen könnte? ich habe sorgen, es beschäftigt mich sehr und ich fühle mich so bloßgestellt, dass es mich mitlerweile unterschwellig in meiner sexualität beeinträchtigt.
Unsere Antwort
Die Bilder, die du beschreibst, sind nicht normal. Auch wenn es bis heute vorkommt, dass Kinder nackt gefilmt werden. In den Aufnahmen deines Grossvaters siehst du eine Absicht. Er wollte für dich heikle Körperstellen fotografieren. Das ist nicht üblich. Wenn er die Aufnahmen heimlich gemacht hat, wusste er auch, dass weder deine Eltern noch du damit einverstanden wärt. Das ist nicht normal im Umgang mit der eigenen Enkelin.
Du fragst, was du jetzt tun könntest.
Als erstes hätten wir dir geraten, mit deinen Eltern zu sprechen: Das hast du gemacht. Deine Mutter erkennt in den Bildern immerhin «schlechten Geschmack» und schliesst damit das Thema ab. Dir reicht das aber nicht aus. Was ist bei euch üblich, wenn ihr unterschiedliche Bewertungen habt? Wer beendet das Gespräch? Könntest du dir vorstellen, dass du deine Mutter nochmals ansprichst und ihr sagst, dass es dir mit ihrer Haltung nicht gut geht? Die Reaktion deiner Mutter zeigt ja, dass sie die Sexualisierung, die du in den Bildern erkennst, nicht sieht. Auch deine Scham- und Blossstellungsgefühle scheint sie nicht mitfühlen zu können. Würde es dich zufriedenstellen, wenn sie Verständnis zeigen würde. Dann bitte sie darum. Vielleicht könntest du sie fragen, wie sie sich fühlen würde, wenn sie solche unbekannten Bilder von sich finden würde.
Wenn es dir nicht gelingt, ihr Mitgefühl zu wecken, müsstest du die Arbeit selbst leisten und dein Selbstmitgefühl stärken. Schliesslich geht es ja vor allem um den Schutz deiner Sexualität. Könnten dir Gefühle wie trotzige Wut helfen? Du könntest denken: «Ich lasse es nicht zu, dass mein Grossvater mich in meiner sexuellen Entwicklung stört!» und «Ich weiss, dass mein Grossvater sich eklig und missbräuchlich verhalten hat. Er muss sich schämen - nicht ich!» Wenn du solche Sätze in dir wirksam machen kannst, wirst du dich schon besser fühlen.
Wenn dir das nicht reicht, solltest du dich an eine spezialisierte Opferhilfeberatungsstelle in deiner Nähe wenden. Die Berater*innen wissen, wie unterstützend Verständnis und Mitgefühl bei Ohnmachtserfahrungen ist. Die Berater*innen können dir auch eine Psycho- und Sexualtherapeutin vermitteln. Dies wäre sinnvoll, wenn du die Blossstellungsgefühle nicht los wirst. Mit ihr oder der Opferberatung könntest du auch ein Offenlegungsgespräch mit deinem Grossvater vorbereiten, falls das mit ihm noch möglich ist. Auch eine Genugtuung könntest du mit ihm aushandeln. Als oberste Regel sollte gelten, dass du nur Dinge tust, die dich erleichtern und die dein Gefühle klären. Zwei Infotexte «Gefühle und Gedanken rund um einen sexuellen Übergriff» und «Wie werden traumatische Erlebnisse verarbeitet» helfen dir, deine Gefühle zu besser verstehen.
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Frage Nr. 39741 von 09.05.2025
Ich bin w und 13. Letztes Wochenende übernachtete der Freund meiner Mutter bei uns. Am Samstagmorgen ging ich ins Badezimmer um zu duschen. Ich wollte gerade anfangen, als er ins Bad kam und ihm sagte dass er rausgehen soll. Angeblich wollte er etwas holen und war überrascht als er mich unter der Dusche sah.
Er meinte dann ich sollte doch nicht so zickig sein. Als er vor mir stand bemerkte ich eine ziemliche Beule in seiner Schlafanzughose und ich dachte, dass er wahrscheinlich einen Steifen hatte. Zu dieser Zeit war meine Mutter nicht in der Wohnung und als sie zurückkam hatte ich keine Gelegenheit mit ihr darüber zu reden und machte es bis heute nicht.
Mittlerweile bin ich mir nicht sicher ob ich ihr überhaupt davon erzählen soll. Eigentlich ist ja nichts weiter passiert, aber trotzdem denke ich immer wieder darüber nach. Was meint ihr dazu ?
Unsere Antwort
Wenn es dich immer wieder beschäftigt, solltest du unbedingt mit deiner Mutter reden. Es kann ja tatsächlich sein, dass der Mann nicht wusste, dass du im Bad bist. Wenn er wirklich nicht mit dir gerechnet hat und falls deine Beobachtung stimmt, hatte er eventuell eine morgendliche Erektion. Was aber nicht geht ist, dass er dich nicht ernst nimmt. Er hätte das Bad mit einer Entschuldigung sofort verlassen können. Dich ‚zickig‘ zu nennen, ist respektlos. Deine Mutter sollte verstehen, dass es bei der Badbenutzung Verabredungen braucht. Sonst entsteht Misstrauen und eure Familienbeziehungen werden belastet. Vielleicht wäre ein Besetztzeichen an der Tür sinnvoll. Wichtig ist, dass die Regeln für alle klar sind.
Wenn er diese 'zufälligen' Begegnungen wiederholt, könnte dies als sexuelle Belästigung gelten. Da du noch im Schutzalter bist, ist das vielleicht schon sexuelle Handlung mit einem Kind.
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Frage Nr. 39738 von 07.05.2025
liebes lilli team
ich w22 bin seit dem teenageralter recht nahe mit einem mann befreundet der damals eine klasse über mir war in der schulzeit also 1-2 jahre älter. wir haben ein sexuelles verhältniss miteinander. ich habe ihm schon oft grenzen gesetzt in bezug auf unsere verbindung, damit meine ich, dass ich ihm gesagt habe, ich möchte keine liebesbeziehung. mir ist aber aufgefallen vor anderen leuten tut er so als hätten wir eine innige amoröse beziehung, was mich auf die palme bringt und dann sagt er es wäre wunschdenken. es entspricht aber auch einfach nicht der wahrheit, weil er mich hauptsächlich für sex benutzt und emotional ziemlich vernachlässigt (selbst für "nur"einen freund). in letzter zeit sagt er dinge zu mir (schein komplimente) wie z.b.: du bist so schön, wir(!) könnten sehr viel geld machen mit sex-videos von dir(!). oder: du bist so schön, du bist der feuchte traum eines jeden fetten verschwitzten anime nerds.
oder er erzählt mir begeistert von irgendwelchen streamerinnen, die ihr badewasser online verkaufen. das ganze fühlt sich für mich sehr seltsam an und ich empfinde es als subtil verletzend. vor allem in verbindung mit dieser illusion einer beziehung nach außen. es wirkt so als würde er diese erschaffen um potentielle partner fernzuhalten. ich befürchte er hat da vorstellungen davon mich in eine form von prostitution zu treiben um in erster linie selbst davon zu profitieren (er hetzt oft gegen den kapitalismus und hasst arbeit an sich).
gibt es eine berechtigung für prostitution oder sexarbeit? auch aus lebensfreundlicher oder feministischer sicht?
würde ein sagen wir mal normaler mann eine frau mit der er angeblich gern zusammen wäre dazu zu überreden versuchen sex vor der kamera mit sich oder anderen männern oder zumindest sich selbst zu praktizieren?
ist das so ein edgy artsy couple ding das man geld mit sex macht und ich bin einfach uninformiert und konservativ?
der reiz des grenzwertigen?
ist der typ einfach verrückt und missbraucht mich?
ich bin etwas ratlos. danke für eine antwort.
