Frage Nr. 35989 von 27.11.2022
Hallo,
ich bin M 25 und mein Problem momentan ist, dass ich zu "uninteressant" und "langweilig" bin, im Bezug auf das Dating.
Ich kann nicht wirklich was über mich erzählen, und weiß auch gar nicht wie und was ich mit Frauen reden kann?
Ich bin auch eher der Typ, der meistens nur über ernste und Tiefe Sachen reden kann, wenn ich mal über den Small Talk hinwegkomme. Small Talk kann ich nicht so gut. Außerdem bin ich oft auch angespannt, und habe "Angst" etwas falsches zu sagen.
Wie kann ich den, etwas über mich erzählen?
Wie kann ich Gespräche führen (beziehungsweise bessere Gespräche führen)?
Sollte ich Sachen erleben, damit ich darüber erzählen kann?
Wie kann ich lockerer, entspannter und Humorvoller sein?
Wie werde ich eine Coole lockere Person, mit der man gerne seine Zeit verbringen möchte?
Sollte ich lernen mich zu Entspannen, durch Atemübungen, damit ich generell lockerer drauf bin?
Was ich von mir gemerkt habe ist, dass ich Dinge viel zu ernst nehme, also in Gesprächen. Liegt es eventuell daran, dass ich Angst habe etwas "falsches" zu sagen, um nicht blöd dazustehen, da ich mich verletzlich zeige, und deshalb die Situation "etwas falsches sagen" vermeide, weshalb ich angespannt bin?
Sollte ich mir neue Hobbys suchen, die für mich interessant sind, damit ich interessanter werde?
Meine Hobbys momentan sind: Gym und lerne gerade Spanisch. "Reicht" das denn schon um interessant zu sein?
Es sind echt viele Fragen, doch ich würde mich freuen, wenn ihr auf die ganzen fragen eingehen könntet. Es würde mir echt Klarheit verschaffen.
Danke im voraus!
Unsere Antwort
Ich denke, dein Problem ist nicht, dass du nicht interessant bist. Das, was du schreibst, und die Gedanken, die du dir machst, finde ich sehr interessant. Ich glaube, dein Problem ist eher, dass du dich uninteressant findest.
Ich glaube auch, dass du gar nicht lernen musst, worüber du mit einer Frau sprechen kannst. Sondern eher, wie du über die Dinge sprechen kannst, die dich interessieren und über die du dich gerne mit anderen unterhältst. Du hast geschrieben, dass du gerne über tiefgründige Gespräche führst – und das ist super! Es gibt viele Menschen, die solche Gespräche viel lieber mögen als Smalltalk.
Ich kann gut verstehen, dass du oft Angst hast, etwas falsches zu sagen und nicht so gut anzukommen. Das geht vielen so. Beim Dating gehört es aber dazu, dass einen eine Frau mal langweilig findet. Die Frage ist also: Wie gehst du damit um, wenn du bei einer Frau abblitzt?
Du kannst dir das so vorstellen wie beim Fussball. Sogar die besten Profispieler trefen das Tor nur selten. Da kann so viel schief gehen – selbst wenn die Richtung und der Winkel und das Tempo stimmen, sind da noch die Spieler der gegnerischen Mannschaft und, last but not least, ein superschnell reagierender Torwart zwischen dem Stürmer und seinem Erfolg.
Und was macht ein Fussballspieler, wenn er das Tor nicht getroffen hat? Er gibt nicht auf. Er macht immer weiter und versucht es wieder und wieder. Diese Haltung empfehle ich dir beim Dating. Wenn sich eine Frau nicht für die selben Dinge interessiert wie du, heisst das nicht, dass das bei allein Frauen so sein wird. Du brauchst eine Frau, die sich für dich interessiert und für die Dinge, die dich interessieren. Zum Thema Abfuhr haben wir auch einen Text geschrieben.
Du erkennst richtig, dass Anspannung ein Thema bei dir ist. Damit du die Spannung besser regulieren kannst, empfehle ich dir diese Tipps. Zudem können dir Atemübungen helfen, das hast du richtig erkannt. Für mehr Selbstsicherheit könnte es dir ausserdem helfen, eine fernöstlichen Kampfsport zu machen. Da erlebst du dich in einer zentrierten Kraft in der Begegnung mit anderen.
Ausserdem könnte dich dieser Text darüber interessieren, wie du beim Verführen selbstsicherer werden kannst.
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Frage Nr. 35978 von 26.11.2022
Antwort auf: 35927
1. Ich meine du widersprichst dich. Du schreibst, dass du keine Männer abschleppen konntest, doch als du Selbstbewusst warst hattest du doch Erfolg?!
In Bars, Partys haben es Frauen leichter, doch VOR ALLEM bei Dating-Plattformen! Ich habe auch von Frauen dessen Tinder Profil gesehen, und sie hatten innerhalb einer Woche +400 Matches, was voll kommen verrückt ist! Wenn man Glück hat bekommt man als Mann 15 Matches innerhalb 3 Monaten... Die meisten meiner Freunde machen ähnliche Ergebnisse.
Was ich oft zu hören bekommen habe ist, dass mein Profil nicht interessant genug ist. Ich lade drei Bilder von mir hoch, und habe eine Beschreibung, und bekomme kaum Matches. Frauen habe auch 3 Bilder (nur Selfies von sich, und nichts persönliches) und haben auch eine Beschreibung, dich jetzt nicht super ist, und das Profil wird als "gut" bewertet.. Wo ist die Logik?
Frauen haben im Online Dating wirklich die Option, sich die besten Männer auszusuchen. Als durchschnittlicher Mann wird man kein Erfolg beim Online Dating haben.
Es gibt auf YouTube auf einige Videos, wo sich Männer Frauen Profile erstellt haben und von Matches überschüttet werden, und das auch veranschaulichen.
Es gibt auch die andere Seite. Wer sehr gut gebaut ist, und ein Hobby zeigt, bekommt mehr Matches. Freunde von mir schleppen über Tinder sehr viele Frauen ab. Ich habe jetzt angefangen mit ihnen auch ins Gym zu gehen, damit ich das selbe machen kann. Ein sehr guter Körper ist wie ein Cheatcode im Online Dating, aber auch Persönlich. Sie haben Bilder wo sie Oberkörper frei sind, schick angezogen sind, und eins im Urlaub. Das selbe habe ich auch vor! Wer gut gebaut ist, wird extrem viele Frauen abbekommen. Es ist sehr oberflächlich, doch es funktioniert. Man schlägt durch das Gym 4 Fliegen mit einer Klappe: Hast ein Hobby, steigert extrem das Selbstbewusstsein , man sieht sehr gut aus, und man kommt bei Frauen sehr gut an.
Das ist auch mein Ziel. Wenn es damit nicht klappt, dann bleibe ich für immer Jungfrau, was solls...
2. Es gibt natürlich auch Männer, die es einfach sagen, dass sie nur Sex wollen, doch manchen Frauen gefällt das nicht. Viele Frauen brauchen den Rahmen, also auch mal ins Kino gehen, was zusammen kochen etc. Was ich damit meine ist die emotionale Verbundenheit, doch Männer können wohl anscheinend eher ohne Gefühle Sex haben, was bei für manche Frauen eher nicht der Fall ist. Männer wissen das und spielen den "Rahmen" vor, um an Sex zu kommen, was natürlich absolut mies ist. Sind natürlich nicht alle so.
3. Das mit dem Nice guy stimmt auch, doch wenn man wirklich keine abbekommt, versucht man irgendwie alles "richtig" zu machen. Wenn man so ist wie man ist findet man auch keine... Ich denke wenn ich einen sehr muskelösen und definierten Körper habe, löst sich das Problem auch, und ich kann mir auch wie meine Freunde die besten Frauen auf Tinder aussuchen, und muss nicht mehr verzweifelt suchen, da ich dann viele Optionen haben werde.
Unsere Antwort
Es stimmt, dass Männer und Frauen tendenziell unterschiedliche Erfahrungen mit Tinder machen. Und es stimmt, dass Frauen oftmals schneller mehr Matches bekommen. Das liegt aber auch daran, dass auf Tinder 75 Prozent der Nutzer*innen männlich sind. Und alleine dadurch besteht schon ein Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage.
Aber was meinst du, was das für Matches sind? 400 in einer Woche im Gegensatz zu 15 in 3 Monaten? Bei den 15 Matches hat vermutlich schon eine grössere Auswahl stattgefunden, und sie kommen eher von Frauen, die sich nicht nur wegen deiner Muskeln für dich interessieren.
Ich kann gut verstehen, dass es sich für dich frustrierend anfühlt, Tinder zu nutzen. Es kann sein, dass sich manche Männer Muskeln antrainieren und auf Tinder dadurch mehr Matches erzielen. Deine Idee, im Gym zu trainieren, ist dann gut, wenn es wirklich ein Hobby für dich werden kann und wenn du dadurch wirklich ein besseres Selbstwertgefühl bekommst. Vielleicht passt aber auch eine andere Sportart besser zu dir. Um das Selbstbewusstsein zu steigern, empfehlen wir zum Beispiel fernöstliche Kampfsportarten. Vielleicht wäre das ja auch etwas für dich?
Um dich für Frauen attraktiver zu machen, geht es nämlich nicht primär um den Aufbau von Muskeln, sondern vor allem darum, dass du eine selbstsichere Ausstrahlung entwickelst. Denn ein Muskelpanzer macht dich nicht von innen heraus selbstsicher.
Du könntest dich zum Beispiel fragen: Bist du stolz auf den Mann, der du bist? Bist du zuversichtlich mit dir als Mann? Du kannst etwas dafür tun, dass du zuversichtlicher wirst und dich wohlfühlst als Mann.
Hierzu möchte ich dir folgende Frage stellen: Angenommen, du bekommst einen Match auf Tinder. Die Frau gefällt ihr. Du fängst an mit ihr zu schreiben. Dann trefft ihr euch. Und dann? Wie ist das mit der körperlichen Nähe? Wie ist das mit dem Sex? Wie steht es rund um dein Selbstvertrauen, wenn es darum geht, eine sexuelle Beziehung mit der Frau einzugehen?
Aus unserer Arbeit mit Männern wissen wir, dass die Selbstsicherheit als Mann in Bezug auf das Dating eine gute Basis hat, wenn folgendes zutrifft:
Wir haben auf Lilli viele Tipps zu dem Thema. Dazu schau dir bitte mal den Text Wie mache ich mich interessant, attraktiv, sexy und liebenswert an. Ausserdem möchte ich dir das Buch “Klappt’s?” von Michael Sztenc empfehlen. Dieses Buch hilft dir gezielt bei diesen Punkten. Damit hilft es dir, eine selbstsichere Männlichkeit von innen heraus zu entwickeln, so dass du nicht auf einen äusseren Panzer aus Muskeln angewiesen bist.
Deine Videoempfehlung habe ich hier nicht mit verlinkt, weil das Video meiner Meinung nach zu kurz gedacht und nicht wirklich hilfreich ist. Es zeigt zwar das Ungleichgewicht auf Tinder auf, geht aber nicht wirklich darauf ein, welche verschiedenen Gründe es dafür geben kann.
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Frage Nr. 35962 von 23.11.2022
Hallo, ich bin die, die die Frage 35814 gestellt hat.
Wir machen jetzt eine Beziehungspause bis Mitte Januar und werden uns dann ein paar mal treffen um zu sehen, ob sich nochmal etwas entwickeln kann. Wir haben in dem letzten Jahr viele große Sachen gehabt (Uniabschluss etc.) und sehr wenig Zeit miteinander verbracht und wenn, dann eigentlich immer das gleiche gemacht und oft diskutiert, weil jeder auch so stur ist und recht haben will. Das möchte ich auch generell an mir ändern, unabhängig wie die Beziehung weitergeht oder nicht. Ich glaube wir sind einfach beste Freunde geworden… ich hoffe, dass der Cut etwas bringt. Muss man denn dann etwas beachten, wenn man sich dann trifft? Oder ist das einfach dann der Zufall, ob es denn nochmal klappt? Ich danke euch, für eure großartige Arbeit und seid für viele Menschen eine große Hilfe
Unsere Antwort
Vielen Dank für dein Lob.
Ich würde nicht sagen, dass es Zufall ist, ob es nochmal klappt. Oft ist Leuten nicht klar, dass Liebe und Verliebtheit nicht dasselbe sind. Verliebtheit passiert meist einfach, aber Liebe erschafft man aktiv. Liebe ist eine Aktivität. Du schreibst, dass ihr im letzten Jahr sehr wenig Zeit füreinander hattet. Dann ist es nicht verwunderlich, dass eure Liebesgefühle verschwunden sind. Liebe braucht Pflege. Und das bedeutet unter anderem gemeinsame Zeit. Zeit, die bewusst gestaltet wird. Es bedeutet auch, zu wissen, was man selbst braucht, um sich geliebt zu fühlen. Und was der*die andere braucht. Es geht also darum, wie ihr Liebe zeigt und sie dadurch auch immer wieder neu erschafft.
Ich empfehle dir, diese Pause zu nutzen, um nachzudenken und eure Beziehung zu reflektieren. Was hat dir gefehlt? Was wünschst du dir? Was brauchst du? Wieso hattet ihr zum Beispiel beide den Drang, immer recht haben zu müssen? Ich könnte mir vorstellen, dass es da eigentlich gar nicht um die Fakten ging, sondern um Anerkennung, Wertschätzung und Bestätigung – Dinge, die ihr vielleicht beide in eurer Beziehung vermisst habt. Wie könntet ihr das in Zukunft anders gestalten? Du siehst, es gibt viele Stellschrauben, an denen ihr drehen könntet, wenn ihr dazu bereit seid und eure Beziehung es euch wert ist. Eine Paarberatung könnte da sicherlich auch sehr hilfreich sein.
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Frage Nr. 35951 von 21.11.2022
Liebes Lilli-Team,
ich versuche eine lange Beziehung und ihr Ende seit zwei Jahren zu verarbeiten. Ich bin sehr streng mit mir, weil diese Beziehung gerade in den letzten Jahren in den Grundfesten bröckelte und ich nicht so leiden möchte bzw. mich diese Gedanken nerven, dass ich dafür viel Verantwortung trage.
Dazu muss man vielleicht wissen, dass die schlechte Beziehung abrupt von meinem Partner beendet wurde und ich immer geblieben bin, weil ich dachte, dass er sich irgendwann auseinandersetzt mit den Themen, die die Grundfesten erschütterten.
Oberflächlich gab es immer wieder leichte und schöne Momente - diese Momente haben mich nicht verstehen lassen, wie das zusammen gehen kann: ein bröckelndes Fundament auf der einen Seite und doch immer wieder diese Zuneigung auf der anderen Seite.
Ich habe Eure Seite gelesen zum Thema Liebeskummer gelesen:
"Wieso trauere ich der Beziehung hinterher, obwohl sie schrecklich war?
Manche Menschen haben einen blinden Fleck. Der hält sie davon ab, zu erkennen, wie grausam andere Menschen mit ihnen umgehen. Sie werden manipuliert und ausgenützt. Dieses Verhalten würde eigentlich dazu führen, dass sie sich schleunigst von diesem Menschen entfernen. Stattdessen wirkt das grausame Verhalten wie ein Superkleber. Der Liebeskummer ist unglaublich stark."
Steht da.
Welchen blinden Fleck meint ihr? Welche Fähigkeit fehlt mir, zu erkennen, dass jemand schlecht mit mir umgeht?
Ist es am Ende leicht und heißt einfach "Nein" sagen?
Es ist tatsächlich ein bisschen, so wie ihr es schreibt. Ich bin sehr erschöpft und kann den Tatsachen bzw. der Tatsache, dass mein Partner ein Bild von sich kreiert hat, das irgendwie nicht zu stimmen scheint, einfach nicht ins Auge sehen - es ist furchtbar: Ich sehe da am Ende nur Gleichgültigkeit mir gegenüber. Oberflächlich habe ich einen Blumenstrauß einen Tag vor seinem Weggang geschenkt bekommen. Es sah so aus, dass alles in Ordnung ist/werden wird.
Ich schäme mich so, dass ich nicht auf mein Gefühl vertraut habe und mache mir große Vorwürfe.
Wo ist mein blinder Fleck? Welche Hürde muss ich nehmen, damit ich wieder bei mir sein kann und nicht bei ihm und seinen Problemen?
Unsere Antwort
Ich habe deine Frage als Anlass genommen, den Text zu überarbeiten, auf den du dich beziehst. Vielleicht wird er etwas klarer für dich.
Wobei – so wie du schreibst, hast du ihn gut verstanden. "Blinder Fleck" bedeutet tatsächlich, blind zu sein für etwas, oder etwas nicht klar sehen wollen. Du hattest dafür einen guten Grund: Du warst investiert darin, dass die Beziehung besser wird. Du hast gehofft, dass er sich mit seinen Themen auseinandersetzt. Dadurch hast du eine Zerrbrille aufgehabt, die gewisses Verhalten von ihm schöngezeichnet, anderes ausgeblendet hat. Du hast deinen Partner auf eine Weise gezeichnet, die es gerechtfertigt hat, dass du in der Beziehung geblieben bist.
Und wenn du jetzt klarer siehst, ist das, was du siehst, furchtbar. Es fühlt sich furchtbar an. Der amerikanische Psychotherapeut David Schnarch hat mal gesagt: "Das ist, wie wenn man in einen Alptraum erwacht". Wer will das schon? Um diesen Alptraum auszuhalten, braucht es Selbstpflege und Selbstregulation. Zum Beispiel so.
Du schreibst, dass du nicht verstehen kannst, dass ein bröckelndes Fundament und Zuneigung zusammen Platz haben in einer Beziehung. Schlimme und schöne Momente. Bösartiges und liebevolles Verhalten. Ich finde das ziemlich typisch für schlimme Beziehungen: Die Beziehungspartner*innen sind nicht immer gemein oder gleichgültig oder kalt oder abschätzig. Wenn sie das wären, wären sie möglicherweise sehr schnell wieder single. Denn die wenigsten von uns halten es aus, dauernd schlecht behandelt zu werden.
Was es wirklich schwierig macht, ist, dass die Beziehungspartner*innen zwischendurch liebevoll, verführerisch, zuvorkommend sind. Das kann eine Manipulationsstrategie sein, oder es kann sein, dass sie sich zwischendurch wirklich Mühe geben. Wenn wir in dieser Beziehung bleiben wollen, ist es völlig verständlich, dass wir das "halbvolle" Glas sehen wollen, und dass wir uns an dem festhalten, was schön ist, und das weichzeichnen oder ausblenden, was schlimm ist.
Es ist so verständlich wie gefährlich: "Einmal in der Woche quält er*sie mich. Aber den Rest der Woche ist er*sie nett mit mir". Diese Haltung, dieses Entschuldigen von schlimmem Verhalten mit nettem Verhalten, höre ich viel von Menschen. Warum diese Haltung? Vielleicht scheint es einfacher, in einer vertrauten Beziehung zu bleiben, als sich ins Unvertraute, Gefährliche zu trennen. Sicher hängt es auch damit zusammen, dass viele Menschen von Kind auf gelernt haben, dass ihre Eltern oder andere wichtige Bezugspersonen unschön umgegangen sind mit ihnen oder miteinander. Ich weiss nicht, wie das bei dir ist. Wir haben dazu ein Kapitel geschrieben, das dich vielleicht interessiert.
Du wirst aus dieser Erfahrung lernen. Mark Twain soll gesagt haben: "Good judgement is the result of experience and experience the result of bad judgement." Zu deutsch: "Gutes Urteilsvermögen ist das Ergebnis von Erfahrung und Erfahrung das Ergebnis von schlechtem Urteilsvermögen." In Zukunft wirst du wahrscheinlich mehr auf dein Gefühl trauen. Was ich mir für dich wünsche, ist, dass du die Haltung gegenüber einem zukünftigen Partner entwickelst: "Egal wie oft er nett mit mir ist, wenn er mich unschön behandelt, lasse ich das nicht durchgehen. Ich mache das nicht mit". Darin liegt deine Verantwortung in einer zukünftigen Beziehung: dass du Verantwortung übernimmst für dein Verhalten und dein Wohlergehen. Hierzu empfehle ich dir diesen Text.
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Frage Nr. 35947 von 20.11.2022
Hallo ich bin seit 10 Jahren mit meiner Frau zusammen. Seit der Geburt unseres Kindes vor 6 Jahren findet unser Sexual Leben nicht mehr statt.
Mal sagt sie sei müde, oder hat keine Lust.
Sie hat aber generell nie Lust. Was soll ich machen?
Unsere Antwort
Ich weiss sehr wenig über euch und eure Lebenssituation. Deshalb bin ich zurückhaltend mit Tipps, denn ich muss erstmal noch mehr über euch erfahren.
Ihr seid ja schon eine ganz schön lange Zeit ein Paar. Wahrscheinlich kennt ihr einander sehr gut und wisst sehr viel darüber, wie der andere tickt. Nehmen wir an du versuchst, dich in sie hineinzuversetzen. Was glaubst du, welche Gründe hat sie, warum sie keinen Sex will? Und was könnte für sie verlockend sein?
Was weisst du darüber, wie es deiner Frau in den letzten 6 Jahren ging? Wie ist ihr Alltag? Was hat sich für sie seit der Geburt eures Kindes verändert? Worauf hat sie Lust und worauf nicht? Wie kam sie früher in Stimmung für Sex? Wie war euer Sex?
Mich würde auch interessieren, wie du darauf reagierst, wenn sie keinen Sex will. Was passiert dann? Also was könnte man von aussen beobachten? Machst du ihr Druck? Könnte es sein, dass du dich auf eine Weise verhältst, die ihr wenig Lust auf Sex mit dir macht? Schau dazu doch mal in diesen Text.
Und woran könnte sie merken, dass sie mit einem sexuell attraktiven Mann zusammen ist? Machst du ihr Lust auf Nähe mit dir? Lebt ihr liebevolle Berührungen im Alltag? Kuschelt ihr miteinander? Weiß sie, dass sie sich auf körperliche Nähe mit dir einlassen kann, ohne dass sie deinen Wunsch nach Sex spürt?
Vielleicht möchtest du auf meine Fragen eingehen. Dann kann ich dir gezielter helfen. In der Zwischenzeit empfehle ich dir, mal in diesen Text über Verführung und zu Lust auf Sex zu schauen.
Ich möchte dich dazu ermutigen, ihrer Lust eine faire Chance zu geben, wieder aufzuleben. Schreib uns dafür gerne wieder. Gib dann bitte die Nummer dieser Frage an.
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Frage Nr. 35937 von 19.11.2022
Liebes Lilly team
Ich bin w 15 und ich glaube, ich habe mich zum ersten mal wirklich verliebt. In meiner Klasse gibt es ein Junge der zwei Jahre älter ist als ich. Im ersten Schuljahr waren wir schon befreundet aber hatten damals nicht wirklich viel zusammen gemacht. Seit den Sommerferien sind wir aber richtige Freunde geworden, wie das passiert ist, weiss ich auch nicht genau. Wir nehmen am morgen zusammen den Bus und gehen gemeinsam in die schule und wieder zurück. Langsam haben wir uns gegenseitig "geöffnet" und haben damit angefangen üver private sachen zu sprechen. Wir sagen uns jetzt eigentlich alles. Das wo mir an ihm am meisten gefallen hat, seit dem ersten moment, ist das er wirklich wirklich lieb ist. Er versteht mich so gut und ist sanft mit mir. Er schaft es mir zum lschen zu bringen, wenn ich traurig bin und er weiss genau was sagen wenn etwas bei mir nicht geht. So viel er zu mir gesagt hat, findet er mich auch sehr lieb und mega nett. Er meint, ich sei eine tolle Person, mit dem man immer sprechen kann wenn man Hilfe braucht oder wenn man allgemein schlechtes Humor hat. Wir verstehen uns allgemein sehr gut und das wo ihm als erstes von mir aufgefallen ist, ist das ixh mehr reif bin als die anderen trotz meinem Alter. Das freut mich. Das Problem ist, in der Schule hat er auch eine andere kollegin, die mit uns in der Klasse ist. Sie sind immer zusammen, aber zwischen ihnen wird es nichts, weil sie für ihm zu wenig süss ist und ihre beziehung ist wie eine Bruder-Schwester Beziehung. Das verhindert mich aber, mit ihm mehr Zeit zu verbingen. Trotz das verstehe ich mich mit beiden gut.
Es gab eine Zeit indem er auf eine Mädchen stand, sie war aber zu alt für ihn und ich glaube seinen Bruder stand auf die gleiche. Er hat es auch mit mir besprochen und am Schluss hat er sich entschieden, diese Geschichte mit dieser Frau zu lassen. Einem Monat später hat er eine neue Mädchen kennengelernt mit dem sie auch ein gemeinsamen Hobby haben und dank das haben sie sich kennengelernt. Er hat mir jedes Schritt von dieser Geschichte erzählt und jetzt sind sie zusammen. Ich fühle mich seitdem tag als er mir das gesagt hat, sehr komisch. Traurigkeit, Eifersucht, Liebe und das Vermissen von ihm, herrschen in meinem Herz. Ich habe mich noch nie so verbunden an einer Person gefühlt. Jedes Mal wo ich mit ihm bin, fühle ich mich so verstanden und so geliebt. Jetzt ist unsere Beziehungen eigentlich immernoch so, nur das er mehr zeit am Handy verbringt mit seiner Freundin. Aber diese Momente mit ihm sind die schönsten des Tages. Gestern haben wir zwei Prüfungen zurück bekommen und wir hatten beide sehr Angst, dass sie schlecht gingen. Am schluss sind sie gut gelaufen und als wir alleine waren und uns das gegenseitig gesagt haben, war unsere Freude auf 100. Nicht wegen der Prüfungen, sondern weil wir beide sehr fröhlich waren und da gab es eine lange Umarmung die mich das Herz zum explodieren brachte. Es war nicht die klassiche Umarmung, die man sich einfach zwischen Freunde gibt, es war mehr. Das haben wir beide gespührt.
Viele Sachen blockieren mir. Seine Freundin, die Sache das wir zusammen in der Klasse sind für die nächsten zwei jahren, falls alles gut geht. Die Sache das wir durch eine Beziehung, unsere Freundschaft zerstören können. Das er vielleicht nicht mit mir sein will. Das ich momentan zu jung bin für ejne Beziehung und das meine Eltern nicht wollen.
Aber wenn sich Liebe so anfühlt wie ich mich mit ihm fühle, dann verstehe ich diese Menschen die mir sagen:"Liebe ist magisch"
Ich bin frustriert und verliebt.
Könnt ihr mir helfen, ein bisschen Klarheit zu machen?
Unsere Antwort
Du hast wohl schon viel Klarheit über deine eigenen Gefühle gefunden. Du fühlst dich zum ersten Mal wirklich verliebt. Der junge Mann, in den du verliebt bist, scheint sich aber nicht auf dich festlegen zu wollen. Er findet dich toll. Er kann immer mit dir reden. Aber er hat auch andere Freundinnen. Manche vielleicht eher Geschwister-freundschaftlich, aber durchaus auch Liebesbeziehungen. Darum ist es verständlich, wenn traurige Gefühle durch dein Herz ziehen. Die meisten Menschen möchten bei dem Menschen, in den sie verliebt sind, die wichtigste Rolle spielen. Du musst deinen Freund teilen. Bisher bist du sehr tolerant und grosszügig. Das ist etwas Besonderes. Du merkst jedoch, dass dich deine Offenheit anstrengt.
Zusätzlich machst du dir richtige Gedanken. Eure Liebesbeziehung könnte sich auf eure Stimmung in der Klasse auswirken oder eure Leistungslust beeinflussen. Eure Freundschaft könnte mit Problemen in der Liebesbeziehung auch schwierig werden. Zudem ist die Realität, dass er auch andere Freundinnen hat. Im Moment wartest du auf ihn und die schönsten Augenblicke deines Tages. Wir könnten uns vorstellen, dass das Warten dich frustriert. Du bist dann so auf deinen Freund konzentriert, dass du selbst zu kurz kommst. Versuch doch, die Freundschaft zu geniessen. Du weisst jetzt, dass du verliebt sein kannst. Deine Verliebtheit wird dir aber auch zeigen, was sie sich wünscht. Wenn sie mit dem, was du von deinem Freund bekommst, zufrieden sein kann, lässt du alles so wie es ist. Wenn du immer weiter leidest, solltest du dich unbedingt mehr um dich selbst kümmern. Du solltest andere Freundschaften pflegen, deine Hobbies pflegen und alles tun, damit du dich gut finden kannst. Dann hast du vielleicht für die nächsten zwei Schuljahre einen guten Freund an deiner Seite und bist gleichzeitig noch zufrieden mit deinem Leben und dir.
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Frage Nr. 35935 von 18.11.2022
Antworten auf: 35896 | 35742 | 35805
Danke für die Antwort. Ich lasse ehrlich gesagt meinen Frust über das Dating Leben hier aus, doch die Antworten die ihr mir gibt sind extrem hilfreich, da ich immer etwas über mich lerne, und wirklich immer etwas mitnehme.
Was ich mitgenommen habe ist, dass es gar nicht schlimm ist ein netter Mann zu sein. Netter Männer kommen gut bei Frauen an, und nett sind ist auch super wichtig. Das hat mir wirklich die Augen geöffnet, da ich das niemals dachte, und ich so sein kann, wie ich bin, und mich nicht verstellen brauche. Wenn ich mich verstellen würde, dann bin ich auch nicht ehrlich zu mir selbst, und würde mich selbst belügen, und was für ein Partner wäre ich dann? Wahrscheinlich kein guter, wenn ich lügen muss, um bei jemanden "zu landen".
Es liegt eher an meinem geringem Selbstbewusstsein das ich keinen Erfolg bei Frauen habe, und meinem negativen Denken. Mein geringes Selbstbewusstsein strahle ich aus, und das ist nicht attraktiv! Ich sehe vieles schwarz, oder negativ, doch ich sollte die Dinge "vor mich stellen" die ich gut kann. Die Dinge, die ich nicht so gut kann, kann ich immer noch lernen. Wenn ich noch meinen Hobbys nachgehe, und die Dinge die ich gut kann in den Vordergrund stelle, werde ich mein Selbstbewusstsein aufbauen, und dadurch entwickle ich eine positive Denkweise?
Ich bin noch ziemlich jung, doch mache mir trotzdem ziemlich viel Druck, dass ich es nie klappen wird, doch ich sollte an mir selbst arbeiten, und kein "Zeitlimit" von 30 Jahren setzten. Das erzeugt unnötig druck, und macht mich unentspannt. Ebenso sollte ich ich von dem Gedanken "es wird sowie nie klappen" sehr weiten abstand gewinnen. Wenn ich nichts machen, dann wird es wahrscheinlich nicht klappen. Wenn ich das "Zeitlimit" rausnehme und mich auf mich selbst fokussiere und versuche mir ein schönes leben aufzubauen, nach meinen Überzeugungen und auch auf Frauen zugehe ohne etwas zu erwarten (Nummer, Kuss oder sonstiges), wird es bestimmt besser werden, da ich stetig Erfahrung sammle. Gerade da ich nicht viel Erfahrung mit Frauen habe, sollte ich mir Zeit lassen, und die Dinge langsam angehen.