Unsere Antwort
Mir macht vieles von dem, was du schreibst, Sorge. Der Mann behandelt dich nicht gut. Er tut nach außen so, als hättet ihr eine Beziehung, die ihr nicht habt. Er achtet deine Grenzen nicht. Du fühlst du von ihm benutzt und emotional vernachlässigt. Es ist völlig verständlich, dass du das verletzend und seltsam findest. Hör auf diese Gefühle! Sie zeigen dir, dass hier etwas nicht stimmt.
Ich will gar nicht so sehr auf deine anderen Fragen eingehen, da sie eigentlich irrelevant sind. Kurz: Ja, es gibt Berechtigung für Sexarbeit und es gibt auch feministische und selbstbestimmte Sexarbeit. Aber darum geht es hier offensichtlich nicht. Denn du möchtest das ja ganz klar nicht. Das hat auch nichts mit uninformiert oder konservativ sein zu tun. Für mich klingt das nach einer sehr bedenklichen Dynamik und ich würde dir raten, die Beziehung zu ihm zu beenden, besonders wenn er dich weiterhin in diese Richtung drängt. Wenn du Angst hast, dass er vielleicht gewalttätig dir gegenüber wird, sorge dafür, dass du nicht allein bist mit ihm, wenn du ihm das sagst. Du kannst auch eine Beratungsstelle zu Gewalt um Hilfe bitten.
Vielleicht hilft dir auch dieser Text von uns weiter, auch wenn er deine Situation vielleicht nicht ganz erfasst.
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Frage Nr. 39716 von 04.05.2025
Hallo
Ich bin gerade in einem Surf Camp und habe in der Zweiten Woche zu einem anderen Lehrer gewechselt.
Während der Stunde hat er mich gefragt, wie alt ich bin. Und später gesagt „I like it [das surfen]… and you.“, während ich auf dem Brett lag und die nächste Welle abgewartet habe.
Könnt ihr mir bitte helfen, das einzuschätzen?
[...]
Unsere Antwort
Du bist bereits erwachsen, und schon einiges über 20. Es ist aufgrund deiner weiteren Angaben verständlich, dass das Surfcamp für dich jetzt eine Herausforderung ist. Du hast wahrscheinlich noch sehr wenig Erfahrung darin, in Kontakt zu gehen und dich abzugrenzen. Das Surfcamp ist eine gute Übung. Du erfährst, dass Menschen an dir als Frau und an dir als Mensch interessiert sind. Und du kannst auch ein bisschen herausfinden wer oder was dir gefällt bei anderen Menschen, wenn du mit ihnen interagierst. Es ist auch eine gute Übungsmöglichkeit, zu flirten, wenn dir jemand gefällt. Schau dazu doch auch in unseren Text Tipps fürs Flirten.
Eine Person kann deinen Körper super finden und dich als Mensch auch wertschätzen. Und umgekehrt kannst du das auch lernen. Wenn du das Kennenlernen langsam angehst, merkst du, ob die Person dich als Mensch schätzt.
Feriencamps sind Orte, wo viele Menschen unverbindliche Beziehungen eingehen. Es könnte sein, dass das öfter mal passiert, dass dort geflirtet und gedatet wird. Du kannst davon ausgehen, dass das Interesse eher auf etwas unverbindliches hinausläuft.
Ich empfehle dir, dass du merkst "der hat Interesse an mir". Und dass du dich fragst, was du möchtest. Willst du ein bisschen flirten? Willst du dich mit ihm treffen? Willst du den Kontakt auf einer reinen Lehrer-Schülerinnen Ebene halten? Sag ihm klar, wenn du etwas nicht möchtest. Vielleicht sagt er dann nie wieder was. Erstmal kannst du es als Zeichen dafür deuten, dass er dich mag. Wegen dem musst du noch überhaupt nichts machen mit ihm. Und du kannst immer sagen, dass du das nicht möchtest. Falls er dich fragt, ob ihr euch mal treffen wollt oder ob du an mehr interessiert bist, kannst du immer sagen: Nein, das möchte ich nicht. Du kannst lächeln und trotzdem nachher nein sagen. Das ist Übungssache. Du kannst auch den Surflehrer wechseln, wenn du merkst, es ist dir unangenehm.
Interesse an einer anderen Person ob sexuell oder romantisch kann auf Gegenseitigkeit beruhen. Gibt es Menschen, die du in dieser Hinsicht interessant findest? Hast du da Lust drauf? Hier gibt es ein paar Sachen, die du machen kannst, damit du dich selbstsicherer fühlst. Wie werde ich beim Daten selbstsicherer? und Wie beruhige ich mich selbst?
Es ist toll, dass du dir eine Herausforderung gesucht hast. Du kannst gute und wichtige Lernerfahrungen machen, auch was das Zwischenmenschliche angeht. Unsicherheitsgefühle gehören auch dazu.
Schau doch mal, wie diese Gedankenanregungen bei dir ankommen. Du kannst uns einfach wieder schreiben. Gib dann bitte die Nummer dieser Frage an.
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Frage Nr. 39582 von 22.03.2025
Danke für eure Antwort zu Frage Nr 39533.
Ich finde es schwierig zu sagen, ob die Therapie mich derzeit weiterbringt. Nicht wirklich.
Ich habe aber zusätzlich mit Shiatsu angefangen, was etwas in mir in Bewegung bringt, weil es mit Körperwahrnehmung, Intuition, Nähe zulassen und Verletzlichkeit zu tun hat. Ich fühle mich dadurch mehr in meinem Körper. Und was auch hilft, ist Feminismus/ die Auseinandersetzung damit.
(Könntet ihr bitte untenstehenden Text kürzen? Danke)
[...]
Unsere Antwort
Danke für deine Rückmeldung. So kann ich mir ein besseres Bild machen.
Ich halte es für eine sehr gute Idee, dass du Shiatsu machst. Und auch, dass du dich mit Feminismus auseinandersetzt. Es ist toll, dass du außerhalb der Therapie Wege findest, voranzukommen. Das ist sehr wertvoll, um dein Leben in die Hand zu nehmen.