Ich sollte die Dinge nicht einfach hinnehmen, denn ich versuche dadurch meine Angst zu umgehen. Ich sollte mich in kleinen Schritten der Angst stellen, und es probieren.
Ich habe Angst davor, in eine für mich subjektive peinliche Situation zu kommen. Beispielweise: Wenn ich eine attraktive Frau anspreche und sich eine peinliche Situation ergibt, und jemand bekommt das mit und lacht, dass wäre mir sehr umgangenem.
Deshalb meide ich generell das ansprechen von Frauen, es ist wie eine Blockade. Wie kann ich besser mit der Angst umgehen? Ich sollte dennoch Frauen ansprechen, doch wenn ich einen besseren Umgang mit der Angst hätte, würde ich das Ansprechen als deutlich entspannter finden.
Ich habe ebenso gemerkt, dass mich die Angst irgendwie generell beeinträchtigt. Ich vermeide unangenehme Situationen, aus Angst dass der gegenüber etwas hat worüber er lachen kann, beziehungsweise wo ich mich verletzlich zeige. Das Verletzlich zeigen ist mir unangenehm und peinlich, weil ich "angreifbar" bin, und eventuell mich Hilflos zeige. Deshalb versuche ich zum Beispiel ein Gespräch zu kontrollieren, damit ich nicht über etwas peinliches reden brauche. Ich lenke das Gespräch quasi in meine "angenehme Richtung", also Themen worüber ich gut reden kann, ohne mich verletzlich zu zeigen. Wie kann ich das überwinden? Ich denke, wenn ich einen besseren Umgang mit der Angst und der Verletzlichkeit habe, und mich auch Verletzlich zeigen kann, kann ich mehr ich selbst sein.
Ich habe gemerkt, wenn ich vor der Angst laufe und mich nicht verletzlich zeige, dann bleibe ich in meiner Komfortzone, und entwickle mich als Mensch nicht wirklich weiter. Könnt ihr mir damit bitte weiterhelfen?
Ich bin euch wirklich unendlich Dankbar, dass es euch gibt! Euere Antworten und Texte regen mich an, positiver durch Leben zu gehen, bekomme neue Anregungen, lerne wirklich was fürs Leben und gehe anders (auch positiv) durchs leben.
Unsere Antwort
Danke für deine Anerkennung. Es freut uns sehr, dass wir dir helfen konnten.
Wenn ich es richtig verstehe, möchtest du, dass wir nochmal auf das Thema Angst eingehen. Versuche es mal von der Seite anzuschauen: etwas was dir sehr wichtig ist, macht dir sehr viel Angst. Etwas, was dich nicht interessiert, macht dir keine Angst. Nimm also die Angst als Wegweiser, wo es lang geht, und zolle dir selber Respekt.
Das heisst konkret, du solltest deine Bedürfnisse respektieren. Du möchtest Frauen kennenlernen, das siehst du daran, dass es ein grosser Wunsch ist, und dass du grosse Angst hast. Das heisst, da geht es lang: Du fängst an, Frauen anzusprechen. Bis du dich dabei sicher fühlst, brauchst du Übung, das ist normal.
Ein anderes Beispiel: du hast Hunger. Wenn du deine Bedürfnisse wahrnimmst, dann besorgst du dir etwas zu essen. Natürlich kannst du dann im Vorfeld denken: "Oh wenn mich jemand sieht, was denkt der? Esse ich nicht zu früh oder zu spät? Schmiere ich das Brot nicht gut? Halte ich die Gabel falsch? Tropft womöglich Sosse irgendwo hin?" – und so weiter. Ein kurzes Aufflackern solcher Gedanken ist normal, das hindert dich nicht daran, deine Bedürfnisse zu befriedigen und deinen Hunger zu stillen. Und mit zunehmender Übung im Laufe des Lebens wird man auch sicherer, zum Beispiel beim Brotschmieren. Trotzdem können immer mal wieder Missgeschicke passieren, das ist normal, das macht nichts.
Du musst einfach wissen, dass die Angst nicht verschwinden wird, solange du unsicher bist, Und du bist solange unsicher, solange du keine Übung hast. Du kannst nicht erwarten, dass deine Unsicherheit oder deine Angst verschwinden, solange du nicht mehr Erfahrung gesammelt hast. Das ist normal! Gehe nicht davon aus, dass du etwas kannst, ohne es zu lernen. Bitte lies dazu auch unseren Text über Unsicherheit beim Verführen.
Manchmal ist es auch hilfreich, sich vorzustellen, dass die Angst ein guter Kumpel ist. Dieser gute Kumpel hat aber einen speziellen Charakter. Sein Charakter: super negativ, super pessimistisch, Miesmacher. Das muss man halt wissen. Also dieser gute Kumpel klebt nun an dir, weil er nicht weiss was sonst machen. Du bist nett und hast dich irgendwie auch an ihn gewöhnt, also nimmst du ihn überall mit hin. Das heisst, wenn du eine Frau ansprichst, steht er neben dir und sagt: "das wird nicht klappen, du wirst dich blamieren" etc. Er sagt das, nicht du. Du hast ein anderes Ziel als er.
Vielleicht kennst du so Leute, die irgendwas total gut finden und die ganze Zeit nur davon sprechen. Sagen wir jetzt mal das ist Fussball. Dich interessiert Fussball nicht besonders. Du wirst ihnen vermutlich mal zuhören, aber wenn du gerade was besseres im Sinn hast, wirst du eher auf Durchzug schalten und deinen Ideen nachgehen. So könntest du es mit der Angst auch machen. Gib ihr Zeit, in der du ihr zuhörst. Und mache in der anderen Zeit das, was du möchtest, obwohl sie an deiner Seite ist.
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Frage Nr. 35929 von 17.11.2022
Hallo liebes Lilli Team, ich (M16) möchte mit meiner 14 jährigen Freundin sex und sie auch mit mir. Ist das ok?
Unsere Antwort
Wenn du in Deutschland oder Österreich wohnst, ist eine Beziehung ok. Deine Freundin ist in diesen Ländern bereits nicht mehr im Schutzalter. In der Schweiz endet das Schutzalter mit dem 16. Geburtstag. Allerdings sind dort Liebesbeziehungen auch früher erlaubt, wenn der Altersunterschied kleiner ist als drei Jahre. Das wäre bei euch der Fall.
In jedem Fall muss ganz sicher sein, dass ihr beide den Sex wirklich möchtet und dass jede*r eindeutig zugestimmt hat. Zur Planung des ersten Geschlechtsverkehrs findet ihr hier Infos und Tipps. Ausserdem solltet ihr genau über Verhütung Bescheid wissen. Benutzt unbedingt ein Kondom. Übt möglichst gemeinsam, wie man das Kondom anzieht und passt gemeinsam auf, dass es während des Geschlechtsverkehrs nicht abrutscht. Petting ist auch eine gute Möglichkeit, sich gegenseitig zu erregen. Auch beim Petting müsst ihr verhüten. Zu allen Themen haben wir Texte geschrieben, auf die wir Links gesetzt haben. Lest die doch bitte in Ruhe durch.
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Frage Nr. 35927 von 16.11.2022
Hallo, ich bin eine 30-jährige Frau und möchte gerne auf die Frage Nr. eingehen: 35896
1. Du schreibst, dass man es als Frau so viel leichter beim Dating hat. Das ist nur bedingt richtig. Was stimmt ist, dass viele (ich mag Verallgemeinerungen nicht so sehr) Frauen deutlich wählerischer sind, was ihre Sexualpartner angeht als Männer. Viele Männer würden nach eigenen Aussagen auch mit einer Frau Sex haben, die sie nicht sonderlich attraktiv finden. Auf Frauen trifft das deutlich seltener zu. Aus diesem Grund gebe ich dir Recht: Die meisten Frauen können mit "irgendeinem" Mann Sex haben, wenn sie es wollen, indem sie zum Beispiel in eine Bar gehen. Aber auch nicht immer. Ich habe zum Beispiel die Erfahrung gemacht, dass es, wenn ich "es wirklich darauf anlege" , kaum "Männer abschleppen" kann. Das war auch schon mit 20 so. Geklappt hat das immer dann, wenn ich selbstbewusst und gut gelaunt war, es mir aber im Prinzip egal war, ob ich mit jemandem nachhause gehen kann oder nicht. Allerdings musst du als Frau, die alleine in eine Bar geht, auch viele andere unschöne Dinge hinnehmen. Du kannst nicht einfach so etwas trinken, wenn dir gerade danach ist. Viele Männer sehen dich dann als Freiwild, du wirst dumm angemacht oder angefasst und das von Männern, von denen du das eben NICHT willst. Und nein: Das fühlt sich nicht gut an. Du fühlst dich dadurch auch nicht attraktiver, es ist einfach nur unangenehm.
2. Ist Sex bekommen können und Erfolg bei der Beziehungssuche haben nicht unbedingt das Gleiche. Was glaubst du wie viele Frauen darunter leiden, wenn sie sich eigentlich eine Beziehung wünschen - und es den Kerlen am Ende nur um Sex ging. Oft auch nach vielen Dates oder wenn schon Gefühle im Spiel waren. Auch das ist kein schönes Gefühl und kratzt noch mehr am Selbstbewusstsein als "nur" gefriendzoned zu werden (was dir im Übrigen auch als Frau passieren kann). Denn es geht dann nicht mehr primär um dein Äußeres, sondern es geht an deine Substanz, an das was dich als Person ausmacht. Weil du für Sex vielleicht gut genug warst, es aber für mehr nicht reicht. Dabei gibt es sehr viele Männer, die eigentlich nur Sex wollen. Das ist an sich nicht weiter schlimm. Das Problem ist nur, dass sie den Frauen etwas vorspielen, sie also anlügen, um an ihr Ziel zu kommen. Deswegen glaube ich nicht, dass Frauen es da so viel leichter haben. (Auch wenn ich deine Gedankengänge verstehen kann). Hinzu kommt, dass Frauen in unser Gesellschaft sehr stark auf ihr Äußeres reduziert werden.
3. Zum Thema "Nice Guy" habe ich eine sehr starke Meinung (die aber sehr viele Menschen mit mir teilen, auch Männer). Das Problem ist nicht, dass diese Kerle nett und zuvorkommend sind. Auch nicht, dass sie unerfahren sind. Das Problem dieser "netten" Typen ist oft, dass sie ein sehr schlechtes Bild von sich selbst haben und alles tun würden, am bei Frauen gut anzukommen. Sie sind eben nicht NETT im Sinne von "einen guten Charakter haben", sondern sie sind im Grunde sehr manipulativ. Wenn ihnen eine Frau gefällt, geben sie ihr dauernd Recht, tun alles für sie - und das meist obwohl diese keinerlei Interesse an Mr. nice guy zeigt. Und was passiert dann? Die Frau verliert den Respekt. (Das Phänomen gibt es aber auch andersrum, auch Frauen landen in der Friendzone). Denn wenn jemand nicht für seine Bedürfnisse einsteht, keine eigene Meinung vertritt, jemand anderen anhimmelt, obwohl die der- oder diejenige ihn nicht mal sonderlich gut behandelt, dann zeugt das von einem sehr geringen Selbstwergefühl. Und das ist, so hart das klingt, leider nicht sexy. Ob man in der Friendzone landet, hängt natürlich noch von weiteren Faktoren ab (Der Beziehungscoach Emanuel Albert, gibt es bei Youtube oder Spotify, hat da ein paar kluge Dinge zu gesagt, aber auch hier auf lilli.ch gibt es einige gute Tipps, wie man für das andere/bevorzugte Gechlecht interessanter wird. Vorab: Frust, Selbstmitleid und ein Mindset, das von einem Kampfmodus zeugt ("die Frauen, die mich nicht wollen und die es ja so viel einfacher haben") sind dabei nur wenig hilfreich.
Abschließend möchte ich dir sagen, dass es sehr viele Männer (und auch Frauen!) gibt, die erst sehr spät sexuelle Erfahrungen machen. Das kann viele verschiedene Gründe haben. Aber: mit 30 ist das Leben noch nicht vorbei. Auch musste ich schon etwas schmunzeln bei deiner Beschreibung "älterer Frauen". Was meinst du wie viele Frauen um die 30 noch von 20ig Jährigen angesprochen werden. Erstens, weil man ihnen ihr Alter nicht unbedingt ansieht und zweitens, weil diese Frauen oft viel selbstbewusster sind als die ganz jungen.
Liebe Grüße und steck den Kopf bitte nicht in den Sand.
Unsere Antwort
Vielen Dank für deinen wirklich interessanten Input. Vielleicht liest der Frager von 35896 sie ja. Ich habe dazu noch ein paar Gedanken, die ich hier mal anfüge:
Hast du Studien dazu, dass Frauen deutlich seltener mit einem Mann Sex haben würden, den sie nicht sonderlich attraktiv finden? Diese Studien würden mich interessieren. Könnte es sein, dass da Männer und Frauen Aussagen über sich selbst gemacht haben? Solche Aussagen sind mit grosser Vorsicht zu geniessen. Denn Menschen haben ein Bild von sich, eine Selbsteinschätzung, die oft nicht so gut übereinstimmt damit, wie sie sich dann tatsächlich verhalten. Es gibt so viele Gründe, warum eine Person, unabhängig ihres Geschlechts, in irgendeinem Augenblick Sex haben möchte – und da können auch Gründe dabei sein, die nichts mit der Attraktivität des anderen zu tun haben. Und da sind bisweilen auch Gründe dabei, auf die sie im Nachhinein nicht stolz ist.
Mich würden auch Studien interessieren darüber, dass die meisten Frauen mit irgendeinem Mann Sex haben können, wenn sie in eine Bar gehen. Aus meiner Sicht gibt es grosse Unterschiede – ältere (wirklich ältere, nicht 30-jährige) Frauen zum Beispiel machen da oft ganz andere Erfahrungen als junge Frauen. Und auch als junge Frau hast du ja selbst die Erfahrung gemacht, dass du Männer nicht einfach abschleppen kannst. Aber, kennst du da Studien?
Ich mag Verallgemeinerungen auch nicht. Es gibt durchaus seriöse Forschung über Geschlechterunterschiede, und es ist hilfreich, sich damit auseinanderzusetzen. Eine gute Zusammenfassung der Forschung bietet das Buch "Von Natur aus anders" von Doris Bischof-Köhler, das 2022 in einer Neuauflage erschienen ist. Durch die Medien kursieren aber relativ oft Meinungen über Männer, Frauen und Sex, die nicht hilfreich, sondern schädlich sind. Es ist hilfreich, sich immer und immer wieder kritisch damit auseinanderzusetzen.
Wir sind uns einig: Wir kommen nicht weiter, wenn Männer die Haltung vertreten, dass Frauen es besser haben, und wenn Frauen die Haltung vertreten, dass Männer es besser haben. Menschen, die anderen Gendergruppen als "Mann" und "Frau" angehören, können dann auch die Haltung vertreten, dass es Männer und Frauen besser haben und so weiter. So entwickelt sich ein Gegeneinander, und es kommt zu Diskussionen, die uns nicht weiterbringen.
Und es ist so schnell, in diese Haltung hineinzukommen. Wenn du schreibst: "Dabei gibt es sehr viele Männer, die eigentlich nur Sex wollen. Das ist an sich nicht weiter schlimm. Das Problem ist nur, dass sie den Frauen etwas vorspielen, sie also anlügen, um an ihr Ziel zu kommen", kommt garantiert das Gegenargument: "Sehr viele Frauen machen Männern etwas vor, wenn sie mit ihnen Sex haben; sie benutzen den Sex als Mittel zum Zweck, um dadurch zu einem anderen Ziel zu kommen. Sie nutzen das sexuelle Begehren der Männer aus." Und darauf hätte dann wieder eine andere Person ein Gegenargument – und so weiter.
Hilfreich ist aus meiner Sicht hingegen, dass wir diese Haltung entwickeln: "Respektvolles oder respektloses Verhalten ist keine Frage des Geschlechts. Unabhängig vom Geschlecht bin ich verantwortlich für mein Glück und kann etwas für meine Entwicklung tun." Das führt zu folgenden Fragen: "Was kann ich tun, dass ich mit meinem Mannsein/Frausein/divers-sein etc. glücklich werde? Wie kann ich das für mich am besten entwickeln und fördern?" Und schliesslich: "Wie kann ich Herausforderungen, die für meine Gendergruppe tendenziell häufiger sind als für andere Gendergruppen, sinnvoll und erfolgreich angehen?"
Emanuel Albert kenne ich nicht, danke für den Tipp. Kennst du das Arbinger Institute?
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Frage Nr. 35886 von 10.11.2022
Hallo :)
ich bin w, 23. Ich bin seit 6 Monaten in einer Beziehung und eigentlich sehr glücklich. Ich merke, dass die Phase von rosaroter Brille langsam weggeht und ich auch die schlechteren Eigenschaften meines Freundes sehe. Ich weiß, dass diese Phase eine Stufe in einer Beziehung ist und wir uns jetzt nochmal viel besser kennenlernen.
Jetzt ist es aber so, dass ich aus einer muslimischen Familie komme und er aus einer christlichen (nicht sonderlich religiös). Meine Mama ist auch weniger religiös und hat sich gefreut zu hören, dass ich einen Freund habe. Mein Papa hingegen war alles andere als begeistert, da in der muslimischen Religion eine muslimische Frau keinen nicht-muslimischen Mann heiraten darf. Ich habe mittlerweile schon recht starke Gefühle für meinen Freund und sonderlich religiös bin ich selber auch nicht. Aber ich tu mir so schwer, weil ich meinen Papa es gerne recht machen würde. Gleichzeitig würde auch das Verhältnis, dass ich mit den Tanten/Kusinen habe auch relativ schlecht werden, sollte ich es mal so richtig offiziell machen. Dass mein Freund konvertiert ist nicht eine Option. Ich bin hin und hergerissen, weil Religion in meinem Leben nicht keine Rolle spielt, aber bei der Partnerwahl das für mich nicht so relevant ist. Er respektiert auch die minimale Form von Religion, die ich ausübe. Nur hätte mein Papa gerne einen muslimischen Mann an meiner Seite und mein jetziger Freund versucht zwar offen zu sein, aber so richtig verstehen tut er es nicht. Da ich selber nicht so muslimisch bin, wie es sich mein Papa wünschen würde und ich diesem Thema oft entweiche, weiß ich jetzt auch, dass mir ein religiöser muslimischer Mann auf meiner Seite nicht wirklich glücklich machen würde und ich nicht nur meinen Papa sondern dann evtl. auch meinen Mann zu meinen Wertvorstellungen anlügen müsste. Ich würde so gerne mit jemanden reden, der sich in der muslimischen Religion auskennt und ebenfalls in zwei verschiedenen Kulturen aufgewachsen ist und offen an das Thema angeht, um dann vielleicht eine Lösung für diese situation zu finden, weil ich habe momentan das Gefühl daran zu ersticken und gegen eine Mauer zu fahren.
Unsere Antwort
Du hast dir viele Gedanken gemacht. Du weisst, wie dein Papa zur Religion steht. Du weisst, dass du nicht gläubiger sein kannst als du bist. Du weisst, dass du dir eine Beziehung zu einem sehr gläubigen Mann nicht vorstellen kannst. Du hast dir also schon eine Meinung gebildet. Jetzt stellst du fest, dass deine Meinung und dein Wunsch, es deinem Papa recht zu machen, nicht zusammen passen. Deine Gefühle sind zwischen der Achtung für deinen Papa und die Liebe zu deinem Freund hin- und hergerissen. So geht es sehr vielen Jugendlichen. Eigentlich stehen alle Jugendlichen irgendwann vor der Frage, ob sie die Kultur und die Werte ihrer Ursprungsfamilie übernehmen können oder ob sie durch Einflüsse anderer Kulturen eigene Werte bilden. Dadurch können grosse Spannungen entstehen. Bei dir sind es die verschiedenen Religionen, die dich vor die Frage stellen, wie eigenständig du dich entwickeln möchtest/kannst. Dabei merkst du, dass du den Konflikt mit deinem Vater nicht umgehen kannst. Du kannst zwar dem Thema immer wieder ausweichen. Die Spannung in dir wird dadurch aber nicht kleiner. Die Vorstellung, vor deinem Vater für deine eigenen Werte einzustehen, macht dir noch Angst. Das ist sehr verständlich. Darum verstehe ich auch deinen Wunsch gut, mit Menschen in ähnlichen Situationen in Kontakt zu kommen. In der Schweiz könntest du dich an Fabrina wenden. In Deutschland gibt es den Verband binationaler Familien, der auch Beratung anbietet. In Österreich gibt es FIBEL. Wenn du mehr lesen willst, gibt es im Familienhandbuch einen längeren Text.
Wir möchten dich sehr ermutigen, deine Eigenständigkeit zu entwickeln. Deine Vorstellungen sind deiner Zufriedenheit und deinem Glück am nächsten. Du bist sehr rücksichtsvoll und hast bereits geprüft, dass dein Freund deine Religion toleriert. Jetzt könntest du daran arbeiten, wie du deinen Vater von deiner Zukunft überzeugst. Für ihn ist es sicher wichtig, dass du dich nicht vollständig von deiner Familie entfernst und dich nicht im Streit von ihr trennst. Er wird sich aber auch wünschen, dass seine Tochter Liebe erlebt und einen verständnisvollen Partner hat. Hoffentlich findest du Gesprächspartner*innen, die dir Mut zusprechen, deinen eigenen Weg zu gehen.
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Frage Nr. 35870 von 08.11.2022
Hallo
Meine Freundin (mitte 20) hat vermutlich ADHS (nicht bestätigt)
Unser Sexleben ist mässig. Leider hatte ich vor Ihr nie eine Sexpartnerin, sie jedoch ein Sexpartner vor mir. Sie weiss genau wie mich erregen und zum "durchdrehen" bringen. Ich habe jedoch schwierigkeiten dasselbe zu tun. Sie erwartet oft, dass ich sie bis zum Orgasmuss bringe. Die gelingt mir aber nur mithilfe von Toys (mit zweimaliger Aussnahme)
Wie kann ich ihre Sexuelle erregun besser erforschen und Verstehen? denn sie kann mir dies nicht kommunikartiv übermitteln.
Unsere Antwort
Du machst dir sehr viel Druck, wenn du dir vornimmst, deine Partnerin so zum Orgasmus zu bringen, wie du dir das vorstellst. Deiner Partnerin ist es gelungen, mit einem Toy zum Orgasmus zu kommen. Und du hast das Toy so benutzt, wie sie das braucht.
Es ist sicher sehr gut, wenn du dich selbst aufklärst. Auch ein Verständnis für weibliche Sexualität ist sinnvoll. Für solch eine allgemeine Weiterbildung haben wir unsere Informationstexte geschrieben. Du könntest das Kapitel Wie geht sexuelle Erregung bis zum Orgasmus? genauer studieren. Einen Einblick in weibliche Sexualität geben die Kapitel Sextipps für Frauen und Tipps zu verschiedenen sexuellen Praktiken und Tipps für den Geschlechtsverkehr.
Wichtig ist aber: Sexuelle Erregung zu steigern ist eine persönliche Fähigkeit, die man gelernt hat. Niemand kann wissen, was du in deinem eigenen Körper wahrnimmst. Nur du weisst, welche Bewegungen, Berührungen und Fantasien du brauchst oder wie du atmen musst, damit sich deine sexuelle Erregung bewegt. Das ist auch bei deiner Partnerin so. Du kannst ihr Innenleben nicht wahrnehmen. Du kannst sie nur beobachten und versuchen, das Richtige zu tun. Ohne Kommunikation geht es darum nicht. Auch dazu haben wir etwas geschrieben: Reden über Sex ist hilfreich und erotisch. Neben dem Reden kann sie dir zeigen, was sie braucht. Sie kann deine Hand führen. Sie kann mit ihrem Körper und ihrem Gesichtsausdruck zeigen, was ihr gefällt.
Lies auch noch das Kapitel Wie macht Sex zu zweit mehr Spass? In allen Texten wird die Sexualität mit Worten beschrieben. Probier doch mal aus, welche Wörter zu dir passen und wie du deine sexuellen Vorlieben beschreiben würdest. Dann könnt ihr das auch zu zweit ausprobieren.
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Frage Nr. 35869 von 08.11.2022
Hallo liebes Team, erst mal großes Lob für eure tolle Seite! Ist wirklich spitze. Nur leider finde ich zu meinem speziellem Problem keine beantwortete Frage, die passen würde, also stelle ich sie hiermit.
Auch wenn es ein komplexes Problem ist, versuche ich mich einigermaßen kurz zu fassen.
Folgendes: meine Frau (42) und ich (37) sind nun seit über zehn Jahren zusammen, verheiratet und haben Kinder.
Nun ist bei all den Höhen und Tiefen die wir miteinander erleben (Stress, Elterndasein, Erziehung, Haushalt etc) wie bei vielen anderen Paaren, das Thema Sex ein Streitthema.
Nun ist es mir natürlich auch klar, dass wenn die Ehe harmonisch läuft, ich sie im Haushalt und mit den Kindern unterstütze etc. FRAU prinzipiell auch eher lust auf mehr Sex hat... andersherum natürlich weniger. Das ansich ist aber auch nur das kleinere Problem. Es ist natürlich ein Teufelskreis... Habe ich Lust auf Sex, sie keinen, ziehe ich mich auch oft gerne zurück, weil ich selbst da halt auch schon oft mit ihr die Erfahrung gemacht habe, das, egal was ich tue, es "zu wenig" ist... und dann trotzdem eben nicht zum Zug komme bzw. es nur ein schnelles rein raus gibt.
Mir ist aber bei dem Ganzen ein, vielleicht sogar zwei Hauptprobleme aufgefallen.
Zum einen (und das tut mir wirklich leid, das über sie sagen zu müssen) ist sie sehr egoistisch geworden, was das Themas Sex anbelangt. Sprich, es gibt inzwischen nur noch Sex, wenn sie "wuschig" ist und dann auch in 99% der Fälle auch nur den Sex so, wie sie ihn will. Bedeutet bei ihr: 2min knutschen, und dann heißt es nur "steck ihn rein", zwei weitere Minuten harte und schnelle Stöße (da steht sie drauf), dann ist sie gekommen und dann wartet sie eigentlich nur noch drauf, dass ich komme, was dann aber entsprechend dauert, weil sie mich sonst gar nicht mehr stimuliert / erregt...
Jetzt weiß ich aber auch definitiv noch von einem zweiten Problem, was mich viel mehr stört. Meine Frau und ich, waren schon immer sehr offen und ehrlich zueinander. Wir sagen uns auch nach wie vor immer alles (auch wenn sich dadurch manchmal nicht alles lösen lässt) So eben auch beim Thema Sex. Und genau dadurch, hatten wir früher immer tollen, abwechslungsreichen und sagen wir mal experementierfreudigen Sex. Vor allem vor der Ehe. Ich weiß noch dass sie am Anfang der Beziehung Oralverkehr inkl. Aufnahme gemacht hat (von sich aus, das hatte ich gar nicht von ihr damals erwartet, geschweige denn gefordert) war aber natürlich toll.
Irgendwann hat sie mir gestanden, dass es sie erregt, wenn sie härter angepackt wird und ihr der Hintern versohlt wird. Wir sprechen hier allerdings jetzt nicht über "Hardcore BDSM"... irgendwann kam sie aber mit einer Peitsche an. War für mich soweit auch okay, und diese Rollenspiele haben uns beiden Spaß gemacht. Irgendwann habe ich ihr ein entsprechendes Halsband gekauft. Sie hat angefangen zu weinen! O-Ton von ihr damals: Sowas habe ich mir schon immer gewünscht. Auch Swinger Club Besuche mit schauen und gesehen werden waren keine Probleme. Durch sie habe ich auch eine leichte Neigung zu Füssen, und ich bin hier auch offen und ehrlich, zu NS bekommen (ich weiß, ist nicht jeder Manns Sache, aber mir gefällt es, wenn sie mich ab und an anpieselt)
Leider wurde das alles mit der Zeit eben immer weniger und weniger und sie schob es Anfangs auf den ganzen Stress und die Kinder zurück. Und überhaupt würden sich ja ihre sexuellen Vorlieben halt einfach mit den Jahren verändern. Wobei das schwer vorstellbar ist, von ganz locker und experementierfreudig zu fast immer nur 2min Sex. Darauf angesprochen, dass das aber so nicht stimmen kann, weil das seit unserer Hochzeit (also vor den Kindern) stetig bergab geht (p.s. wir haben nach zwei Jahren Beziehung geheiratet) hat sich dann rauskristallisiert, dass sie sich einfach vor mir für ihre Sexualität schämt! Das Problem hatte sie mit keinem anderen Kerl vor mir gehabt, und auch anfangs nicht mit mir, weil auch O-Ton von ihr: Sie hätte ja immer "weglaufen" können, dies ja aber nach einer Hochzeit nicht mehr so einfach gehen würde... und dann erst recht nicht mit Kindern.
Wenn sie nun also solche Sachen macht (eben viel zu selten), wie eben Oral mit Aufnahme, Analverkehr, mich anpinkeln etc. dann schämt sie sich in erster Linie dafür, dass ihr diese Sachen auch gefallen. Aber es wäre ja nicht richtig, und überhaupt ist ja jetzt Mutter, da geht doch so ein Verhalten gleich zwei mal nicht.
Ich würde jetzt natürlich nicht so viel schreiben und euch das Problem schildern, wenn ich mich damit so einfach abfinden könnte. Denn nach all den Jahren mit ihr, liebe ich sie natürlich noch immer und würde mir natürlich auch wünschen, dass wir genau diesen tollen und abwechslungsreichen Sex wieder gemeinsam erleben könnten. Die Frage ist halt nur: Wie schaffe ich es, dass sie dieses Schamgefühl ablegen kann??? (Vor allem, weil es ja in meinen Augen nichts gibt, für das sie sich schämen müsste). Wie kann ich damit an sie herantreten, damit ich auch wirklich "bei ihr ankomme" und eben nicht nur ich, sondern auch sie sich natürlich in ihrer Problematik verstanden fühlt?
Vielen Dank fürs beantworten!
Unsere Antwort
Schön dass dir unser Angebot gefällt! Und danke für die genaue Beschreibung des Problems; das gibt mir ein Bild von deiner Situation.
Du fragst: "Wie kann ich damit an sie herantreten, damit ich auch wirklich "bei ihr ankomme" und eben nicht nur ich, sondern auch sie sich natürlich in ihrer Problematik verstanden fühlt?". Ich finde es interessant, wie du diese Frage stellst. Und ich bitte dich, dass du dich gleich zu Beginn meiner Antwort darauf einlässt, diese Frage neu zu formulieren. Denn ich glaube, dass es dir weiterhilft.