Bezüglich Selbstbefriedigung ist es ratsam, ganz langsam anzufangen, sodass es dabei nicht zum Wiedererleben von schmerzhaften Erinnerungen kommt. Dein Ziel ist es ja, etwas angenehmes zu erleben und dafür braucht es ausreichend Behutsamkeit. Da du Shiatsu machst, bist du wahrscheinlich damit vertraut, mit den Händen dem Körper zu lauschen. Du könntest dir Gelegenheiten schaffen, wie du mit deinen Brüsten und deiner Vulva und Vagina in dieser Qualität in Verbindung gehst. Also einfach mal eine Hand auflegen und deiner Intuition folgen. Wenn es sich nach zu viel anfühlt, mach wieder weniger. Falls du mal in die Überforderung kommst, betrachte es als eine Lernerfahrung, dass das ein bisschen zu viel war. Vielleicht möchtest du dich auch mit Atemübungen vorbereiten, sodass du in einem guten Zustand bist, bevor du deinen Körper auf eine sexuelle Weise entdeckst. Vielleicht fallen dir selbst noch Möglichkeiten ein, wie du deine Ressourcen aus dem Shiatsu nutzen kannst.
Lies dazu bitte auch unseren Text Wie komme ich mit meinen sexuellen Fantasien besser klar? Darin erfährst du wie viel Einfluss du mit deinem Körper auf die Inhalte der Fantasien nehmen kannst.
Ich möchte dich sehr dazu ermutigen klar zu bleiben in deinem Wunsch nach Abstand. Deine Wahrnehmung ist richtig, es hat dir geholfen, dich zu distanzieren. Du beweist große Stärke und viel Mut, da du dich trotz dieser Erfahrungen auf den Weg machst, Sex und Liebe auf eine neue und angenehme Weise erleben zu können. Gewalt in der Familie hinterlässt tiefgreifende Verletzungen. Es ist gut, dass du Mitgefühl entwickelst mit dem Mädchen, das unter diesen Umständen groß geworden ist. Du kannst dir heute den Trost spenden, den du damals nicht bekommen hast. Schau dazu doch auch mal in unsere Texte Warum ist Gewalt in der Familie besonders schlimm? und Wie löse ich mich von meiner Kindheit?
Wie ist es bei dir mit engen Freundschaften? Gibt es da jemanden, dem du dich anvertraut hast oder dem du dich anvertrauen möchtest? Du hattest uns geschrieben, dass du sonst niemanden hast, mit dem du darüber reden kannst. Könntest du vielleicht über die Zeit Vertrauen zu jemandem aufbauen, der dir jetzt schon nahe steht? Woran könntest du erkennen, dass eine Person vertrauenswürdig ist?
Du kannst uns wieder schreiben. Wenn du möchtest, verschriftliche welche Gedanken dir kommen beim Lesen der Texte und beim Kontakt mit deinem Körper. Gib dann bitte wieder die Nummer dieser Frage an.
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Frage Nr. 39563 von 18.03.2025
wie komme ich mit Aggressionen klar
Unsere Antwort
Ist deine Frage, wie du mit deinen eigenen Aggressionen klarkommen kannst, oder geht es um die Aggressionen anderer dir gegenüber?
Wenn es um deine eigenen Gefühle geht, können dir diese Texte weiterhelfen:
Wenn es um die Aggressionen anderer geht, dann schau dich doch mal im Kapitel Gewalt in Beziehungen und in der Familie: Was tun? um.
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Frage Nr. 39556 von 17.03.2025
Hallo
Ich habe ein Problem. Ich habe einen Freund und er schlägt mich und vergewaltigt mich auch, ich wehre mich nie da gegen weil ich kann es einfach nicht mich von ihm trennen erst recht nicht. Ich habe Problem damit Nein zu sagen ich habe kein Selbstwertgefühl. Ich denke irgendwie halt auch selber das ich zu nichts anderes zu gebrauchen bin als für Sex und zum geschlagen werden, ich bin nämlich dumm, ich habe Legasthenie und Dyskalkulie und eine sehbehinderung ohne Brille sehe ich nur 10% ich bin im therapie aber meine Tehrapeutin glaubt nicht mehr so an mich,sie versucht immer mein Selbstwertgefühl aufzubauen oder es klappt nicht oder nur für kurz und sie ist so wüdent das ich es nicht langsam schaffe mich von meinem Freund zu trennen. Ich weiss selbst nicht mehr was ich machen soll.
Unsere Antwort
Du bist in einer sehr schwierigen und verzwickten Situation. Ich gehe davon aus, dass du keine Gewalt mehr erleben willst. Um in deine Situation zu verändern, braucht es dein Einverständnis und deine aktive Mithilfe. Du bist ja mündig und urteilsfähig. Du kannst aber die Hilfe von Professionellen in Anspruch nehmen. Nun hat dir deine Psychotherapeutin wohl schon länger zu einer Trennung geraten. Du hast Ihren Rat nicht umsetzen können. Darum meine Frage: Wo brauchst du denn konkret Unterstützung? Wäre ein Frauenhaus-Aufenthalt hilfreich? Dort wärst du vor deinem Freund geschützt und könntest in Ruhe und ohne Gewalt über deine Situation nachdenken. Dann wäre es vielleicht leichter, herauszufinden, ob du eine eigene Wohnung suchen möchtest oder ein Platz in einer Wohngemeinschaft besser wäre. Du hättest auch Gelegenheit dich mit anderen Frauen auszutauschen. Oder gibt es vielleicht in deiner Familie oder bei Freund*innen einen geschützten Platz für dich, den du als Besinnungszeit nutzen kannst? Es ist nämlich so: Wenn du in einer Psychotherapie versuchst, dein Selbstwertgefühl aufzubauen und zu stabilisieren und gleichzeitig in einer Gewaltbeziehung lebst, knickt das Selbstwertgefühl immer wieder ein. Das gilt für alle Menschen. Selbstwertgefühle brauchen über längere Zeit eine stabile Wertschätzung. Die Wertschätzung kann auch nicht in dir allein wachsen. Du brauchst ein Gegenüber, dass dich wertschätzt und dem du das Wertschätzen glaubst. Schliesslich möchtest du ja das Vertrauen in dich selbst finden. Also musst du Vertrauen erleben. Du wertest dich im Moment völlig ab. Du traust dir nichts zu. Darum findest du auch nichts, was du für deine Eigenständigkeit gebrauchen kannst. Meine Frage ist: Bekommst du genügend Unterstützung für deine neurologischen Symptome, so dass du ein selbständiges Leben führen kannst? Erst wenn du genügend Unterstützung hast, kannst du erleben, welche Fähigkeiten du entwickeln kannst und zu was du sie gebrauchen willst.
Zudem musst du wissen, dass Gewalt immer Unterstützung von aussen braucht. Wenn du dich einsam und allein gegen einen Gewalttäter wehren willst, wirst du scheitern. Du brauchst unbedingt ein Helfer*innen-Netz. Beratungsstellen der Opferhilfe könnten mit dir zusammen überlegen, welche Unterstützung du annehmen kannst und wer zu deiner Selbstsicherheit beitragen könnte. Vielleicht findest du Ideen und Unterstützung in unserem Text «Wie löse ich mich aus einer Gewaltbeziehung?».