Bitte frage dich: "Habe ich wirklich Verständnis für ihre Problematik?" Du schreibst ja auch: "Vor allem, weil es ja in meinen Augen nichts gibt, für das sie sich schämen müsste.". Das klingt nicht so, als nehmest du sie wirklich ernst. Scham ist ein ausgesprochen persönliches Gefühl. Das macht nur im Kopf und Körper der Person Sinn, die es erlebt. Vielleicht will deine Frau das Schamgefühl nicht ablegen.
Mein erster Rat wäre: Probiere dich – trotz all deinem verständlichen Frust – in sie hineinzuversetzen und für sie zu interessieren. Du schreibst, sie sei sehr egoistisch geworden, was das Thema Sex angeht, und ihr habt nur noch Sex, wenn sie "wuschig" ist. Wenn du in ihren Kopf hineinschaust, was meinst du, geht da ab? So wie du sie beschreibst, macht sie sich Gedanken um eure Sexualität und ist ganz sicher nicht glücklich damit, so wie sie jetzt abläuft. Es klingt für mich eher nach: "Er will Sex, dann haben wir halt Sex, wenn mir irgendwie danach ist, damit wir wiedermal Sex hatten."
Damit du ein erfüllteres Sexleben mit deiner Partnerin haben kannst, hilft dieses Interesse an ihr. Neben dem Interesse gehört auch eine wohlwollende Haltung dazu. Du schreibst: "Es ist natürlich ein Teufelskreis... Habe ich Lust auf Sex, sie keinen, ziehe ich mich auch oft gerne zurück,...". Ja, das ist ein Teufelskreis der Anti-Verführung: Du bist frustriert und hältst dann dein Engagement im Haushalt auf Sparflamme, sie klatscht dir dafür lieblosen Sparflammen-Sex hin. In dir baut sich Groll auf, in ihr baut sich Groll auf. Etwas brachial gesagt: Sie sieht sich als dein Opfer, du siehst dich als ihr Opfer, du schiebst ihr die Verantwortung zu, sie schiebt dir die Verantwortung zu. Das bedeutet: Keiner von euch arbeitet an konstruktiven Lösungen. Mehr dazu steht in unserem Text über Eigenständigkeit in Beziehungen.
Damit ein Teufelskreis durchbrochen wird, braucht es die Initiative einer Person. Und in diesem Fall bist du diese Person. Übernehme Verantwortung für dein Verhalten und überlege dir, was dein Anteil daran ist, dass ihr die Probleme habt, die ihr habt. Wenn du mit diesem guten Beispiel voran gehst, lädst du sie am ehesten dazu ein, dir auch wieder entgegenzukommen, statt sich zu rechtfertigen.
Du könntest deine Partnerin drauf ansprechen, wie du den Teufelskreis siehst, und wo du deinen Anteil, d.h. deine Verantwortung, siehst, und dass du das nicht so weitermachen möchtest. Du kannst sie fragen, wie für sie die Paarsexualität aussehen sollte, dass sie für sie stimmt. Du kannst sie auch fragen, was sie sich von dir wünscht, und was du anders machen könntest. In diesem Gespräch übernimmst du also die Verantwortung für deinen Teil und zeigst Interesse an ihren Bedürfnissen. Damit sorgst du für eine offene Atmosphäre. So öffnet sie sich eher.
Sie hat dir schon einiges gesagt, und in einem solchen Gespräch wird sie dir womöglich noch mehr sagen. Nimm das, was sie sagt, zur Kenntnis. Sag ihr, dass du dir überlegen wirst, wie du damit klar kommst. Und das überlegst du dir auch: Wie sehr bist du bereit, ihr entgegenzugehen? Die gemeinsam gelebte Sexualität verändert sich im Verlauf der Beziehung, und deine Partnerin hat eine Entwicklung durchgemacht, die ihre Einstellungen und ihre sexuellen Bedürfnisse beeinflusst hat. Wie sehr bist du bereit, mit ihr zusammen etwas Neues zu entdecken? Ihr habt ja eine Geschichte von viel Entdeckungsfreude, da steckt ein Potenzial für die Zukunft drin. Aber wenn ständig dieser Druck im Raum ist, dass die Dinge so sein sollten, wie sie einmal waren, ist die Atmosphäre nicht mehr offen.
Sie hat dir von ihrer Scham erzählt. Scham ist eine Emotion, die in Anspannung eher aufkommt. Deine Partnerin ist dir gegenüber wahrscheinlich in einer angespannten Haltung. Was kannst du tun, dass sie lockerer wird? Dein Interesse, dein Wohlwollen und deine Offenheit werden ihr wahrscheinlich dabei helfen. Möglicherweise zeigt sie sich dann auch wieder offener für sexuelle Handlungen, die du dir wünschst, oder sie setzt sich mit ihrer Scham auseinander. Wenn du die Haltung hast: "Ich bin offen für das, was da kommt, unsere Sexualität kann auch ganz anders aussehen", machst du dir die grössten Chancen dafür. Das klingt paradox, und ist es auch: Es ist eben manchmal so, dass erst die Verabschiedung von einer Sache dieser Sache wieder eine Chance gibt. Verabschieden heisst allerdings wirklich verabschieden: Davon ausgehen, dass es nicht stattfindet. Bist du dazu bereit?
Soweit meine Gedanken zu deiner Frage. Schau, ob du etwas damit anfangen möchtest. Selbstverständlich kannst du uns auch wieder schreiben. Gib dann bitte die Nummer dieser Frage an.
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Frage Nr. 34905 von 24.04.2022
Hallo liebes lilli team
W-20
Ich bin seit einem Jahr in einer festen Beziehung und ich liebe meinen Partner sehr. Aber über die letzten 1-2 Monate wird es zwischen uns immer so ernst. Wir diskutieren über kleine Sachen und kommen dann irgendwie auf das Gespräch, ob wir wirklich füreinander gemacht sind. Das ist sehr anstrengend und wir wissen nicht wie weiter. Habt ihr vielleicht eine Idee?
Auch ist es so, dass ich eine eher Unsichere Bindung habe in einer Beziehung (anxious attachment) und irgendwie wird das in letzter Zeit immer stärker und ich weiss nicht wieso. Es geschieht bei mir schnell, dass ich das Gefühl bekomme mein Partner hat keine Lust mehr auf mich und dass ich ihn nur nerve. Ich habe ihm das auch gesagt, aber irgendwie geschieht es trotzdem immer wieder. Ich muss ihn oft neu darum bitten mich zu versichern, dass alles okey ist und ich musste ihm auch schon oft sagen, dass ich mehr Unterstützung brauche von seiner Seite her. Ich arbeite sehr Aktiv an meinen Unsicherheiten und an mir selbst, aber es fühlt sich an, als ob es nichts bringen würde, da ich niemanden habe, der mir wirklich entgegen kommt. Ich glaube, dass mein Freund nicht versteht wie schwierig es für mich sein kann und das ich mir bewusst bin wie irrational meine Ängste sind, aber ich trotzdem nicht einfach aufhören kann mich so zu fühlen. In den Momenten wo meine "anxiety" am höchsten ist brauche ich eigentlich nur die Nähe meines Partners und eben dass er mir sagt, das alles okei ist und das er noch da ist. Aber er nimmt es so auf, als ob ich ihn kontrollieren und einschränken will, als ob er mir immer genau sagen müsste was er am machen ist.
Es stimmt schon das ich gerne weiss was er macht, aber ich versuche nicht in zu kontrollieren, er muss mich auf keinen Fall fragen ob er zB mit seinen Freunden raus gehen darf. Ich will es nur wissen, damit ich weiss, was bei ihm los ist. Es kann sein das wenn ich länger nichts von ihm höre und keinen Grund kenne wieso er mir so lange nicht schreibt, das ich dann irgendwie darauf komme das ihm etwas schreckliches geschehen ist oder eben das er keine Lust mehr hat auf mich. Das bringt mir enormen Stress. Es ist zwar irrational, aber die Gefühle sind echt, ich gerate trotzdem in Panik und weiss nicht was machen. Weil ich mir bewusst bin, wie unlogisch das alles ist und weiss dass er wahrscheinlich einfach beschäftigt ist, habe ich dann auch Angst meine Gefühle bei ihm auszudrücken. Ich warte dann so lange bis ich nicht mehr kann und am Ende kommt es so raus als ob ich nicht zufrieden bin mit wie viel wir schreiben, alles eskaliert und ich fühle mich vernachlässigt, alleine, ich fühle mich dumm und auch nervig. Bei ihm kommt es so an als ob er dann keine Freiheit hätte und immer bei mir sein müsste.
Ich fühle mich einfach so oft alleine und habe mich schon immer so alleine gefühlt. Ich habe Angst dass ich meinen Partner nur nerve und einfach mal still sein sollte statt immer diese Beruhigung und Versicherung von ihm zu verlangen.
Es macht aber Sinn das ich mich so fühle, ich wurde als Kind fast immer ausgeschlossen, viele Freund*innen von mir wirkten immer so als ob sie keine Lust auf mich hätten. Auch in meiner Familie werden meine Bedürfnisse und Grenzen oft einfach ignoriert. Ich habe mich kaum jemals wie eine Priorität für jemanden gefühlt. Es ist also normal, dass in einer festen Beziehung alle diese Unsicherheiten so stark zum Vorschein kommen. Ich will einfach nicht mehr einsam sein, ich will jemanden haben, der mich wirklich wichtig fühlen lässt. Mein Partner gibt sich Mühe, aber es ist sehr oft vorgekommen, das ich einfach mehr Nähe brauche und das dann eben all diesen Stress in mir auslöst. Und am Ende bringe ich einfach schlechte Stimmung in die Beziehung. Ich gebe mir so Mühe nicht so zu sein, ich gene mir so Mühe einfach ruhig und still zu bleiben und einfach "normal" zu handeln, aber es geht nicht und es nimmt so viel Energie aus mir. Ich bi. Wirklich verloren und weiss nicht was machen.
Ich gehe schon in die Therapie (seit etwa einem Monat) und wie gesagt, ich arbeite aktiv an mir aber ich bin so alleine damit. Ich kann das nicht alles alleine, deshalb frage ich meinen Partner auch ob er mir helfen kann. Ich brauche Regelmässigkeit, ich brauche sehr viel emotionale Nähe und ich brauche es einfach zu wissen das alles in Ordnung ist, das man mich noch liebt und ich muss auch von meinem Partner wissen was er so ungefähr macht an einem Tag, ich glaube nicht das ich zu viel verlange.
Denkt ihr das ist richtig so? Sollte man wenn man eben "anxious" ist all das verlangen? Ich bekomme oft das Gefühl das ich genau das Gegenteil machen sollte, einfach ihm so viel Platz geben wie möglich, brav hier sitzen und keine Bedürfnisse haben. Aber das ist unnormal, das verletzt einfach mich und dir Beziehung. Ich bin sehr verloren, ich weiss wirklich nicht wie weiter. Ich habe alles das schon viele Male meinem Freund erklärt, aber irgendwie scheint es nichts zu helfen. Oder vielleicht bin ich so beschäftig mit dem Negativen das ich nicht sehe wie gut es wir haben? Ich weiss wirklich nicht wie weiter und nichts hilft. Ich kann mich nicht beruhigen, ich überdenke alles, egal wie hart ich versuche einfach ruhig zu bleiben. Ich schaffe es nicht mehr. Ich bin wirklich verloren und hoffe ihr könnt mir weiterhelfen und konkrete Vorschläge geben.
Unsere Antwort
Gut, dass du in einer Therapie bist. Ich gehe nämlich mit dir einig, dass du Unterstützung brauchst. Aber dein Freund kann diese Rolle nicht übernehmen. Er sollte das auch nicht. Das ist die Rolle deiner Therapeutin. Ich finde es für eine Beziehung nicht gut, wenn der Partner die Rolle des Therapeuten übernimmt.
Ich werde dir hier einige Dinge schreiben, die hart klingen. Ich tu das deshalb, weil ich sehe, dass deine Not gross ist, und dass es nicht so weiter gehen kann. Ich glaube auch, dass eure Beziehung keine Chance hat, wenn du so weiter machst. Und ich glaube, du spürst ganz richtig, dass die Lust deines Partners auf dich sinkt und er sich genervt fühlt.
Du glaubst nicht, dass du zu viel von deinem Freund verlangst. Ich finde, du verlangst viel zu viel von ihm. Das Problem liegt schon im Wort "Verlangen". Du kannst dir etwas wünschen. Das erlaubt ihm die Möglichkeit, zu entscheiden, ob er es dir geben möchten oder nicht. Verlangen aber heisst, er muss es machen. Lies nochmal, was du geschrieben hast, und schau, wie oft da das Wort "müssen" vorkommt. Müssen macht unfrei. Ich verstehe absolut, dass dein Freund sich kontrolliert und eingeengt fühlt. Wenn du so weiter machst, fürchte ich, treibst du ihn in den Wind.
Hat deine Therapeutin dich auf den Begriff "anxious attachment" gebracht? Du verwendest ihn wie einen Stempel im Pass, der bestimmt, wie du bist und was du brauchst. Das ist nicht zielführend. Dein Bindungsstil ist geprägt duch deine frühkindlichen Bindungserfahrungen. Er bezieht sich auf die Beziehung zwischen Kind und Eltern. Er ist ein Ausgangspunkt, von dem aus du Sicherheit in Beziehungen entwickeln kannst.
Du hast als Kind wenig Sicherheit und viel Einsamkeit erlebt. Das ist für ein kleines Kind schrecklich und sehr, sehr beängstigend. Ein kleines Kind ist bedürftig und braucht die Mutter, um es zu "ko-regulieren". Das heisst, es braucht die Mutter, um ihm Sicherheit und Geborgenheit zu spenden und um es zu trösten und ihm beizubringen, mit unangenehmen Gefühlen umzugehen. Dir wurde das offenbar nicht beigebracht. Sonst hättest du heute nicht so Probleme mit Angst oder Alleinsein. Du hättest einen Umgang damit gelernt und könntest dich selbst trösten. Dafür könntest du die Psychotherapie jetzt nutzen: Du kannst dort "nachlernen", mit dir und deinen Emotionen umzugehen und dich selbständig zu trösten und dir selbst Fürsorge und Geborgenheit zu spenden.
Denn als Erwachsene müssen wir das selbst können. Unsere Partner*innen sind nicht unsere Eltern, und wir sind nicht ihre Kinder. Du beschreibst deinen Freund und die Forderungen, die du an ihn hast, ein bisschen so als seist du ein Kind und er deine Mutter. Das ist eine sehr, sehr schlechte Voraussetzung für eine Beziehung. Dein Partner spürt das und wehrt sich dagegen.
Dein Partner spürt wahrscheinlich noch etwas anderes: Er fühlt sich von dir immer mal wieder ausgenutzt, instrumentalisiert. Wie ein Mittel zum Zweck. Wenn du ihn brauchst, um deine Angst geringer zu machen, nutzt du ihn tatsächlich aus. In dem Augenblick hast du wohl auch wenig Verständnis dafür, wie es ihm geht. Er "muss" auf eine bestimmte Weise funktionieren, damit du keine Angst haben "musst". Diese Art des Instrumentalisierens steht einer glücklichen Beziehung auch ziemlich im Weg.
Du bist nicht die einzige Person mit diesem Beziehungsmuster. Denn du bist ja auch nicht die einzige Person, die als Kind so verunsichernde Bindungserfahrungen gemacht hat. Und du kannst etwas tun, um dieses Muster zu überwinden und sicherer zu werden. Ich wünsche dir sehr, dass du mit deiner Therapeutin gut daran arbeiten kannst.