Wie gesagt, deine Situation ist verzwickt. Es braucht deinen Einsatz. Du könntest dir z.B. ein inneres Bild von dir als selbständiger oder zufriedener oder mutiger Frau machen. Wie sähe dein Leben aus. Diese inneren Vorstellungen könnten dir den Weg aus der jetzigen Misere zeigen. Wir wünschen dir den Mut, Hilfe anzunehmen.
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Frage Nr. 39543 von 16.03.2025
Liebes Lilli-Team,
ich bin weiblich und 69 Jahre alt. Ich bin seit 30 Jahren verheiratet und hatte mich vor 5 Jahren für ca. 18 Monate vorübergehend von meinem Mann getrennt. Im beiderseitigen Einvernehmen und mit der Überzeugung, dass das gut und richtig ist, zogen wir wieder ins gemeinsame Haus. Nach nun gut 3 Jahren des erneuten Zusammenlebens ist mir immer stärker und fast mit körperlichen Schmerzen verbunden, bewusst geworden, dass meine sexuellen und auch alltägliche Bedürfnisse in meiner Ehe nicht erfüllt werden, ich mich eingeengt, eingepfercht und bei meinem Mann nicht mehr wohl und aufgehoben. Ich habe das zur Sprache gebracht, habe meine Wünsche und Vorstellungen ziemlich detailliert dargestellt. Seitdem versinkt er immer mehr in tiefe psychische Verletztheit, depressive Verstimmungen, wohl auch Einsamkeit und sagt, er packt das kein zweites Mal, dass ich gehe - er bringt sich um.
Entsetzlich! Er meint das Ernst. Das war auch vor 5 Jahren schon so, beim ersten Auszug, allerdings war er da noch besser vernetzt und offener für Neues. Jetzt traue ich mich manchmal schon gar nicht mehr aus dem Haus gehen, weil ich Angst habe, wenn ich zurückkomme, hat er sich vielleicht was angetan. Ich rede wohl mit ihm dazu, er verweigert aber jegliche Hilfe und sagt: "Das ist das Einzige, was mir noch bleibt und da braucht sich niemand einmischen!" Mal komme ich besser damit zurecht, mal sehr schlecht. Ich habe ihm auch gesagt, dass ich das als Erpressung empfinde und dass er machen kann, was er will. Allerdings triggert es mich trotzdem massiv. Manchmal wache ich nachts auf, empfinde mich total in der Zwickmühle und kann nicht mehr klar denken.
Im Prinzip möchte ich, dass es uns beiden gut geht und jede/r seinen Weg gehen kann. Aber er fühlt sich nur noch in den tiefsten Abgrund gestürzt und weigert sich irgendeine andere Lösung zu sehen als den Suizid. Ich weiß nicht mehr weiter. Vielleicht habt ihr noch eine Idee oder ein Hilfsangebot.
Herzliche Grüße!
Unsere Antwort
Dein Gefühl ist richtig. Dein Mann erpresst dich. Du erlebst Gewalt durch deinen Mann. Er übt erheblichen Druck auf dich aus, indem er mit Suizid droht. Du musst diesem Druck nicht nachgeben.
Es ist verständlich, dass du dich für dich selbst und dein Wohlergehen einsetzt, aber gleichzeitig auch deinen Mann nicht einfach fallenlassen willst.
In deiner Situation brauchst du jemanden, der für dich da ist. Eine Fachperson, die dich mit Gesprächen unterstützt. Wenn du dich für die Trennung entscheidest, brauchst du jemanden, der dich emotional auffängt, falls dein Mann seine Drohung in die Tat umsetzt. Du kannst bereits vor einer Trennung die notwendige Stabilität aufbauen, um den Schritt der Trennung zu verkraften. Ich wünsche dir eine Fachperson, die dich darauf vorbereitet. Such dir eine Fachperson, zu der du eine gute Vertrauensbasis aufbauen kannst. Du kannst dir Zeit lassen für deine Selbststärkung mit fachlicher Unterstützung, bis du dich sicher genug und vorbereitet fühlst.
Ich empfehle dir, in einer Beratung auch darüber zu sprechen, wie dein Mann die Unterstützung bekommen kann, die er braucht. Und wie du damit umgehen kannst, wenn er diese Unterstützung nicht annehmen will.
Ich kann gut verstehen, dass das eine schwierige Situation für dich ist. Du musst da aber nicht alleine durch. Es gibt verschiedene Anlaufstellen, bei denen du Unterstützung bekommen kannst. Du kannst dich zum Beispiel an eine Beratungsstelle der Opferhilfe wenden. Oder an eine Trennungsberatung. Ausserdem kannst du rund um die Uhr das Hilfetelefon anrufen und dich dort beraten lassen. Die Berater*innen vom Hilfetelefon können für dich auch den Kontakt zu einer passenden Anlaufstelle in deiner Nähe herstellen.
Diese Antwort gilt auch für Frage 39550.
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Frage Nr. 39533 von 15.03.2025
Hi
Da ich niemanden habe, mit der/dem ich das besprechen kann frage ich hier.
Ich habe eure Texte zur sexuellen Orientierung gelesen und auch, dass es nicht immer so trennscharf und klar ist.
Ich bin 26 cis Frau. Ich glaube ich bin queer, aber das ist sehr neu und ich habe Angst, den Begriff falsch für mich zu verwenden, deshalb meine Frage…
Ich fühle mich nicht „einfach so“ sexuell von anderen angezogen. Ich habe sexualisierte Gewalt in der Kindheit erlebt, was das alles verkompliziert. Hatte nie konsensuelle Sexualkontakte.
Jetzt als Erwachsene finde ich hetero und lesbisch zu eng. Ich glaube auch nicht ganz, dass ich asexuell bin (aber möglich wäre es). Ich kann mir Liebe mit Frauen vorstellen und auch mit Männern oder genderqueeren Menschen. Ich war aber nie verliebt und weiss nicht, wie das dann in der Realität ist oder sein wird.
Und weil ich mich weder hier noch dort einordnen kann, würde ich mich am ehesten als queer bezeichnen. Was denkt ihr dazu?
Manchmal habe ich Angst, dass das alles nie kommen wird: Liebe, Beziehung, Sexualität. Ich fühle mich langsam „alt“. Ich arbeite an meinem Trauma in einer Therapie, aber das geht sehr sehr langsam…
Unsere Antwort
Queer ist eine Selbstbezeichnung. Es geht darum, in irgendeiner Form von der Norm abzuweichen bezüglich sexueller Orientierung und/oder Geschlechtsidentität. Wenn du den Begriff für dich verwenden möchtest, kannst du das tun. Es gehört für viele Menschen dazu, dass sich der Begriff zunächst seltsam anfühlt und Fragen auftauchen, ob die Bezeichnung wirklich passt. Du kannst erstmal auswählen, welchen Menschen in deinem Umfeld du davon erzählen möchtest, dass du glaubst, das die Bezeichnung queer für dich passt. Mit vertrauten Menschen fällt das leichter. Denn ihnen kannst du auch deine Unsicherheiten rund um den Begriff mitteilen.
Du schreibst von einer schwierigen Vorgeschichte. Die Aufarbeitung braucht Zeit. Hast du denn das Gefühl, dass du vorankommst in deiner Therapie? Bemerkst du Veränderungen in deinem Erleben und deinem Verhalten?
Ich könnte mir vorstellen, dass es dir ergänzend gut tun würde, dich gezielter mit deiner Sexualität und deinem Körper auseinanderzusetzen. Gerade nach Gewalterfahrungen ist die Beziehung zum eigenen Körper häufig beeinträchtigt und das kann es auch schwierig machen, sich auf andere Menschen einzulassen. Wie ist das bei dir?
Machst du Selbstbefriedigung? Hast du sexuelle Fantasien? Du könntest deine Erregungstechnik entdecken und mit dir selbst Sexualität im sicheren Rahmen entdecken, bevor du dich an Sexualität mit anderen Menschen heranwagst.
Du schreibst, du hast sexuelle Grenzüberschreitungen in der Kindheit erlebt. Möglicherweise hast du in dieser Zeit gleichzeitig ein Beziehungstrauma erlebt. Wer war für dich da? Wer hat dich getröstet? War es eine Person, die du eigentlich geliebt hast, die dir sexuelle Gewalt angetan hat?
Verliebtsein ist eine sehr verletzliche Phase. Es könnte sein, dass du dir einen Schutz zugelegt hast, um dich vor dieser Verletzlichkeit zu schützen. Das passiert häufig als Reaktion darauf, dass in der Kindheit emotional überfordernde Erlebnisse gemacht wurden, in denen wichtige Bezugspersonen einem Leid zugefügt haben.
Ich möchte dich dazu einladen, dass du uns dazu nochmal schreibst. Gib dann bitte die Nummer dieser Frage an.
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Frage Nr. 39532 von 14.03.2025
Hallo liebes Lilli-Team,
ich bin 28 Jahre alt, weiblich, und habe seit ein paar Monaten meinen ersten Freund.
Mein einziger vorheriger Kontakt mit einem Mann war nicht einvernehmlich, auch wenn es zum Glück nicht zum Geschlechtsverkehr gekommen ist (Ich war minderjährig, zum ersten Mal betrunken und der Mann ein ganzes Stück älter).
Als ich mit 25 Jahren aufgrund einer Krise für ein paar Jahre zurück zu meinen Eltern gezogen bin, habe ich meinen Vater fast ausschließlich nackt gesehen, da er ein großer FKK-Fan ist. Ich habe da aber massiv drunter gelitten, war angeekelt und konnte kaum ein Wort mit meinem Vater wechseln. Generell habe ich Probleme mit Körperkontakt mit Männern und brauche immer räumliche Distanz.
Außer bei meinem jetzigen Freund, wir kuscheln sehr gerne, aber trotzdem fällt mir meine erste Beziehung schwerer als gedacht. Bei unseren ersten Versuchen, Geschlechtsverkehr zu haben, war meine Vagina zu verschlossen. Zu Beginn hatte ich selber Probleme, mit einem Finger reinzukommen, aber dank eurer praktischen Tipps wird es langsam besser.
Ich brauche aber sehr viel Zeit, sich mit seinem Penis vertraut zu machen, also ihn ohne beklemmendes Gefühl anzusehen oder gar zu berühren.
Kann es denn sein, dass Frauen einen Penis nicht so toll finden? Oder ist das auch "Übungssache"?
Ich bin nämlich auch noch bisexuell (war bisher sowohl in Männer als auch in Frauen verknallt), aber jetzt zweifle ich auch daran. Vielleicht habe ich Hemmungen vorm Geschlechtsverkehr mit einem Mann, weil ich eigentlich lesbisch bin? Ich bin zwar phasenweise immer wieder nochmal in meinen Freund verliebt, habe aber auch oft Zweifel...
Liebe Grüße
PS: Ich bin ganz froh, dass ich eure Website entdeckt habe... gut dass es euch gibt :)
Unsere Antwort
Du bezeichnest dich als bisexuell, weil du dich in Männer und Frauen verknallst. Das erscheint mir daher eine passende Bezeichnung. Eine Abneigung gegenüber dem Penis lässt keine Schlussfolgerungen über deine sexuelle Orientierung zu. Lass dich davon nicht verunsichern.
Deine Einstellung zum Penis kann sich verändern. Entscheidend dafür ist, was du mit deinem Körper machst. Lass dir dafür Zeit. Gehe einen Schritt nach dem anderen und überfordere dich nicht. Mit Langsamkeit kommst du weiter.
Du bemerkst bereits, dass du selbst etwas machen kannst. Es freut mich, zu hören, dass du erste Veränderungen bemerkst, wie deine Vagina sich öffnen kann für einen Besucher.
Bleib dran. Das wird dir gut tun, um dich als Frau zu emanzipieren und dich von alten Erfahrungen zu lösen. Du kannst dein Geschlecht selbst in die Hand nehmen und erfährst auf diese Weise, dass du die Herrin im Haus bist. Dieses Gefühl ist besonders wichtig, wenn du in der Vergangenheit Gewalt erlebt hast.
Welche praktischen Tipps machst du aktuell? Ich halte es in deinem Fall für besonders wichtig, dass du in Bewegung bist. Deine Vagina wird dadurch von der passiven Erdulderin zur aktiven Aufnehmerin. Hierzu empfehle ich dir diese Übungsanleitung:
Wie wird meine Vagina zur aktiven Aufnehmerin?
- Nimm einen Spiegel und betrachte deine Vulva. Schau mal, ob du die Vaginaöffnung gut siehst. Dann spann die Beckenbodenmuskeln an. Siehst du diese Bewegung an der Vaginaöffnung?
- Mach deine Hand voll mit Gleitmittel, Bio-Mandelöl oder viel Speichel. Halte deinen Finger vor den Vaginaeingang. Nun bewege deinen Vaginaeingang zum Finger hin. Du bewegst also das Becken. Spann die Beckenbodenmuskeln fester an. Spürst du mit dem Finger, wie gut sich die Vagina verschliessen kann? Merkst du den Unterschied, wenn du die Muskeln etwas weniger anspannst? Je mehr du übst, desto besser wirst du den Unterschied spüren zwischen mehr und weniger angespannten Muskeln.
- Drück mit dem Vaginaeingang ein bisschen auf den Finger. Dafür bewegst du dein Becken zum Finger. Vielleicht nimmt deine Vagina den Finger ein wenig auf. Vielleicht geht der Finger ganz hinein. Es geht eben so weit du möchtest: Du hast die Kontrolle. Nimm den Finger nur so weit auf, wie es nicht wehtut. Lass dir Zeit.