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Frage Nr. 34841 von 02.04.2022
Hallo,
ich bin 46 Jahre alt und habe eine Frage zu einem Problem mit meinem Freund, mit dem ich jetzt schon fast 3 Jahre zusammen bin.
Am Anfang unserer Beziehung hatten wir recht vergnügliche und manchmal auch wirklich lustige Zeiten miteinander im Bett und ich habe mich sehr entspannt und gut aufgehoben und sicher bei ihm gefühlt.
Da ich sehr spät im Leben erst meinen ersten Geschlechtsverkehr gehabt habe, bin ich mit ihm nie gekommen, aber das hat mich weiter nicht gestört. Ich dachte, mit Geduld würde das schon kommen.
Irgendwann habe ich ihm das anvertraut - damit er nicht denkt, ich spiele ihm was vor. Darauf kam die Antwort 'Spiel an dir selber rum, dann wird' s auch was. ' Seitdem reden wir über das Thema nicht mehr. Ich habe ihm auch irgendwann erzählt, was mir gefällt und wie er mich mehr erregen kann. Antwort war, er hat keine Lust auf jedes Mal bei Adam und Eva anfangen und reden beim Sex kann er auch nicht leiden und er hat nur Lust, wenn er wirklich entspannt ist - in der Nacht, nach den ersten Stunden Schlaf.
Seitdem schläft er nur noch mitten in der Nacht mit mir, wahrscheinlich, wenn er schon erregt aufwacht. Es gibt nur selten ein Vorspiel, das ist ihm wohl zu anstrengend. Irgendwann wollte ich ihm zeigen, wie er mich anfassen soll, damit es mir nicht unangenehm wird, da hat er mich weggeschubst und gesagt, ich soll's mir halt selber machen. Ganz oft haben wir dann GV wenn ich noch nicht bereit bin, manchmal auch, wenn ich noch nicht mal ganz wach bin.
Der Sex zwischen uns ist also nicht mehr besonders liebevoll. Ansprechen kann ich das Thema nicht, denn das macht ihn aggressiv. Er findet sich an der Situation unbeteiligt und meint, ich sei für meine Gefühle und für mein Empfinden beim Sex selber verantwortlich. - Gibt es eine andere Möglichkeit, das Problem anzugehen? Soll ich mich trennen?
Unsere Antwort
Selbstverantwortung ist tatsächlich das zentrale Thema in deinem Anliegen. Aber so, wie dein Freund das dir mitteilt, verdreht er das. Ja, du bist für deine Gefühle und dein Empfinden beim Sex selbst verantwortlich – du musst für dich sorgen. Aber er ist dafür verantwortlich, wie er mit dir umgeht, und ob er auf deine Wünsche und Bedürfnisse eingeht.
Du wiederum bist dafür verantwortlich, wie du damit umgehst, wie er mit dir umgeht. Du teilst ihm ja schon einiges mit, und das ist gut so. Du scheinst dich von ihm allerdings schnell entmutigen zu lassen. Du schreibst: "Ansprechen kann ich das Thema nicht, denn das macht ihn aggressiv." So kommst du nicht weiter. Nur weil ein Mann aggressiv wird, heisst das noch lange nicht, dass du schweigen musst. Eine gute Idee ist, dass du dich selbst besser regulierst in solchen Augenblicken. Das heisst, cool bleiben und sich nicht aus dem Konzept bringen lassen. Ruhig atmen und in leichter Bewegung bleiben, um aus der angespannten Stresshaltung herauszukommen.
Und dann: Schau mal, ob du mit Interesse in seinen Kopf hineinschauen kannst. Überleg dir mal: Warum wird er aggressiv? Ich könnte mir vorstellen, dass er sich verletzt fühlt in seinem (wohl ziemlich wackligen) Selbstbild, ein toller Mann und ein guter Lover zu sein (der eine Frau zum Orgasmus bringt…). Drum rechtfertigt er sich und greift dich an, statt Verantwortung dafür zu übernehmen, wie er sich dir gegenüber benimmt und wie er den gemeinsamen Sex gestaltet. Er merkt sicher, dass da etwas nicht stimmt, und dadurch lässt er sich verunsichern. Er ist (noch) nicht bereit, sich kritisch mit sich selbst und seiner Haltung dir gegenüber auseinanderzusetzen.
Klar ist auch, dass euer Sex für ihn stressig ist. Es klingt so, als habe er keinen Sex mit dir als Person, sondern er benutzt dich im Halbschlaf als Sexobjekt. Wenn er einen klaren Kopf hätte und genau bei dir hinschauen würde, würde er sich dabei viel zu sehr stressen. Überleg dir, warum du da mitmachst. Ein hilfreicher Spruch lautet: "Es gibt keine Opfer, nur Freiwillige". Was ziehst du daraus, wenn du beim Sex mitmachst, obwohl du noch nicht bereit bist? Was willst du damit bewirken (oder vermeiden)? Übernimm Verantwortung für dein Verhalten. Und für deine Haltung gegenüber ihm: Wenn du im Halbschlaf mit ihm Sex hast, hast du wirklich mit der Person Sex? Oder brauchst du ihn dann auch für irgend etwas? Für was?
Eine Möglichkeit ist jetzt gleich die Trennung. Aber möglicherweise blüht dir mit einem anderen Mann was ähnliches. Lies bitte unsere Tipps zur Entscheidung zur Trennung.
Eine andere Möglichkeit ist, dass du diese Beziehung als Übungsfeld nimmst. Egal wie der Ausgang ist, du lernst dazu. Ein Tipp ist, dass du deinem Partner mit gutem Beispiel voran gehst. Wenn du deinen Partner zu mehr Selbstverantwortung einladen möchtest, zeigst du ihm, dass du selbst Verantwortung für dich übernimmst. Konkret heisst das:
- Du sagst ihm, dass er recht damit hat, dass du selbst zuständig für deine Gefühle und dein Empfinden beim Sex bist.
- Du sagst ihm, dass du verstehst, dass der Sex jetzt für ihn stressig ist, weil du so unzufrieden bist.
- Du sagst ihm, dass du dich ans Üben machst, wie du dich beim Geschlechtsverkehr besser erregen kannst.
- Du machst dich ans Üben (zum Beispiel mit diesen Tipps, oder mit diesem Buch).
- Du machst grundsätzlich nicht mehr bei sexuellen Handlungen mit, für die du nicht bereit bist.
- Du übst, dich emotional zu regulieren, wenn es bei euch hart auf hart kommt.
- Du sagst ihm dass du ein Vorspiel brauchst, und dass du erst dann lustvollen Sex haben kannst, wenn du bereit bist.
- Du fragst ihn, was du tun kannst, dass die Stimmung auch am Tag für ihn entspannt genug für Sex ist.
- Du sagst ihm, du würdest gern mit ihm erforschen und lernen, was du schön findest.
- Du gewöhnst dir eine positive Sprache an, wenn du mit ihm über Sex redest.
- Du bist offen für das, was er mit dir tut. Du übst, dich beim Sex zu bewegen und dir deine Steicheleinheiten so zu holen -- egal welche Stimulation er dir anbietet.
Wenn du diese Tipps anschaust, dann merkst du, dass du deinem Freund in einigen Dingen entgegenkommst. Wenn du mit ihm eine Lösung des Problems erarbeiten möchtest, brauchst du die Haltung: "Ich schaue, wo das Problem bei mir liegt, und ich arbeite daran". Du tust das unabhängig davon, worin sein Teil liegt: Du bist hundertprozentig für dich verantwortlich und dafür, wie du ihn siehst und mit ihm umgehst.
Falls du gern liest, empfehle ich dir sehr das Buch "Konflikte im Kern gelassen lösen: Die Anatomie des Friedens" vom Arbinger Institute. Darin gibts wertvolle Tipps rund um das Übernehmen von Eigenverantwortung und das Lösen von Konflikten. Mehr Tipps zum Umgang mit Konflikten findest du auch in diesem Text.
Falls du dich da wirklich ins Zeug legst und investierst, und du stösst bei deinem Freund trotzdem auf Granit, ist eine Trennung eine eigenständige, eigenverantwortliche Folge. Du hast dann aber garantiert hilfreiche Werkzeuge für eine nächste Beziehung entwickelt.
Ich hoffe, diese Antwort regt dich an, die Situation auf neue Weise anzugehen. Gern kannst du uns wieder schreiben. Gib dann einfach diese Fragenummer an.
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Frage Nr. 34430 von 12.01.2022
Hallo Lilli
Ich bin weiblich und 21 Jahre alt. Seit mehr als 2 Jahren bin ich in einer Beziehung mit einem Mann der älter ist als ich (9 J. unterschied).
Wir wohnen seit über 1.5 Jahre zusammen und lieben uns sehr. Wir reden über alles und verbringen viel Zeit miteinander. Ich schätze es vor allem sehr, dass wir wirklich über alles reden können sowie auch die Sexualität. Er ist ein Mann, der wirklich jeden Tag das Bedürfnis hat, Geschlechtsverkehr zu haben und auch mit viel Abwechslung und action. Ich bin da eher anders...
Seit längerer Zeit kam das Thema auf, in Swingerclubs zu gehen oder privat Paare/Frauen/Männer zu treffen. Am Anfang war ich geschockt und konnte das nicht verstehen, da ich aus eher langweiligen Beziehungen komme. Trotzdem hatten wir viele Gespräche darüber, wobei ich selber auch gefunden habe, wir können es ja ausprobieren, denn ich finde es nicht toll etwas auszuschliessen, obwohl ich nicht weiss, ob es mir gefallen könnte oder nicht. Wir haben dann auf einer Plattform ein Profil gemacht und waren auch in Swingerclubs aber es gab immer schwierigkeiten. Am Angang musste ich nach einem Besuch weinen da ich mich so eklig gefühlt habe und danach auch die nähe meines Freundes nicht mehr haben wollte. Trotzdem wollte ich alles nicht einfach sein lassen, da ich mich oft automatisch sehr nach ihm richte damit es nicht zu Schluss der Beziehung kommt.
Da das Thema jetzt sehr präsent ist in der Beziehiung hatten wir auch schon oft Streit denn auch nach x Gesprächen mit ihm hatte ich immer wieder bedenken und meinungsschwankungen gegenüber diesem Thema welche dann bemerkbar wurden. Da er oft narzisstisch ist und nur das von sich sieht oder sehen möchte, endet vieles direkt in grossem Streit. Wenn ich ihm sage das Thema zu präsent ist in der Beziehung und es mir so nicht gefällt dann kommt er direkt "ich lösche jetzt unser profil direkt auf dieser plattform und hören mit allem auf". Und genau das möchte ich nicht. Auf die eine Seite gefällt es mir gedanklich wenn ich an Swingen denke oder Sex mit anderen zusammen. Aber im Realen leben fühle ich mich jetzt schnell abgeneigt zu meinem Partner weil ich irgendwie das gefühl habe, nur noch dieses Thema muss sein damit wir zusammen bleiben und ich probiere einfach mitzumachen damit wir unsere Beziehung nicht beenden.... wenn ich daran denke, dass ich eigentlich einfach mitmache und probiere ein lachen aufzusetzen bei diesem Thema dann wird mir klar das das nicht ok ist gegenüber mir selber. Wiederrum denke ich aber wieder daran, dass es vielleicht nur am anfang so ist, dass es mir nicht gefällt und dass es bestimmt noch kommt etc.
Ich weiss einfach nicht, wie ich mich gegenüber diesem Thema verhalten soll :( ich möchte nicht schluss haben und weiss auch, dass er nicht einfach schluss machen würde. Aber ich weiss, dass das Verhältnis direkt anderst sein wird und es irgendwann zu Schluss oder Fremdgehen führt, da er sehr sehr sehr viel wert auf den Sex legt. Und wenns nicht so ist, wie er möchte dann ja... wars das...
Unsere Antwort
Dein Freund und du haben andere Bedürfnisse, was Sex angeht. Er wünscht sich oft Sex und mit anderen Leuten, dir gefällt etwas anderes. Du hast auf diese Situation bisher reagiert, dass du dich deinem Freund anpassen wolltest. Dir war es wichtig, nicht einfach so Nein zu etwas zu sagen, das du nicht kennst. Das war mutig und eine schöne Geste. Du hast einiges ausprobiert, dabei aber gemerkt, dass dir gewisse Dinge nicht gut tun und gewisse Dinge nicht zu dir passen. Jetzt ist es vermutlich Zeit, deine Strategie zu ändern.
Es ist gut, wenn man im Leben ab und zu seine Komfortzone verlässt. Ständig ein Leben ausserhalb des eigenen Wohlfühlbereiches zu führen, tut aber nicht gut. Und im Moment wirkt es so, als ob das bei dir der Fall wäre.
Wenn du mit deinem Freund über die Situation redest, dann gibt es Streit und er macht Druck. Er gibt dir das Gefühl, dass du nur dann mit ihm zusammen sein kannst, wenn du das machst, was er will. Das ist keine gute Basis für eine Beziehung. Denn in eurer Beziehung soll es um beide gehen, nicht nur um einen.
Niemand ausser du selbst kann und darf bestimmen, welche Sexualität schön und richtig ist für dich. Mehr Sex und ausgefallener Sex zu haben ist nicht besser. Es ist einfach anders. Und dein Freund sollte genau so offen sein für deine Bedürfnisse, wie du für seine.
Lies doch mal den Text «Wieso Eigenständigkeit gut für die Beziehung ist». Dort erfährst du, warum es gut ist, verschieden zu sein und warum es wichtig ist, dass man sich für die eigenen Bedürfnisse einsetzt. Auch der Text «Hilfreiche Meinungen über Männer, Frauen und Sex» könnte dir weiterhelfen. Auch dort geht es um unterschiedliche Bedürfnisse und wie man damit umgeht. So oder so gilt: Die Bedürfnisse von andern ernster zu nehmen als die eigenen ist keine gute Strategie. Vor allem nicht, wenn es um Dinge geht, die einem nicht gut tun.
Das Wichtigste ist vermutlich, dass du weisst, dass du keinen Sex oder keine bestimmte Art von Sex mit deinem Freund haben musst, nur weil ihr euch liebt und weil ihr zusammen seid. Ihr sollt das zusammen teilen und erleben, was ihr beide wollt. Wenn du dich stattdessen ständig ihm anpassen willst, dann geht dir irgendwann die Puste für die Beziehung aus. Für sich selbst zu sorgen ist also nicht egoistisch, sondern gut und wichtig für die Beziehung.
Es klingt so, als ob du eigentlich ganz gut spürst, was dir gut tut und was nicht. Hör auf dieses Gefühl und sag deinem Freund, wo deine Grenzen liegen. Das wird vermutlich Mut und Energie brauchen. Aber wenn dich dein Freund nicht mit deinen Bedürfnissen und Grenzen annehmen kann und ernst nimmt, dann ist das auf Dauer keine gute Situation. Wenn ihr unterschiedliche Dinge wollt, dann seid ihr beide dafür verantwortlich, dass ihr eine Lösung findet und nicht nur du allein.
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Frage Nr. 34231 von 24.11.2021
Hallo liebes Lilli Team,
ich beziehe mich nochmals auf 34117. Vielen Dank erstmal für diese ausführliche Antwort! Es ging mir nach dem Lesen gleich besser... ich habe inzwischen auch noch intensiver hier auf der Seite herumgelesen und auch gesehen, wie viele Fragen ihr schon zum Vaginismus beantwortet habt. Mit den Fragerinnen konnte ich mich gut identifizieren und noch den einen oder anderen Tipp für mich mitnehmen. Toll auch, dass ihr geschaut habt nach Studien bezüglich der Wirkung meiner Medikamente. Natürlich plane ich, diese irgendwann abzusetzen. Aber eine Zeitlang waren die Schmerzen in der Scheide auch ohne Provokation so stark, dass ich meinem Beruf nicht mehr nachkommen konnte. Und ich habe Angst, wieder in so eine Situation zu kommen und möchte deshalb die Medikamente erst absetzen, wenn cih "ganz gesund" bin und somit keine "Gefahr" mehr droht.
Ihr habt geschrieben, dass nun mein Freund dran sei mit dem Lernen (auch wenn ich natürlich auch noch viel weiterarbeiten muss, noch ist es ja trotz des Meilensteins noch ein weiter Weg). Das stimmt schon, und ich habe auch das Gefühl, dass er prinzipiell dafür offen ist und das Buch, das ihr für ihn empfohlen habt auch kaufen wird. Jedoch merke ich innerlich, dass er zweifelt. Er ist ja kein "Teenie" mehr sondern fast vierzig, schließlich bin ich ja auch nicht mehr ganz jung... Und bisher war eben seine Erfahrung mit den Ex- Freundinnen, dass deren Vaginen genug Druck bieten konnten für seine Befriedigung, obwohl er ja bei sich selbst mit so viel Händedruck arbeitet....
Ich spüre irgendwie seinen Zwiespalt, mich einerseits weiter unterstützen zu wollen und für mich auch an sich selbst zu arbeiten, aber dann doch nicht ganz glaubt, dass ich wirklich keinen Einfluss auf sein Empfinden habe, weil er ja mit den Exfreundinnen anderes erlebt hat. Die waren "eng" genug und die eine "weite" konnte so anspannen, dass er was gespürt hat....
Versteht ihr was ich meine? Ich weiß jetzt nicht, wie ich ihn unterstützen kann diesen Zwiespalt aufzulösen.... ein kurzes googeln ergab nämlich zu allem Übel, dass die Frau einen Einfluss habe.... Auf einer postpartum Schwangerschaftsseite stand, dass der Levator Ani Muskel dafür verantwortlich sei und dass dieser nach der Ausweitung durch die Geburt so trainiert werden kann, dass es wieder "eng" und für den Partner lustvoll wird. Es sei denn, selbiger ist abgerissen, dann bleibt es lose... Nun, also müsste ich nur meinen Levator Ani trainieren und dann würde ich so eng wie die anderen? Aber wie gesagt, mir tun Beckenbodenkräftigungen weh und die Ostheopathin riet mir ab.
Also meine Rückfrage ist ganz konkret:
1) Mit welchem Argument könnte ich ihn vollends überzeugen, dass ich wirklich keinen Einfluss darauf habe? Weil es glatte Muskulatur ist und die nicht willentlich gesteuert werden kann?
2) Oder ist es einfach so, dass man von Natur aus "eng" oder "weit" ist und darauf eh keinen Einfluss hat und ich eben einfach Pech habe und zu den weiten gehöre? (Was ja auch ein Argument wäre)
Danke schonmal!
Unsere Antwort
Ich antworte mal etwas anders, als du es vielleicht erwarten würdest:
Nehmen wir einfach mal an, du hast einen Einfluss auf sein Erleben beim Geschlechtsverkehr. Also: wenn du sehr doll anspannst, spürt er mehr.
Dann haben wir noch weitere Faktoren: Deine Physiotherapeutin rät dir stark vom Anspannen ab. Du merkst auch selbst, dass dir das Anspannen weh tut. Du gehst davon aus, dass es dir eher schadet als nützt.
Wofür entscheidest du dich dann? Nimmst du in Kauf, dass du leidest, weil er dann etwas mehr spürt beim Geschlechtsverkehr? Oder setzt du dich dafür ein, dass ihr andere Wege findet?
Tatsache ist: Dein Freund kann und muss lernen, was und wieviel er in deiner Vagina spürt. Dadurch, dass er älter wird, geht eine gewisse Sensibilität zurück, und er muss die Fähigkeit üben, gut zu spüren. Dafür waren die ganzen Übungstipps, die ich dir angegeben habe. Freilich sagt er, die Frauen früher waren schmaler gebaut. Das hören wir in der sexualtherapeutischen Praxis viel. Das heisst einfach: Er hat mehr gespürt und meinte, sie sei schmaler. Glaub mir: Wenn es bei dir brennt, während der Penis in der Vagina ist, ist es in deiner Vagina sehr eng.
Du wirst im Internet vieles lesen darüber, dass die Vaginen von Frauen weiter oder zu weit werden. Das ist ganz selten der Fall, zum Beispiel nach Geburten. Viel häufiger ist aber dass die Männer nicht (mehr) so viel spüren.
Und nun nochmal zurück zu dem, was ich eingangs geschrieben habe: Du bist schnell bereit, das Problem bei dir zu sehen. Und du lässt dich beirren durch das, was dein Freund sagt. Meine dringende Empfehlung aus sexualtherapeutischer Sicht ist, dass du das Problem bei deinem Freund siehst. Zeig ihm doch mal diesen Text und diesen Text als Argumentation, dass er jetzt unbedingt mit dem Üben beginnen soll.
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Frage Nr. 34128 von 16.11.2021
Hallo liebes Lilli-Team.
Danke für Eure Arbeit.
Meine jetztige Freundin(W37) ist die erste Freundin, die ich(M27)je hatte und auch die erste, mit der ich Sex hatte.
Ich liebe sie über alles, wir haben eine sehr zärtliche, von Nähe geprägte Beziehung und wir reden über eigentlich alles offen und ehrlich.
Das Problem:
Sie nimmt seit einigen Jahren SSRI-Antidepressivia und weitere Medikamente, die ihre Empfindsamkeit reduzieren, sodass der Sex für sie keine wirkliche Bereicherung darstellt. Ich habe öfters eher das Gefühl, dass wir Sex haben, damit ich befriedigt werde. Ich habe halt noch das Verlangen nach viel und aufregendem Sex - mit IHR, wohlgemerkt.
Wir sprachen über das, was los ist und sie sagte mir, dass ihr der Sex früher viel mehr Spaß gemacht hat, vor allem, wo sie noch Bauchtanz gemacht hat und sie, laut ihrer Aussage, deshalb auch viel mehr gespürt hat.
Sie versichert mir stets, dass es nicht mit mir, meiner Anatomie, der Technik, meiner Hingabe und Zuwendung zu tun hat.
Sie verspricht mir deshalb nun seit mittlerweile 6 Monaten, dass sie an ihrem Beckenboden arbeiten wolle (beim Trampolinspringen hat sie Inkontinenzprobleme), woraufhin ich uns die Bücher von der Frau Schiftan (lG, ich finde die Bücher super) gekauft und nachdem ich sie gelesen, ihr hingelegt habe.
Leider passiert nichts und ich weiß, dass man einen Menschen nicht ändern oder zu etwas zwingen kann.
Aber irgendwie ist es doch enttäuschend und auch verletztend (ich bin sehr sensibel), weil ich mir dann denke, dass es ihr doch nicht so wichtig ist.
Dazu kommt für mich das Problem, dass sie mir mittlerweile von 16 Männern erzählt hat, mit denen sie Sex hatte, während sie noch "fit" und gesund war und ihr der Sex mehr gab, obwohl sie immer wieder betont, dass das alles keine Bedeutung hat im Vergleich zu der Liebe, die sie mir mich empfindet, was ich ihr auch glaube.
Nur jedes Mal, wenn sie eine Geschichte aus ihrer Vergangenheit erzählt, frage ich mich, ob jeder darin vorkommende Mann auch mit ihr Sex hatte und in den Genuss kam, der mir sozusagen verwehrt bleibt.
Jetzt habe ich die Idee, dass sie mir einmal von allen Männern kurz erzählt,mit denen sie was hatte, damit mich dieser Zweifel und die Eifersucht in Ruhe lassen, wenn sie mal wieder was aus ihrem eigentlich spannenden Leben erzählt.
Was ich aber eigentlich glaube ist, dass, wenn wir ähnlich guten Sex hätten, mich das nicht stören würde, was früher gewesen ist.
Aber auch hier, so glaube ich, ist sie am Zug und ich würde sie gerne dabei unterstützen, weil sie mir menschlich so ungemein wichtig ist.
Sie hat mir auchmal gesagt, dass ich mich ruhig mit anderen Frauen ausprobieren soll.
Das will icheigentlich nicht, zum einen, weil ich weiß, dass es sie doch verletzten würde und zum anderen will ich nur schönen Sex mit ihr, weil wir es sind, die diese emotionale Verbindung haben, und da irwelche ONS oder Affären dem nicht nahekämen.
Und gleichzeitig merke ich, dass meine Sehnsüchte nach schönem Sex immer wieder dazu führen, dass ich mir dann doch Sex mit anderen vorstelle, weil mein Kopf weiß, dass das mit meiner Freundin nicht klappt und dementsprechend die Fantasien nicht funktionieren.
Was kann ich tun? Wie kann ich einen Umgang mit dieser Sache finden?
Was könnte ich meiner Freindin mit aufn Weg geben?
Mich quält das oben Beschriebene schon sehr lange und gleichzeitig mache ich mir Vorwürfe, dass ich scheinbar so "sexfixiert" bin, was aber eigentlich nicht stimmt, weil das Schönste für mich eigentlich das Kopf-an-Kopf-Liegen auf der Couch ist.
Vielen Dank für das,was Ihr tut, allein die Möglichkeit, seinen Schmerz mal von der Seele zu schreiben, tut gut.
Ich hoffe nur, die Ausführen sind nicht zu lang
Unsere Antwort
Es ist ok, dass du gern viel und aufregenden Sex haben möchtest. Du bist deshalb nicht «sexfixiert». Du kümmerst dich ganz einfach um etwas, das dir wichtig sind. Die spannende Frage ist, wie du das am besten machen kannst. Denn wenn es um Lebensbereiche geht, die beide Partner betreffen und die den Einsatz von beiden brauchen, ist es oft gar nicht so einfach, rauszufinden, wer was kann, soll oder sogar muss. Oder eben auch nicht.
Paarsex ist ein gutes Beispiel für einen Lebensbereich, für den es beide braucht. Es geht um die Wünsche, Bedürfnisse und Möglichkeiten von beiden. Weil man bei diesen Dingen oft unterschiedlich denkt und unterwegs ist, ist es manchmal ganz schön knifflig, sich einig zu werden.
Im Moment scheint es eine ziemlich lange Liste von Dingen zu geben, die deine Freundin deiner Ansicht nach tun müsste, damit euer Sexleben gut ist. Gleichzeitig scheint in ihrem Leben viel los zu sein. Da kann so eine Liste ziemlich einschüchternd oder sogar belastend sein.
Du schreibst, dass du weisst, dass man Menschen nicht ändern kann und Grenzen respektieren soll. Etwas zu wissen und es dann auch zu leben, sind aber zwei verschiedene Paar Schuhe. Es ist menschlich, dass du enttäuscht bist, wenn deine Wünsche nicht erfüllt werden. Es ist aber ganz wichtig, dass jeder Mensch selbst für sein Leben verantwortlich ist und auch bleiben darf. Weil wenn aus Wünschen, Ansprüche und Forderungen werden, dann ist das heikel.
Ich habe einen Vorschlag: Mach eine Liste mit allen Dingen, die es aktuell anzupacken gäbe. Frag dich dann, wer jeweils für diese Dinge zuständig ist. Was liegt in deiner Verantwortung? Was liegt in der Verantwortung deiner Freundin? Was liegt gemeinsam in eurer geteilten Verantwortung? Vermutlich wirst du einige Dinge finden, die zwar stark euch beide betreffen, die aber in der Verantwortung deiner Freundin liegen. Beispielsweise, wenn es um den Körper deiner Freundin geht. Solche Themen sind in einer Beziehung oft ziemlich Knacknüsse. Denn nur weil man von etwas stark betroffen ist, heisst es nicht, dass man auch Kontrolle darüber hat oder die Kontrolle darüber übernehmen darf.
Es ist gut, dass du dich über die Themen deiner Freundin informiert hast. Ich bin sicher, dass es dir dabei nicht nur um dein Glück ging, sondern ganz stark auch um ihres. Jetzt ist es wichtig, dass die Entscheidung, was sie mit deinen Ideen und Vorschlägen macht, trotz allem bei ihr bleibt.
Es ist immer leichter, über fremde Probleme nachzudenken und Vorschläge zu fremden Herausforderungen zu machen, als wenn man selbst direkt verantwortlich ist. Du magst die Kurse und Bücher, die du vorschlägst, als Hilfe verstehen. Wenn sie zu einem Signal an deine Freundin werden, das sagt «Hey, es wäre doch ganz leicht» oder «Hier, das musst du unbedingt noch tun», dann nimmst du deine Freundin, vielleicht ohne es zu merken, nicht ernst. Denn wenn sie etwas ganz leicht ändern könnte und wollte, dann hätte sie es vermutlich schon getan. Die beste Unterstützung ist im Leben manchmal viel sanfter und passiver, als wir glauben. Zuhören und einfach nur Dasein helfen oft mehr, als viele Änderungsvorschläge zu machen und Meinungen zu teilen. Ausser natürlich, man wird danach gefragt.
Was aber heisst das für dich, für dein Glück und für deine Wünsche? Weil die sind auch wichtig! Überleg dir, was du selbst tun kannst, damit es dir mit deiner Sexualität gut geht. Sexualität kannst du nicht nur mit deiner Freundin leben, sondern auch mit dir selbst. Es kann spannend sein, mehr über die die eigene Solosexualität zu lernen. Dazu brauchst du niemanden, ausser dich selbst.
Überleg dir sorgfältig, wo deine Grenzen liegen, was eure Sexualität angeht. Wenn man im Leben nicht das bekommt, was man sich eigentlich wünscht, dann muss man sich fragen, mit was man denn im Minimum leben kann. Das heisst nicht, dass das dann für immer so bleibt, aber nicht alles lässt sich hinbiegen. Besonders dann nicht, wenn die andere Person anders sein müsste.
Mehr Gedanken zum Thema Wünsche und Bedürfnisse in Beziehungen findest du in diesem Text.
Ein anderes Thema ist die sexuelle Vergangenheit von deiner Freundin. Es ist nicht fair, wenn du ihr diese Vergangenheit vorwirfst und darin rum stocherst. Jeder Mensch hat ein Recht auf eine Vergangenheit und auf Privatsphäre. Vielleicht erhoffst du dir, dass du Frieden mit der Vergangenheit deiner Freundin findest, wenn ihr alle Männer durchgeht, zu denen deine Freundin Kontakt hatte. Aber erstens schuldet dir deine Freundin diese Art Offenheit nicht und zweitens ist offen, ob durch diese Kontrolle deine Ängste und Zweifel weggehen. Kontrolle hilft nämlich selten richtig gut gegen Angst und Eifersucht. Weil man nie alles kontrollieren kann, dreht man sich schnell im Kreis und Ängste und negative Fantasien werden noch grösser.
Was gut gegen Eifersucht hilft, ist Selbstsicherheit. Wir haben ganz viele Beratungstexte zu diesem Thema.
Du schreibst, dass dich die früheren Partner deiner Freundin nicht stören würden, wenn ihr ähnlich guten Sex hättet. Ich zweifle, dass das so einfach ist. Mit dem Vergleichen ist es nämlich ein bisschen wie mit dem Kontrollieren. Man denkt, dass es eine gute Idee ist, aber wenn man es dann macht, hat man nicht besonders viel davon. Oft wird es sogar noch unangenehmer. Du und deine Freundin führen eure ganz eigene Beziehung. Deine Freundin ist mit dir zusammen und nicht mit jemand anderem. Wenn du dich und euer Sexleben mit anderen vergleichst, dann ist es schwierig, das zu spüren und zu geniessen, was ihr tatsächlich habt.