- Halte den Finger völlig still mit der Fingerspitze im Vaginaeingang. Jetzt bewege dein Becken so nach vorn, dass der Finger in die Vagina sinkt. Bewege dein Becken zurück, damit der Finger wieder herauskommt. Du merkst: Die Vagina kann eigentlich sehr aktiv sein. Sie holt sich den Finger selbst herein. Stell dir vor, du bleibst beim Geschlechtsverkehr immer in Bewegung. Du bewegst also immer dein Becken, so wie du es geübt hast. Dann merkst du, dass deine Vagina nicht einfach passiv hinhält. Deine Vagina nimmt aktiv auf. Und sie erregt sich aktiv an dem, was sie aufnimmt.
- Beweg dein Becken langsam kreisförmig. So kann sich deine Vagina am Finger sanft massieren. Hast du Lust, deinen Finger zu bewegen? Dann tu das auch. Du kannst streicheln, reiben, drücken, auf allen Seiten deiner Vagina. Achte darauf, was deine Vagina da so alles wahrnimmt. Nehmen wir an, du wiederholst das oft. Dann wird deine Vagina mehr spüren. Eine Berührung fühlt sich angenehm an? Dann berühre dich immer wieder so. Und verstärke die Berührung auch. Drück also mal fester oder reib schneller.
- Spiel viel mit Bewegungen deines Beckens. Schaukel dein Becken und kreise es. Halt deinen Finger in der Vagina still, während du dein Becken auf alle möglichen Arten bewegst. Du bewegst dich also vor und zurück, hin und her. Mach alles, was dir gerade in den Sinn kommt. Wie fühlt es sich an, wenn du die Beckenbodenmuskeln anspannst und entspannst? Probier das auch mal aus.
- Mach unbedingt auch unsere Übungen zur Beckenschaukel. Das ist die Bewegung des Beckens, bei der deine Vagina am besten etwas aufnehmen kann.
Wenn du deine Vagina aktiv erlebst, wird dir das helfen beim Aufbauen einer positiven Beziehung zum Penis. Du merkst dann, dass deine Vagina den Penis aktiv aufnehmen kann und er muss eigentlich nur hinhalten.
Beklemmende Gefühle gegenüber dem Penis kannst du über den Körper sowohl fördern als auch regulieren. Es hat einen grossen Einfluss, wie du deinen Oberkörper bewegst. Ein lockerer Oberkörper hilft, lockerer gestimmt zu sein und mehr positiven Emotionen Platz zu geben. Schau dazu bitte auch in unseren Text Gute Gefühle beim Sex durch Bewegung des Oberkörpers.
Wichtig wäre aus meiner Sicht auch das Gespräch mit deinem Freund. Sag ihm, dass du dich erst an seinen Penis gewöhnen musst.
Wegen deiner schwierigier Vorerfahrung, ist es besonders wichtig in die Autonomie reinzukommen. Du bestimmst, was du mit dem Penis machst, wann, wie viel...
Er soll zum Beispiel einfach mal sitzen und du guckst dir seinen Penis an. Mach das bitte nur selbst in Bewegung, oder wenn du stehst. Achte darauf, dass du nicht starr wirst dabei. Falls du deinen Körper starr machst, erinnere dich daran, dass du das machst und du auch etwas anderes machen kannst. Es geschieht dir nicht, du kannst Einfluss nehmen. Spüre deine Füsse auf dem Boden oder deinen Po auf der Unterlage und bringe eine lockere Bewegung in deinen Oberkörper, um dich aus der Starre zu lösen. Falls du merkst, dass dir das Anschauen noch zu viel ist, geh wieder einen Schritt zurück. Fordere dich immer nur ein kleines bisschen heraus.
Noch ein paar Hinweise, worauf du allgemein achten kannst, damit der Sex für dich genussvoll ist:
Ich würde dir von Sex in der Rückenlage eher abraten, weil du dich dann eher ausgeliefert fühlst. Wichtig für dich ist die Möglichkeit, dich gut zu bewegen. Seitwärts oder gegenüber oder auf ihm drauf. Die Typische Vorstellung von Sex ist in Missionarsstellung. Aber für Menschen, die sexuelle Gewalt erlebt haben, ist es wichtig, nicht einfach dazuliegen und es geschehen zu lassen.
Du kannst uns wieder schreiben, welche Erfahrungen du machst und wir können dich weiterhin begleiten. Gib dann bitte die Nummer dieser Frage an.
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Frage Nr. 39509 von 10.03.2025
Ich war 1,5 Jahre in einer "Situationship" mit einem Mann, der sich nie binden wollte, mir aber gleichzeitig verboten hat, andere Männer zu treffen. Schliesslich hat er mich betrogen und verlassen. Nach der Trennung bin ich in eine Depression gefallen. Durch meine Psychologin habe ich gelernt, dass ich aufgrund der emotionalen und psychischen Misshandlungen durch ihn ein Trauma entwickelt habe. Diese Misshandlungen erfüllten den Tatbestand häuslicher Gewalt.
Ich wurde von ihm isoliert, da ich meiner Familie nie von unserer Situation erzählen konnte, weil dies laut ihm Konsequenzen für ihn geben würde. Je mehr ich mich mit meinen Erlebnissen auseinandergesetzt habe, desto mehr wurde mir bewusst, dass ich auch sexuell misshandelt wurde:
Er hat gegen meinen Willen seinen Penis an meiner Scheide gerieben nachdem ich mich in einem Massagesalon geweigert habe einen BJ zu geben.
Er hat versucht, mich zu einem Blowjob zu zwingen und mich beleidigt als ich dies nach einem Streit nicht wollte.
Er hat mich gefingert, während ich geweint habe während eines Streites und mich beleidigt als ich keinen Gv mehr haben wollte.
Er hat mehrfach vor dem Geschlechtsverkehrs auf das Kondom verzichten wollen ohne meine Zustimmung und mich anschliessend eingeschüchtert als ich nicht einverstanden war, indem er es nach mir geworfen hat, während er über mir stand.
Er hat mich manipuliert und mit Liebesentzug gedroht, damit ich Analverkehr mit ihm habe. Dabei hat er ohne mein Wissen das Kondom weggelassen.
Darüber hinaus hat er mich durch Gaslighting, Kontrolle, Liebesentzug, Eifersucht und Manipulation massiv unter Druck gesetzt. Er hatte regelmässige aggressive Wutausbrüche, die mich eingeschüchtert haben, und hat mir mehrmals seine Waffensammlung präsentiert.
Nach der Trennung habe ich ihn zwei Monate lang verzweifelt kontaktiert, viele Nachrichten geschrieben und ihn angefleht, mit mir zu reden. Er hat mich jedoch blockiert und ignoriert. Ich habe auch mit mehreren Instagram-Accounts seinen Account angeschaut.
Meine Fragen:
Habe ich Chancen, ihn wegen psychischer und sexueller Misshandlung sowie meiner daraus resultierenden Depression anzuzeigen?