Du und deine Freundin sprechen offenbar auch über das Thema andere Partner. Da ist es gut, wenn ihr beide ganz klar wisst, was ihr wirklich wollt und das offen kommuniziert. Sonst gerät ihr in eine offene Beziehungssituation, ohne euch wirklich sicher zu sein, dass das zu euren Bedürfnissen passt.
Wenn ich dich richtig verstehe, dann möchtest du treu sein, bist aber unsicher, weil du Fantasien hast, in denen andere Frauen vorkommen. Solche Fantasien zu haben ist in Ordnung. Deine Gedanken und deine Fantasien gehören dir. Sie können ganz wichtig sein für deine sexuelle Erregung. Es ist also etwas Gutes, dass du sie hast. Entscheidend ist, dass du weisst, was Fantasie ist und was du wirklich tun willst. Und ich denke, das kannst du.
Du schreibst, dass die Fantasien mit deiner Freundin nicht funktionieren, weil dein Kopf sagt, dass der Sex mit ihr nicht klappt. Hier ist es wichtig, dass du weisst, dass du keine bestimmten Fantasien haben musst. Fantasien sind auch etwas anderes, als Erinnerungen oder Pläne. Du musst dir nicht deine Freundin vorstellen, wenn du das nicht möchtest. Kann es sein, dass du vielleicht sehr hohe Erwartungen hast an diese Fantasien? Lies doch mal die Infos über Fantasien in diesem Text.
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Frage Nr. 33364 von 11.07.2021
Spielt der Altersunterschied eine Rolle in der Beziehung?
Wir sind 17 Jahre auseinander, 26 und 42 Jahre alt
Unsere Antwort
Deine Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Wenn du die jüngere Person bist, dann hat dein*e Partner*in 17 Jahre mehr Lebenserfahrung und vielleicht auch mehr sexuelle Erfahrungen machen können. Ob sich eine Person über eigene Bedürfnisse und Grenzen bewusst ist, darüber sagt das Alter manchmal wenig aus.
Wichtig ist immer, offen darüber zu sprechen wie das Miteinander und Freiräume in der Gegenwart gestaltet werden können. Und es kann auch wichtig sein, einen Blick in die Zukunft zu werfen. Hat die jüngere Person beispielsweise einen Kinderwunsch, die ältere Person hat mit dieser Lebensplanung aber vielleicht schon abgeschlossen? Möchte eine Person in eine weit entfernte Stadt ziehen, die andere Person aber vielleicht lieber in der Nähe der Eltern bleiben, um diese im Alter zu unterstützen?
Es gibt also durchaus Themen, die nach der ersten Phase der Verliebtheit wichtig sein können, um ein gemeinsames Lebensprojekt zu entwickeln. Das trifft aber auf alle Beziehungen zu, unabhängig von Altersunterschieden. Falls du konkrete Fragen oder vielleicht Sorgen hast, die dich zum Thema Altersunterschied bewegen, dann teile sie uns gerne mit. Vielleicht interessiert dich auch unser Kapitel Tipps für bessere Liebesbeziehungen.
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Frage Nr. 33146 von 22.06.2021
Ich bin 59 Jahre männlich und meine Frau 58. nach der Geburt unseres Sohnes vor 25 Jahren hatte sie immer weniger Lust auf Sex mit mir. Vor 20 Jahren hat sie es nun völlig eingestellt Geschlechtsverkehr mit mir zu haben. Dabei befriedigt sie mich nur noch mit der Hand, bis ich ein Samenerguss habe. Oralverkehr lehnt sie auch ab. wäre mal was anderes als immer Hand anlegen.
Verstehe es nicht das sie keine Lust auf Geschlechtsverkehr hat, konnte es früher kaum erwarten mir die Kleider vom Körper zu entfernen und mit mir Geschlechtsverkehr zu haben. Bei mir dauert es auch immer länger, bis der Penis, beim Bearbeiten mit der Hand steif wird.
Dauert es dann mal länger bis er steif wird, beschimpft sie mich das ich nun endlich kommen soll, manchmal hört sie dabei auf und ich befriedige mich dann weiter bis zum Höhepunkt selbst . Manchmal dauert es bis zu 3-4 Wochen bis sie mir wieder den Penis in die Hand nimmt und mich befriedigt. Mache es mir bei so langer Wartezeit dann selber. Immer muss ich fragen, ob sie mich mit der Hand befriedigt, Sex will sie auf keinen Fall. Hab schon oft überlegt ob ich mir eine künstliche Scheide im Sexshop holen soll. Hab sie darauf angesprochen hat nicht reagiert.
Auch zu einen Sexualtherapie will sie nicht. Frauenarzt geht sie auch seit längeren nicht mehr. Zum Rücken-und Fußmassage kommt es öfters wenn es ihr weh tut nach der Arbeit. Aber auch weiteres Streicheln am Körper lehnt sie ab. Besonders Intimbereich und Brust. Hab sie auch schon gefragt ob sie denn bei sich keine Selbstbefriedigung macht? Nein hat keine Lust darauf, Und ob es Sie nicht stört wenn ich mich selber befriedige. Nein soll ich machen!! Schaut dabei nicht zu. Mache es im Bett.
Bitte um Eure Hilfe Danke!
Nur Selbstbefriedigung und Handanlegen von der Ehefrau ist langweilig und nicht schön!
Unsere Antwort
Deine Frau möchte keinen Sex mit dir. Du bist unzufrieden. Weiss deine Frau, wie unglücklich und unzufrieden du bist? Wenn sie es nicht weiss: Sag es ihr bitte. Vielleicht ist sie bereit, etwas zu tun, wenn du ihr klipp und klar sagst, wie sehr du leidest.
Wenn sie es weiss und trotzdem nichts macht, hat sie vielleicht überhaupt keine Hoffnung, dass ihr irgend etwas helfen könnte. Da könntest du ihr sagen, dass sie etwas machen kann. Sie kann lernen, mehr Spass am Geschlechtsverkehr zu haben. Da gibt es viele Möglichkeiten. Zum Beispiel das Buch "Coming soon", oder eine Sexualtherapie nach Sexocorporel-Ansatz. Frag sie doch mal, warum sie nichts machen möchte.
Vielleicht ist es ihr auch egal, wie sehr du leidest. Vielleicht ist eure Beziehung nicht so gut. Dann wäre eine Paartherapie sinnvoll. In einer Paartherapie könntet ihr auch schauen, wie ihr die sexuellen Problem und die Beziehungsprobleme auf eine möglichst gute Weise löst.
Du fragst dich, ob du eine künstliche Vagina kaufen sollst. Ja, das ist sicher eine gute Idee. Schau mal, was du für dich machen kannst, dass es dir besser geht. Du hast 20 Jahre lang etwas mitgemacht, das nicht schön ist. Ich finde, du könntest dein Selbstbewusstsein etwas aufbauen. Ich empfehle dir das Buch Klappt's?. Das ist für Männer sehr aufbauend. Ausserdem stehen darin Übungstipps, wie du besser zum Orgasmus kommen kannst.
Stell dir vor, ein anderer Mann würde zu seiner Frau gehen und sagen: "Schau, ich habe dich nicht geheiratet, dass wir wie Wohngemeinschafts-Partner miteinander leben. Ich will von einer Beziehung mehr. Ich will Zärtlichkeit und Sexualität. Wenn du das nicht möchtest, suche ich nach einer Lösung für mich selbst. Das heisst, dass ich vielleicht eine Aussenbeziehung eingehen werde. Und wenn du das nicht willst, ist wohl die Trennung die einzige Lösung."
Es ist oft so, dass ein Ehepartner erst dann bereit ist, etwas zu tun, wenn der andere ein Ultimatum setzt. Zum Beispiel: "Entweder wir machen eine Paartherapie, oder ich gehe". Aber so ein Ultimatum setzt du erst, wenn du auch bereit bist, wirklich Konsequenzen zu ziehen.
Überleg dir, warum du ihr so etwas nicht sagst. Was holst du dir aus der Beziehung, dass du immer noch mit ihr zusammen bist? Was wäre, wenn du die Beziehung nicht mehr hättest? Mangelt es dir an Selbstsicherheit? Vielleicht könntest du auch ein Coaching oder eine Therapie brauchen?
Überleg dir: Du bist 59. Du hast vielleicht noch viele Jahre Leben vor dir. Es lohnt sich nicht, länger unglücklich zu sein.
Vielleicht möchtest du uns nochmal schreiben, falls du nicht weiterkommst. Gib dann einfach die Nummer dieser Frage an.
Schau dir mehr Antworten und Infotexte an zum Thema
Frage Nr. 33077 von 16.06.2021
Liebes Lilli-Team
Ich (m24) hatte noch nie eine Beziehung, noch keinen Sex, noch keinen Kuss. Das nagt zusehends an mir und ich bin hin und her gerissen.
Einerseits die eine Seite von mir, welche so schnell wie möglich Sex möchte. Da swipe ich mich dann rasend durch Online Dating Profile, fühle mich danach aber schlecht, weil ich so oberflächlich bin und nur das eine möchte. Es fühlt sich im Nachhinein falsch gegenüber all diesen Menschen an, diese einfach so schnell nach rechts oder links zu wischen. Häufig endet so eine Phase dann in einem Pornokonsum, weil ich da den "Sex" bekomme. Leider führen die Bilder zu einer Fixierung aufs Äussere und einem so grossen Gefälle zwischen dem was ich da anschaue und dem was ich selber schon erlebt habe. Die Lust auf schnellen Sex kommt vielleicht auch von den Pornos, ich weiss gar nicht ob ich als so unerfahrene Person überhaupt für so unverbindlichen Sex gemacht bin.
Andererseits die romantische Seite, welche sagt, dass es schon gut kommen wird und ich zuerst mit mir klarkommen (im Reinen sein) muss bevor ich mit einer anderen Person etwas erleben kann. Die Seite, welche sich eine Beziehung wünscht, wie sie so viele andere haben. Diese Seite ist unglücklich über die "Rückfälle" der ersten Seite, wäre so gern einfach der schüchterne Junge, dem die schöne Frau per Zufall dann doch begegnet. Irgendwie fände ich es schön, Schritt für Schritt mit einer Frau die verschieden Sachen (Küsse, Sex und Beziehung) zu entdecken. Viele Frauen sind vielleicht schon erfahrener als ich. Ich hoffe, dass es eine Frau gibt, welche all diese Sachen langsam mit mir entdecken könnte. Nur denke ich jeweils, dass alle diese coolen und hübschen Frauen sich nicht auf einen Anfänger wie mich einlassen wollen.
Ich sehe so oft, so viele schöne Frauen in der Stadt, auf dem Zug, im Tram. Oft kommt es mir aber vor, sie würden mich gar nicht wirklich bemerken und seien "zu cool" und würden mir die kalte Schulter zeigen, weil sie mein Verlangen spüren und sie das abschreckt. Vielleicht sieht man mir meine Unerfahrenheit also an. Ich glaube manchmal hätte ich den Mut eine Frau anzusprechen, es hindern mich dann zum Teil die Gedanken an meine erste Seite, welche mir sagt:
-Nach solchen Sachen die du da gemacht hast (Pornos und rasendes Swipen) hast du es gar nicht verdient eine Freundin zu haben. Du kannst ja gar nich mehr ehrlich sein und wenn du ihr von diesen Sachen erzählen würdest, wäre das sehr schlimm für sie.
Ich habe deshalb mehrere Fragen und bin froh, wenn ihr mir ein paar davon evt. beantworten könntet:
- Kann eine Frau meine Handlungen verstehen und sogar akzeptieren? (Ich denke es gibt doch auch Frauen, welche ähnliche Sorgen haben)
- Würde sie meine Einsamkeit, die Pornos und das Swipen verstehen können?
- Bevor ich eine Frau anspreche: Wird sie mir mit Blickkontakt oder so Signale senden, dass ich auf sie zugehen darf/kann?
Merci vielmal schon jetzt für eure Antwort und liebe Grüsse
Unsere Antwort
Toll, wie du beschreibst, was in dir vorgeht. Du beobachtest dich genau und kannst sehr gut beschreiben, wonach du dich sehnst. Du scheinst auch wirklich sehr viel Anstand und Achtung vor Frauen zu haben und kannst zwischen Fantasie und Wirklichkeit unterscheiden.
Andererseits schreibst du wirklich ziemlich abwertend über dich selbst. Wie wär's mit der Haltung: "Ich bin ein junger attraktiver Mann, der Lust auf Sex hat. Bisher hab ich noch keinen Weg gefunden, dieser Lust Ausdruck zu verleihen, aber ich will mich darum kümmern."?
Aus deiner Beschreibung scheint es mir so, als überwiegt dein Wunsch nach einem langsamen Entdecken. Bei unverbindlichem Sex hast du eher Zweifel, ob das etwas für dich ist. Und das ist okay so. Unverbindlicher Sex kann dich trotzdem in der Fantasie begeistern. Und vielleicht willst du das später noch ausprobieren, wenn du andere Erfahrungen gemacht hast. Das steht dir weiter offen.
Die gute Nachricht ist: Es gibt Frauen, die Lust auf langsames Entdecken haben. Darauf kannst du dich verlassen. Selbst wenn eine Frau mehr Erfahrung hat, kannst du es ihr schmackhaft machen, sich mit dir langsam vorzutasten. Wie könnte das gehen? Viele Frauen schätzen es, wenn ihre Partner offen und ehrlich sind mit dem, was sie sich wünschen.
Ich lese in deiner Beschreibung, dass du dir als Verführer nicht so viel zutraust. Wie kannst du dich in einer aktiveren Rolle sehen – Ein Mann, der sich bemerkbar macht bei den Frauen, die ihm gefallen? Wie wär das? Du hast mit deiner Fantasie eine tolle Ressource, die du nutzen kannst. Was könntest du dir anstelle vom schüchternen Jungen vorstellen? Wie sieht ein Szenario aus, in dem du beim Verführen Erfolg hast? Damit kannst du dich regelmässig beschäftigen. Stell dir vor, es läuft gut. Das stärkt dein Selbstvertrauen. Mehr Tipps dazu findest du in unseren Texten «Wieviel Selbstsicherheit braucht ein Mann für das Verführen?» und «Selbstsicherer werden: Tipps für Männer».
Auf die Gefahr hin, dass ich dein Bild von Frauen nachhaltig erschüttere: Es gibt genug Frauen, die genau wie du schonmal auf Dating-Apps unterwegs waren und die sich Pornos anschauen, weil sie jetzt richtig Bock auf schnell verfügbaren Sex haben. Ausserdem musst du dich einer Frau nicht auf diese Weise offenbaren, wenn du das nicht möchtest. Für eine gute Beziehung braucht es keine völlige Transparenz. Was möchtest du erzählen und was nicht? Und wann würdest du es erzählen wollen?
Mein Tipp: Häng dich nicht so sehr an den abwertenden Gedankenspiralen auf, sondern tu etwas, damit du dich gut in deiner Haut fühlst. Dazu gehört auch, solchen negativen Gedanken nicht so viel Raum zu überlassen. Was könnte dir sonst noch helfen?
Wieso wünschst du dir eindeutige Signale, bevor du auf eine Frau zugehst? Damit du dir Aufregung und Unsicherheit ersparst? Das wird leider nicht funktionieren. Solche Gefühle gehören einfach dazu. Und du mutest ihr ja nichts zu, wenn du einfach nur nett mit ihr in Kontakt kommst. Kannst du dir vorstellen, dass sie es schätzt, dass du das Gespräch mit ihr suchst, sich sogar darüber freut, dass du Zeit mit ihr verbringen möchtest?
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