Könnte er mich in irgendeiner Weise anzeigen oder rechtliche Schritte gegen mich einleiten?
Ich habe Angst, dass er mich als "die verrückte Ex" darstellt, die nicht loslassen kann – wie kann ich mich dagegen schützen?
weiblich, 28
Unsere Antwort
Zu deiner ersten Frage: Du kannst eine Strafanzeige machen. Du beschreibst Situationen, die als Straftaten gewertet werden können. Vor Aufnahme eines Strafverfahren wird aber jeweils geprüft, ob für jeden einzelnen Tatvorwurf genügend Beweise vorliegen und ggf. Zeug*innen aufgeboten werden können. Eine Verurteilung des Angeschuldigten muss durch diese Beweise gerechtfertigt sein. Darum raten wir dir dringend, dich an eine spezialisierte Opferhilfeberatung oder an eine Rechtsberatung zu wenden. Mit den professionellen Berater*innen kannst du deine spezielle Situation und die Verurteilungs-Aussichten in einem Strafverfahren überprüfen.
Zu deiner zweiten Frage: Wenn dein Ex der Meinung ist, dass deine Vorwürfe ungerechtfertigt sind, kann er dich wegen Verleumdung anzeigen. Du musst ihn dann allerdings öffentlich, z.B. durch eine Strafanzeige, beschuldigen. Auch da kann dich die Opferhilfeberatung bezogen auf deine persönliche Situation genauer beraten als wir.
Zu deiner dritten Frage: Und du vermutest richtig. Wenn du für dich eintrittst, kann es sein, dass er dich diffamiert. Wenn du dich häufiger bei ihm meldest, kann er sich belästigt fühlen. Dagegen kannst du dich nicht vorbeugend schützen. Du kannst aber jede Beleidigung, Drohung oder Verleumdung bei der Polizei melden. Das führt meist dazu, dass die Beleidiger, Bedroher und Verleumder sich zurückziehen.
Wir wissen, das Strafverfahren lange dauern und sehr aufwändig sind. Grundsätzlich sind wir der Meinung, dass alle Gewalttaten angezeigt und verurteilt werden sollten. Gleichzeitig solltest du dir aber auch überlegen, wieviel Kraft du in diese Beziehung investieren willst.
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Frage Nr. 39495 von 06.03.2025
Ich habe eine zusätzliche Frage zu der Frage Nr. 39481 . Ich möchte mich zunächst für eure Antwort bedanken! Ist es auch möglich, dass ich mir das einbilde? Wie kann ich da sicher sein? Ich habe teilweise auch Erinnerungen ohne ein Gefühl. Was bedeutet das?
Danke für eure Hilfe!
Unsere Antwort
Natürlich kann es sein, dass du dich ungenau erinnerst. Das ist normal. Wir würden da aber nicht von Einbildung sprechen. Kein Mensch kann sich an jede einzelne Lebenssituation erinnern. Oft vermischen sich erinnerte Situationen. Deine Erinnerung, dass du ohne Wanderschuhe auf einen Ausflug geschickt wurdest, wird weder von deiner Mutter geteilt, noch hat die Aufsichtsperson damals reagiert. Es kann also sein, dass es eine andere Situation gab, in der du keine Schuhe hattest. Oder es haben sich andere Erlebnisse, in denen dir etwas fehlte, mit der Wanderschuh-Erinnerung gemischt. Bei vielen Erinnerungen gibt es Lücken, mit denen wir leben müssen. So eine Lücke kann auch das fehlende Gefühl sein. Manche Erinnerungen bilden sich im Gedächtnis nur schemenhaft ab. Manchmal weckt ein Geruch oder ein Geschmack eine Erinnerung.
Für dein aktuelles Leben ist es nicht wichtig, dass du dich an alles ganz genau erinnerst. Wichtig ist, dass du dich um Befindlichkeiten und Gefühle kümmerst, unter denen du leidest oder die dich einschränken.
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Frage Nr. 39476 von 01.03.2025
Guten Tag liebes Lilli-Team
Ich (w,31) habe euch bereits vor ca. 10 Jahren geschrieben zum Thema sexueller Übergriff. Dieser geschah im Ausland (Zentralasien) und wurde von meinem Gastvater begangen. Nun hat mich eine Kollegin letztes Jahr gefragt, ob ich mit ihr nach Zentralasien reisen würde. Ohne an den Übergriff zu denken, fühlte ich bereits ein gewisses Unbehagen gegenüber dieser Idee. Trotzdem habe ich zugesagt.
Jetzt in der Planung wurde mir vom Reisebüro geraten als Frauen möglichst nicht alleine unterwegs zu sein und geführte Touren in die Berge etc. zu buchen. Erst mit diesem Hinweis wurde mir das Ereignis vor zehn Jahren wieder bewusst und beschäftigt mich. Meine Kollegin hat auch vorgeschlagen meine damalige Gastfamilie zu besuchen. Nun überlege mich mir eine gute Ausrede dies nicht unbedingt tun zu müssen, aber mir fällt nichts passendes ein. Ich bin mir auch nicht mehr sicher, ob ich überhaupt nochmals dorthin reisen möchte. Auf der anderen Seite ist der Planungsprozess bereits fortgeschritten und ich würde mich sehr schlecht fühlen das Ganze wieder abzusagen und die Länder sind spannend und sehr schön.
Zudem war der Übergriff wohl nur eine sexuelle Belästigung und eigentlich ist auch nicht viel passiert ist, trotzdem beschäftigt es mich. Hier eine kurze Zusammenfassung, was passiert ist: Mein Gastvater hat mich an intimen Stellen berührt (ich war bekleidet), dabei gestöhnt, seinen Körper an meinen gedrückt und mich geküsst. Er hat dann von mir abgelassen, als sein Bruder hinzu gekommen ist. Wir waren irgendwo draussen, ziemlich weit weg von der Zivilisation, die beiden wollten mir etwas zeigen. Passiert ist es als der Bruder des Gastvaters kurz austreten musste. Ich hatte mich kaum gewehrt, stand einfach wie angewurzelt da und hoffte, dass es schnell vorbei geht, was ja glücklicherweise so geschah.
Was würden Sie mir raten? Reise absagen oder mich konfrontieren auch mit der Gastfamilie? Der Kollegin erzählen, was passiert ist, kann ich nicht, ich schäme mich zu fest dafür, dass es mich 10 Jahre später immer noch beschäftigt.
Unsere Antwort
Ich finde es verständlich, dass dich der sexuelle Übergriff auch 10 Jahre nach dem Ereignis noch beschäftigt. Das, was dein Gastvater getan hat, war nicht in Ordnung. Er hat deine Grenzen massiv überschritten.
Du schreibst nun davon, wie schwer es dir fällt, deine Bedürfnisse und Grenzen deiner Kollegin gegenüber zu äussern für eure Reiseplanung. Meine Vermutung ist, dass beides zusammenhängt. Und ich vermute, dass es dir hilft, genauer zu spüren, was du da eigentlich körperlich tust. Denn das hilft dir, dich in Zukunft besser zu schützen.
Wir können uns dann gut schützen, wenn wir uns gross und weit fühlen. Das heisst: Du spürst deinen Körper gut in seiner vollständigen Grösse. Die Füsse sind fest verankert auf dem Boden. Die Aufmerksamkeit breitet sich in alle 6 Richtungen aus: nach oben und unten, rechts und links, vorne und hinten. Die Atmung ist tief. Der Bauch ist locker.
Mithilfe von Körperübungen kannst du diesen Zustand herstellen. Klopfe zum Beispiel auf eine schöne Musik deinen ganzen Körper für 3-5 Minuten ab, um ihn gut zu spüren. Schicke deine Aufmerksamkeit etwa 20 Zentimeter über deinen Körper hinaus in alle 6 Richtungen jeweils für 3 Atemzüge. Also so, als würdest du dich in diese Richtungen ein Stück ausdehnen. Lass deine Atmung bis tief in den Bauch fallen.
Und wenn du in diesem Zustand der Ausdehnung bist, denk nochmal an eure Reiseplanung und überlege, wie du gut für dich sorgen kannst. Womit würde es dir gut gehen? Was wäre dir zu viel? Womöglich fällt dir im Kontrast auf, wo du eng und klein gewesen bist beim Gedanken an die Reise nach Zentralasien.
Du kannst uns gerne wieder schreiben und uns mitteilen, wie das für dich war. Gib dann bitte die Nummer dieser Frage an.
Du schreibst von grosser Scham darüber, dass du dich nicht gewehrt hast. Hast du im Zusammenhang mit sexualisierter Gewalt schon den Satz gehört "Die Scham muss die Seite wechseln"? Der Satz stammt aus den Gerichtsprozessen von Gisèle Pelicot gegen ihre Vergewaltiger. Es geht darum, dass es an der Zeit ist, dass sich Täter sexualisierter Gewalt schämen. Dabei geht es darum gesellschaftlich anders auf sexuelle Übergriffe zu blicken und die Scham bei den Menschen zu verorten, die Unrecht tun: die Täter. Du hast keine Schuld an dem, was dir passiert ist. Mehr dazu steht in unserem Text Gewalt: Schuld und Verantwortung.
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Frage Nr. 39444 von 24.02.2025
Hallo liebes Lilli Team
Ich Weiblich 20 Jahre bin seit fast zwei Jahren in einer Beziehung.
Zuvor war ich mit 16 Jahren in einer sehr toxischen Beziehung, in der mir vieles verboten wurde etc.
Nun bin ich in einer sehr gesunden Beziehung und ich habe grosse Schwierigkeiten mich als "gut genug" zu empfinden, für mich selbst und meinen Freund (er gibt mir nie das Gefühl ich sei es nicht).
Ich warte ständig darauf, dass es streit gibt oder er mich eventuell verlassen könnte, sozusagen warte ich auf das Chaos, welches ich mir so gewohnt war. Ich möchte dies logischerweise auf keinen Fall. Aber dieses Gefühl lässt mich einfach nicht los, in letzter Zeit ist es wieder schlimmer geworden, ich sage Sachen die unnötig oder verletzend sind. Ich meine sie nie so wie sie rauskommen. Ich versuche ständig diese Gedanken wegzudrücken, es funktioniert jedoch einfach nicht. Ich weiss mein Gehirn hat nicht recht mit den Gedanken. Ich kann sie jedoch nicht ignorieren.
Zudem habe ich bereits vor einem Jahr genau schonmal zu dieser Thematik 147 geschrieben, welche nie antworteten. Daher überlege ich mir zurzeit, ob es am Datum (Trauma) oder sonstigem liegt, dass es wieder schlimmer geworden ist. Ich habe keine kraft mehr für diese Gedanken und diese Sorgen...
Zusätzlich distanziere ich mich von Ihm und seiner Familie, denn wenn ich mit Ihm bin, ist es schlimmer, als wenn ich mit Freundinnen bin. Ich kann diese Gedanken nicht beschreiben aber sie nehmen momentan sehr grossen Einfluss auf mein Verhalten.
Was kann ich tun?
Unsere Antwort
Du hast schon viel von deinem Verhalten verstanden. Es ist tatsächlich nicht einfach, eine gute Beziehung zu leben, wenn man sich selbst nicht als ‚gut genug’ erlebt. In dem gewohnten Chaos würdest du dich auskennen, ebenso mit den Folgen von ‚unnötigen‘ Verletzungen.
Dir ist auch aufgefallen, dass deine Abwehr stärker wird, je näher ein Jahrestag kommt, der deine Erinnerungen an traumatisierende Erfahrungen intensiviert. Dein Gefühl der Wertlosigkeit scheint sich dann in den Vordergrund zu drängen. Auch merkst du, dass du dich vom ‚Guten‘, also von deinem neuen Freund und seiner Familie distanzieren musst. Freundinnen sind erträglicher. Was du da erlebst, sind die Folgen deiner früheren Beziehungserfahrungen. Du lernt gerade, dass man auch das ‚Gute‘ lernen muss. Deine Einsicht und deine sehr gute Wahrnehmung allein reichen für die nötigen Veränderungen nicht aus.
Was kannst du tun:
- Korrigiere deine Gedanken auf freundliche Art und Weise, wenn sie dich wieder in einen Streit treiben wollen. Zeige ihnen gegenüber Verständnis. Sie wollen das herstellen, was sie kennen. Wenn du sie wegdrücken willst, aktivierst du ihren Gegendruck.
- Verhandele mit ihnen. Worauf können sich deine Streit-Gedanken einlassen? Du denkst sie, sprichst sie aber nicht aus? Du hörst ihnen zu und gibst ihnen recht? Du erklärst ihnen (und dir selbst), dass die Gedanken früher absolut richtig waren. Gib ihnen einen Platz in deiner Vergangenheit. Heute passen sie einfach nicht mehr gut. Das können deine Gedanken erkennen, wenn du sie denken darfst.
- Du wirst merken, dass die streitbare und verletzte Spannung in deinem Körper damit nicht verschwindet. Dein Körper mit seinen Gefühlen braucht auch deine Unterstützung. Wo darf er seine Spannung ausdrücken, ohne dass du dich hinterher beschämt fühlst.
- Und dann könntest du auch noch das Unterscheiden üben. Was unterscheidet das Verhalten deines jetzigen Freundes von deiner vergangenen Erfahrungen? Welches Verhalten und welche Gedanken möchtest du zu deiner aktuellen Beziehung beitragen?
Wenn du dir das alles allein nicht zutraust, raten wir dir zu einer Psychotherapie. Wichtig ist uns, dass du verstehst: Dein Kampf gegen dich und deine früheren Erfahrungen hilft nicht weiter. Du bist eine beziehungsfähige junge Frau. Dein Werkzeuge aus der alten Beziehung nützen allerdings nicht mehr viel. Darum lernst du jetzt das Handwerk für deine neue Beziehung.
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